Wer wütend ist, der ist kaum noch zu stoppen. Die eigene Wut zu stoppen kann so schwer sein wie von einem gedeckten Tisch aufzustehen, wenn man großen Hunger hat. Oft behaupten Gesundheitsexperten, Wut müsse man rauslassen. Viele befürchten, sie könnten krank werden, wenn sie mit der „Wut im Bauch“ länger still bleiben. Doch meistens nützt das Schreien und Zerstören nichts. Das Einzige, was oft hilft, ist es, mit demjenigen zu sprechen, der einen wütend macht. Wenn das nicht hilft, kann man bewusst in die Stille gehen und beobachten, wie die Wut in einem arbeitet. (Text: © Dunja Voos; Bild: © Julia) Weiterlesen
Das Kind, es wird gequetscht. Es ist in schlechten Händen. Es schreit, doch es wird nicht gehört. Es ist unerträglich. Viele Monate und Jahre erlebt das Kind diese Gewalt. Das Kind ist beschädigt am ganzen Körper. Und an seiner Seele. Die Gewalt ging ihm unter die Haut. Es ist unfähig geworden, sich berühren zu lassen. Es heißt, die Haut erneuere sich alle vier bis sechs Wochen. In einer Studie der Uni Frankfurt fanden Wissenschaftler heraus, dass das Gefühl des Beschmutztseins dadurch verringert werden kann, dass man den Betroffenen verdeutlicht, wie oft sich die Haut seit den Missbrauchserfahrungen bereits erneuert hat (Jung et al., 2011, PDF). Doch die Spuren des Erlebten sitzen noch viel tiefer: in den Propriozeptoren, also den Tiefensensibilitäts-Rezeptoren der Muskulatur. Die kann man nicht austauschen.Weiterlesen
Verachtung ist ein Gefühlsgemisch. Es mag eine Mischung aus Enttäuschung, Angst, Häme, Schmerz und Ärger sein. Oft ist der Wunsch nach Distanzierung dabei: „Ich bin nicht so wie mein Vater oder meine Mutter. Ich bin nicht so rassistisch wie die da. Ich verachte die Mitläufer von damals.“ Man hätte sich gewünscht, dass das, was wir verachten, gut gewesen wäre. Man hat sich vielleicht hingeben wollen – an die Eltern, den Partner, an die Idee. Doch dann merkt man, dass es nicht möglich ist, weil der andere Alkoholiker oder auf andere Weise schwach oder schädlich ist. Man verachtet vielleicht den Vater, wenn er zu weich ist. Gleichzeitig schwingt die Angst mit, man könnte genauso werden wie er.Weiterlesen