Vor Urzeiten zogen die Friseure auch Zähne. Noch heute gehören Friseure und Zahnärte derselben Berufsgenossenschaft an (BGW = Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege). Viele Menschen haben nicht nur Angst vor dem Zahnarzt, sondern auch vor dem Friseur (Keirophobie, keiro = griechisch: abschneiden). Das betrifft vor allem die Menschen, die als Kind Gewalt erfahren haben. Nicht selten müssen sie sich erst daran herantasten, sich selbst gut zu behandeln und sich anderen körperlich wieder anzuvertrauen. Weiterlesen
In den Medien und in der Schule wird oft sehr einseitig über sexuellen Missbrauch aufgeklärt. Auch heute noch findet man ähnliche Sätze wie in einem Artikel der ZEIT von 2010: „Bei sexuellem Missbrauch geht es immer darum, dass Erwachsene etwas mit Kindern machen, was die Kinder nicht wollen“ (Kinder-ZEIT vom 22.4.2010: „Nein zu Kindesmissbrauch!“). Da sollen Kinder lernen, „Nein!“ zu sagen und „schlechte Gefühle“ rechtzeitig zu erkennen. Möglicherweise sind solche Präventions-Versuche besser als nichts. Doch viele Menschen, die als Kinder selbst missbraucht wurden, können über solche „Nein!“-Beiträge nur den Kopf schütteln – so sehr gehen sie an der Realität vieler Betroffener vorbei. Weiterlesen
Hilfe zu suchen und anzunehmen ist gar nicht so einfach. Je schlechter es einem geht, umso weniger Kraft hat man, Hilfe zu suchen und umso schwieriger kann es sein, auf die eigenen Probleme hinzuweisen. Viele können gar nicht in Worte fassen, was sie empfinden und wenden sich mit allerlei körperlichen Beschwerden an ihren Hausarzt. Wer in einer psychisch schlechten Verfassung ist, hat zudem oft ganz besonders große Angst davor, sich von einem Therapeuten abhängig zu machen. Oft sind es auch Schamgefühle, die es Menschen in Not so schwer machen, Hilfe zu suchen. Wer reich erscheint, aber kein Geld mehr hat, kann das kaum zugeben. Wer sexuell missbraucht wird oder selbst andere missbraucht hat, schämt sich meistens zutiefst. Auch Alkoholprobleme oder Erfahrungen mit körperlicher Gewalt als Opfer oder Täter führen zu so großer Scham, dass der Schritt zur Hilfesuche unmöglich erscheint. Weiterlesen
Das Kind, es ist noch ein Baby. Ein sehr kleines Baby. Viel zu klein, um einen genaueren Orientierungssinn zu haben. Und doch beginnt es immer dann zu schreien, wenn die Mutter die Einfahrt hochfährt. Das Baby, es weiß genau, was jetzt kommt. Es wird entkleidet. Und auf den Bauch gelegt. Dann wird es gequetscht. Von einem anderen Bauch. Ein erwachsener Bauch legt sich über das Baby. Eine Hand hält seinen Kopf. Das Baby, es fühlt sich gezwungen, sich hochzudrücken. Sein Schambein drückt gegen die Liege.Weiterlesen
Das Kind, es ist längst erwachsen. Und doch lebt es in der Glocke seiner Kindheit. Dort war die Luft verpestet und die Suppe versalzen. Das Kind, es lebt mit seinem Körper in einem Wackelpudding. Es steht fest wie ein grünes Ampelmännchen. Es hat den schwabbeligen Bauch der Mutter vor Augen und den Gürtel des Vaters im Ohr. Es riecht das Verbrechen. Es lebt noch in der Glocke. Aber es erkennt seine Wünsche. Es findet die Tür zu seinem Inneren. Und verweilt. Es findet die Tür nach draußen. Das Mädchen, es tritt heraus. Und kann sich bewegen.Weiterlesen