Asthma, Körper und die Psyche – wie kann ich mir ganzheitlich helfen?

Wenn du einen oder mehrere Asthmaanfälle hattest, bist du wahrscheinlich ständig in Hab-Acht-Stellung. Wann passiert es das nächste Mal? Du konntest vielleicht nicht mal mehr sprechen, geschweige denn Hilfe holen. Du fühlst dich vielleicht sehr allein. Vielleicht ist auch gar nicht klar, ob es sich um „echtes Asthma“ (Bronchialasthma mit erschwerter Ausatmung), um Kehlkopfasthma (erschwerte Einatmung) oder um Hyperventilation handelt. Manchmal lassen sich diese drei Formen nicht wirklich trennen. Wenn Du nicht nur Cortison- und Salbutamolsprays anwenden möchtest, suchst du vielleicht nach alternativen Wegen der Behandlung.

Wenn wir einatmen, nehmen wir ungefähr 500 ml Luft auf. Wenn wir ausatmen, geben wir ebenfalls ca. 500 ml Luft wieder ab. Man sagt: Das Atemzugvolumen beträgt 500 ml. Wir atmen etwa 12 bis 15 mal pro Minute. In einer Studie zeigte sich, dass das Atemvolumen zunehmen kann, wenn uns jemand sanft den Rücken streichelt (Taichi Hitomi et al. 2019).

Es ist schwierig, eine Aussage darüber zu treffen, ob Psychotherapie bei Asthma hilft (Fleming et al., 2006). Kleinere Studien weisen darauf hin, dass Psychotherapie die Beschwerden zumindest lindern kann. Und was ist mit Psychoanalyse? Das Atmen ist hier ein zentrales Thema (siehe: Angst vor Atemgeräuschen). Wenn wir auf der Couch liegen und den Psychoanalytiker hinter uns nicht sehen, versuchen wir, auf seinen Atem zu lauschen und seine Stimmung zu erkennen. Wir selbst werden vielleicht ganz still, denn wenn wir atmen, sind wir da – wir werden gehört, beobachtet und erkannt.

Wenn wir Gefühle nicht zeigen wollen, können wir manchmal bemerken, wie es uns schwer fällt, die Atmung zu steuern. Vielleicht legt sich ein beklemmendes Gefühl auf unsere Brust. Gefühle, die nicht ausreichend Platz erhalten, können sich in einem Asthmaanfall ausdrücken. Der Zusammenhang zwischen Gefühlen und Atmung kann in der Psychoanalyse bewusst werden und es kann dann leichter gelingen, sich selbst und seine Atmung zu steuern.

Die Atmung ist individuell – kein anderer kann für uns atmen und niemand kann uns den Takt vorgeben. Unsere Atmung passt nur zu uns – wir atmen, wie wir es brauchen. Atmung und Seele hängen eng zusammen und das wird unter anderem in der Psychoanalyse besonders spürbar (The forgotten obvious: Breathing in Psychoanalysis. Oriana Walker & Arthur Rose, 2021).

Der Arzt Franz Alexander zählte das Asthma 1950 zu den sieben psychosomatischen Erkrankungen, den Holy Seven. Doch das System Asthma mit seiner Atemwegsverkrampfung (Bronchospasmus), Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) und gesteigerter Schleimproduktion (Hypersekretion) ist komplex. Der Psychologe Rainer Richter erklärt, dass der Asthmatiker bei einem Anfall gleich fünffach leidet: Es zeigen sich Ängstlichkeit, Beschwerden durch die Verengung der Atemwege (dazu kann auch Schwitzen gehören), ärgerliche Gereiztheit, Hyperventilation und Müdigkeit.

Lachen, Erschrecken, Weinen – Gefühle beeinflussen unsere Atmung

Wenn wir uns erschrecken, atmen wir hörbar ein – es kann fast klingen wie das hörbare verkrampfte Einatmen beim Kehlkopfasthma. Nicht selten tritt Asthma erstmals in angespannten Situationen auf: nach einer Trennung, nach Infektionen oder bei beruflichen Entscheidungen. Du kannst selbst an dir beobachten, was mit deiner Atmung passiert, wenn du am Laptop sitzt und etwas Kompliziertes ausarbeitest. Wie oft du wohl unwillkürlich bei deiner Steuererklärung die Luft anhältst? Wenn wir den ganzen Tag über immer wieder angespannt sind, kann die verkrampfte Atmung zur Gewohnheit werden. Auch schnelles Denken in Hektik kann meiner Erfahrung nach bei Überempfindlichkeit zu einem Kehlkopfasthma-Anfall führen.

