Impfpflicht und psychische Traumata: „Mein Körper soll intakt bleiben“
Bei den öffentlichen Diskussionen um Impfpflicht, Kontraindikationen und Atteste geht es fast immer nur um den Körper. Doch ich frage mich oft, was mit schwer traumatisierten Menschen ist – sie scheinen in dieser Diskussion kaum Erwähnung zu finden. Menschen, die früh schreckliche Gewalt erfahren haben, deren Körper gequält und penetriert wurde, sind oft so schwer traumatisiert, dass sie sich selbst für Vorsorgeuntersuchungen nicht zum Arzt trauen. Für diese Menschen ist die körperliche Integrität das A und O. Sie lassen sich nicht massieren, gehen kaum zum Zahnarzt, würden lieber sterben, als eine Operation über sich ergehen zu lassen. Diese Menschen werden jedoch häufig kaum ernstgenommen.
Nach frühen schweren Gewalterfahrungen haben viele Betroffene auch sehr leicht Angst davor, vergiftet zu werden. Wenn sie diese Angst allmählich überwunden haben, ist es für sie das Wichtigste, sich unversehrt zu fühlen. Eine Impfpflicht bedeutet jedoch einen Eingriff in ihren Körper. Das Gespritzte verbleibt im Körper und „macht“ da etwas. Es regt das Immunsystem zur Gegenwehr an. Solche Vorstellungen können in den Betroffenen teilweise heftige Ängste oder auch neue psychotische Schübe auslösen.
Daher ist es aus meiner Sicht enorm wichtig, auch die psychische Komponente mit in die Diskussion rund um das Impfen einzubeziehen, um Menschen mit großen oder gar psychotischen Ängsten nicht in die Enge zu treiben.