Klarträume (Luzide Träume) – auf der Schwelle zwischen Schlafen und Wachen

„Klarträumen“ ist das bewusste Bemerken und Steuern eines Traumes während des Traumes. Klarträumen findet auf der Schwelle zwischen Schlafen und Wachen statt, häufig in den frühen Morgenstunden. Beim Träumen und Klarträumen ist unser angestrengtes Denken weitgehend ausgeschaltet, der präfrontale Kortex (Vorderhirn-Rinde = vereinfacht: Sitz von Persönlichkeit, Verstand und bewusster Steuerung) hält sich zurück. Die Dinge passieren auf der Ebene der Emotionen, der Leichtigkeit (die Muskeln sind entspannt), der geträumten Bewegungen, Bilder und Sinneswahrnehmungen.

Manche benutzen das Klarträumen zur Steigerung ihrer Leistung: Musiker und Sportler rufen sich die Bilder von schwierigen Passagen hervor und bewältigen sie im Klartraum mit Leichtigkeit, was auch die tatsächlichen Fähigkeiten im Wachen steigert. Auch in der Psychotherapie und Medizin wird das Klarträumen zur Problembewältigung und Heilung genutzt. Das kann wortwörtlich sehr heilsam sein. Doch wir sollten schauen, dass unser wertvoller, zweckloser Schlaf, nicht auch noch zur Selbstoptimierung „verplant“ wird. Spielende Kinder lieben das wissenlose und gedankenlose Spiel – pädagogische Spiele, die einen Zweck erfüllen, können diese Freude dämpfen.

Wenn mehr Bewusstsein in den Traum kommt

Im tiefen Traum nehmen wir alles kritiklos hin. Für das kritische Denken ist das Frontalhirn zuständig – seine Aktivität ist sowohl beim Träumen als auch in der Psychose reduziert. Insbesondere in der REM-Phase (Rapid-Eye-Movement-Phase) des Schlafs ist die Aktivität des Frontalhirns herabgesetzt. In der REM-Phase sind die Träume häufig besonders aktiv, aber wir merken nicht bewusst, dass wir träumen. Wenn Forscher das präfrontale Gehirn während der REM-Phase elektrisch stimulieren, dann kann der Träumer seinen Traum als Traum wahrnehmen. So wird künstlich „Luzides Träumen“ hergestellt.

Schon in der „Traumdeutung“ von Sigmund Freud wird der luzide Traum beschrieben, aber nicht so genannt: „Der Marquis d’Hervey (Vaschide, S. 139) behauptete, eine solche Macht über seine Träume gewonnen zu haben, dass er ihren Ablauf nach Belieben beschleunigen und ihnen eine ihm beliebige Richtung geben konnte. Es scheint, dass bei ihm der Wunsch zu schlafen einem anderen vorbewussten Wunsch Raum gegönnt hatte, dem, seine Träume zu beobachten und sich an ihnen zu ergötzen.
Mit einem solchen Wunschvorsatz ist der Schlaf ebensowohl verträglich wie mit einem Vorbehalt als Bedingung des Erwachens (Ammenschlaf). Es ist auch bekannt, dass das Interesse am Traum bei allen Menschen die Anzahl der nach dem Erwachen erinnerten Träume erheblich steigert.“

Sigmund Freud, Die Traumdeutung, Psychologie Fischer, 11. Auflage 2003: S. 561

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Dieser Beitrag wurde estmals veröffentlicht am 25.11.2017
Aktualisiert am 28.3.2025

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