Diadochokinese, Dysdiadochokinese und Eudiadochokinese: ein Selbsttest

Wenn wir unsere Hände rasch hin und her drehen, geht das meistens auf beiden Seiten recht schnell. Diese rasche Bewegung, die wie automatisch kommt, heisst „Diadochokinese“ (griechisch: diadechomai = sich ablösen, nachfolgen und kinein = bewegen). Ist diese Bewegung gesund, spricht das unter anderem für ein gesundes Kleinhirn und nennt sich „Eudiadochokinese“ (eu = gut). Ist die Bewegung gestört, heisst sie „Dysdiadochokinese“ und ist sie gar nicht möglich, spricht man von „Adiadochokinese“. Wenn du die schnellen Handbewegungen im Selbsttest einmal ausführst, kannst du vielleicht verschiedenes feststellen.

Je nachdem, ob du die Bewegungen mit gestreckten oder gebeugten Armen durchführst, kann sich das unterschiedlich anfühlen. Die Geschwindigkeit und Gleichmässigkeit dieser Bewegung ist auch altersabhängig: Wenn du diese Bewegung als junger Mensch getestet hast und sie erneut im höheren Lebensalter probierst, merkst du vielleicht, wie sie schwerfälliger geworden ist.

Man kann aber auch wieder in diese Bewegung hineinfinden – wenn du die Diadochokinese ein paar Mal ausführst, kann es sich wieder leichter anfühlen. Wie dein Kleinhirn funktioniert, bemerkst du vor allem, wenn du tanzt, denn hier kommt es besonders auf die Koordination an. Die Maori Neuseelands haben verschiedene Tänze, in denen sie mit den Händen wackeln. Der Lehrer Tony Keepa zeigt, wie man den Tanz „Ka mate“ tanzt (Youtube). An einer Stelle wird die linke Hand zitternd bewegt, während die rechte Hand ruhig nach vorne geschoben wird. Versuch das mal! Das ist anfangs vielleicht schwer zu bewerkstelligen, aber doch trainierbar.

Als Rechtshänderin habe ich auch das Gefühl, dass diese Drehbewegung recht leichter geht als links. Und als ich lese, dass die Diadochokinese zum Beispiel bei Multipler Sklerose gestört ist, werde ich erstmal wieder hypochondrisch. Doch mein linker Unterarm war vor einem Jahr gebrochen und ich spüre, wie nicht nur das zentrale Nervensystem (also Hirn und Rückenmark) die Bewegung bestimmt, sondern natürlich auch das periphere Nervensystem (also z.B. die Nerven in Muskulatur und Gelenken).

Ich merke auch, wie Bewegungen durchschlagen, die ich als Kind und Jugendliche häufig gemacht habe, also z.B. die Vibratobewegungen auf der Geige mit der linken Hand. Diese Vibrato-Bewegung kommt bei manchen Koordinationsübungen fast rascher als die Diadochokinese. Die Drehbewegung der Hand benötigen wir zum Beispiel beim Eindrehen einer Glühbirne – in Zeiten der LED-Leuchten jedoch nun auch nicht mehr :-)

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Links:

Rainer Schulz
Apparative Messung der Diadochokinese an einem Normalkollektiv
Dissertation, Ruhr-Universität Bochum, 2003
https://hss-opus.ub.ruhr-uni-bochum.de/opus4/frontdoor/index/index/docId/969
„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass für ballistische Bewegungen zwar ein zentrales Programm existiert, dieses aber durch vielfache periphere und zentrale Faktoren beeinflusst wird. Dieses zentrale Programm muss erlernt und gespeichert werden. Hierbei sind unterschiedliche Hirnstrukturen (bs. Kortex, Zerebellum und Basalganglien) beteiligt. Bildgebende Verfahren scheinen jetzt eine alte Hypothese zu bestätigen, dass ursprünglich unter kortikaler Kontrolle bewusst Gelerntes zur automatischen Ausführung zum Zerebellum transferiert wird (Striedter 1998). Die Basalganglien scheinen eine besondere Rolle für die Ausführung gedächtnisgestützter Bewegungen zu haben (Doya 2000). Der Einfluss von Motivation und Emotion auf das motorische Lernen, lässt sich auf die Verbindungen der Basalganglien zum Limbischen System zurückführen (Hikosaska 1998).“

Schreibe einen Kommentar