Wenn bei Deinem Kind eine Störung der Bewegung, Haltung oder Koordination festgestellt wird, bekommst vielleicht die Vojta-Therapie („Physiotherapie auf neurophysiologischer Grundlage“) für Dein Kind verordnet. Während die Vojta-Therapie körperlich anscheinend hilfreich ist, kann sie jedoch möglicherweise psychisch schaden. Das Baby zeigt deutlich, wie gequält es sich fühlt, doch die Qual wird nicht beendet. Das löst großen Stress bei Mutter und Kind aus. Das Thema kann sich zu einem regelrechten Familienkonflikt ausweiten, wenn z.B. der Vater dafür ist, die Therapie zu beenden. Ziel dieser Beitrags-Reihe ist es, Fachleute wie auch Mütter und Väter auf die möglichen nachteiligen psychischen Folgen der Vojta-Therapie aufmerksam zu machen. Weiterlesen
Auf meine kritischen Beiträge zur Vojta-Therapie bei Babys erhalte ich immer wieder erschütternde Mails von heute Erwachsenen, die als Baby und (Klein-)Kind nach der Vojta-Methode behandelt wurden. Vielen gemeinsam ist es, dass sie sich nicht berühren lassen wollen und keine Partnerschaft führen können. Sofern sie sich an die Behandlung erinnern können, sind auch Schamgefühle ein großes Thema. Eine Betroffene schreibt, dass sie gut mit einer körperlichen Behinderung hätte leben können, aber dass sie es nur schwer schafft, mit den seelischen Folgen der Vojta-Therapie zurechtzukommen. Durchweg alle Betroffenen haben mir geschrieben, dass sie ein sehr schlechtes Verhältnis zum eigenen Körper haben. Weiterlesen
Die Psychotherapeutische Mittwochsgesellschaft wurde von einem angehenden Psychodynamiker, einer Verhaltenstherapeutin und einem angehenden Systemiker ins Leben gerufen. Der dazugehörige Podcast kann auf Spotify gehört werden. Ich bin zu Gast in Folge 9 (Mi, 27.3.2024), in der es um die Weiterbildungs- und Ausbildungswege für Ärzte zum Psychotherapeuten/Psychoanalytiker geht. Die Mittwochsgesellschaft trifft sich auf dem „Schulenstreitserver“ (Discord-Server). Das Vortrags- und Diskussionsforum ist gedacht für alle an der Psychotherapie und Psychoanalyse Interessierten, vor allem für angehende Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen.
Manche Menschen stellen ihre Borsten auf, sobald ihnen jemand mit Zärtlichkeit begegnet. Wenn wir nur wenig Zärtlichkeit in unserem Leben erfahren, wächst die Sehnsucht danach. Wenn uns dann jemand zärtlich begegnet, spüren wir nochmal sehr deutlich, was wir alles vermisst haben. Der „Schmerz des Unterschieds“ zwischen der Zärtlichkeit jetzt und dem Mangel, der ansonsten herrscht, ist nur schwer auszuhalten. Zudem kann die gefühlte oder phantasierte Nähe zur Sexualität oft Scham hervorrufen – besonders, wenn die Zärtlichkeit unpassend ist. Zärtlichkeit kann rasch als zu nah erlebt werden und dann unter Umständen auch mit Ekel verbunden sein. Ekel kann besonders entstehen, wenn jemand, den wir nicht mögen, zu wenig Abstand hält. Weiterlesen
„Der liebe Gott sieht alles“, sagen manche Eltern. Oder sie sagen: „Der Weihnachtsmann weiß, wann du böse warst.“ Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass jedes Kind und jeder Erwachsene eine Schutzhülle hat und braucht, damit es ihm gut geht. Auch unser Herz liegt geschützt in unserer Brust und ist für andere nicht sichtbar. Nur so können wir gesund bleiben. Jedes Kind und jeder Erwachsene braucht einen Raum, wo er ganz allein für sich sein kann. „Das ist privat“ nennen es die Erwachsenen, wenn sie sagen wollen, dass es andere nichts angeht, was sie tun oder denken. Weiterlesen
