Antidepressiva, die zu der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI, selective serotonin reuptake inhibitors) gehören, können beim Absetzen zu Entzugserscheinungen führen. Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse von Giovanni A. Fava und Kollegen. Die Entzugserscheinungen können auch bei vorsichtigem Absetzen auftreten. Dazu zählen Müdigkeit, Atemnot, Schwitzen, Schwindel, Sehstörungen und Halluzinationen. Es besteht die Gefahr, dass der Arzt oder Therapeut die Entzugssymptome als Verschlimmerung der ursprünglichen Symptome missinterpretiert.
Literatur:
Nina Drexelius:
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
Achtung, Entzugssymptome!
Psychotherapie im Dialog
Thieme-Verlag, 3/2015: S.7
www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0041-102162
Fava GA et al.
Withdrawal symptoms after selective serotonin reuptake inhibitor discontinuation: A systermatic review.
Psychother Psychosom 2015; 84: 72-81
doi 10.1055/2-0041-102162
www.karger.com/Article/Abstract/370338
Checkliste Discontinuation Emergent Signs and Symptoms (DESS)
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?t=9345
Er komme von der dunklen Seite des Lebens, aber jetzt sei er auf der hellen Seite, sagt der niederländische Autor Viktor Staudt in einem Fernsehbeitrag in der Sendung maintower/hr-fernsehen (1o.9.2015, Welttag der Suizidprävention). Viktor Staudt litt unter Angst und Panik und warf sich in selbstmörderischer Absicht vor einen Zug. Wenn man schon so weit sei, könne man gar nicht mehr an den Zugführer denken. Man sei da wirklich krank, sagt er im Beitrag. Bei seinem Selbstmordversuch verlor er beide Beine. Danach klärte er Menschen viele Jahre über Depressionen und Angststörungen auf. Am 8.9.2019 nahm er sich in Italien endgültig das Leben. Weiterlesen
Die Arbeit ist das Spielen des Erwachsenen, heißt es. Wer eine Arbeit hat, in der er aufgeht, in der sich ein Flow einstellt, der kann das gut nachvollziehen. Andere wiederum schleppen sich täglich zur Arbeit und tun sie nur des Geldes und der Sicherheit wegen. Wer keine Arbeit hat, kann darüber krank werden. Dann lieber doch eine Arbeit, die Freude bereitet. Doch wie kann man Arbeitssucht und Freude an der Arbeit unterscheiden? Wie bei jeder Sucht, soll auch bei der Arbeitssucht etwas verdrängt werden. Der Manager, der auf der Erfolgswelle reitet, vergisst so seine Minderwertigkeitsgefühle. Die vielbeschäftigte Managerin vergisst die leere Wohnung zu Hause, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Entfällt die Arbeit, fühlt der Betroffene eine große Leere und wird unruhig.
Geliebte Arbeit kann man auch mal sein lassen, ohne dass einem etwas fehlt. Man kann die Ferien genießen, ohne unruhig zu werden. Doch die Grenzen von der Liebe zur Arbeit zur Arbeitssucht sind fließend. Eine große Bedeutung hat immer das Wort, das man für sich selbst wählt. Wichtig aber ist, was man fühlt. Man spürt, wenn man arbeitet, um eine tiefe Verzweiflung zu überdecken. Andererseits ist es schön, wenn man in schweren Lebensphasen eine Arbeit hat, die einem das Leben erleichtert und in der man Zuflucht findet.
Nicht wenige Menschen, die ihren Beruf mit Begeisterung ausüben, erhalten gleich nach der Pensionierung eine Krebsdiagnose und versterben rasch. Entfällt die Arbeit, kann auch der Lebenssinn schwinden. Manche überleben den Identitätswechsel nicht. „Arbeit war ihr Leben“ heißt es dann.
Andere wiederum blühen auf. Sie können sich endlich der Gartenarbeit, ihrem Sport und ihren Enkeln widmen. Wieder andere arbeiten einfach, bis sie im hohen Alter tot umfallen. Ob Arbeit Freude macht und man dadurch viel arbeitet oder ob sie vorwiegend eine Flucht vor etwas ist, das kann nur jeder selbst fühlen. Für viele Menschen ist sie auch ein gelungener Ersatz für Dinge, die sie in ihrem Leben nicht verwirklichen konnten.
Hilfe zu suchen und anzunehmen ist gar nicht so einfach. Je schlechter es einem geht, umso weniger Kraft hat man, Hilfe zu suchen und umso schwieriger kann es sein, auf die eigenen Probleme hinzuweisen. Viele können gar nicht in Worte fassen, was sie empfinden und wenden sich mit allerlei körperlichen Beschwerden an ihren Hausarzt. Wer in einer psychisch schlechten Verfassung ist, hat zudem oft ganz besonders große Angst davor, sich von einem Therapeuten abhängig zu machen. Oft sind es auch Schamgefühle, die es Menschen in Not so schwer machen, Hilfe zu suchen. Wer reich erscheint, aber kein Geld mehr hat, kann das kaum zugeben. Wer sexuell missbraucht wird oder selbst andere missbraucht hat, schämt sich meistens zutiefst. Auch Alkoholprobleme oder Erfahrungen mit körperlicher Gewalt als Opfer oder Täter führen zu so großer Scham, dass der Schritt zur Hilfesuche unmöglich erscheint. Weiterlesen
Wenn Du eine Psychotherapie machst, merkst Du vielleicht, wie wichtig Dir die Stunden sind. Fällt eine Sitzung aus, ist es für Dich schwer auszuhalten. Es ist Dir wichtig, dass Dein Therapeut für Dich anwesend ist. Vielleicht fühlst Du Dich auch in anderen Beziehungen sehr auf den anderen angewiesen. Wenn Deine nächste Bezugsperson weg ist, kommst Du vielleicht in psychische Not. Oder aber Du gehörst zu den Menschen, die sich alleine am wohlsten fühlen. Sobald Du Dich in einer engeren Beziehung wiederfindest, geht es Dir schlecht. Du kannst dann fast nicht mehr nachdenken, weil Du Dich in Deiner Beziehung so gefangen und bedroht fühlst. Manchmal meinst Du vielleicht, Du könntest weder allein noch mit anderen zusammen sein. Hier merkst Du, wie sehr Dein psychisches Befinden von Beziehungen abhängt.
