Wir erzählen Träume mit einer „komischen Stimme“
Ist es nicht merkwürdig, wie wir unsere Stimme verändern, wenn wir einen Traum erzählen? Es ist eine ähnliche Stimme wie die, die wir aufsetzen, wenn wir von etwas Übersinnlichem oder Unheimlichem erzählen: Wir hauchen mehr, als das wir sprechen. Allein die Traumerzählung bekommt dann schon etwas Unheimliches.
Wenn wir schlafen und träumen, dann sind – je nach Schlafphase – unsere Muskeln mehr oder weniger lahmgelegt. Wenn wir jemanden hören, der im Schlaf spricht, ist seine Stimme sehr verändert. Sie ist uns dann ebenfalls unheimlich. Sie wirkt unkontrolliert. Manchmal merken wir, wie wir im Traum versuchen zu schreien, aber es geht nicht. Ebenso wie unsere übrigen Körpermuskeln sind auch die Kehlkopfmuskeln erschlafft und die Stimmbänder können – je nach Schlafphase – nicht die nötige Spannung aufbauen.
Wir erzählen Träume mit einer „sphärischen Stimme“ und zeigen damit, dass sie wie „aus einer anderen Welt“ sind. Als wollten wir Abstand zwischen uns und unseren Träumen schaffen. Als wollten wir zeigen, wie un-heimlich sie uns selbst sind.
Wenn wir uns an unseren Traum erinnern und ihn erzählen, dann wird unsere Stimme ähnlich schwebend wie unser Traum. Wir möchten, dass uns der andere versteht und nachvollziehen kann, wie wir uns fühlen. Wir geraten auch in der Erinnerung in einen ähnlichen Zustand wie im Traum. Dementsprechend verändern wir auch unsere Stimme, wenn wir von unserem Traum erzählen. Nicht immer, aber oft – je nachdem, wie nah oder fern uns unser Traum selbst ist.
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