Das Paar will ins Konzert und die Frau bekommt Migräne. „Vielleicht haben Sie die Migräne ja bekommen, weil Sie wütend waren auf Ihren Mann. So konnten Sie ihm das Leben vermiesen, ohne selbst schuld zu sein.“ Eine Zeitlang war es modern in der Psychoanalyse, das Augenmerk auf mögliche Aggressionen zu legen. Das kann manchmal stimmen und auch hilfreich sein, wenn man denn so wieder die Kontrolle über die Kopfschmerzen gewinnen könnte. Heute prüfen viele Psychoanalytiker jedoch auch, ob nicht ein Trauma hinter der plötzlichen Migräne stecken könnte. Der Konzertsaal kann mit Einengung und Zwang verbunden werden. Schließlich gibt es auch noch die Möglichkeit, dass der Körper aufgrund von Müdigkeit, Unverträglichkeiten und Mangelerscheinungen oder „einfach so“ und weitgehend autonom eine Migräne entwickelt. Weiterlesen
Das Trauma, es ist immer in mir. Ich erinnere mich (nicht). Ich habe (keine) Bilder dazu. Ich sehe außen so vieles davon wieder. In Gesichtern, Absichten, Körperhaltungen, Tageslichtern. Worten. Täglichen Gefängnissen. Doch wie soll ich leben und arbeiten, wenn es immer in mir ist? Ich spüre: Es ist nicht starr. Ich kann es hin- und herbewegen. Und ich kann meinen Körper bewegen. Manche Körperhaltungen bringen mich dem Trauma näher. Und wieder weiter weg. Das Trauma will gesehen, gefühlt, besprochen, beschwiegen, gehalten und gewürdigt werden. Aber es ist auch das andere da. Das Gute und Gesunde und das Unbeschädigte. Das Leben ist wie eine Welle – es geht auf und ab. Weiterlesen
„Was haben Sie nur so lange gemacht, dass Sie so alt dabei geworden sind?“, fragt der ältere Herr. Verzweifelt wird gesucht. Warum ein Jahr länger in der Schule? Warum Arbeitslosigkeit und laue Jobs? Warum immer noch nicht verheiratet? Warum keine Kinder? Die anderen sind schon lange weiter. Schamesröte steigt auf und mit ihr kommen diffuse Schuldgefühle. „Ja, was habe ich nur so lange gemacht?“ Die Antwort lautet: „Die anderen Kinder konnten spielen. Sie konnten ruhig schlafen. Während ich die Nächte in Angst und Schlaflosigkeit verbrachte. Das kostet Zeit.“ Traumatisierte brauchen länger. Sie können dieselben Ziele erreichen. Aber sie brauchen mehr Pausen.Weiterlesen
Vor dem Kind steht die traumatisierte Mutter. Das Kind weiß nicht, was das heißt. Es weiß nur: Es darf die Mutter nicht berühren. Nicht mit Worten, nicht mit Gefühlen, nicht mit Erinnerungen. Das Kind, es plappert den ganzen Tag, doch es spricht nicht. Sprechen heißt, Worte mit Bedeutung zu versehen. Sprechen heißt, beim anderen anzukommen und Antwort zu erhalten. Doch die schwer traumatisierte Mutter weicht aus. Sie will das nicht. Emotionale Berührung ist undenkbar für sie. Doch das Kind kann später in neuen Beziehungen nachlernen.Weiterlesen
Wer frühkindliche Traumata erlitten hat (z.B. durch frühe Trennungen von der Mutter, medizinische Eingriffe, Therapien und Gewalt), der leidet oft ein Leben lang unter immer wiederkehrenden „traumatischen Zuständen“. Das sind Zustände höchster körperlicher Anspannung und einer Beunruhigung, die sich kaum beruhigen lässt. Solche Zustände sind auch belastend für den Kreislauf. Nicht wenige bemerken verspannte Muskeln und „Herzschmerzen“, die durch Verspannungen bedingt sind.Weiterlesen