Viele Menschen mit Psychosen haben Angst, von anderen verstrahlt zu werden. „Der ist ganz schön verstrahlt“, sagen wir, wenn wir jemanden für verrückt erklären. Radioaktive Strahlung ist nicht sichtbar, aber sie kann tödlich sein. Mit der Röntgenstrahlung können wir durch jemanden hindurch schauen und ihn von innen sehen. Nicht selten haben Menschen mit Psychosen schon in der frühen Kindheit körperliche Grenzüberschreitungen wie z.B. sexuellen Missbrauch erlebt. Manche Mütter sagten zu ihrem Kind: „Du bist für mich wie aus Glas“ oder „Der liebe Gott sieht alles.“ So fühlte sich das Kind vielleicht, als sei es ohne Grenze. Weiterlesen
Ausbildungen sind nicht möglich. Wegen der Angst. Partnerschaften nicht möglich. Aus Angst. Kinderwünsche bleiben unerfüllt. „Wenn ich nur daran denke, dass mir jemand nahe kommt, dass er mich berührt, dass er neben mir liegt, geht gar nichts mehr“, sagen sie. So fühlen sich unzählige Vojta-Kinder. „Mein Psychotherapeut geht aber kaum darauf ein“, sagen sie. Weil kaum jemand begriffen hat, was Vojta mit den Kindern macht. Die Vojta-Therapie kann man nicht „liebevoll“ ausführen: Das Kind hat Panik, es ist mitunter dem Kreislaufkollaps nahe, es schreit, es will sich befreien. Es ist eine Festhaltetherapie. Diese – aus meiner Sicht – grausame Therapie hinterlässt möglicherweise tiefste Wunden. Weiterlesen
Wenn wir schwer traumatisiert sind, dann wollen wir bei unseren eigenen Kindern alles richtig machen. Spüren wir Aggression gegen unsere eigenen Kinder oder befürchten wir, etwas könnte nicht mit ihnen in Ordnung sein, versetzt uns das in Spannung. Vielleicht reagieren wir diese Spannung am eigenen Körper aus. Vielleicht aber beginnen wir unsere Kinder in einer Art zu „therapieren“, die einer Qual gleichkommt. Ohne es zu wollen, quälen wir unser Kind vielleicht mit der Vojtatherapie, um das Ziel der Gesundheit und Normalität zu erreichen. Die Vojta-Therapie ist eine Form der Krankengymnastik, die häufig bei Babys mit motorischen Entwicklungsstörungen angewendet wird. Hier muss die Mutter das Baby in einer Zwangsposition festhalten und dann gesunde Reflexe beim Baby hervorrufen. Weiterlesen
Dieser Zwang zu zerstören entsteht nur aus Angst. „Nie wieder“ lautet das Ziel. Immer. Das Kind, es kann nur erahnen, wann der nächste Angriff kommt. Sein Schreien klingt wie eine Melodie. Erst zaghaft, fragend, klagend. Können die das wirklich wieder tun? Diesmal wird’s doch nicht so schlimm – oder? Doch, auch diesmal wird’s schlimm. Und erbarmungslos. Die Sprache, es gibt sie noch nicht. Kein Wort. Das Schreien steht auf. Das Kind, es schreit in Not. Alle hören es. Doch keiner hört hin. Keiner geht hin. Die Täter und Täterinnen machen weiter. Verzweiflung. Spitze, verzweifelte Schreie. Das hört niemals auf. Es geht um Leben und Tod. Um alles oder nichts. Es gibt kein Zeit-Erleben, kein Weiterleben. Sterben geht nicht, nur vielleicht. Totstellen geht nicht, weil der Druck zu Reflexen zwingt. Das Kind hat es schon oft probiert, das Totsein. Es ist alles unendlich. Es hört nie mehr auf. Weiterlesen
Manche Menschen stellen ihre Borsten auf, sobald ihnen jemand mit Zärtlichkeit begegnet. Wenn wir nur wenig Zärtlichkeit in unserem Leben erfahren, wächst die Sehnsucht danach. Wenn uns dann jemand zärtlich begegnet, spüren wir nochmal sehr deutlich, was wir alles vermisst haben. Der „Schmerz des Unterschieds“ zwischen der Zärtlichkeit jetzt und dem Mangel, der ansonsten herrscht, ist nur schwer auszuhalten. Zudem kann die gefühlte oder phantasierte Nähe zur Sexualität oft Scham hervorrufen – besonders, wenn die Zärtlichkeit unpassend ist. Zärtlichkeit kann rasch als zu nah erlebt werden und dann unter Umständen auch mit Ekel verbunden sein. Ekel kann besonders entstehen, wenn jemand, den wir nicht mögen, zu wenig Abstand hält. Weiterlesen
„Der liebe Gott sieht alles“, sagen manche Eltern. Oder sie sagen: „Der Weihnachtsmann weiß, wann du böse warst.“ Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass jedes Kind und jeder Erwachsene eine Schutzhülle hat und braucht, damit es ihm gut geht. Auch unser Herz liegt geschützt in unserer Brust und ist für andere nicht sichtbar. Nur so können wir gesund bleiben. Jedes Kind und jeder Erwachsene braucht einen Raum, wo er ganz allein für sich sein kann. „Das ist privat“ nennen es die Erwachsenen, wenn sie sagen wollen, dass es andere nichts angeht, was sie tun oder denken. Weiterlesen
Wenn ich in die Stille gehe, spüre ich meinen Körper auf unangenehme Weise. Mir wird bewusst, wie weh mir jeder Muskel, jede Sehne, jeder Knochen tut. Ich fühle mich überlastet, erschöpft und sehr alt. Unruhe kommt auf. Ich spüre jede Verletzung, die mir in meinem Leben zugefügt wurde, jeden körperlichen Angriff, jede Beleidigung. Mein „Pain Body“ (Schmerzkörper), wie Eckhart Tolle es nennt, ist durch und durch spürbar. Wenn ich in die Stille gehe, kommen Panikattacken. Ich bekomme Angst vor meinem Körper, vor meinen Gedanken, vor mir selbst. Ich fühle mich unglaublich verloren und einsam. Ich spüre die verschiedenen Arten von überfordernder Abwesenheit, die Berührungslosigkeit. Die Trauer um die Menschen, die nicht mehr da sind. Die Trauer um Kontaktabbrüche, um Verlorenes, um Nie-Gehabtes und Verpasstes. Weiterlesen
Wer unter Reizdarm oder einer entzündlichen Darmerkrankung leidet, der weiß: Durchfälle können sich sehr unterschiedlich anfühlen. Ob der Durchfall primär körperlich bedingt (z.B. Ernährung) oder eher psychisch bedingt ist, lässt sich nicht immer einordnen – manchmal jedoch schon. Man könnte von „primärem und sekundärem Durchfall“ sprechen. Beim „primären Durchfall“ fängt’s plötzlich im Bauch an zu rumoren. Man hat etwas Ungutes hektisch gegessen, hat Zeitdruck und weiß, dass es gleich wieder losgeht. Man mag jetzt niemanden mehr sehen, ist nur noch besorgt darum, wo die nächste Toilette ist. Infolge dessen können auch Schwitzen, Angst und Wut entstehen. Beim „sekundären Durchfall“, wie ich es bezeichnen würde, ist zuerst die Angst da, z.B. bei einer Angststörung, und dann spürt man, wie „alle Schleusen aufgehen“ und sich im Darm ein Durchfall entwickelt. Vom Körpergefühl können sich diese beiden Durchfallarten oft unterscheiden lassen.Weiterlesen