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Grenzen nach innen sind schwerer zu ziehen als Grenzen nach außen

Es macht Spaß, neue Vorhänge und Jalousien anzubringen. Es ist gemütlich, sich nach außen abzugrenzen. Herbstwind, Kälte und neugierige Nachbarn bleiben draußen. Dagegen ist es viel schwieriger, Grenzen gegen das eigene Innere aufzubauen. Viele Menschen leiden unter inneren Bildern, die sich ihnen immer wieder aufdrängen. Manche leiden an Zwangsgedanken oder daran, dass ihre „innere Mutter“, ihr „innerer Vater“ oder die verhasste Schwester „in ihnen“ viel zu stark sind. Affekte wie Wut oder Neid tauchen oft unmittelbar auf. Sie zu verdrängen kostet oft sehr viel Kraft.

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Beziehung macht schlank

Die eigene Figur hängt eng mit den Beziehungen zusammen: Viele magersüchte Mädchen haben oft die „Disziplin“ zum Hungern, weil sie so verzweifelt sind. Die selbst auferlegte Diät ist ein Kampf um Trennung und Selbstständigkeit. Insbesondere die Beziehung zur Mutter spielt bei der Magersuche anscheinend eine wichtige Rolle. Im Hunger wird zudem verstärkt das Hormon Ghrelin gebildet, das antidepressiv wirkt und Ängste lindern. In anderen Beziehungen hingegen kann man leicht übergewichtig werden: Junge Mütter, die sich alleine um die Kinder kümmern, nehmen oft ungeheuer zu. Es fehlt ihnen selbst an Bemutterung, Unterstützung, Erholung und Schlaf. Damit sie Kraft für ihr Baby haben, greifen sie notgedrungen auf die Energiequelle „Essen“ zurück.

Dickwerden hat sehr oft mit emotionalem Mangel zu tun. Kleine Kinder werden normalerweise nicht dick – ihr Bewegungsdrang ist riesig, sie werden „bemuttert“ und sie haben noch ein gutes Gespür für Hunger und Sattsein. Es werden jedoch die Kinder dick, deren Eltern wortwörtlich „belastet“ sind – wenn Eltern voller Kummer, Sorgen und eigenem (Geld-)Mangel sind, können sie ihre Kinder nur schwer emotional nähren. Sie haben kein Interesse für ihre Kinder, weil sie depressiv sind und selbst nicht auf befriedigende Beziehungen zurückgreifen können. All das macht dick.

Beziehungen verändern den Stoffwechsel

Depressionen und Gewicht hängen zusammen – manche verlieren in der Depression an Gewicht, andere nehmen zu („Kummerspeck“). Der Stoffwechsel verlangsamt sich bei der Depression und er wird hochgefahren bei einer Angststörung oder Panikattacke. Wie die Nahrung verwertet wird, hängt sehr stark von unserem Gemütszustand ab. Auch der Appetit verändert sich: Bei Mangelgefühlen entsteht oft Hunger auf Ungesundes oder Fettes. Wenn es uns gut geht und draußen bei 30 Grad die Sonne scheint, freuen wir uns auch über einen Apfel. Im Winter aber, besonders bei Einsamkeit, muss der heiße Kakao her, damit uns etwas wärmt.

Beim Thema „Ernährung“ reicht es nie, auf den einzelnen Menschen zu schauen. Man muss immer fragen: In welchen Beziehungen lebt er? Wie wurde dieser Mensch groß, welche Arbeit hat er, wieviel Schlaf bekommt er, hat er genug Geld, ist er einsam? „Disziplin“ hat man, wenn man weiß, wofür man etwas tut, aber besonders auch, wenn man weiß, für wen man etwas tut. Wer in guten Beziehungen lebt, der möchte auch gut für sich selbst sorgen, er möchte attraktiv und gesund für sich selbst und für den anderen sein.

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Elternstress ist nicht hausgemacht – Mütter auf der Flucht

Als ich gerade meine Tochter „wegorganisiert“ hatte, um zur Supervision zu fahren, hörte ich im Autoradio eine Sendung auf WDR 5, in der es hieß, Eltern machten sich den Stress selbst („Gestresste Eltern – Elternstress ist hausgemacht“). Ich habe mich im Auto schrecklich aufgeregt. Seit ich denken kann, empfinde ich meinen persönlichen Eltern-Stress als vollkommen „System-gemacht“. Als Helikopter-Mutter treffe ich mich morgens am Bus mit anderen Helikopter-Müttern. Und auch sie beklagen sich: Der systemische Stress ist enorm.

