Antidepressiva können das Sexualleben beeinträchtigen

Depressionen selbst können zu sexueller Unlust führen, zu Erektions- und Lubrikationsstörungen (= Nicht-Feuchtwerden), zu Orgasmusstörungen und Nicht-Erregbarkeit. Doch häufig lässt sich dies durch eine Psychotherapie oder Psychoanalyse gut beeinflussen. Wenn Menschen in ihrer Verzweiflung über die Depression jedoch zu Antidepressiva greifen, stellen sie häufig fest, dass das Sexualleben noch einmal auf eine spezielle Weise behindert wird. „Ich kann auf einmal nicht mehr mit meiner Partnerin schlafen“, sagen manche Patienten. „Bisher konnte ich mich wenigstens selbstbefriedigen – das geht jetzt nicht mehr“, höre ich oft von Männern, manchnmal auch von Frauen, die Antidepressiva einnehmen. Hier ist es wichtig, genau abzuwägen, was man selbst möchte.

Nicht immer bilden sich die sexuellen Störungen nach dem Absetzen der Antidepressiva zurück. Es ist noch nicht genau erforscht, ob manche Störungen längerfristig bestehen bleiben. Bedenkt man, dass das Sexualleben manchmal der einzige lustvolle und emotionsregulierende Bereich ist, der Menschen mit psychischen Beschwerden noch geblieben ist, so sollte man als Betroffener gut abwägen, ob man wirklich Medikamente gegen die Depression einnehmen möchte oder nicht. Manche kommen besser damit zurecht, ohne Medikamente einen Psychotherapeuten zu suchen und eine Psychotherapie zu machen. Somit können sie ein gutes Stück Lebensqualität, die ihnen die Sexualität bietet, erhalten oder zumindest oft leichter wieder zurück erhalten.

Medikamente sind wie etwas „Festgesetztes“ – der Körper bekommt sozusagen etwas „vorgesetzt“, was er nicht so leicht umgehen kann. Hingegen können unter der Freiheit von Medikamenten verschiedene Maßnahmen wie Gespräche, Bewegung oder Atemübungen teilweise rasche Effekte haben, sodass die sexuelle Lust und Funktionsfähigkeit auch in depressiven Phasen wieder geweckt werden kann.

Studien:

Bala, Areeg et al. (2018)
Post-SSRI Sexual Dysfunction: A Literature Review.
Sexual Medicine Reviews
Volume 6, Issue 1, January 2018, Pages 29-34
https://doi.org/10.1016/j.sxmr.2017.07.002,
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2050052117300720

Csoka, Antonei et al. (2008):
Persistent Sexual Dysfunction after Discontinuation of Selective Serotonin Reuptake Inhibitors
The Journal of Sexual Medicine
Volume 5, Issue 1, January 2008, Pages 227-233
https://doi.org/10.1111/j.1743-6109.2007.00630.x, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1743609515317896

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