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„Aber eben hast du doch noch gesagt …“ – Kinder leichter verstehen

ebenwolltestdu

„Gerade wolltest du noch Roller fahren! Ich hol‘ dir jetzt nicht dein Fahrrad raus! Du musst schon wissen, was du willst!“, sagt die Mutter, die gerade ihr Fahrrad aus der Garage zieht. Der „Eben-wolltest-du-noch-Satz“ ist einer der Sätze, der am häufigsten von Eltern zu hören ist. Die Eltern sind verärgert, schütteln den Kopf, wollen dem Kind klarmachen, dass es so nicht geht. Dabei spricht das Kind nur aus, was in ihm vorgeht und was wir auch als Erwachsene nur allzu gut kennen: „Irgendwie liebe ich ihn, aber ich hasse ihn auch“, „Ich will ja den neuen Job, aber beim alten weiß ich, was ich habe. Meine Wünsche wechseln stündlich.“ (Text & Bild: © Dunja Voos) Weiterlesen

Primäre Liebe und Grundstörung nach Balint

Am Anfang des Lebens kennen wir eine ganz spezielle Form der Liebe: die "primäre Objektliebe" (meistens zur Mutter). Der Psychoanalytiker Michael Balint (1896-1970) prägte die Begriffe "Primäre Liebe" und "Grundstörung" (Basic Fault). Die "Grundstörung" ent...

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Open-Window-Phänomen: Zu wenig Bindung macht kleine Kinder infektanfällig

Ob wir uns einen Infekt einfangen oder nicht, ist auch eine Frage von „Resistenz und Virulenz“. Das heißt einerseits: Je aggressiver ein Virus, desto leichter erwischt er uns („hohe Virulenz“ des Virus). Andererseits heißt es: Je resistenter wir sind, desto schwerer fällt es den Viren, uns anzugreifen („hohe Resistenz“ des Menschen). Wir wissen aus dem Alltag, dass Stress uns anfällig für Infekte machen kann. Diesen Mechanismus bezeichnen Wissenschaftler als „Open-Window-Phänomen“: Das Immunsystem fährt bei Stress herunter und öffnet Keimen Tür und Tor. Kleinkinder geraten besonders dann in Stress, wenn wir Erwachsenen ihnen zu viele Trennungen zumuten müssen. Wenn die Lieblingskindergärtnerin Urlaub hat oder das Kind länger in der Kita bleiben muss, als es verkraften kann, dann wird es infektanfällig.

Das Kind signalisiert: Ich brauche mehr Nähe

Mithilfe eines Infektes holt sich das Kind wieder die Nestwärme, die es braucht. Viele Kinder gehen gerne in die Kita. Manche jedoch zeigen deutlich, dass ihnen die Trennung zu viel ist. Und das ist auch völlig normal bei kleinen Kindern. Und der Mutter geht es oft genauso: Es fällt ihr schwer, sich von ihrem Kind zu trennen und es weinend in der Kita zu lassen. Das ist gesund und keineswegs krank oder symbiotisch, wie viele Mütter befürchten.

Die Psychoanalytikerin Ann-Kathrin Scheerer sagt: Krippenkinder sind infektanfälliger als „Familienkinder“ – das ist lange bekannt, und wird immer noch allzu häufig als ‚willkommene Immunisierung‘ rationalisiert. Man muss aber jeweils differenzieren, ob die Krankheitsanfälligkeit nicht in vielen Fällen eher ein psychosomatisches Stressymptom darstellt.“ (Ann-Kathrin Scheerer: „Krippenbetreuung als ambivalentes Unternehmen“. Psychoanalyse-aktuell, Oktober 2008)

Natürlich fliegen in der Kita besonders viele Keime herum. Die Infektanfälligkeit, die durch „Bindungsmangel“ hervorgerufen wird, sollte jedoch nicht unterschätzt werden – besonders dann, wenn eine Kita personell schlecht ausgestattet ist oder wenn das Personal selbst unter einem schlechten Klima leidet.

Links:

Harriet J. Vermeer & Marinus H. van Ijzendoorn (2006):
Children’s elevated cortisol levels at daycare: A review and meta-analysis.
Early Childhood Research Quarterly, 21, 390-401; doi: 10.1016/j.ecresq.2006.07.004
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0885200606000421

Hardy AM, Fowler MG (1993):
Child care arrangements and repeated ear infections in young children.
(Division of Health Interview Statistics, National Center for Health Statistics, Hyattsville, MD 20782)
Am J Public Health, September 1993; 83(9): 1321–1325

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 28.8.2011
Aktualisiert am 18.11.2022

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