Vor den Kinderärzten auf der Flucht

Bereits in der Schwangerschaft hat die Mutter Stress damit, sich dem medizinischen Stress zu entziehen. Wildgewordene Gynäkologen rennen ihr mit dem Ultraschallgerät hinterher, messen Nackenfalten, Blutdruck, Zucker und Gewicht. Kaum ist das Baby auf der Welt, muss die Mutter vor den Kinderärzten flüchten, die dem Kind die Vojta-Therapie verschreiben wollen, weil es „eine Seite bevorzugt“. Will die Mutter nicht impfen, wird sie geächtet.

Sprachtherapie wird zur Norm

Dann muss das Kind schlafen lernen, es muss sich bis zu einem gewissen Alter drehen können, es muss pünktlich den Kopf heben können und vieles mehr. Und wer sagt das? Ursprünglich eher selten die Mütter – sie versuchen vielmehr, sich gegenseitig zu beruhigen. „Das wird schon“ ist ein Satz, nach dem sich die Mütter sehnen. Doch die nächsten Checklisten stehen schon an. Sagt das Kind mit fünf Jahren noch „Pinzessin“ und „Schüssel“ statt „Prinzessin“ und „Schlüssel“, kann man mit einer Sprachtherapie rechnen. Wenn’s nicht der Kinderarzt vorschlägt, dann mit Sicherheit die Erzieherin. Was schließlich das „Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ)“ sagt, löst mitunter ganze Ehekrisen aus.

Immer früher

Die Einschulung naht. Hier werden dem Kind Übungen abverlangt, die oft sogar einem Erwachsenen schwerfallen. Die Kinder werden früher eingeschult als früher. Angeblich wird das jüngere Alter berücksichtigt. Doch im Schulalltag ist davon kaum etwas zu merken. Angeblich gibt es kaum noch Hausaufgaben. Doch als „Lernzeit“ verkappt kommen sie daher – und nur das Kind gewinnt, dessen Eltern sich nachmittags mit ihm hinsetzen und die Hausaufgaben machen.

Fahrradhelme und andere Schutzmaßnahmen

Es sind viele Kleinigkeiten, die das Leben der Eltern heute schwermachen. Früher jedenfalls mussten Mütter ihren Kindern nicht mit dem Fahrradhelm hinterherrennen, um die Sicherheit des Kindes zu gewährleisten. Zahnspangen sind die Norm – ebenso wie Physiotherapie bei den kleinsten Fehlhaltungen. Wo bleibt die Entfaltung? Meiner Erfahrung nach empfinden viele Eltern so: Sie sind entspannt und dann kommt ein Lehrer, ein Erzieher, ein Kinderarzt daher und die Entspannung ist hin.

Dieser Beitrag wurde erstmals verfasst am 25.1.2015

Hilfe suchen und annehmen ist schwierig

Hilfe zu suchen und anzunehmen ist gar nicht so einfach. Je schlechter es einem geht, umso weniger Kraft hat man, Hilfe zu suchen und umso schwieriger kann es sein, auf die eigenen Probleme hinzuweisen. Viele können gar nicht in Worte fassen, was sie empfinden und wenden sich mit allerlei körperlichen Beschwerden an ihren Hausarzt. Wer in einer psychisch schlechten Verfassung ist, hat zudem oft ganz besonders große Angst davor, sich von einem Therapeuten abhängig zu machen. Oft sind es auch Schamgefühle, die es Menschen in Not so schwer machen, Hilfe zu suchen. Wer reich erscheint, aber kein Geld mehr hat, kann das kaum zugeben. Wer sexuell missbraucht wird oder selbst andere missbraucht hat, schämt sich meistens zutiefst. Auch Alkoholprobleme oder Erfahrungen mit körperlicher Gewalt als Opfer oder Täter führen zu so großer Scham, dass der Schritt zur Hilfesuche unmöglich erscheint. Weiterlesen

Gute Menschen helfen gegen schlechte Glaubenssätze

„Als Alleinerziehende kann ich niemals wohlhalbend werden.“ – „Als Kind aus der unteren Mittelschicht kann ich niemals einen ‚Oberschichtenberuf‘ ergreifen.“ – „Als Flüchtling kann ich nur auf die Hauptschule gehen.“ Viele Menschen machen diese Erfahrungen. Viele Studien geben diesen Glaubenssätzen recht (siehe Untersuchungen des Soziologen Michael Hartmann). Und doch gibt es immer wieder Menschen, die zeigen, dass es anders geht. Was sie immer wieder brauchen, ist ein guter Mensch an ihren Weggabelungen. Sie müssen viel Zeit damit verbringen, gute Menschen zu finden.

