Es muss uns gut gehen. Davon sind wir überzeugt. Und davon werden wir an jeder Ecke überzeugt – Ratgeber mit befreit lächelnden Menschen auf der Titelseite zeigen uns, wie es wirklich geht: Endlich entspannt zu sein und es „geschafft“ zu haben. „Wenn Sie länger als zwei Wochen antriebslos und traurig sind, gehen Sie zum Arzt – es könnte eine Depression dahinterstecken“, liest man immer wieder. Holla die Waldfee! Weiterlesen
Zoloft® ist ein Medikament gegen Depressionen mit dem Wirkstoff Sertralin. Es ist ein sogenannter Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Zoloft® ist ein Medikament der Firma Pfizer. Die Tabletten sehen so aus: sv.wikipedia.org/wiki/Sertralin. Auf der Website „RXBirthdefects“ wird vor der Einnahme in der Schwangerschaft gewarnt. In der Roten Liste gibt es zur Anwendung in der Schwangerschaft den Vermerk „strenge Indikationsstellung“, das heißt in etwa: Der Arzt sollte Sertralin nur verschreiben, wenn er davon ausgeht, dass es die Schwangere und das Baby vertragen und wenn er keine andere Lösung sieht als dieses Medikament. Zoloft® gibt es seit 1997 – das kritische Journal arznei-telegramm stellte den Wirkstoff Sertralin in der Ausgabe 4/1997 vor. Weiterlesen
„Dysthymia“ oder „Dysthymie“ heißt wörtlich „Verstimmung“ (dys = ungut, Thyme = Stimmung, Gemüt). Die Dysthymie ist eine Form der Depression. Dabei handelt es sich um eine chronische „depressive Verstimmung“, also nicht gerade um eine schwere Depression. Aber diese Verstimmung tritt bei den Betroffenen immer wieder auf. Sie begleitet die dysthymen Patienten meistens über viele Jahre, oft schon von Jugend an. (ICD-10: Dysthymia = F.34.1)
Im englischsprachigen Raum wird eine unipolare Depression (also eine Depression ohne Phasen der Hochstimmung = ohne Phasen der Manie) als „Major Depression“ bezeichnet. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) schreibt in seiner Leitliniensynopse zum Thema „Depression“ aus dem Jahr 2009: Weiterlesen
Die „peripartale Depression“, also die Depression rund um die Geburt, ist Thema des Ärzteblattes (Hübner-Liebermann, Bettina et al.: „Peripartale Depressionen erkennen und behandeln“, Dtsch Arztebl Int 2012; 109(24): 419-424; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0419). Wenn Schwangere und junge Mütter depressiv sind, hat das verschiedene Auswirkungen auf die Kinder. Im Ärzteblatt sind einige Folgen aufgelistet.Weiterlesen
Nicht nur Erwachsene leiden unter Depressionen – auch bei Kindern und Jugendlichen kommen sie vor. Die Ursachen sind vielfältig. Einige Studien weisen darauf hin, dass schon das frühe Zusammenspiel zwischen Mutter und Kind Einfluss darauf haben kann, ob Kinder später depressiv werden oder nicht. Zu diesen Studien gehört die Untersuchung von Lynne Murray und Kollegen. Weiterlesen
Serotonin ist ein Molekül, das vom Körper selbst gebildet wird. Man spricht auch vom „Glückshormon“. Wer einen Mangel daran hat, kann an einer Depression erkranken – oder umgekehrt: Wer genug Anlass zu gedrückter Stimmung hat, bei dem sinkt die Serotoninkonzentration zwischen den Nervenzellen irgendwann ab. Serotonin wird auch als 5-Hydroxytryptamin (5-HT) bezeichnet. Weiterlesen
Depressionen können unter anderem durch starke emotionale Erfahrungen wie Trennung, Gewalt und Verlust entstehen. Sind depressive Verarbeitungsweisen erst einmal im Gehirn verankert, dann ist es mitunter ein langer Weg, bis der Betroffene die Welt wieder anders wahrnehmen und Geschehnisse neu verarbeiten kann. Zur Depressionsentstehung und Behandlung gibt es viele Sichtweisen, doch einige Theorien lassen sich miteinander verbinden: Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der Psychoanalyse nähern sich an. Ein kompakte Zusammenschau liefert das Buch von Marinne Leuzinger-Bohleber und Kollegen: „Depression und Neuroplastizität“, 2010 erschienen bei Brandes und Apsel.
