Viele Kinder, die den Kontakt zu ihren Eltern beendet haben, wünschen sich, von den Eltern verstanden zu werden. Sie wünschen sich ihr Einsehen. Doch die emotionalen Sprachen, die gesprochen werden, sind zu unterschiedlich. Die Kinder müssen oft verschmerzen, dass ihre Eltern nicht verstehen können, was sie meinen. Und umgekehrt. Die Psyche hat ebenso psychische Strukturen wie der Körper Körperteile hat. Ein Mensch, der nur eine Hand hat, kann nicht mit beiden Händen nach etwas greifen. Und so ist es psychisch auch: Wer als Kind schwere Zeiten erlebt hat, kann als Erwachsener an vielen Stellen emotional nicht mitschwingen.Weiterlesen
„Wer eine Panikattacke hat oder in einen Angstzustand gerät, dem bleibt nichts anderes übrig, als zu warten, bis diese Regenschauer (Stresshormonschauer) vorbei ist“, höre ich. „Angststörungen kann man wunderbar mit Progressiver Muskelentspannung (PMR) und Yoga behandeln“, höre ich auch. „Nur richtig atmen, wenn die Panik kommt – damit kann man’s in den Griff kriegen.“ Genug gehört. „Warum klappt das alles bei mir nicht?“, fragen sich viele. Meine Erfahrung ist: Ja, es ist möglich, einen heftigen Angstzustand in voller Fahrt durch Muskelentspannung und konzentrierte Atmung zu durchbrechen, aber bis man dahin kommt, dauert es bei schweren Ängsten unter Umständen sogar Jahre, in denen man üben muss.Weiterlesen
Manchmal fühlen wir uns zu etwas „getrieben“. Ohne Hunger und Durst ist kein Leben möglich. Wir kennen unzählige Triebe. Manchen müssen wir unbedingt nachkommen, z.B. dem „Trieb“, uns zu entleeren. Das, was uns körperlich oder emotional treibt, wird in unserer Psyche als Vorstellung wiedergegeben: „Ich hab‘ Dich zum Fressen gern!“ Sigmund Freud sagte: „Unter einem ‚Trieb‘ können wir zunächst nichts anderes verstehen als die psychische Repräsentanz einer kontinuierlich fließenden, innersomatischen Reizquelle, zum Unterschiede von ‚Reiz‘, der durch vereinzelte und von außen kommende Erregungen hergestellt wird.“ Weiterlesen
„Das ist magisches Denken“, sagt der Psychotherapeut und will die Bedenken des Patienten relativieren. Vielleicht will er auch seine eigenen Bedenken ausradieren. Wir können so vieles nicht erklären und das macht uns besonders dann Angst, wenn es uns an sicheren Beziehungen fehlt. Und vielleicht finden wir deswegen ein bisschen zu wenig Voodoo in unserem Alltag, weil es so vielen Menschen an sicheren Bindungen mangelt. Weiterlesen
Darf man das machen? Darf man ein weinendes Kind mit großen hungrigen Augen rausschmeißen? Darf man es aus seinem Inneren rausschmeißen, wenn man meint, dass es die innere hungrige Mutter ist, die da weint? Vielleicht wurde man geboren, um der Mutter zu helfen. Vielleicht war man das Ein und Alles für eine Mutter, die sonst nichts hatte. Eine Mutter, in Not geboren und fast verhungert. Es gab nie Geld. Kein Zuhause. Nur Unruhe und Angst. (Text & Bild: © Dunja Voos) Weiterlesen
Wenn uns etwas zu viel wird, dann sagen wir: „Ich hab‘ den Kaffee auf! Mir reicht’s! Ich hab‘ die Nase voll!“ So können wir es bewusst ausdrücken. Wenn uns unbewusst etwas zu viel wird, passiert etwas Subtileres. Der amerikanische Psychoanalytiker Robert Langs (1928-2014) beschreibt sehr anschaulich, was passiert, wenn unser Unbewusstes ein „System overload“ (eine System-Überladung, SOL) erleidet. Robert Langs erklärt, dass eine Überladung/Überforderung des tiefen unbewussten Systems (Deep Unconscious System, D-UCS) oft nur durch Hinweise erkannt werden kann. Es sieht dann aus wie eine emotionale Störung. Der Betreffende kann seine Rollenfunktion nicht mehr aufrecht erhalten. Weiterlesen
Viele haben die Vorstellung, man müsse nachts acht Stunden durchschlafen. Das macht unruhig. Babys und kleine Kinder sind nachts oft wach – ebenso wie alte Menschen. Kranke erst recht. Es gibt so viele Menschen, die nachts wach sind, dass man eigentlich gemeinsam Tee trinken könnte – und das tat man früher auch. Wir können uns viel Stress nehmen, wenn wir von starren Vorstellungen loslassen. In ihrem Beitrag „The myth of the eight-hour sleep“ („Der Mythos des Acht-Stunden-Schlafs“) schreibt die Autorin Stephanie Hegarty, dass Einiges darauf hinweist, dass die Menschen früher in Vier-Stunden-Häppchen schliefen. Bevor unsere Nächte hell ausgeleuchtet waren, war es natürlich, abends früh schlafen zu gehen und nach Mitternacht noch einmal eine Weile wach zu sein.
