Während wir unter wechselnden Körperbeschwerden leiden und uns immer wieder quälende Sorgen darum machen, fühlen wir uns alleingelassen. Andere nehmen uns oft nicht mehr ernst. Doch häufig gibt es einen sehr ernsten Hintergrund: Viele, die unter der Angst vor Krankheiten (Hypochondrie) leiden, haben als Baby und Kind schon viele medizinische Behandlungen und mitunter auch Gewalt über sich ergehen lassen müssen. Frühe Trennungen von der Mutter, die erste Lebenszeit im „Brutkasten“, Operationen und Therapien wie die Vojta-Therapie waren frühe Angriffe auf den Körper. Diese frühen Erfahrungen sind ein Leben lang als quälende und beängstigende Körpererinnerungen da.Weiterlesen
Die Persönlichkeitsstörung ist eigentlich eine Beziehungsstörung. Persönlichkeitsstörungen sind relativ weit verbreitet – weltweit leiden schätzungsweise 7% daran (Winsper C. et al., 2019/2020). Wir alle sind in bestimmten Bereichen, neurotisch, psychisch „niedrig strukturiert“ oder merkwürdig. Doch auch, wenn wir eine „Persönlichkeitsstörung“ haben, können wir oft ein relativ normales und auch erfolgreiches Leben führen. Oft können wir unsere Störung – vielleicht sollte man besser sagen: „Verletzung“ oder „Beschädigung“ – spüren und in eine Stärke umsetzen. Vielleicht leiden wir irgendwie an unserem Leben, ohne dass wir unser Leiden genauer beschreiben könnten.Weiterlesen
Die Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882-1960) hat die Begriffe „paranoid-schizoide Position“ und „depressive Position“ geprägt (1946: Bemerkungen über einige schizoide Mechanismen, The Journal of Psychotherapy Practice and Research, 1996). Gemeint waren damit ursprünglich Entwicklungsstadien, die ein Kind durchläuft. Mit „Position“ ist jedoch ein psychischer Zustand gemeint, den wir ein Leben lang immer wieder einnehmen. Wir oszillieren ständig zwischen paranoid-schizoider und depressiver Position. Melanie Klein ging davon aus, dass sich das Baby zunächst als einen Teil seiner Mutter wahrnimmt. Seelische Teile von sich selbst, z.B. Wut, projiziere es auf die Mutter. Das Baby fühle sich jedoch direkt nach der Verlagerung seiner Gefühle in die Mutter von der Mutter verfolgt, weil es glaube, die Mutter sei wütend. Weiterlesen
Wenn Du eine Asperger-Diagnose hat, dann fühlst Du Dich möglicherweise sehr gestresst, wenn Du körperlich nah mit anderen Menschen zusammen bist. Laute Geräusche und starke Gerüche belästigen Dich vielleicht stärker als andere Menschen. Vielleicht hattest Du schon früh einen großen Wortschatz und bist sehr belesen. Viele Betroffene haben auch ein außergewöhnliches Hobby. Auch auf sogenannte hypersensible oder schizoide Menschen können diese Beschreibungen zutreffen. Die Diagnose „Asperger“ wurde häufig dann gestellt, wenn die Nähe zum Autismus relativ deutlich war. Die Kinder zeigen dabei ein ausgeprägtes Interesse am Detail („Schau mal, auf diesem Modellschiff ist der Bug einen Millimeter länger als normalerweise.“). Auch das Interesse an Technik kann sehr ausgeprägt sein. Weiterlesen
Die Diagnose „Schizoide Persönlichkeitsstörung“ (ICD10: F60.1) wird meiner Erfahrung nach immer seltener gestellt – ich erkläre mir das mit der Nähe des Störungsbildes zu den Autismus-Spektrum-Störungen. Als Betroffener bist Du vielleicht jemand, der sich gerne zurückzieht. Du bist vielleicht beruflich genial und sehr gewissenhaft. Viele „Schizoide“ sind intellektuelle Menschen. Vielleicht beschäftigst Du Dich außerordentlich gerne mit theoretischen Dingen und es fällt Dir schwer, zu anderen eine emotionale Nähe aufzubauen. Möglicherweise hast Du in Deiner vorsprachlichen Zeit als Baby psychisch krankmachende Traumata erlitten wie z.B. medizinische Eingriffe, lange Trennungen von der Mutter oder Krankenhausaufenthalte. Weiterlesen
Wenn Du etwas Einschneidendes erlebst, z.B. eine Geburt, Gewalt oder einen Unfall, bemerkst Du vielleicht, wie in Dir zwei Filme ablaufen: Einerseits kannst Du klar denken, andererseits merkst Du, dass Du vielleicht wie betäubt und weggetreten bist. Viele Menschen, die einen Unfall haben, empfinden oft keine Schmerzen – oder sie erinnern sich später nicht mehr daran. Obwohl unter Dissoziation oft etwas Krankhaftes verstanden wird, so ist die Fähigkeit zur Dissoziation auch eine Stärke, die uns in extremen Situationen schützt. „Dissoziation“ heißt wörtlich „Auseinanderfallen“, „Abtrennung“, „Zerfall“. Bei der Dissoziation gehen Denken und Fühlen auseinander. Besonders häufig von Dissoziationen betroffen sind schwer traumatisierte Menschen. Weiterlesen
Magersucht betrifft meistens Mädchen auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Nicht wenige haben eine sehr enge Beziehung zur Mutter und sehen dies mitunter positiv. Andererseits wollen viele nie „so werden wie die Mutter“. Häufig spüren die Mädchen, wie empfindlich die Mutter ist. Sie kämpft vielleicht selbst mit vielen Problemen und nimmt die Tochter völlig in Beschlag. Magersucht wirkt oft aggressiv, denn es hat etwas Demonstratives: „Siehe, ich bin nicht satt geworden“, könnte die Botschaft lauten. Was gibt es Schlimmeres für eine Mutter, als zu sehen, dass sich das Kind so sehr selbst beschädigt? Doch auch körperliche Ursachen könnten mit in Betracht gezogen werden. Weiterlesen
Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders launisch und instabil sind. Die Betroffenen sind sehr emotional – alles scheint bei ihnen sehr dramatisch zu sein, wie auf einer Bühne. Das ist natürlich auch eine kulturelle Frage: Ein Brasilianer erhält vielleicht eher die Diagnose „Cluster-B-Persönlichkeitsstörung“ als ein Norweger. Zu den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen zählen Persönlichkeitsstörungen mit dramatischem, emotionalem und launenhaftem Verhalten, also vereinfacht gesagt die Borderline-Störung, die histrionische, die narzisstische und die dissoziale (antisoziale) Persönlichkeitsstörung (APS). Weiterlesen
Jeder Mensch hat seine Neurosen. Damit sind die Stellen in der Psyche gemeint, die nicht so ganz im Gleichgewicht sind. Wenn Du z.B. immer überpünktlich zu Terminen kommst, dann hast Du eine Pünktlichkeitsneurose. Vielleicht hattest Du Eltern, die sehr auf Pünktlichkeit achteten oder Du hast einmal Schaden genommen, als Du zu spät kamst. Wenn Du schwer traumatisiert bist, kommst Du vielleicht oft zu früh, um zu überprüfen, ob die Luft rein ist. Neurosen äußern sich als Ängste, Depressionen oder Zwänge, doch der Bezug zur Realität bleibt vorhanden, oder besser gesagt: Die Fähigkeit, mit einem anderen sinnvoll zu kommunizieren, bleibt vorhanden. Weiterlesen