Schlaf gut! So sieht normaler Schlaf aus
Der Schlaf einer Nacht besteht aus etwa vier bis fünf Schlafzyklen. Ein Schlafzyklus enthält fünf Schlafphasen (so wie ein Jahreszyklus aus den Phasen Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter und Karneval besteht). Jede Phase lässt sich im Elektroenzephalogramm (EEG) erkennen. In den Phasen I-IV eines Zyklus sind die Augen ruhig (= „Non-REM-Phasen“). In den Phasen I und II findet man in den Schlaf hinein. Die Phasen III und IV sind Tiefschlaf-Phasen. Im Tiefschlaf findet man im EEG sogenannte „Delta-Wellen“ (Frequenz: 3-0,5 Hz). Wenn sie erscheinen, werden die Selbstheilungskräfte des Körpers wirksam.
Danach folgt die fünfte Phase, in der sich die Augen schnell im Schlaf bewegen, während die übrigen Muskeln erschlafft sind. Diese fünfte Phase heißt REM-Phase (REM = rapid eye movement, schnelle Augenbewegung).
Viele Träume in der REM-Phase
In der REM-Phase träumen wir sehr intensiv, oder besser gesagt: Wir können uns nach dem Wecken besonders gut an unsere Träume erinnern. Doch auch in den Nicht-REM-Phasen können wir träumen. Die Träume der Nicht-REM-Phasen sind jedoch unseren bewussten Gedanken relativ ähnlich und nicht so intensiv bildhaft wie im REM-Schlaf. Wissenschaftler gehen davon aus, dass während der schnellen Augenbewegungen Erinnerungen abgespeichert werden. Die Theorie der Psychotherapie-Methode „EMDR“ (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) hängt mit dieser Theorie zusammen.
Eine REM-Phase dauert etwa 10 Minuten. In der REM-Schlafphase gegen Morgen können wir besonders klare Klarträume haben, das heißt, wir werden uns bewusst, dass wir träumen und können dann den Traum steuern. Wir sind gegen Morgen schon ausgeschlafener und dem Bewusstsein wieder näher.
Alle eineinhalb bis zwei Stunden kommt es zu einem neuen Zyklus
Ein Zyklus von vier „Non-REM-Phasen“ und einer REM-Phase dauert etwa 80-110 Minuten, also grob 1,5 bis 2 Stunden. Pro Nacht machen wir etwa vier bis fünf dieser Zyklen durch, wobei sich die Zyklen verändern: Die REM-Phasen werden im Laufe der Nacht immer länger und die Tiefschlafphasen nehmen ab. An Träume, die wir gegen Morgen träumen, können wir uns oft besser erinnern als an Träume in der ersten Nachthälfte. Die ersten Träume der Nacht sind jedoch oft besonders tief und „ganz Traum“ – wir kommen oft nicht auf die Idee, dass wir träumen.
Auch am Tag wechseln sich eher wache mit eher müden Phasen ab. Bei Babys kann man die „Schlaffenster“ gut beobachten, die etwa alle 1,5 bis 2 Stunden auftreten – in diesen Momenten schlafen Babys oft ein. Wir selbst kennen das auch: Wenn wir abends denken, uns fallen die Augen zu, aber wir noch wach bleiben müssen, dann können wir den „toten Punkt“ überwinden und dann in der wacheren Zeit nicht wieder einschlafen.
Ebenfalls ein Wechsel bei der Nasenatmung
Interessant bei diesem 1,5- bis 2-Stunden-Rhythmus ist die Beobachtung, dass unsere Nasenatmung ebenfalls einem Rhythmus von etwa zwei (bis sieben) Stunden unterliegt. Im Laufe des Tages atmen wir zu bestimmten Zeiten eher durch das linke, dann wieder eher durch das rechte Nasenloch. Während das rechte Nasenloch für das „Aktivierende“ (oder den „Sympathikus“) steht, hängt die Atmung durch das linke Nasenloch eher mit Ruhe und Passivität (also dem Parasympathikus) zusammen. In Yoga-Texten werden diese Wechsel beschrieben, die auch wissenschaftlich untersucht wurden (z.B. „The Nasal Cycle“ von Funk E. und Clarke J., 2009).
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 8.3.2015
Aktualisiert am 6.10.2023