Schauen und beobachten
„Ich beobachte nicht, ich schaue“, sagt der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel in der Dokumentation „Zimmer 202“ (von Eric Bergkraut, 3SAT, 23.2.2014). Bichsel erklärt den Unterschied wunderbar. Seither fällt mir immer wieder auf, wieviel wir beobachten und wie wenig wir einfach schauen. „Beobachten“ kann heißen, schon eine Meinung oder Erwartung zu haben und den Beobachteten daraufhin zu beobachten, ob sich das Gedachte bestätigt. „Beobachten“ kann sein wie „Krallen“, mit dem Blick fest in den Griff nehmen. Schauen ist ganz anders.
Schauen wir öfter mal
Wenn wir schauen, dann schauen wir einfach, was passiert. Ganz unangestrengt. „Beobachten“ ist manchmal nah dran am „Verdächtigen“ und „Kontrollieren“. Das, was wir mit unseren Kindern heute machen, ist viel zu oft „beobachten“. In der Grundschule bekommen die Kinder 4-seitige Zeugnisse, auf denen haargenau aufgelistet ist, was sie können und was sie nicht können. „Ich finde das gut, denn dann kann ich die Entwicklung meines Kindes beobachten“, sagt eine Mutter. Eigentlich wurden diese Zeugnisse eingeführt, um das starre „Bewerten“ aufzugeben. Doch ich finde, mit dieser Art von „Beobachtung“ sind wir vom Regen in die Traufe gefallen. Da wünsche ich mir manches Mal das einseitige Notenblatt zurück. Da kann ich dann einfach draufschauen.
Schauen ist manchmal gar nicht so einfach
Ähnlich wie bei Achtsamkeitsübungen kann man bemerken, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, nur zu „schauen“. Können wir schauen, was Kinder machen, wie sie sich entwickeln? Können wir einfach mal schauen, was wir selbst so machen? Schauen wir doch mal öfter! Es macht Spaß.
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One thought on “Schauen und beobachten”
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Wenn ich bei Hobbyangabe „schauen“ sagte, stand ich bislang immer alleine da und dachte, es sei wohl was eher Armseeliges, was ich da mach. Aber ich mag es.