Wir wollen jemandem etwas husten, wir halten vor Schreck die Luft an, jemand nimmt uns die Luft zum Atmen, die Angst schnürt uns die Kehle zu oder wir atmen erleichtert auf.

Gefühltes und Gemessenes müssen nicht übereinstimmen

Wie sehr die Atemwege verengt sind, lässt sich mit dem Peakflowmesser bestimmen (Beispiel auf amazon, nicht gesponsert). Was das Gerät anzeigt, muss aber nicht unbedingt mit dem übereinstimmen, was Du an Enge in den Atemwegen spürst. Vielleicht hast du ein sehr gutes Gespür, vielleicht bist du auch überrascht, dass der Wert besser oder schlechter ist als gedacht, aber vielleicht taugt ein Peakflowmesser auch einfach nicht, um die subjektive Situation wirklich gut darzustellen.

Doch Atemnot ist nicht immer logisch, besonders beim Bronchialasthma: Wenn der Parasympathikus, also das Ruhenervensystem aktiv ist, sind die Bronchien oft enger gestellt – das ist (neben dem niedrigen Blut-Cortisolspiegel nachts) oft mit ein Grund für nächtliche Asthma-Anfälle. Manchmal geht es dir bei der stressigen Arbeit gut und Du leidest, wenn du zur Ruhe kommst. Bei Stress ist das sympathische Nervensystem aktiviert, was Deine Bronchien weitet – wenn Du flüchten willst, brauchst du eben mehr Luft. Es bedarf aber einer feinen Abstimmung von Sympathikus und Parasympathikus, um gut Luft zu bekommen.

Unsere Atmung ist auch an der Wärmeregulation beteiligt: Wenn wir gegen Widerstand ausatmen, dann wird uns in der Regel warm. Viele Atemübungen im Yoga können das zeigen. Der erhöhte Atemwiderstand ist mit ein Grund, warum wir bei Asthma, Bronchitis, Grippe, Heuschnupfen und Erkältungen schwitzen.

Das Bedrohliche am Asthma ist, dass du im schlimmen Anfall nicht mehr selbst telefonieren kannst, um den Notarzt zu rufen, weil das Sprechen extrem schwerfällt oder unmöglich ist. Das ist besonders beim Kehlkopf-Asthma der Fall, jedoch geht der Kehlkopfasthma-Anfall meistens nach einigen Augenblicken vorüber. Gerade beim Kehlkopfasthma kann es sehr hilfreich sein, wenn Du Dich zur Ruhe zwingst.

Weitere Tipps bei Asthma (Bronchialasthma und Kehlkopfasthma):

