Wir können vor Wut heulen oder tief-traurig schluchzen. Wir können leise in uns hieinweinen oder vor Angst wimmern. Sind wir überwältigt von Freude oder Schmerz, können uns ebenfalls die Tränen kommen. Je nach Art des Weinens reagiert auch unser Gegenüber: verunsichert, selbst traurig und tröstend, mitfühlend, schweigend oder genervt. Patholgisches Weinen bei schweren psychischen oder hirnorganischen Störungen erkennen wir in der Regel rasch – es ist mitunter monoton, unpassend und irritierend. Weinen vor Trauer setzt voraus, dass wir uns selbst als eigenständiges Wesen begreifen und Trennung erleben können. Wir weinen, wenn wir etwas oder jemanden verlieren. Mütter stellen manchmal einen Zeitpunkt fest, an dem das Schreien des Babys in ein Weinen aus Trauer übergeht.Weiterlesen
Wenn wir richtig traurig sind und weinen, dann können wir uns nach einer Weile etwas beruhigen und das Weinen hört auf. Doch dann kommt eine neue Welle und wir müssen wieder schluchzen. Bei Panikattacken ist es ähnlich: Die Panikattacke schwillt an, bleibt auf einem Plateau, lässt nach Minuten etwas nach und beginnt wieder von vorne. Auch bei Übelkeit und Erbrechen können wir diese Wellen spüren. Das vegetative Nervensystem spielt hier eine große Rolle. Weiterlesen
Sind Psychotherapeuten in der Therapie ergriffen, können auch ihnen die Tränen kommen. Die Psychologin Amy Blume-Marcovici und Kollegen der Alliant University in San Diego (USA) haben 2013 eine Studie durchgeführt, in der sie 648 Therapeuten befragen. 72% gaben an, als Therapeut/Therapeutin schon einmal geweint zu haben, wobei die erfahreneren Therapeuten häufiger weinten als solche mit weniger Berufspraxis. Interessant dabei: Männliche und weibliche Psychotherapeuten gaben etwa gleich häufig an, in der Therapie zu weinen.
Blume-Marcovici, Amy C.; Stolberg, Ronald A.; Khademi, Mojgan
Do therapists cry in therapy?
The role of experience and other factors in therapists‘ tears.
Psychotherapy, Vol 50(2), Jun 2013, 224-234.
http://dx.doi.org/10.1037/a0031384
Dieser Beitrag erschien erstmals am 28.1.2016
Aktualisiert am 27.3.2023
Das Weinen hat eine wichtige Funktion. Ähnlich wie beim Lachen entspannen sich beim Weinen die Muskeln. Es wird etwas „abgeführt“, das Weinen erleichtert uns normalerweise. Menschen mit Depressionen berichten jedoch oft, dass sie das Weinen anstrengend finden. Es ist, als hätte es seinen Sinn verloren. Manche Menschen sprechen von „Traurigkeit“, wenn sie von Depression sprechen. Tatsächlich ist die Depression aber oft eher eine Unfähigkeit, Trauer zu empfinden und traurig zu sein. Auch andere „negative“ Gefühle können in der Depression schlechter wahrgenommen werden. Stattdessen macht sich oft Gefühllosigkeit, Gelähmtheit, Erschöpfung und eine Starre breit. Weiterlesen