Das Gehirn verändert sich besonders dann, wenn der Mensch gefühlsbetonte neue Erfahrungen macht. Das ist in der Neurowissenschaft heute eindeutig belegt. Daher versuchen Pädagogen heute auch, das Lernen möglichst mit Erfahrungen zu verbinden.
Neurowissenschaft und Psychoanalyse können einstimmig sagen: „Nachhaltige Veränderungen bei der Depression sind nicht durch kognitive Einsichten zu erzielen“ (Seite 2). Bei Depressionen reicht es also oft nicht aus, „umzudenken“ oder „umzubewerten“. Neue Erfahrungen müssen her, damit neue Verarbeitungswege möglich werden (wobei wahrscheinlich beide Wege möglich sind: durch das „Umdenken“ werden neue Erfahrungen gemacht und durch neue Erfahrungen kann man Neues denken). In einer psychoanalytischen Therapie machen die Betroffenen neue gefühlsmäßige Erfahrungen. So kann der Weg aus der Depression gefunden werden.
Der Kölner Psychiater und Psychoanalytiker Frank Matakas (1939-2021, DDPP) schreibt in seiner Rezension: „Ohne dass es eine explizite Theorie zur Entstehung und Therapie der Depression brauchte, zeigt dieses Buch, dass mit einer medikamentösen Behandlung allein, wie es an vielen psychiatrischen Kliniken noch üblich ist, auch nicht entfernt das Problem der Depression angegangen werden kann. Insofern ist es (das Buch) der armseligen Realität vieler psychiatrischer Kliniken um Welten voraus“ (PSYCHE – Z Psychoanal 64 (2010): 978).
Die Pharmaindustrie, so schreibt der Wiener Psychoanalytiker Georg Fodor in seiner Rezension, hat durch ihr Marketing allerdings dazu beigetragen, allgemein deutlich zu machen, dass die Depression eine „ernstzunehmende und behandlungswürdige Krankheit“ ist (PSYCHE – Z Psychoanal 64 (2010): 980). Auch Medikamente können vielen Patienten helfen. Doch Georg Fodor wundert es, dass „öffentliche Gesundheitseinrichtungen“ die Behandlung mit Medikamenten so stark in den Vordergrund stellten, wohingegen das Interesse an psychoanalytischen Behandlungen recht gering sei.
Insofern sei es sicher gut, dass die MRT-Bilder so manche Vermutung der Psychoanalyse bekräftigten.
Leuzinger-Bohleber, Marianne, Klaus Röckerath und Laura Viviana Strauss (Hg.):
Depression und Neuroplastizität
Psychoanalytische Klinik und Forschung
Frankfurt am Main, Brandes & Apsel 2010
Amazon
Eine Buchbesprechung von Georg Fodor (Psychoanalytiker, Wien)
PSYCHE – Z Psychoanal 64 (2010): 978-989,
zu finden über die Website des Sigmund-Freud-Instituts
Technik trifft Neuropsychoanalyse
Pressemeldung der Technischen Universität Wien, 2007
Die „Frost Multidimensional Perfectionism Scale“ (FMPS) heißt auf Deutsch: „Multidimensionale Perfektionismusskala nach Frost“. Wie immer bei psychologischen Tests ist es schwierig, den Test als Ganzes im Internet zu finden. Der Grund: Die Tests sind urheberrechtlich geschützt, so dass man sie nur kaufen, aber nicht kostenlos erhalten kann. Allerdings findet man die Tests oft in den Anhängen von Masterarbeiten und Dissertationen, die frei zugänglich sind.