Diese gesunde Ernährung macht mich ganz krank
Immer wieder wollen wir unsere Ernährung umstellen – was immer das heißen mag. Es werden Smoothie-Mixer und Spiral-Schneider gekauft, Avocados, Feigen, Datteln und Sojapäckchen liegen bereit. Und nach ein paar Tagen radikaler Ernährungsumwandlung merken wir vielleicht: Wir fühlen uns kränker denn je. Kürzlich stieß ich auf das Buch von Karen Fischer: The Eczema Diet, www.eczemalife.com. Es ist sehr gut recherchiert und enthält interessante Ansätze. Von der Salicylatintoleranz durch Salicylate in Lebensmitteln hatte ich bisher nicht gehört.
Auf eczemalife.com werden Symptome aufgelistet, die viele Neurodermitis-Betroffene verzweifeln lässt: Unruhe (besonders nachts), Benebeltsein im Kopf (Brain Fog), Fatigue, Reizdarmsyndrom, aber auch das Gefühl eines geschwollenen Gesichts, laute Ohrgeräusche, Kribbeln in Armen und Beinen und andere nicht zuordenbare Symptome sollen hier vereint sein. Endlich dieses Buch! Die Lösung für alles.
Bei weiterer Recherche fand ich dann ähnliche Symptome bei Vitamin-B- oder Vitamin-D-Mangel, bei Histaminunverträglichkeit, Hormonungleichgewicht, Mastzellaktivierungssyndrom (MAS), Eisenmangel usw., bis einem schwindelig wird. Da, wo wenig Salicylate drin sind, ist aber vielleicht viel Histamin enthalten oder umgekehrt. Die Alles-wird-gut-Diät lässt sich einfach nicht finden.
Bei scholar.google.com suchte ich nach Studien, die die Effekte von veganer Ernährung auf Asthma, Rheumatoide Arthritis und Neurodermitis untersuchten. In einer Studie von Lithell 1983 zeigte sich, dass sich Arthritis und Ekzeme beim Fasten verbesserten, aber bei anschließender veganer Ernährung zurückkehrten.
Sich selbst kennenlernen. Langsam.
Der einzig und alleinige Weg zu einer Ernährung, die einem selbst entspricht, ist das sorgfältige und achtsame Ausprobieren. Viele vertragen das gut, was sie schon als Kinder gut vertrugen. Wenn ein Bratenduft durch den Körper geht und direkt ein Wohlgefühl im Magen auslöst, dann ist es etwas, das der Körper kennt und mag. Dann kann man sich Gedanken darüber machen, wie man damit umgeht.
Selbst die traditionell chinesische Medizin (TCM) findet keine allumfassenden Antworten. Eine chinesische Medizinerin verordnete mir einst Papaya – auf meine Zweifel sagte sie, dass sie sicher ist, dass ich nicht allergisch darauf reagieren werde. Ich kann mich heute noch an meinen Papaya-Versuch erinnern …
Während die einen Rohkost propagieren, empfiehlt so mancher chinesische Mediziner seinem Patienten nur gekochte Kost. Während im Westen der Kaffee bei Magenproblemen verpönt ist, empfehlen Akupunktur-Ärzte in Sri Lanka „puren starken Kaffee“. Manche ayurvedische oder Yoga-Experten im Internet empfehlen eine Kost, die zwar gut für das Leben im heißen Indien ist, doch wer nach einem eisigen Wintertag durchgefroren nach Hause kommt, den zieht es hin zu heißem Kakao, weil es gefühlt das Einzige ist, das dem Körper die Wärme gibt, die er jetzt braucht.
Eine große Studie der Universität Oxford hat herausgefunden, dass ein gutes soziales Leben mit Freunden zu einem hohen Wohlbefinden und hohen Lebensalter führen kann. Dieser soziale Faktor wiegt sogar mehr als die Faktoren Ernährung und Sport. Mehr Informationen: The Sainsbury’s Living Well Index, May 2018 (PDF).
Ob eine gesunde Ernährung etwas bringt oder nicht, zeigt sich manchmal bereits nach Tagen, manchmal erst nach Monaten oder gar Jahren. Wichtig ist es, sich niemals gewaltsam umzustellen, sondern sich viel Zeit zu lassen. Das Riechen, Fühlen und das Beobachten der Haut- und Darmreaktionen kann viele Hinweise liefern auf Nahrungsmittel, die einem gut tun.
Doch bei allen guten Vorsätzen: Wenn das Kind nach Hause kommt und uns die wichtigste aller Fragen zuruft: „Was gibt’s zu essen?“, dann ziehen wir die duftende Lasagne aus dem Ofen und freuen uns.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 5.1.2019
Aktualisiert am 16.6.2023