wie groß unsere kriegsangst ist, hängt auch davon ab, wie alt wir sind, ob wir selbst schon krieg und flucht erlebt haben oder was wir von unseren eltern und großeltern transgenerational über den krieg erfahren haben. in unserer phantasie können wir vieles aushalten, doch wenn wir die realität eines krieges erlebt haben, sind wir uns meistens sicher, dass wir das nie mehr wollen. manche kriegseindrücke von eltern/großeltern waren so stark, dass die kinder und enkel das gefühl haben, es hautnah und real miterlebt zu haben. hinzu kommt die vorstellung von einem unberechenbaren diktator, der uns angst macht, weil er nicht mehr „mensch“ zu sein scheint und nicht mehr mit sich reden lässt. wir denken an auswegslose Streits, in denen es niemandem mehr möglich war, zu reden.Weiterlesen
Gegen Einsamkeit Tipps geben zu wollen ist vielleicht so wie zu einem Wüstenwanderer zu sagen, er solle jetzt mal sofort zur Quelle zu gehen. Es war vielleicht oft ein langer Weg, der uns in die Einsamkeit geführt hat. Chronisch einsame Menschen sind oft Menschen, die schon als Kinder unsicher gebunden waren oder misshandelt wurden (Sabaß L. et al., 2022). Und plötzlich finden wir uns als Erwachsene in einer Situation wieder, in der wir feststecken und uns fragen: Wie sind wir bloß dahingekommen? Einsamkeit durch psychische und körperliche Krankheit, Behinderung, Armut, Familienlosigkeit, Pflegetätigkeiten oder ähnliches bringen uns in eine Lage, die wir oft nicht so leicht verlassen können. Weiterlesen
Wenn Du Dein Baby nach Vojta behandelst, fühlst Du Dich vielleicht gar nicht gut. Dein Baby schreit und kann nicht mehr, aber es wird zum Weitermachen gezwungen. Mehrmals täglich. Deine Vojtatherapeutin erklärt dir vielleicht, dass dein Baby nur aufgrund von Anstrengung schreit, aber nicht aus Schmerz. Doch klingt es nicht auch nach Todesangst? Nach den heutigen Erkenntnissen der Säuglings- und Bindungsforschung müsste die Vojta-Therapie als psychologisch hoch traumatisierend angesehen werden. Weiterlesen
Ich weiß es nicht. Noch nicht. Ich wälze mich unruhig im Halbschlaf, mein Herz rast. Ich berate mich mit anderen. Jeder Ratschlag verunsichert mich mehr. Unruhige Träume verwirren mich. Das Warten ist kaum auszuhalten. Meine Haut juckt unentwegt. Pro-und-Kontra-Listen gefrieren noch während des Schreibens. Ich suche das Internet ab. Es wird wieder eine unruhige Nacht. Und noch eine. Und noch eine. Und irgendwann, viel später, ist er auf einmal da: der richtige Gedanke. Zusammen mit dem richtigen Gefühl. „So mache ich es!“ Eine Sicherheit erfüllt und umgibt mich ganz und gar. So lange habe ich auf sie gewartet – und nun ist sie geboren. Weiterlesen
„Du musst doch wissen, was Du willst!“, höre ich. „Ja hast Du denn gar keinen Plan?“ Nein. Ich weiß es nicht. Schon eine geraume Weile nicht. „Woher soll denn das Geld kommen? Welche Stelle willst Du denn? Oder willst Du lieber selbstständig sein? Willst Du da eigentlich immer wohnen bleiben? Hast Du schon das Ergebnis Deiner Untersuchung? Meinst Du, Du hältst das kräftemäßig durch?“ Und die freudige Antwort ist immer wieder: Ich weiß es nicht. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Manchmal fühlen wir uns gedrängt, uns zu entscheiden, die Richtung zu kennen und die Dinge zu wissen. Einen Plan zu haben. Doch wir wissen es eben nicht.Weiterlesen