Am Niederrhein sagt man „Tich“ und „Fich“. Das gehört sozusagen zur Kultur. Doch tatsächlich wird Sprachtherapie gelegentlich genau deswegen verordnet. Das ist fast so, als wollte man einem bayerischen Kind das rollende „R“ abgewöhnen. Von „Schitismus“ sprechen Sprachtherapeuten, wenn das „SCH“ nicht richtig ausgesprochen wird. Ein anderer, häufiger Grund für die Verordnung von Sprachtherapie ist die „Dyslalie“. Dabei ersetzen die Kinder die korrekten Buchstabenlaute durch andere und sagen zum Beispiel „Rohnragen“ statt „Wohnwagen“. Sind mehrere Laute betroffen, spricht man von einer „Multiplen Dyslalie“. Hört sich an wie eine Behinderung, denn „Dys-“ ist die griechische Vorsilbe für „gestört, falsch“ und „-lalie“ entstammt dem Griechischen „lalein“ = „reden“. Klingt, als sei das Kind betrunken. Dabei ist die sogenannte „Sprachentwicklungsstörung“ oft nur eine verlangsamte normale Entwicklung. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Weiterlesen„Wenn Du das nicht sofort aufräumst, darfst du nicht das Sandmännchen schauen.“ Ich frage mich ja immer, wie sich Eltern Strafen ausdenken. Ich wäre da weder kreativ noch konsequent. Da ist ein Kind unausgeglichen, weil die Eltern sich nicht verstehen. Es fällt in der Schule auf und wird für seine „Dummheiten“ bestraft. Keiner fragt, warum das Kind so ist, wie es ist. Strafen ist einfacher als Verstehen. Strafen machen nicht nur die Kinder wütend, sondern auch die Eltern. „Wenn Du jetzt nicht hörst, gehen wir rein. Und wenn Du dann immer noch nicht hörst, bekommst Du drei Tage lang Spieleverbot.“ Natürlich wird ein Kind bei so etwas wütend. Eltern üben so leicht ihre Macht aus. Doch auch die Eltern können wütend werden durch ihre eigenen Strafen. Jeden Morgen müssen die Eltern, die die mehrtägige Strafe ausgesprochen haben, sich selbst wieder bestrafen. Sie müssen sich zur „Konsequenz“ zwingen. Sie dürfen nicht vergessen, was da gewesen ist – gestern, vorgestern und vorvorgestern. Die Wut wird konserviert wie in einem Kühlschrank.
Die Situation selbst ist Strafe genug
Schmerzhafte Situationen sind selbst Strafe genug. Man muss da nicht noch eins draufsetzen. Die Kinder lieben die Eltern ja. Und sie sind abhängig von ihnen. Wenn die Bindung gut ist und das Kind sieht, dass es der Mutter oder dem Vater wehgetan hat, dann löst das einen Schmerz in ihm aus. Kinder wollen es von sich aus wiedergutmachen, wenn sie den anderen verletzt haben. Nichts fürchten Kinder mehr, als die Liebe der Eltern, Lehrer oder Freunde zu verlieren.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 19.6.2013
Aktualisiert am 25.1.2017