Kennst Du Deinen Nasenzyklus? Ist morgens das rechte Nasenloch frei, fühlen wir uns eher bereit zum Aufstehen
Bei vielen Menschen wechselt die Durchlässigkeit der Nasenlöcher spürbar etwa alle 90 Minuten (Atanasov & Dimov, 2003): Einmal ist das linke Nasenloch freier, dann das rechte. Nach ayurvedischer Medizin gehört das rechte Nasenloch zum sympathischen und das linke zum parasympathischen Nervensystem. Ist das rechte Nasenloch frei, sind wir mitunter aktiver und fühlen uns wacher. Wird das linke Nasenloch wieder freier, kommen wir oft in einen Ruhezustand.
Im Alltag achten wir kaum darauf, aber ein feines Gespür für unsere Nase kann uns zu mehr Verstehen verhelfen. Manchmal entstehen Erkältungssymptome, bevor die Regel kommt. Beim Geschlechtsverkehr juckt die Nase oder man muss niesen. Was macht Deine Nase? Spürst Du gerade, ob Dein rechtes oder Dein linkes Nasenloch freier ist?
Der Arzt Dr. Prakash Malshe schreibt in seinem interessanten Buch „A Medical Understanding of Yoga“ (amazon), dass es wohltuend sei, wenn morgens beim Aufstehen das rechte Nasenloch frei sei. Man könne hier ein wenig nachhelfen, indem man sich morgens vor dem Aufstehen auf die linke Seite dreht. Oft ist jedoch noch interessanter, sich einfach nur aufmerksam zu beobachten, ohne etwas steuern. Wir lernen uns dadurch besser kennen.
In einer Studie des belgischen Lungenarztes Professor Dirk Pevernagie aus dem Jahr 2005 heißt es: „Some individuals demonstrate congestion (Anmerkung = Verstopfung) of the ipsilateral half of the nasal cavity when lying down on the side.“ Heißt: Bei einigen Menschen zeigt sich, dass ein Nasenloch zugeht, wenn sie auf der Seite liegen. Es ist das „ipsilaterale“ = gleichseitige Nasenloch, das verstopft. Wer also auf der rechten Seite liegt, dessen rechtes Nasenloch wird möglicherweise weniger durchlässig, was gemäss der Yoga-Therapie bedeutet, dass die Aktivität des sympathischen Nervensystems vermindert wird (siehe auch: Rémy C Martin-Du Pan et al., 2004).
Doch nicht nur das gleichseitige Nasenloch geht zu, wenn wir auf der Seite liegen: Auch die innere Kopfdurchblutung wird möglicherweise beeinflusst. Beispielsweise zeigt sich beim vestibulären Schwindel (Innenohrschwindel, Neuronitis vestibularis), dass er oft auf der Seite entsteht, auf der man gelegen hat (Cacir et al. 2006). Das Liegen auf der rechten Seite verringert den „sympathischen Tonus“, was für Entspannung sorgt (Martin-Du Pan et al. 2004). Das passt dazu, dass beim Liegen auf der rechten Seite das linke Nasenloch weit ist, was für eine Betonung des Parasympathikus, also des entspannenden Nervensystems steht.
Im Yoga wird häufig die Atmübung „Nadi Shodana“ erklärt. Hier werden das linke und das rechte Nasenloch nacheinander mit den Fingern verschlossen und die „Wechselatmung“ wird bewusst und sanft durchgeführt (Beispiel auf Youtube, Sprache: französisch)
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Weiterführende Links:
Comment faire Nadi Shodhana pas à pas
Yoga Laboratorium
https://youtu.be/OpiaXthWlzE
Nidhi Jain et al. (2005):
The Effects Of Right And Left Nostril Breathing On Cardiorespiratory And Autonomic Parameters
Indian J Physiol Pharmacol 2005; 49 (4) : 469-474
www.ijpp.com/IJPP%20archives/2005_49_4/469-474.pdf
Rémy C Martin-Du Pan, Raymond Benoit, Lucia Girardier (2004):
The role of body position and gravity in the symptoms and treatment of various medical diseases.
Swiss Med Wkly 2004: 134: 543-551
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15551157/
„A right lateral position results in a lower sympathetic tone than lying on the left side …“
(übersetzt von Voos:) „Das Liegen auf der rechten Seite reduziert den Tonus des sympathischen Nervensystems …“
Pevernagie, Dirk A. et al. (2005):
Sleep, breathing and the nose.
Sleepmedicine Reviews, December 2005, Volume 9, Issue 6, Pages 437-451
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1087079205000195
http://dx.doi.org/10.1016/j.smrv.2005.02.002
Elangovan Muthu Kumaran (2017)
Alteration in Nasal Cycle Rhythm as an Index of the Diseased Condition
Open access peer-reviewed chapter
From the Edited Volume
Pathophysiology – Altered Physiological States
Edited by David C. Gaze
https://www.intechopen.com/chapters/57416
„This biorhythm is categorized under ultradian cycle since the mean duration of nasal cycle is about two and a half hours. In this study, it observed changes in nasal airflow duration, pattern, and rhythm that correspond to various disease states in human.“
Sympathikus und Parasympathikus
Steckbrief ViaMedici: „Der Parasympathikus entspringt in den Kerngebieten der Hirnnerven III, VII, IX und X sowie in den Seitenhörnern der Rückenmarksegmente S2–S4 (kraniosakrales System).“
https://viamedici.thieme.de/lernmodul/768393/530111/sympathikus+und+parasympathikus
Atanas Todorov Atanasov and Pavel Donchev Dimov (2003):
Nasal and sleep cycle – possible synchronization during night sleep
Med Hypothèses 2003 Aug;61(2):275-7.
