Peripartale Depression: Auswirkungen auf die Kinder
Die „peripartale Depression“, also die Depression rund um die Geburt, ist Thema des Ärzteblattes (Hübner-Liebermann, Bettina et al.: „Peripartale Depressionen erkennen und behandeln“, Dtsch Arztebl Int 2012; 109(24): 419-424; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0419). Wenn Schwangere und junge Mütter depressiv sind, hat das verschiedene Auswirkungen auf die Kinder. Im Ärzteblatt sind einige Folgen aufgelistet.
Das Kind ist überaktiv, die Mutter depressiv
Bei depressiven Müttern kommt es relativ häufig zu diesen Problemen:
- das Risiko für eine Frühgeburt ist erhöht, das Geburtsgewicht ist verringert (Studie von Grote NK et al., 2010)
- der Fötus einer depressiven schwangeren Frau ist motorisch besonders aktiv (Studie von Kinsella MT und Monk C, 2009)
- die depressiven Mütter kommunizieren mit ihren bis zu sechs Monate alten Babys relativ wenig: sie sprechen weniger mit ihren Babys als gesunde Frauen und nehmen auch weniger Blickkontakt auf. Das Kind wiederum schreit vermehrt, wendet sich ab und gedeiht schlechter (Studie von Field, Tiffany 2009)
- die Kinder depressiver Mütter sind später eher unsicher gebunden und entwickeln sich kognitiv, emotional, verbal und sozial möglicherweise schlechter als Kinder von nicht-depressiven Müttern (Studie von Brand, Sarah und Brennan, Patricia 2009)
- sogar noch bei 16-Jährigen ist das Risiko für eine „affektive Erkrankung“ (also z.B. eine Depression) viermal höher als bei Kindern gesunder Mütter (Studie von Pawlby S et al. 2009)
Schuldgefühle sind „normal“
Schwangere oder junge Mütter, die an Depressionen leiden, mögen vielleicht verzweifeln, wenn sie von solchen Studienergebnissen lesen. Sie bekommen sicher einen Schrecken, außerdem können solche Beiträge Schuldgefühle verstärken – die meisten Mütter bemerken ja ihre Schwierigkeiten und fühlen sich dadurch schuldig. Das ist furchtbar unangenehm. Doch die Situation hat man sich ja meistens ebenso wenig ausgesucht, wie man sich die Masern aussuchen würde. Jedes Mutter-Kind-Paar ist individuell, sodass eine Depression der Mutter nicht automatisch nur tragische Folgen für sie und das Kind hat.
Peripartale Depressionen können besonders dann leicht entstehen, wenn die Mutter selbst eine schwere Kindheit hatte, wenn es Partnerkonflikte gibt, wenn es an Geld fehlt oder wenn der Vater abwesend ist – kurzum immer dann, wenn die Mutter nicht ausreichend bemuttert wird.
Zwar gibt es inzwischen relativ viele Hilfsangebote, doch sie sind immer noch weit verstreut und nicht immer in der Nähe. Zur ersten Orientierung empfehlenswert sind die Websites www.schatten-und-licht.de und www.familienhebamme.de.
Auch kann eine psychoanalytische Therapie sehr hilfreich sein. Hierdurch können häufig Schwierigkeiten bearbeitet werden, die schon seit längerem bearbeitet werden wollen. Therapeuten finden Sie zum Beispiel auf www.dgpt.de, auf www.dpv-psa.de oder auf www.dpg-psa.de.
Die Wartezeiten sind leider oft furchtbar lang, außerdem ist es ja nicht leicht, sich Hilfe zu organisieren, solange der Säugling noch klein ist. Doch auch, wenn man erst später die Kraft hat, Hilfe zu suchen und wenn man erst spät Hilfe erhält, kann vieles noch heilen.