Der Balken zwischen mir und Dir

In der Psychoanalyseausbildung dachte ich oft, dass es zwischen dem Patienten und mir einen Balken gibt, den ich nicht haben will. Ich wollte, dass es sich näher anfühlt, ungetrennter. Ich dachte immer, bei meinen Kollegen sei es anders – sie haben bestimmt so ein gutes „Durchgangsgefühl“ in das Innere des anderen. Mit den Jahren merkte ich, dass es wahrscheinlich nicht so ist. Wir haben so oft ein „Blockgefühl“, das zwischen dem „Mir“ und dem anderen steht.

Und dann gibt es Momente, da hebt sich der Schleier, da nehmen wir uns selbst und den anderen ernst. Da fühlen wir uns verbunden und der lästige Balken ist weg. Das sind Momente der Begegnung, in denen das letzte Fensterchen aufgeht.

Ich glaube, dass wir da meistens wenig „machen“ können, ausser sehr ehrlich zu sein und zu beobachten, wie dick sich dieser Balken heute gerade wieder anfühlt. So wie es täglich ums Ein- und Ausatmen, um Beruhigung und Beunruhigung geht, so sind wir auch immer mit der Frage beschäftigt, wie blockiert wir gerade sind oder wie verbunden wir uns mit uns selbst und den anderen fûhlen. Darûber nachzudenken kann uns oft verzweifeln lassen, oft aber auch erleichtern und ganz bestimmt zu Philosophen werden lassen.

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