Frühtraumatisierte brauchen länger
„Was haben Sie nur so lange gemacht, dass Sie so alt dabei geworden sind?“, fragt der ältere Herr. Verzweifelt wird gesucht. Warum ein Jahr länger in der Schule? Warum Arbeitslosigkeit und laue Jobs? Warum immer noch nicht verheiratet? Warum keine Kinder? Die anderen sind schon lange weiter. Schamesröte steigt auf und mit ihr kommen diffuse Schuldgefühle. „Ja, was habe ich nur so lange gemacht?“ Die Antwort lautet: „Die anderen Kinder konnten spielen. Sie konnten ruhig schlafen. Während ich die Nächte in Angst und Schlaflosigkeit verbrachte. Das kostet Zeit.“ Traumatisierte brauchen länger. Sie können dieselben Ziele erreichen. Aber sie brauchen mehr Pausen.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 31.8.2017
Aktualisiert am 28.10.2023
One thought on “Frühtraumatisierte brauchen länger”
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Das ist genau mein Leben. Ich hatte immer gute, meist sehr gute Schulnoten und doch habe ich die erste Klasse wiederholt und auch die 8. Nicht wegen Lernproblemen, wegen der Symptome. jetzt bin ich 30. Drei Studiengänge hab ich belegt, hatte immer sehr gute Zensuren, Stipendien. Aber krankheits- und symptombedingte Ausfälle und Wechsel mussten Folgen. Ein erneuter Wechsel steht an nach langem Kampf und Wollen. Bewusst, gezielt, mit Erfolgsaussicht. Aber aufgrund der Traumatisierung notwendig,
Immer wieder merke ich, ich bin intelligent, kann vieles sehr gut und doch sind es die Traumafolgen, die enorm viel zusätzliche Kraft kosten und Hürden mit sich bringen. Aber ich will zum Ziel, auch mit mehr Kraftaufwand. Kein Trauma soll mir Berufsleben und Autonomie nehmen. Dafür bin ich schon zu weit gekommen. Danke für diesen Artikel. Traurig tröstlich, dass es mir nicht allein so geht.
Liebe Grüße, Tia Mia