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Neue Gewohnheiten langsam einführen

Manchmal probiert man, eine alte Gewohnheit direkt durch eine neue zu ersetzen. Man will mehr Gemüse, dafür nichts Süßes mehr essen, mehr Sport treiben und weniger fernsehen. Doch eine neue Gewohnheit will langsam eingeführt werden. Beispiel „Diät“: Hier ist es gut, zunächst die alten Essgewohnheiten beizubehalten und parallel mit etwas Neuem zu beginnen.

Das Alte beibehalten

Wer viel Schokolade isst und davon wegkommen möchte, kann sich angewöhnen, nach der Schokolade eine Portion Mandeln zu essen. Hin und wieder kann man auch Mandeln statt der Schokolade essen – sie machen satt und befriedigen. Irgendwann werden die Mandeln so zur Gewohnheit, dass man immer öfter statt zur Schokolade auch nach ihnen greifen kann. So kann die Veränderung auch bei anderen Dingen gelingen: indem man Neues zunächst parallel laufen lässt und Altes langsam vermindert.

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Rituale

Wir haben uns angewöhnt, alles zu hinterfragen, alles kritisch zu betrachten und Distanz zu den Dingen zu haben. Wir wollen verhindern, dass wir versehentlich etwas Sinnloses tun oder etwas, was uns unbemerkt schadet. Doch dieses ständige Abstand-Nehmen hat auch Nachteile. Das Gefühl von Sinn ergibt sich nur in der Beziehung, also in einer Form des Eingebundenseins. Es macht Sinn, dass die Sonne scheint, wenn es ein Blümchen gibt, das die Sonnenstrahlen auffängt und davon leben will. Wenn wir uns wieder einlassen können auf Rituale, sind wir eingebunden. Der Rücken wird gestärkt. Wir feiern Advent, weil es immer schon so war. Wir zünden die Kerzen an und essen Plätzchen.Weiterlesen

Der Nikolaus kommt

Als Kind ist es ein schöner Traum. Wie von Geisterhand erschaffen, kommt nachts der Nikolaus. Er macht alles heimelig. Das Kind stellt sich vor, dass es sich zusammen mit Mutter und Vater über den Besuch des Nikolauses freut. Alles wurde wie von selbst an diesem Morgen gemacht. Es ist, als hätte ein anderer gut für die Familie gesorgt. Matt und müde stehen die Eltern mit tiefen Augenringen daneben.

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Wo im Körper fühlen Sie Gefühle?

Körperliche Zustände sind schon schwer zu beschreiben - versuchen Sie einmal, genau zu erklären, wie sich Durst oder eine volle Blase anfühlen. Ebenso schwer ist es vielleicht mit psychischem Schmerz, Freude und anderen Gefühlen. Wie fühlt sich Trauer an? Wie ...

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Mit der Angst vor Ebola umgehen

Viele Menschen fürchten sich in diesen Tagen vor Ebola. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Angststörung oder hypochondrischen Störung. Psychisches Leid hängst oft mit dem Thema „Grenze“ zusammen. Innerlich wie äußerlich können sich Menschen mit psychischen Beschwerden oft nur schwer abgrenzen. Ihre gefühlte Grenze ist sehr oft unsicher. Gerade, wenn die Betroffenen übergriffige Eltern hatten, die persönliche Grenzen kaum respektierten, stellt sich ein „löchriges“ oder „dünnhäutiges“ Lebensgefühl ein. Wenn dann Gefahren in der Umwelt lauern, wie z.B. eine Ebola-Epidemie, steigen die Ängste ins Unermessliche – auch, wenn das Virus noch weit weg ist. Wie lässt sich mit der Ebola-Angst leben? Weiterlesen