  • Wichtig sind die Zähne: Hast du gerade eine Zahnbehandlung oder eine Teilprothese erhalten? Hier kann sich der Speichel verändern und sich auf Mund und Hals auswirken.
  • Das Massieren der Nasenscheidewand kann die Atemwege beruhigen. Du kannst auch die Zunge durch die geschlossenen Lippen herausstrecken und einige Augenblicke so halten – das kann auch bei Reizhusten helfen.
  • Mundspülungen mit Olivenöl können das Gefühl von Trockenheit reduzieren und damit auch den Hals beruhigen.
  • Wenn du merkst, dass deine Atemwege eng werden, kann das Ausatmen gegen Widerstand helfen – das heisst, du verengst und verlängerst sozusagen schon aussen den Atemweg, sodass es deine Bronchien nicht mehr tun müssen. Du kannst in Deinen Ellenbogen-Ärmel ausatmen, oder beim Ausatmen die Nase leicht zuhalten oder durch die „Lippenbremse“ ausatmen: Halte die Lippen fast ganz zusammenhalten während des Ausatmens.
  • Die Bronchien sind von sogenannter glatter Muskulatur umgeben, die wir ebenso wie die Muskulatur des Magens nur wenig steuern können. Aber wir können das Zwerchfell (Diaphragma) willentlich bewegen. Je mehr wir das Zwerchfell verkrampfen, desto stärker empfinden wir Atemnot, selbst, wenn die Atemwege selbst relativ frei sind. Die Verkrampfung des Zwerchfells hängt stark von unserer psychischen Verfassung ab. Hier kann die Atemübung Kapalabhati (Schädelleuchten) helfen.
  • Hustensaft selbst herstellen: eine Scheibe Rettich abschneiden, in der Mitte etwas aushöhlen, in eine Schale legen, einen Teelöffel Honig in die Aushöhlung geben und in paar Stunden stehen lassen. Der Saft, der sich bildet wirkt wohltuend und beruhigend auf die Atemwege.
  • Denke daran, dass das Magendarmsystem eng mit dem Atemwegssystem zusammenhängt. In der ayurvedischen Medizin wird das Erbrechen therapeutisch genutzt, um Atemwegserkrankungen positiv zu beeinflussen. Vielleicht hast du selbst schon einmal bemerkt, wie sich Atemwegsinfekte besserten, wenn du gleichzeitig eine Magendarmgrippe hattest. Bildlich gesprochen: Der Darm ist wie eine Art „eingeklappte Haut von unten“ und Speiseröhre und Lunge sind wie eine Art „eingeklappte Haut von oben“.
  • Ordnungstherapie: Das, was Du aussen siehst, erleichtert oder erschwert dir den Atem. Das Bild von einem weiten Meer im Raum lässt dich vielleicht aufatmen. Schaffe nach und nach Ordnung in deiner Umgebung – das tut auch der Atmung gut.
  • Überlegung: Ketanest, ein Wirkstoff, der zur Narkose eingesetzt wird (ein N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptorantagonist) wirkt antidepressiv und wird als Nasenspray in der Antidepressions-Behandlung eingesetzt. Es wirkt entspannend auf die Muskulatur – wäre es vielleicht möglich, das Nasenspray auch bei Asthma einzusetzen? Ketanest führt allerdings auch häufig zu unangenehmen Halluzinationen.
  • Morphium wird in der Palliativmedizin oft bei schwerer Atemnot eingesetzt. Schmerzmittel wie zum Beispiel Tramal (Tramadol) leiten sich vom Morphium ab. Vielleicht beruhigt dich der Gedanke, wenn du so etwas zu Hause hast.

Hilfreiche Pranayamas (Atemübungen aus dem Yoga)

  • Kapalabhati: Youtube: Shiva Das ab 6.40 oder Anna Trökes, Yogaeasy.
  • Bahya Kumbhaka: Am Ende der Ausatmung einige Augenblicke warten bis zur nächsten Einatmung; Bahya = Aussen, Kumbhaka = Atem anhalten
  • Asthma-Pranayama: Rudra Shivananda zeigt Atemübungen, um Asthmaanfällen vorzubeugen. Ausatmen durch den Mund in Häppchen, während du den Oberkiefer über den Unterkiefer schiebst mit eingezogenen Lippen. Übung 2: Das „Einatmen in Häppchen“ und lange Ausatmen erinnert an die Atmung beim Weinen. Youtube
  • Nadi Shodhana (Wechselatmung): @NidhiDeolekar: #AnulomVilom, Youtube
  • Ujjayi-Atmung: auch gut bei Stimmproblemen, hier im Blog

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Linktipps:

Life of Breath:
A medical humanities research project exploring breathing and breathlessness (2015-2020)
University of Bristol and Durham
lifeofbreath.webspace.durham.ac.uk/

Oriana Walker & Arthur Rose:
The Forgotten Obious: Breathing in Psychoanalysis
In: The Life of Breath in Literature, Culture and Medicine: Seite 369-390
Open Access, 2.10.2021, palgrave macmillan
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-030-74443-4_18
„(Otto) Rank, according to (Samuel) Beckett’s transcription, considers that ‘all neurotic disturbances in breathing (e.g., asthma), the repeating feeling of suffocation, refer directly to physical reproductions
of the birth trauma’ and ‘esse [to be] means to breathe’.“

Eukalyptus (Cineol) hilft bei Asthma:
Juergens UR et al. (Uni Bonn, 2003):
Anti-inflammatory activity of 1.8-cineol (eucalyptol, Anmerkung: in Form von Kapseln) in bronchial asthma: a double-blind placebo-controlled trial
Respiratory Medicine, Volume 97, Issue 3, March 2003, Pages 250-256
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0954611103914326

Charles Y. Desfossés et Pierre Blier (2021):
Les propriétés antidépressives de la kétamine
Med Sci (Paris) Volume 37, Number 1, Janvier 2021, Page(s) 27 – 34
https://doi.org/10.1051/medsci/2020256
https://www.medecinesciences.org…

