Der Borderline-Körper: schwere frühe Traumatisierungen auch körperlich verstehen
Auf der Website publicseminar.org (Clara Mucci, Josh Maserow) fand ich den Begriff „Borderline-Body“. Die Psychoanalytikerin Clara Mucci beschreibt, wie sie in der psychoanalytischen Ausbildung nicht genügend Handwerkszeug fand, um komplex traumatisierten Menschen zu helfen. Sie beschreibt, dass es sich bei den unerträglichen Zuständen der Betroffenen um eine Art „Erinnerung“ (siehe implizites Gedächtnis) an das handeln könnte, was die Betroffenen in frühester Kindheit erfahren haben. Die Betroffenen waren Opfer und haben den Angreifer hautnah erlebt. Ihr Körper war der „Grund“ für den Angriff. Die Psyche scheint die Erfahrungen in der Form aufzunehmen, dass man sich hilflos, körperlich schmerzvoll und verfolgt fühlt und sich gleichzeitig auch selbst angreift, wenn der furchtbare Zustand gerade wieder da ist.
Clara Mucci erklärt, dass auf neurobiologischer Ebene die Verbindung zwischen limbischem System (den Gefühlen) und dem präfrontalen Kortex (der Steuerungs-Instanz) beeinträchtigt sei. Man könne dies vergleichen mit einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung. Normalerweise beruhigt die Mutter das Kind. Das heißt neurobiologisch, dass sie die Verbindung zwischen dem präfrontalen Kortex (Denken und Verstehen) und dem limbischen System (Emotion) herstellt (Anmerkung Voos: Siehe auch Alpha- und Beta-Elemente nach Bion). In der Therapie gehe es darum, diese Zusammenhänge zu begreifen und mithilfe dieser Erkenntnisse und Theorien den Patienten besser zu verstehen.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
Links:
A New Way to Heal Borderline Bodies –
An interview with Clara Mucci and Josh Maserow, 12.2.2019
http://www.publicseminar.org/author/cmucci/
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 20.3.2019
Aktualisiert am 19.7.2024
One thought on “Der Borderline-Körper: schwere frühe Traumatisierungen auch körperlich verstehen”
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Hallo Frau Voos,
bezogen auf das Thema Koerper, empfand ich dieses Buch als lesenswert:
Peter Geißler, Günter Heisterkamp: „Psychoanalyse der Lebensbewegungen: Zum körperlichen Geschehen in der psychoanalytischen Therapie – Ein Lehrbuch“.
Ich denke Koerper im Kontext von Borderline kann auch noch andere Funktionen uebernehmen. Mitunter ist der Koerper eine Objektrepraesentanz des inneren Zustands einer Person. Oder der Koerper wird als Objekt benutzt, um Dinge im aussen, also in der Umwelt zu bewirken. Letztlich ist der Koerper dann Verfuegungsmasse des eigenen Omnipotenzerlebens, ueber den man Kontrolle ausuebt. Wenn man seinen Koerper als blosses Objekt, also abgespalten vom Selbst, wahrnimmt, kann das vielleicht auch darauf hindeuten, wie mit einem in der Kindheit umgesprungen wurde.