„Früher bin ich auch alleine schwimmen gegangen, aber jetzt mache ich das nicht mehr. Wenn ich alleine raus gehe, dann fühle ich mich noch einsamer. Wenn ich zu Hause bleibe, muss ich wenigstens nicht die anderen glücklichen Menschen, die Pärchen und Familien sehen.“ Vielleicht geht es Dir ähnlich. „Geh`doch mal raus“, raten die anderen Dir. Und Du denkst: „Wenn ich solche Aufförderungen schon höre, krieg‘ ich die Krise.“ Rausgehen ist manchmal das Letzte, was die einsame Seele braucht. Du spürst vielleicht: Der Rückzug auf Dich selbst kann die Einsamkeit paradoxerweise oft wenigstens etwas lindern – jedenfalls im Vergleich zu dem Gefühl, das aufkommt, wenn Du „raus gehst“.Weiterlesen
Es war, als sei ich eines Tages, mitten im Leben, aufgewacht inmitten einer großen Leere. Wie konnte ich nur hierhin gekommen sein? Wo waren die anderen? Die anderen waren im Kreise ihrer Familie. Dort waren sie geboren, feierten ihre Feste, heirateten und starben dort. Mir wurde kalt. Im Alltag, im Beruf, da war ich im Kreise meiner Freunde und Arbeitskollegen. Aber Mengenleere ist grausam: Sobald die Feiertage kommen, ziehen sich alle in ihre Kreise zurück. Unruhe machte sich breit. „Neidisch ist man besonders auf die, deren Ziele man theoretisch auch selbst hätte erreichen können“, hörte ich. „So weit wie Du kommen die meisten mit Deinen Startbedingungen gar nicht“, tröstete mich eine Freundin. Weiterlesen
Eine Untersuchung mit 200 Menschen im Alter von 50-68 Jahren hat ergeben: Einsame Menschen haben gegenüber nicht einsamen Menschen einen um 10-30 mmHg erhöhten systolischen Blutdruck (die erste Zahl der Blutdruckmessung ist also erhöht). Das ist das Ergebnis einer Studie der Psychologin Louise Hawkley und Kollegen, Universität Chicago (2006): Loneliness is a unique predictor of age-related differences in systolic blood pressure. Psychology and Aging 2006, Mar 21 (1): 152-164, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16594800Weiterlesen
es gibt bücher über einsamkeit und bücher über schlaflosigkeit, doch beides muss zusammengedacht werden. die abwesenheit eines anderen menschen oder der mangel an gemeinschaft kann mehr unangenehme zustände auslösen als vieles andere. wenn wir uns einsam fühlen, fehlt uns das gefühl von verbindung. wir spüren uns selbst dann manchmal auf ganz unangenehme weise und das kann zu schlafproblemen führen. wenn du kannst, dann versuche einmal, draußen zu schlafen. es ist ähnlich wie beim yoga: wenn du dich in der stillen wohnung nicht aufraffen kannst, kann yoga draussen die langeweile vertreiben. draussen bist du verbunden mit dem boden und der natur, mit den krabbeltieren, vögeln und mit der luft. der podcaster rich roll beschreibt es im youtubevideo „why I sleep in a tent“ sehr anschaulich. Weiterlesen
Das Kind, es steht im Mittelpunkt. Ob gut oder schlecht: Die Eltern starren, beobachten, zupfen, küssen, streicheln, beschämen, lauschen, verfolgen, quälen, verlassen. Sie loben und schimpfen. Das Kind, es hat keinen eigenen Raum. Nur manchmal ganz oft, wenn die Eltern sich streiten, dann sind sie beschäftigt. Es ist ihr Streit. Das Kind, es mag ihn nicht hören. Es macht ihm Angst. Es hält sich die Ohren zu und läuft im Flur auf und ab. Ganz allein. Weiterlesen
Gegen Einsamkeit Tipps geben zu wollen ist vielleicht so wie zu einem Wüstenwanderer zu sagen, er solle jetzt mal sofort zur Quelle zu gehen. Es war vielleicht oft ein langer Weg, der uns einsam gemacht hat. Chronisch einsame Menschen sind oft Menschen, die schon als Kinder misshandelt wurden (Sabaß L. et al., 2022) und unsicher gebunden waren. Und plötzlich finden wir uns als Erwachsene in einer Situation wieder, in der wir feststecken und uns fragen: Wie sind wir bloß dahingekommen? Einsamkeit durch Krankheit, Behinderung, Armut, Familienlosigkeit, Pflegetätigkeiten oder ähnliches bringen uns in eine Lage, die wir oft nicht so leicht verlassen können. Weiterlesen
„Ich habe Kinder, aber ich habe keine Familie“, sagt eine alleinerziehende Mutter. Viele können diesen Satz sehr gut nachempfinden. Wer chronisch einsam ist, ist es oft deshalb, weil er schon in unsicheren Bindungen groß wurde (Benoit und DiTommaso, 2020). Obwohl viele eine Ursprungsfamilie haben, so haben sie doch keine Familie, die auf gute Weise für sie da ist. Manche haben auch tatsächlich keine Familie (mehr). Dann ist die Versuchung groß, zu glauben: „Wenn ich eine Familie hätte oder hoffentlich eines Tages haben werde, dann geht es mir gut.“ Doch während man es denkt, begeht der vermeintlich glücklich verheiratete Nachbar, Jurist und Vater von drei gesunden Kindern, Suizid. Weiterlesen