Es ist laut.

Es ist so laut, denkt das Kind. Die Eltern, sie streiten nur – fast jeden Tag. Das Kind darf nicht nach Hilfe suchen. Es wird geschlagen, wenn es erzählt. Es schweigt. Es ist ein ruhiges Kind – die Lehrer, sie mögen es sehr. Das Kind hat Bauchweh. Es hofft, dass der Kinderarzt es errät. Es ist der Lärm, der diese Bauchweh macht. Das Kind muss schweigen. Der Kinderarzt sieht nichts. Lärm kann man nicht sehen.

Das Kind zu Hause, die Mutter schreit. Teller fliegen, das Kind hält sich die Ohren zu. Es gibt keine Lösung. Der Streit lässt nach, es wird ruhiger. Das Kind tröstet die Mutter. Dann den Vater. Der Vater tröstet sich mit dem Kind. Die beiden trösten sich im Spiel. Das Kind hilft dem Vater, sich nicht so zu schämen.

Das Kind ist allein – mit den Eltern in der Hölle. Es kann keine Hilfe von außen geben. Es ist laut – so laut, dass das Kind nur noch Ruhe sucht. Es bleibt ihm nichts anderes, als zu warten, zu lernen und groß zu werden. Die Schule als vorübergehendes Zuhause.

Satt von Lärm.

Der Lärm der Kindheit reicht für 100 Jahre. Endlich erwachsen. Das Kind will keinen Tanz und keine lauten Kinofilme. Es will immer nur Ruhe. Um Lärm zu lieben, muss es einmal leise gewesen sein. Wenn es Nacht wird, kehrt der Lärm der Kindheit zurück.

Selbst gefunden.

Das Kind ist erwachsen. Es ist groß. Es schafft sich ein geborgenes Zuhause. Für eine Familie hat es keine Kraft. Es will verhindern, dass wieder derselbe Lärm in sein Leben tritt. Es genießt die Ruhe. Es ist froh, dass es Erwachsensein gibt. Die Eltern sind klein geworden. Sie werden leiser im Kind. Die Sehnsucht nach Familie bleibt.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 7.1.2014
Aktualisiert am 29.3.2025

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