Besonders bei Angststörungen spielt „der Andere“ eine wichtige Rolle. Während einer Angstattacke wünschst Du Dir vielleicht, dass Du zu jemandem gehen könntest, der Dich beruhigt. Aber wenn der andere dann da ist, fühlst Du Dich vielleicht immer noch beunruhigt oder sogar noch beunruhigter. Dann geht es Dir ähnlich wie einem Kind mit einer unsicheren, ambivalenten Bindung zur Mutter.
Vielleicht hast Du kaum eine Vorstellung davon, dass Du mit einem anderen zusammen sein und Dich dennoch frei fühlen kannst. Es wäre so schön, wenn Du Dich einem anderen Menschen nahe fühlen könntest, ohne Dich eingeengt zu fühlen. Und wenn Dein wichtigster Mensch einmal weg ist, fühlst Du Dich nicht fallengelassen oder hoffnungslos allein, sondern gedanklich und emotional weiterhin mit ihm verbunden. Schon allein diese Vorstellung ist oft schwierig und gleichzeitig ist sie ein denkbares Ziel.
Unser ganzes Leben wird von Beziehungen bestimmt. Wegweisend ist die frühe Beziehung zu Mutter, Vater und Geschwistern. Psychische Störungen sind meistens die Folge von misslungenen frühen Beziehungen. Auch die Beziehung, die Du zu Dir selbst hast, hat sich unter anderem aus Deinen Beziehungen zu Deinen Eltern, Geschwistern und Lehrern entwickelt. Beziehungsabbrüche, die Abwesenheit eines bedeutsamen Anderen und Einsamkeit zählen zu den größten psychischen Schmerzen. Sehr negative Beziehungserfahrungen können auch zu einem Mangel an Lebensfreude führen. Helfen kann eine neue Beziehung, z.B. auch die Beziehung zu einem Therapeuten. Wer sich tiefgreifende Veränderungen in seinem Leben wünscht, erreicht diese oft am besten durch eine Psychoanalyse. Dort kann man neue Beziehungserfahrungen machen – dadurch, dass der Andere Dich in einer verstehenden Weise anguckt, kannst Du Dich auch selbst verändern, sodass es Dir immer leichter möglich wird, Dich emotional berühren zu lassen, Dich für andere zu interessieren, Deine Emotionen selbst zu regulieren und Freude an der Beziehung zu haben.
Sobald es Dir gelingt, in Anwesenheit des anderen allein sein zu können, also „bei Dir“ zu bleiben, gehen Deine psychischen Beschwerden wahrscheinlich zurück.
Die wohltuende Nähe zu anderen Menschen kann Dir dann immer öfter möglich werden – das wiederum bringt die Lebensfreude zurück. „Infolge der neuen, besseren Erfahrungen gehen die psychischen Beschwerden zurück und wohltuende Nähe zu anderen Menschen wird immer öfter möglich. „Mein größtes Geschenk ist es, dass ich es genießen kann, mit anderen Menschen zusammen zu sein.“ So ähnlich sagt es eine ehemalige Patientin, die in einer langen Psychoanalyse von ihrer Schizophrenie gesundete (Take these Broken Wings, Youtube).
Unter Müttern wird heiß diskutiert: Wieviel Kinderbetreuung ist nötig? Wieviel kann/darf die Mutter arbeiten und wie sehr sollte sie sich um die Kinder kümmern? Die „Herdprämie“ hat diese Diskussion angeheizt. (Als „Herdprämie“ wird das Betreuungsgeld bezeichnet, das Eltern erhalten, wenn sie ihre Kinder selbst betreuen und nicht in die Kindertagesstätte schicken.) Gerade unter Müttern wird viel über den „Herd“ diskutiert – er ist ein interessantes Symbol unserer Zeit. Weiterlesen
Imipramin (bekannt als Tofranil) ist ein Wirkstoff, der stimmungsaufhellend und leicht schmerzlindernd wirkt. Imipramin ist ein sogenanntes „triziyklisches Antidepressivum“ und wird sowohl bei Depressionen als auch bei der generalisierten Angststörung eingesetzt. Bekannt ist der Wirkstoff unter dem Medikamentennamen Tofranil®. Das Medikament wird von der Bonner Pharmafirma Dolorgiet hergestellt. Früher wurde es von der Firma Novartis produziert. Weiterlesen