Die verschiedenen Formen des Weinens
Es gibt viele verschiedene Arten des Weinens: Man kann vor Wut heulen, was dann meistens auch als „Heulen“ bezeichnet wird, man kann tief traurig schluchzen, leise vor sich hinweinen, vor Angst wimmern, vor Freude weinen, beim Lachen weinen oder nervig-trotzig jammern. Je nach Art des Weinens reagiert auch das Gegenüber: irritiert, selbst traurig und tröstend, mitfühlend, angewidert oder genervt. Die verschiedenen Formen des Weinens untersuchten Sarah Alhabbo und Cord Benecke (beide Universität Kassel). Sie konnten aus Videoaufnahmen zwischen „natürlichem Weinen“ und Sonderformen des Weinens unterscheiden.
Trauer, Leid und Glück. Zum natürlichen Weinen gehöre zum Beispiel das Weinen aufgrund von Trauer, Leiden, Überforderung und positiver Erfahrung, so Benecke. Zu den Sonderformen zählten unsicheres, monotones, unterdrücktes und überspieltes Weinen (Quelle: DGPT-Mitglieder-Rundschreiben 3/2015, www.dgpt.de/mitgliederbereich/).
Weinen und Bindung. Das Weinen im Zusammenhang mit den Bindungsformen hat die Psychologin Judith Kay Nelson erforscht (1998). Sie ordnet das „traurige Weinen der Verzweiflung“ der sicheren Bindung zu. „Protestierendes Weinen“ finde man eher bei verstrickter Bindung und „Nicht-Weinen“ bei vermeidender Bindung.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
Literatur:
Nelson, Judith Kay (1998):
The Meaning of Crying Based on Attachment Theory
Clinical Social Work Journal
March 1998, Volume 26, Issue 1, pp 9-22
DOI 10.1023/A:1022841427355
Nelson, Judith Kay:
Seeing Through Tears: Crying and Attachment
Brunner-Routledge
Taylor & Francis Group 2005
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 28.12.2015
Aktualisiert am 9.7.2023
2 thoughts on “Die verschiedenen Formen des Weinens”
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Liebe Simone,
wer lange nicht weinen konnte, bei dem kann das Weinen oft in der Gegenwart eines anderen kommen, der wirklich verstehen will und gut zuhören kann. Durch das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, kann sich die Spannung oft lösen und das Weinen kommt wie von selbst. Allerdings kann die Scham dem Weinen im Wege stehen. Auch das Gefühl, dem anderen ausgeliefert zu sein, kann am Weinen in Beziehung hindern. Manche können dann tatsächlich am besten im Alleinsein weinen.
Das „Nicht-Weinen-Können“ und wie man es auflösen kann, wäre auch noch ein interessantes Thema für diesen Blog. Ich kann oft sehr lange nicht weinen und wenn es dann wiederkommt (ich muss mich dazu völlig sicher und räumlich allein wissen), dann hat es eine erlösende, besänftigende Kraft. Es gibt fast kein wirksameres Therapeutikum als echte Tränen zu weinen.