Richard P Ramonell and Imran H Iftikhar (2020):
Effect of Anti-IL5, Anti-IL5R, Anti-IL13 Therapy on Asthma Exacerbations: A Network Meta-analysis
Lung 2020 Feb;198(1):95-103
DOI: 10.1007/s00408-019-00310-8
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31894410/
Conclusion: Benralizumab, dupilumab, mepolizumab, and reslizumab are all associated with decreased asthma exacerbations in patients with eosinophilic asthma, with no significant inter-drug differences.“

Georgina Nakafero et al. 2015:
Association between benzodiazepine use and exacerbations and mortality in patients with asthma: a matched case-control and survival analysis using the United Kingdom Clinical Practice Research Datalink
Pharmacoepidemiol Drug Safety 2015 Aug;24(8):793-802. doi: 10.1002/pds.3799.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26013409/
Conclusion: Benzodiazepines and zopiclone may increase the likelihood of asthma exacerbation, and benzodiazepines may also increase the likelihood of mortality following exacerbation. These data suggest that caution should be exercised when prescribing benzodiazepines to patients with asthma.

COPD: Opioide und Benzodiazepine in niedriger Dosierung sicher
Freitag, 31. Januar 2014
https://www.aerzteblatt.de/news…
„Chronische Atemnot ist ein sehr belastendes Syndrom, das viele Menschen mit chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen (COPD) über längere Zeit ertragen müssen. Opioide könnten die Beschwerden lindern. Die begleitenden Angstzustände könnten mit Benzodiazepinen behandelt werden.“

Jose Barchilon (1963):
Emotions and Respiration.
Annals of the New York Academy of Sciences, Vol. 109: 619-630, September 1963
http://onlinelibrary.wiley.com/…: „… depression of tuberal hypothalamus predominantly effected decrease in rate; depression of mammillary hypothalamus predominantly effected decrease in volume.“
Siehe auch: Anatomy and function of the Hypothalamus. In: Hypothalamus in Health and Deseases by Stavros J. Baloyannis and Jan Oxholm Gordeladze

T. Iinuma et al. (2014)
Denture Wearing during Sleep Doubles the Risk of Pneumonia in the Very Elderly
Journal of Dental Research, Volume 94, Issue 3 suppl
https://doi.org/10.1177/0022034514552493
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0022034514552493
„This study provided empirical evidence that denture wearing during sleep is associated not only with oral inflammatory and microbial burden but also with incident pneumonia, suggesting potential implications of oral hygiene programs for pneumonia prevention in the community.“

Rainer Richter und Bernhard Dahme (1982):
Bronchial asthma in adults:
There is little evidence for the effectiveness of behavioral therapy and relaxation.
Journal of Psychosomatic Research, Volume 26, Issue 5, 1982, Pages 533-540
doi:10.1016/0022-3999(82)90094-0

Taichi Hitomi et al. (2019):
Effects of Back Touching on Tidal Volume
Psychology International 2019, 1(1), 412-419
Open Access
https://doi.org/10.3390/psych1010031
https://www.mdpi.com/2624-8611/1/1/31
„As a result of soft touching on the back, TV was increased. Subjective indicators suggested that the relaxation was enhanced by soft touching on the back.“

www.atemhaus.de, gegründet von Herta Richter

Que signifie Bahya Kumbhaka?
Ohmybuddha.fr – Le site bien-être

Jane EM Gibbs (2019)
Essential oils, asthma, thunderstorms, and plant gases: a prospective study of respiratory response to ambient biogenic volatile organic compounds (BVOCs)
Journal of Asthma and Allergy, Volume 12, 2019, Pages 169-182
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.2147/JAA.S193211
„Results: Increased pinene, camphor, linalool, linalyl acetate, benzaldehyde, and benzoic acid predict respiratory symptoms, including reduced PEF, and increased nasal congestion; day length, atmospheric pressure and temperature predict symptoms in both seasons, differently; other variables predict a range of symptoms (0.0001?p?0.05). Thunder predicts different BVOC emissions in spring, compared to autumn (p?0.05). An uncut Grevillea flower emitted linalool and hexenal before a storm; the latter is also emitted from cut grass. Increased nitrogen oxides and pinene in autumn may combine to form harmful oxidation products.
Conclusion: This research supports BVOCs as contributors to seasonal asthma and allergic rhinitis, and “thunderstorm” asthma. Pinene emissions from Myrtaceae species (Eucalyptus, Melaleuca, Leptospermum, Callistemon), Brassicaceae (canola), and conifers, worldwide, may induce respiratory inflammation and maintain it, by inhibiting eosinophilic apoptosis. Widely used essential oil products containing BVOCs, like linalool, are associated here with respiratory symptoms.“

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 27.12.2011
Aktualisiert am 16.4.2025

11 thoughts on “Asthma, Körper und die Psyche – wie kann ich mir ganzheitlich helfen?

