„Ich will jetzt jeden Tag eine halbe Stunde ums Feld spazieren“, sagen wir uns. Ein guter Vorsatz, doch oft wird er zum Krampf. Manche schaffen über diesen Vorsatz den Weg zum regelmäßigen Gehen, andere wiederum quälen sich damit, dass sie es „schon wieder nicht“ geschafft haben. Wer gesund leben und sein eigener Arzt sein möchte, dem tut es gut, den Blick zu weiten. Wir können alles, was uns gut tut, zu unserer Heilung nutzen. Schön ist es, die Ordnungstherapie wiederzuentdecken, die durch Pfarrer Kneipp populär wurde. Ist die Umgebung sauber und ordentlich, fühlen wir uns oft gleich wohler. Anstatt uns schwierige Dinge vorzunehmen, können wir im Alltag viele kleine Dinge verwirklichen, die alle wie kleine Gesundheitshäppchen wirken.
Wir können uns freuen, wenn wir mal einen Tag ausgedehnt spazieren gegangen sind. Am nächsten Tag setzen wir uns vielleicht lieber gemütlich mit einem Buch hin. Wir haben uns den Bauch vollgeschlagen und bereuen es. Aber wir können danach bewusst einen Espresso genießen. Jeder Tee, den wir uns kochen, jedes Kerzlein, das wir anzünden, jedes heiße Dusche oder Musik im Auto ist ein Baustein zum gesunden Leben.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 19.5.2017
Aktualisiert am 2.5.2023
Um zu leben, brauchen wir Energie. Energie holen wir uns unter anderem durch Atmen, Essen, Trinken und Schlafen. Wenn wir zu wenig schlafen, dann nehmen wir an Gewicht zu (z.B. Knutson & Van Cauter, 2008). Wenn wir müde sind und keine Gelegenheit zum Schlafen finden, greifen wir zu Schokolade, Chips und Kaffee. Menschen im Schichtdienst haben meistens Gewichtsprobleme (z.B. Antunes et al., 2010). Wer eine Diät macht, kann tagsüber diszipliniert sein – aber abends, wenn die Müdigkeit kommt, kommt auch der Hunger. Weiterlesen
Auf dem Zeitschriften-Cover sitzt diese Frau -schlank, entspannt, auf einer hellen Decke. „So finden Sie zu mehr Ruhe“, steht da. „Haha“, könnte da noch stehen. Es liegt ein Brief vom Gericht im Briefkasten, der Partner hat das Weite gesucht, das Kind ist krank, die Mutter dement. Man verliert vielleicht gerade das Liebste, das man hat. Und man sitzt wartend und allein. Ungerechtigkeiten erfahrend. Erniedrigungen hörend. Da gibt es unaushaltbare Zustände von Einsamkeit und Druck, von quälendem Warten, Ungewissheit und mangelnder Wertschätzung. Die Umstände können wir oft nicht bestimmen, aber wir können innerlich gestalten.Weiterlesen
„All die Jahre, in denen ich mein Kind großzog, war ich alleine“, erzählt eine Frau. Und noch eine. Und noch eine. „Ich finde es immer lächerlich, wenn in den Zeitschriften über Frauen berichtet wird, die seit fünf Jahren nicht mehr mit einem Mann geschlafen haben. Das ist doch gar nichts! Unzählige Frauen kommen 10, 15, 20 Jahre und länger nicht in den Genuss. Doch weil man nichts davon hört, kommt man sich so komisch vor“ erzählt eine andere. Viele leiden unter der Beziehungslosigkeit und darunter, dass sie einen so bedeutsamen Teil des Lebens wie die Sexualität nicht leben können.
Beziehungsratgeber sagen, Frauen würden zu lange auf Mister Perfect warten, hätten zu hohe Ansprüche, idealisierte Vorstellungen von Partnerschaft, falsche Vorstellungen über die Liebe und so weiter. Da gibt es Trainings und Coachings und immer wieder wird den Frauen das Gefühl vermittelt, sie könnten jemanden finden, wenn sie nur ernsthaft wollten. Die Beiträge erinnern an Zeitschriftenartikel à la „Nie wieder Kopfschmerzen“ oder: „Was bei Rückenschmerzen wirklich hilft.“ Wer betroffen ist, weiß jedoch: Manchmal hilft einfach nichts.
