„Ich bin so unzufrieden! Nichts kann man mir recht machen. Alles scheint in einer Sackgasse zu enden“, sagt die Patientin. Sie versteht die Welt nicht mehr. Doch bevor wir uns an jede einzelne Baustelle begeben, bevor wir schauen, wo es überall hakt und hinkt und wo die „Ansprüche zu hoch“ sind, schauen wir lieber auf „die Welt“ – das ist in dem Fall der Psychoanalytiker. Viele empfinden es so: Stimmt die Beziehung zum Psychoanalytiker, stimmt auch alles andere. Es ist wie mit der Mutter und dem kleinen Kind: Ein Küsschen auf die Stirn und das Kind läuft freudig in die Welt hinaus.Weiterlesen
„Sie dürfen nicht so verkrampft suchen“, heißt es in Flirt-Seminaren. Sigmund Freud hat den Sexualtrieb als einen der stärksten Triebe angesehen, den wir neben dem Hunger haben. Wer lange alleine ist, der merkt das. Um Bild zu bleiben: Während man selbst seit Jahren quasi nichts zu essen bekommen hat, scheinen die anderen ständig am gedeckten Tisch zu sitzen. Die Sehnsucht wird immer größer. Und dann bekommen die Betroffenen zu hören: „Schau nicht so gierig! Damit schreckst Du den anderen ab und die Wahrscheinlichkeit, dass Du einen Partner findest, wird immer geringer.“ Doch wie sich zurückhalten, wenn der Hunger so groß ist? Je länger wir nichts bekommen, desto hungriger werden wir. Doch meistens lassen auch diese sehnsüchtigen Phasen irgendwann wieder nach. Ich glaube, es hilft, die Verkrampfung, die Verzweiflung und die brennende Sehnsucht zuzulassen und diese Gefühle genau zu spüren. Dieser ehrliche Umgang mit sich selbst eröffnet oft ganz neue Möglichkeiten.