  1. Bina sagt:

    Danke toller Beitrag tolle Übungen. Gib es das Video auch zum downloiad?

  2. Detlef Reppenhagen sagt:

    Der obige Beitrag ist sehr wertvoll! Ich hatte im Alter von einem Jahr schweren Keuschhusten, als Kind oft Angina bis zur Entfernung der Mandeln; danach oft Bronchitis und trockenen Reizhusten. Vor etwa zehn Jahren hörte das nicht mehr auf, ich lag ein paar Tage stationär in einer Lungenklinik (Bronchoskopie). Wegen Tinnitus und depressiver Phasen ließ ich mich auf Psychotherapie ein, in der der chronische Husten auch eine Rolle spielte. Insbesondere morgens huste ich oft verkrampft, bis mir schwarz vor Augen wird. Auch beim Autofahren hatte ich schon asthmaähnliche Hustenkrampfanfälle. Möglicherweise könnte es auch allergisch sein, was noch zu untersuchen wäre. An sich bin ich Nichtraucher. Was mir heute klar ist, daß ich bei Atemnot nicht gleich sterbe, auch wenn das Licht vorübergehend ausgeht. Phasenweise hatte ich Sprays dabei, derzeit nicht mehr. Mit dem Alter kommt auch etwas Ruhe und Gelassenheit in das Leben, was mir weitergeholfen hat im Umgang mit Hustenanfällen.

  3. Stefan Meier sagt:

    Hatte auch von Kindesbeinen an (ab einem Alter von 5-6 Jahren) Asthma, bis ich 40 wurde. Später in der Schulzeit erhielt ich dann vom Hausarzt ein Spray. Dieses wirkte mit der Zeit nicht mehr so gut. Mit ca. 20-25 Jahren erhielt ich dann in Pulverform ein vorbeugendes Medikament, was mir sehr half – es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich war viel freier als früher. Nach Jahren inhalierte ich dann nur noch jeden zweiten Tag.

    Und jetzt kam für mich das Wunder. Ich lernte meine jetztige Frau kennen, habe mich ziemlich umgestellt in meinem Alltag. Mein Leben wurde auf einmal anders. Nach einigen Monaten war mein Asthma GANZ weg – bis heute, sechs Jahre später. Nie wieder irgend ein Medikament gegen das Asthma gebraucht. Ich kann mich anstrengen, auch draussen bei ziemlichen Minusgraden, nichts passiert, kein Asthma. Heute denke ich, dass mein Asthma psychischer Natur war.

  4. Richard Friedel sagt:

    Asthmaursache – neuartige Atemtrainer werfen ein anderes Licht auf das brisante und sehr sensible Thema. Geräte wie z.B. Powerbreathe, Expand-a-lung u.a. haben mit großem Verkaufserfolg in wissenschaftlichen Studien die für klassische Medizin erstaunliche Wirkung einer Drosselung des Atemstromes bei der Einatmung unter Beweis gestellt. Die Lungenfunktion wird verbessert. Viele merken nicht, dass ein Bremsen des Atemluftstromes Symptomen wie Kurzatmigkeit entgegen wirkt.
    Zwar werden die Atemtrainer hauptsächlich als Geräte zur Stärkung der Einatmungsmuskeln angepriesen (nämlich zum „inspiratory muscle training“), was nicht gerade eine Vertrautheit mit Asthma vermuten lässt, wo Patienten oft wegen dem Widerstand in den Atemwegen unwillkürlich ihre Muskeln stärken müssen, eine Korrektur des Atmungsmusters mit mehr Bauchatmung scheint wahrscheinlicher.
    Experimente mit einem Gerät zeigen schnell die positive Wirkung auf die Einatmung. Wenn die Engstelle zwischen einem zwischen den Lippen gelegten Finger gebildet wird, geht alles viel flotter und billiger. Da hat man den Vorteil einer gewollten Änderung der Stenose noch während der Einatmung, was bei den Geräten nicht gelingt. RF.