Wenn ich in die Stille gehe, spüre ich meinen Körper auf unangenehme Weise. Mir wird bewusst, wie weh mir jeder Muskel, jede Sehne, jeder Knochen tut. Ich fühle mich überlastet, erschöpft und sehr alt. Unruhe kommt auf. Ich spüre jede Verletzung, die mir in meinem Leben zugefügt wurde, jeden körperlichen Angriff, jede Beleidigung. Mein „Pain Body“ (Schmerzkörper), wie Eckhart Tolle es nennt, ist durch und durch spürbar. Wenn ich in die Stille gehe, kommen Panikattacken. Ich bekomme Angst vor meinem Körper, vor meinen Gedanken, vor mir selbst. Ich fühle mich unglaublich verloren und einsam. Ich spüre die verschiedenen Arten von überfordernder Abwesenheit, die Berührungslosigkeit. Die Trauer um die Menschen, die nicht mehr da sind. Die Trauer um Kontaktabbrüche, um Verlorenes, um Nie-Gehabtes und Verpasstes. Weiterlesen
Wer unter Reizdarm oder einer entzündlichen Darmerkrankung leidet, der weiß: Durchfälle können sich sehr unterschiedlich anfühlen. Ob der Durchfall primär körperlich bedingt (z.B. Ernährung) oder eher psychisch bedingt ist, lässt sich nicht immer einordnen – manchmal jedoch schon. Man könnte von „primärem und sekundärem Durchfall“ sprechen. Beim „primären Durchfall“ fängt’s plötzlich im Bauch an zu rumoren. Man hat etwas Ungutes hektisch gegessen, hat Zeitdruck und weiß, dass es gleich wieder losgeht. Man mag jetzt niemanden mehr sehen, ist nur noch besorgt darum, wo die nächste Toilette ist. Infolge dessen können auch Schwitzen, Angst und Wut entstehen. Beim „sekundären Durchfall“, wie ich es bezeichnen würde, ist zuerst die Angst da, z.B. bei einer Angststörung, und dann spürt man, wie „alle Schleusen aufgehen“ und sich im Darm ein Durchfall entwickelt. Vom Körpergefühl können sich diese beiden Durchfallarten oft unterscheiden lassen.Weiterlesen
„Der Druck kommt immer dann, wenn ich vor einer Verpflichtung stehe oder wenn ich in eine Situation komme, in der etwas Bestimmtes von mir erwartet wird – und sei es nur, während eines Gespräches nicht aufs Klo gehen zu dürfen. Der Stuhldrang taucht unaufhaltsam in mir auf.“ So beschreiben manche ihre Reizdarmbeschwerden. Die Durchfälle schränken das Alltagsleben stark ein. Vielleicht kennst Du das auch: Wenn Du jemandem gegenüber stehst, um Dich mit ihm zu unterhalten, merkst Du, wie es in Deinem Bauch arbeitet. Vielleicht hattest Du schon beim Aufwachen dieses Rumor-Gefühl. Wie soll man erklären, dass man schnell weg muss? Das Reizdarmsyndrom ist eine Qual – und hängt eng mit engen Beziehungen zusammen. Weiterlesen
Wer an Reizdarm leidet, der braucht vor allen Dingen eines: eine eigene Toilette und viel Zeit. Insbesondere in den Morgenstunden solltest Du Dir – wenn eben möglich – viel Zeit einrichten. Neben den körperlichen Ursachen sind auch die psychischen Begleitphänomene interessant. Das Reizdarmsyndrom verschlimmert sich häufig im Kampf um Pünktlichkeit. Der Wunsch ist da, allein und ungestört zu sein. Man möchte nichts „vor sich haben“, doch die Umwelt wirkt mit ihren Erwartungen unbarmherzig: Du sollst funktionieren. Und das erwartest Du auch von Dir selbst. Weiterlesen
„Du hast ja Angst vor Deinem eigenen Baby!“, wird Müttern manchmal vorgeworfen. In der Tat können Babys mit ihrer Unersättlichkeit Angst machen: „Was, wenn ich Fieber habe und mein Baby nicht versorgen kann?“, denkt die Mutter. Enge Zweierbeziehungen können sehr einengen. Gerade, wenn ich als angehende Psychotherapeutin/Psychoanalytikerin selbst frühtraumatisiert bin, kann ich erneut erleben, wie gefährlich eine enge und abhängige Beziehung werden kann. Wenn Angst und Wut aufkommen, lässt die Mentalisierungsfähigkeit nach – ich bin damit beschäftigt, mich selbst zu schützen. Die Kunst ist es, in der Therapie weiterhin mentalisierungsfähig zu bleiben, auch, wenn man gerade Angst hat oder von Aggression überwältigt ist. Weiterlesen