Bewusstseinsschichten und Traum und das Ruhenetzwerk (Default Mode Network, DMN)

Das Bewusstsein kann verschiedene Zustände annehmen. Diese hängen mit bestimmten Strukturen im Nervensystem zusammen. Beim Nachttraum spielt das Ruhezustandsnetzwerk (Default Mode Network, DMN) eine besondere Rolle. Dieses Netzwerk besteht unter anderem aus dem medialen präfrontalen Kortex, einem Teil des Gyrus cinguli (Posterior Cyngulate Cortex, PCC) und dem Präcuneus. Diese Hirnregionen sind bei der Innenschau, der Imagination, in der Passivität und im Schlaf aktiv (CG Davey et al., 2016), wohingegen die Regionen, die für das höhere Wach-Bewusstsein zuständig sind (Aufmerksamkeitsnetzwerk für Außenreize), herunterreguliert werden. Man spricht vom „Hierarchischen Modell des Bewusstseins“.

Die Hirnregionen, die das hohe Bewusstsein ermöglichen (insbesondere der anteriore präfrontale Kortex), sind in allen Schlafstadien relativ inaktiv (Domhoff et al., 2023). Daher gibt es im Traum sozusagen „kognitive Insuffizienzen“, also „Denkschwächen“: Wir stoßen uns im Traum nicht an unlogischen Situationen. Auch die Emotionen sind im Traum relativ herunterreguliert. Manchmal werden im Traum jedoch auch die höheren Bewusstseinsschichten bzw. die höheren Netzwerke aktiviert – dann können wir z.B. sehr wütend werden im Traum.

Das autonoetische Bewusstsein ist das Bewusstsein, mit dem wir über uns selbst nachdenken können (Noesis = Wissen, geistige Tätigkeit, Denk-Akt). Es ermöglicht auch das bewusste Erinnern.

Das Ruhezustandsnetzwerk ist bis zum Alter von 9-11 Jahren noch nicht ganz ausgereift. Die kognitiven Fähigkeiten (Denkfähigkeiten), die für den Traum notwendig sind, entwickeln sich erst schrittweise mit der Zeit.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Literatur und Links:

Domhoff, G. W. (2023, in press):
The relationship between dreaming and autonoetic consciousness:
The neurocognitive theory of dreaming gains in explanatory power by drawing upon the multistate hierarchical model of consciousness. Dreaming33(1)
https://dreams.ucsc.edu/Library/domhoff_2023.html

Margaret R. Zellner (2013):
Some Psychoanalytic Notes
Dreaming and the Default Mode Network
Contemporary Psychoanalysis, Vol. 49, 2013, Issue 2
https://doi.org/10.1080/00107530.2013.10746548
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/00107530.2013.10746548

Europäisches Collegium für Bewusstseinsstudien (ECBS) 

Haas, Henriette et al. (1988):
Die Erfassung bizarrer Elemente im Traum
Universität Zürich, 1988
https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/96850/1/Skala_Bizarrheit.pdf

G. William Domhoff (1996):
Finding Meaning in Dreams: A Quantitative Approach.
https://link.springer.com/book/10.1007/978-1-4899-0298-6

Adolf Dittrich:
Außergewöhnliche Bewußtseinszustände (ABZ) – „große Gefühle“ und Wahrnehmungsveränderungen
https://www.kunstforum.de/artikel/ausergewohnliche-bewustseinszustande-grose-gefuhle-und-wahrnehmungsveranderungen/

Schlaf: Nachts im Gehirn
Spektrum.de, 22.2.2011

Christopher G. Davey, Jesus Pujol, Ben J. Harrison (2016):
Mapping the self in the brain’s default mode network
NeuroImage, Volume 132, 15 May 2016, Pages 390-397
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1053811916001294


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