  5. Ein wirklich faszinierender Beitrag zu einem Thema, das leider immer mehr – vor allem Kinder – betrifft, bei dem aber noch viel zu häufig seelisch-psychische Einflussfaktoren außen vor gelassen werden. Wie viele Ärzte überweisen schon einen jungen Patienten als eine Behandlungsmaßnahme an einen Psychologen, wenn er mit Asthma zu ihm kommt?

  6. Dieter P. sagt:

    Toller Beitrag, aber langsam bekomme ich Angst ein Mann zu sein! ;-)

  7. Richard Friedel sagt:

    Einseitiges Denken in der Asthmafachwelt. Bei japanischen Quellen über Atemtechniken steht der Druck im Bauch ganz im Mittelpunkt der Überlegungen, siehe z.B. Seite 98-101 aus „Deep Breath“ von Osamu Tatsumura (amazon). Warum dieser Faktor im Westen nicht wahrgenommen wird, ist ein Rätsel. Im Umkehrschluss ist es so, dass beim Lockerlassen der Muskeln um den Bauch herum die Atmung unerträglich schwach und fast asthmatisch wird. Wenn ich also als gewesener Asthmatiker schnell mit der „Bauchmuskelatmung“ spazieren gehe, ist das ein etwas ungewöhnliches Gefühl, aber das Asthma bleibt aus. Eigentlich eine fast triviale Erkenntnis. Ich habe aber oft diese Atmung auf dem Crosstrainer im Fitness-Studio eingeübt. Der Bestsellerstatus von „Hara: Die Erdmitte des Menschen“ (von Karlfried Graf Dürkheim, amazon) vor ein paar Jahrzehnten bewies die Zuwendung zu japanischen Heilmethoden, bislang sind aber verschiedene technische Details nicht direkt aus Japan übernommen worden. Richard Friedel

  8. Dunja sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. So etwas kommt gar nicht so selten vor – auch andere psychosomatische Erkrankungen wie Neurodermitis oder Rheumatoide Arthritis lassen nach oder verschwinden ganz, wenn die Betroffenen als junge Erwachsene von zu Hause ausziehen. Indem sich der Jugendliche von den chronischen Spannungen befreit, denen er zu Hause ausgesetzt war, kann er sich dann endlich erholen. Zwar bedeutet das nicht das Ende der Probleme – manchmal werden die Beschwerden durch eine Partnerschaft oder das Berufsleben reaktiviert. Es kann auch passieren, dass die körperlichen Symptome zurückgehen, aber dafür psychische Beschwerden entstehen – z. B. Ängste oder Depressionen. Doch hier kann eine Therapie sehr hilfreich sein. Manchmal aber geht es den Betroffenen auch dauerhaft gut nach dem Auszug von zu Hause. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

  9. Bodo sagt:

    Ich habe seit meiner Kindheit an schwerem Asthma gelitten. Unzählige Arztbesuche. Musste ständig mein Spray bei mir haben. Selbst nachts hatte ich schwere Anfälle. Mit ca.18 Jahren zog ich von zu Hause aus. Meine Anfälle nahmen ab. Nach etwa acht Jahren war ich beschwerdefrei und benötigte kein Spray mehr. Ich bin heute 43 Jahre alt und Raucher, treibe Sport wie Radfahren und Laufen. Habe absolut keine Beschwerden.

  10. Dunja sagt:

    Sehr geehrter Herr Ott,
    die sogenannte „Gender Medizin“ beschäftigt sich mit dem Thema „Krankheit bei Mann und Frau“. Bei Jungen heilt das Asthma im Erwachsenenalter recht oft aus, während es bei Mädchen oft später entsteht, aber dann bleibt. Siehe auch: „Sex and Gender in Asthma“, von Nowrin U Chowdhury und Kollegen, Eur Respir Rev
    2021 Nov 17;30(162):210067. doi: 10.1183/16000617.0067-2021.
    Viele Grüße von Dunja Voos

  11. erwin ott sagt:

    Wieder ist es das männliche Geschlecht, das hier in der Mehrzahl der Betroffenen vorkommt, wie bei ADHS auch. Gibt es Literatur über solche „Geschlechts-Krankheiten“?

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