doi: 10.1016/s0306-9877(03)00169-5.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12888318/
„As a result – length of periods of the nasal cycle are one or more length of sleep cycle.“
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 5.12.2016
Aktualisiert am 4.1.2024
4 thoughts on “Kennst Du Deinen Nasenzyklus? Ist morgens das rechte Nasenloch frei, fühlen wir uns eher bereit zum Aufstehen”
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Ich habe nur wenig Yoga- und Ayurvedakenntnisse und -erfahrungen:
Rechtes Nasenloch – Sympathikus
Linkes Nasenloch – Parasympathikus
Ich habe nach vier (!!!) Nasenoperationen eine (iatrogen entstandene) Nasenatmungsbehinderung: Meine Nasenflügel ziehen („saugen“) sich beim Einatmen an, sodass ich nicht so viel Luft einatmen kann, wie ich brauche (trage deshalb zur Stabilisierung der Nasenseiten immer ein sog. Nasenflügelspreizpflaster). Dennoch ist mein LINKES Nasenloch (bis auf ganz wenige Ausnahmen) tagsüber immer „zu“, was mich bisweilen „hibbelig/kribbelig/fimmelig/hektisch/unleidlich“ macht (Frage: …zu viel Sympathicus,….zu wenig Parasympathicus?).
Ich habe festgestellt, dass es morgens nach dem Aufwachen FREI ist und ich das GANZ GANZ HERRLICH finde. Ich bin voller Wohlgefühl, wie ich es über Tag gar nicht mehr oder (gefühlt) seit einer Ewigkeit nicht mehr kenne. Ich bin bei den durch die Operationen entstandenen diversen scheußlichen Mißempfindungen (sehr große Temperaturempfindlichkeit, ständiges Austrocknen der zerstörten Nasenschleimhäute, usw., usw.) schon lange auf Experimentieren angewiesen und versuche seit einiger Zeit, das Pflaster links anders, d. h. mit etwas mehr Spannkraft so zu plazieren, dass ich auch tagsüber ein „offenes“ linkes Nasenloch habe. Bisher ist mir das aber leider leider noch nicht gelungen.
Nach dem Lesen des obigen Beitrags (DANKE DAFÜR!!) habe ich eine neue Option: Ich werde versuchen, mehr auf der rechten Seite zu liegen und beobachten, ob mein linkes Nasenloch dann durchlässig wird.
Viele liebe Grüße von
Melande
Naja sie sagen was darüber aus, wie oft Artikel einer Zeitschrift zitiert und damit aktiv zur Kenntnis genommen werden. Man muss sich auch immer die Bedeutung einer Zeitschrift innerhalb eines Fachgebiets sehen. Und ja, es muss nicht immer NEJM sein. Aber es ist schon der Ergeiz eines jeden Wissenschaftlers hoch zu publizieren und wenn es bei < 1 landet. Ist es entweder total schlecht oder die vermeintliche Bedeutung ist auch nicht die höchste.
Liebe Adele,
auf Ihren Kommentar hin habe ich noch etwas weiter recherchiert und meinen Beitrag um weitere Studien erweitert. Jeder kann bei sich selbst beobachten, ob und wie sich die Widerstände der Nasengänge verändern. Oftmals wird das Gespür für den eigenen Körper auch feiner, wenn man selbst einmal eine Weile täglich Yoga macht.
Das mit dem Impact Factor* ist so eine Sache. Einerseits vertraue ich selbst zum Beispiel JAMA**-Artikeln mehr als anderen, andererseits weiß ich aus eigener Universitäts- und Verlags-Arbeit, wie wenig der Impact Factor teilweise aussagt.
————–
*Der Impact Factor (IF) ist so etwas wie eine „Note“ für wissenschaftliche Zeitschriften. Eine Zeitschrift mit einem hohen IF gilt als eine Zeitschrift, die vertrauenswürdige Studien veröffentlicht. Die Studien sind so wichtig, dass sie in anderen Journalen häufig zitiert werden. Je häufiger die Studien der Zeitschrift woanders zitiert werden, desto höher steigt der Impact Factor der Zeitschrift.
„Impact“ = englisch: Einfluss.
Listen zu den Zeitschriften und ihren Impact Factors finden Sie zum Beispiel hier: http://www.uni-muenster.de/ZBMed/aktuelles/7829
JAMA** = Journal of the American Medical Association. Die JAMA hatte im Jahr 2015 einen IF von 7,48
Ich würde mal sage: Wer’s glaubt wird selig und wer es nicht glaubt kommt auch in den Himmel. Zumal man auch sagen muss: Im Indian J Physiol Pharmacol mit einem Impactfactor von 0,88 publiziert man nicht freiwillig. Nicht mal in Indien bzw. schon gar nicht im wissenschaftlich aufstrebenden Indien.