Viele begeben sich in ein Schlaflabor, um ihre Schlaflosigkeit zu erforschen. Da werden dann z.B. die Hirnströme, der Blutdruck und die Atmung während des Schlafes überprüft. Übergewichtige mit einem sogenannten „Schlaf-Apnoe-Syndrom“ erhalten auf Rezept ein Atemgerät für die Nacht, das sie zunächst tatsächlich besser schlafen lässt. Oft landet das schöne Atemgerät aber nach einer Weile im Schrank.
Nach dem Besuch im Schlaflabor wissen viele ganz genau, aus welchen körperlichen Gründen sie nicht schlafen können, doch die psychischen Ursachen bleiben weiterhin bestehen: Traumata, Geldsorgen, Beziehungskonflikte, Einsamkeit, Erfolgsdruck, Kummer mit den Kindern oder mit der Kinderlosigkeit, Sorgen am Arbeitsplatz oder Ängste um die Gesundheit.
Auch der körpereigene Cortisolspiegel spielt bei der Schlaflosigkeit oft eine Rolle. Menschen mit Allergien, Asthma oder Gelenkschmerzen werden oft in der zweiten Nachthälfte wach. Der Cortisolspiegel ist zwischen 20 und 24 Uhr an seinem Tiefpunkt. Entzündungsprozesse können nachts dadurch wieder aufflackern. Morgens gegen sechs Uhr ist der Cortisolspiegel am höchsten – viele finden um diese Zeit dann auch wieder in einen tiefen Schlaf, der aber leider dann durch das Klingeln des Weckers beendet wird.
Interessant sind hier auch die Ansätze der chinesischen Medizin, welche die „Chronobiologie“ der einzelnen Organe berücksichtigt (Chronos = griechisch: Zeit). Hiernach hat jedes Organ seine eigene aktive Zeit. Auch diese chinesische Organuhr kann helfen, die eigene Schlaflosigkeit besser zu verstehen.
Viele Menschen machen sich einen großen Stress damit, dass sie nachts schlaflos sind. Psychiater warnen oft davor, dass Schlaflosigkeit psychische Krankheiten verschlimmern und sogar Vorläufer einer Psychose sein könnten. Manche haben sich nie Sorgen um ihre Schlaflosigkeit gemacht, bis sie das erste Mal bei einem Psychiater waren. Hier ist es oft nicht leicht, ruhig zu bleiben und den eigenen Weg weiterzugehen, denn viele Menschen stellen ihr Leben auf ihren schlechten Schlaf ein. Es kann auch schön sein, in der zweiten Nachthälfte aufzustehen, und die Ruhe wahrzunehmen – etwas zu lesen, zu schreiben, kreativ zu sein, Tee zu trinken oder fernzusehen.
Schlaf lässt sich nachholen – ein Vormittags- oder Mittagsschläfchen kann bei vielen „Nacht-Schlaflosen“ noch zu guter Erholung führen. Die Schlaflosigkeit nicht zu bekämpfen, sondern sie in das Leben einzubauen, das gelingt vielen Menschen.
(Dieser Beitrag wurde um 3.58 Uhr geschrieben.)
Gregor Gross:
Der Mythos des gesunden Schlafes:
Sind 8 Stunden etwa zu viel?
6.3.2012
https://www.foerderland.de/organisieren/news/der-mythos-des-gesunden-schlafes-sind-8-stunden-etwa-zuviel/
Hegarty, Stephanie (2012):
The myth of the eight-hour sleep
BBC World Service 22.2.12
https://www.bbc.com/news/magazine-16964783
Ekirch, Roger (2006):
At Day’s Close: Night in Times Past
W. W. Norton & Company, Inc., New York
https://wwnorton.com/books/9780393329018
International Dark Sky Association
Dieser Beitrag erschien erstmals am 12.1.2013
Aktualisiert am 3.7.2023
„Ich bin rechtschaffen müde“, sagen wir am Abend. Wir haben viel geschafft und uns darum bemüht, die Dinge gut zu machen. Wir haben ein gutes Gewissen und können gut einschlafen. Doch es ist nicht immer leicht, ein gutes Gewissen zu haben. Oft spüren wir, dass wir etwas falsch machen, aber wir wissen nicht so genau, was das ist. Wenn wir ein schlechtes Gewissen haben, versuchen wir, uns selbst zu beruhigen. „Sei nicht so streng mit Dir“, sagt die Freundin. Wir bekommen zu hören, dass unser schlechtes Gewissen nicht berechtigt sei und dass wir bestimmt nicht schuld seien. Doch unser Gefühl sagt uns etwas anderes. Wir sind unruhig, grübeln ohne Ergebnis und wälzen uns im Bett. Weiterlesen