„Wurd‘ ja auch mal Zeit“, sagen wir, wenn der andere endlich tut, was wir schon lange von ihm erwarteten. Wenn wir gekränkt sind, können wir auf verschiedene Weise damit umgehen. Manchmal haben wir den Glauben daran verloren, dass der andere schon reagieren wird. Manchmal glauben wir, es reiche nicht, zu sagen: „Es hat mich traurig gemacht, dass …“ oder: „Ich habe mich geärgert, weil …“ Wir glauben, wir müssten noch extra zeigen, wie gekränkt wir sind, damit der andere es kapiert. Dann lassen wir Vorwurf in der Stimme mitschwingen, vielleicht, weil wir glauben, uns dadurch noch besser abgrenzen zu können.
Manchmal schämen wir uns vielleicht auch, unsere Gefühle „pur“ zu zeigen, so wie sie sind. Vielleicht könnte der andere über uns triumphieren, denken wir. Wenn wir unsere Gefühle ohne Vorwurf in der Stimme zeigen, sind wir verletzlicher. Das nimmt auch der andere wahr – und muss sich dann selbst nicht so verteidigen.
Das Vorwurfsvolle macht unseren Kommunikationsversuch kaputt, denn der andere spürt die Feindseligkeit und verliert die natürliche Reaktion: den Wunsch, es wiedergutzumachen. Wir glauben kaum noch, dass andere sich auch schuldig fühlen können und etwas wiedergutmachen wollen. Doch wir können einfach damit anfangen und es ausprobieren. Wir können auf unseren Vorwurf verzichten und erstaunt darüber sein, wie ernst uns der andere auf einmal nimmt.
„Hast du dich willkommen gefühlt? Bei deinen Eltern? In der Schule? In der Gesellschaft?“, fragten sie mich. „Ja“, antwortete ich. Ich habe mich immer willkommen gefühlt. Weil ich wusste, dass sie mich brauchten, um über mich herzufallen, mich zu verfolgen und zu quälen. Es gab kein Entkommen – vom Willkommen.