Volumenminderungen im Gehirn bei ADHS

Forscher haben durch bildgebende Verfahren herausgefunden, dass das Gehirn von ADHS-Patienten an verschiedenen Orten um 3-5% „kleiner“ ist als das Gehirn Gesunder. Von diesen „Volumenminderungen“ betroffen sind: die Frontallappen (= Vorderhirn, rechts mehr als links), das Corpus callosum (= der „Balken“ des Gehirns, die Verbindung zwischen rechter und linker Hirnhälfte), die Basalganglien (besonders der rechte Nucleus caudatus), der Globus pallidus und das Cerebellum (Kleinhirn).

Verunsicherung ist groß

Durch diese Befunde sind viele Patienten verunsichert. Nur selten ist die Rede davon, welches Ausmaß diese Volumenminderungen eigentlich haben und was sie bedeuten. Sind die Volumenminderungen ein Beweis dafür, dass ADHS angeboren oder genetisch festgelegt ist? Nein, denn das Gehirnvolumen hängt unter anderem davon ab, welche Erfahrungen wir machen, welche Beziehungen wir haben und was wir erleben. Gute wie schlechte Außenreize und Erfahrungen beeinflussen die Anzahl der Nervenbahnen und Verschaltungen im Gehirn. Sowohl durch Psychotherapie als auch durch Medikamente können die Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn auch beim Erwachsenen noch verändert werden. Das bedeutet, dass auch die Gehirnvolumina veränderbar sind und kein „angeborenes Schicksal“.

Lesetipp:

Gerald Hüther:
Kritische Anmerkungen zu den bei ADHD-Kindern beobachteten neurobiologischen Veränderungen und den vermuteten Wirkungen von Psychostimulanzien (Ritalin®).
Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie, Heft 12, 4/2000: 471–486
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