Es gibt Lebenssituationen, die nur wenig steuerbar sind, auch wenn sie leicht zu steuern scheinen. Nicht wenige Menschen, die keinen Partner finden, hatten schwierige Beziehungen zu ihren Eltern. Sie waren unsicher gebunden und erfuhren in ihrer Ursprungsfamilie viel Leid. Infolge ihrer Erfahrungen neigen viele zunächst dazu, Beziehung zu vermeiden. Viele lernten erst spät ihren ersten Partner kennen. Die Beziehungsschwierigkeiten ziehen sich nach frühen Beziehungstraumata weiter durchs Leben und ähneln einer chronischen Erkrankung.
Alleinsein wider Willen kann großen körperlichen und seelischen Stress bereiten. Niemanden zum Anlehnen zu haben, nicht berührt zu werden und selbst niemanden in den Arm nehmen zu können, ist eine ungeheure Last.
Kaum etwas ist schmerzhafter als ein leeres Bett.
Besonders nachts wachsen die Einsamkeitsgefühle. Das leere Bett fühlt sich schmerzhaft an und die Einsamkeit macht unruhig. Sorgen können nicht geteilt werden und ein Ende der Situation scheint nicht in Sicht. Gerade alleinerziehende Mütter sind völlig okkupiert mit Beruf, Geldverdienen und Kindererziehung. Es bleibt ihnen manchmal nichts anderes übrig, als einfach im Rad weiterzulaufen in der Hoffnung, dass die Kinder irgendwann groß sind und noch einmal neue Freiheit winkt.
So duster sieht es natürlich nicht immer aus. Keine Beziehung zu haben, fühlt sich oftmals an wie eine schwere Krankheit. Dann gibt es jedoch auch wieder leichte Phasen, in denen nichts fehlt und die Zufriedenheit überwiegt. Erleichtert blickt man auf streitende Paare und in der Beziehung unterdrückte Menschen. Manchmal kommt dann auch Freude darüber auf, glücklich alleine zu sein. Doch was kann man in den schweren Phasen tun?
Ohnmachtsgefühle, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, irgendwie fehlerhaft zu sein, begleitet viele Betroffene. Doch die Lebenslage ist eben teilweise auch ein Schicksal. Es so zu betrachten, fällt vielen nicht leicht. Doch es kann auch entlastend sein. Natürlich kann man nach Kräften versuchen, seine Situation zu verändern, was wohl die Meisten auch tun. Partnerbörsen und Single-Coaches haben jedoch nicht nur Recht, wenn sie sagen, man könne selbst etwas verändern. Oftmals kommt es darauf an, die Ohnmacht anzunehmen und sich nicht so zu betrachten, als mache man etwas falsch.
Alleine alt werden – das möchten die meisten Menschen wohl nicht. Es wird neue Lebensphasen geben und immer neue Chancen.
Kraft zu schöpfen ist wichtig – und die Kraft kommt für viele partnerlose Menschen aus der Natur. Manchmal helfen Geschichten von Menschen, die in die Wüste gegangen oder weit gereist sind, um sich selbst zu finden. Aber auch das Haustier, der Sport, die Musik oder der Beruf können Verbundenheitsgefühle wecken. Alleinerziehende müssen im Alltag immer wieder langsam werden und auf genügend Schlaf achten. „Den Körper behandeln wie eine Wunde“ – das kann helfen, körperlich gesund zu bleiben oder wieder zu gesunden. Wichtig ist das Wissen, dass es vielen anderen auch so geht. Es lohnt sich dabei immer, die Hoffnung zu nähren.
Die Leiden des jungen Werther to go (Goethe in 10 Minuten)
Film von Michael Sommer, https://youtu.be/He-7C8UkhKk
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 11.11.2015
Aktualisiert am 14.12.2022