Wie lerne ich am besten Französisch?

Seit August 2024 lebe ich in Frankreich. Trotz vier Jahren Schulfranzösisch und vielen Selbstlernversuchen komme ich hier im Alltag erstmal nicht so richtig klar. „Tabitu?“ ist keine afrikanische Sprache, sondern heisst: „Tu habites où?“ Erst gestern noch konnte ich im Café nicht das Wort „soci“ finden, obwohl die Kassiererin jeden fragte: „Avecsoci?“ Das Rätsel konnte ich vor Ort noch lösen: „Avec ce-ci? (= mit dem hier? = ausserdem?). Überall gibt’s gute Ratschläge, doch am Ende ist man allein mit dem Problem. Hier eine Liste mit meinen bisherigen Erfahrungen und eigenen Ratschlägen:

Für den Anfang eignet sich „Mimi Soleil“ (Youtube), einfachstes Französisch für Kleinkinder. Mimi Soleil schaut mit grossen Augen in die Kamera, sodass Du den Eindruck eines aufmunternden, einladenden Gesichts hast. Da lernst Du auch gleich, dass Franzosen immer „C’est parti“ (Los geht’s!) sagen.

Freu Dich über jede Unterscheidung, die Du selbst entdeckst! Die vielen Homophonien (selbe Klänge, unterschiedliche Bedeutungen) bewirken, dass man zum Verstehen den Zusammenhang kennen muss, in dem das gehörte Wort steht (le saut = der Sprung, le sceau = der Stempel, le seau = der Eimer).

„Du sollst aus der Komfortzone rauskommen und aktiv sprechen! Du sollst Französisch denken!“ Damit habe ich mich anfangs total gestresst. Nun nicht mehr. Kleine Babys hören die Sprache im Mutterleib und dann hören, hören und brabbeln sie, bis sie das erste Mal irgendwann „Mama“ oder „Papa“ sagen. Gib Dir innerlich viel Zeit. Durch permanentes Hören und Spielen wirst Du irgendwann wie automatisch aktiv und irgendwann stellst Du automatisch fest, dass Du gerade einen Satz auf Französisch gedacht hast.

Gut sind Gebärdesprachen-Lernvideos z.B. von @Coda1057

Die Gesangslehrerin Marie-Laurence Dubé bringt Dir Stimmbildung bei. Dabei bekommst Du automatisch die französische Aussprache einzelner Laute mit.

Die Sprach-App Duo Lingo (freie Empfehlung) bleibt laaaaange auf niedrigem Niveau und wiederholt ständig. Man kann es gut vor dem Einschlafen nutzen. Durch die ständigen Wiederholungen kommt es dazu, dass Du über einzelne Worte oder Sätze nicht mehr nachdenken musst. Sie sind so „drin“, dass sie einfach über die Lippen kommen.

Stresse Dich nicht damit, dass Du zu langsam aktiv sprechen lernst. Schau Dir wieder die Kinder an. Gib Dich anfangs schon mit wenigen Silben, mit einem oder zwei gesprochenen Worten zufrieden.

Vielleicht langweilig, aber lehrreich finde ich die Youtube-Videos zu einzelnen Silben.

Schau Dir Videos von Bluey oder ähnliche Comics (Caillou en Français) an – mit Untertitel und in verlangsamter Geschwindigkeit. Auch Kinderlieder helfen.

Um schon in Deutschland französisches Fernsehen schauen zu können, kannst Du Dir auf Deinen Rechner ein VPN-Programm (Virtual Private Network) laden. Beispielsweise kostet VPN-Nord um die 100 Euro für zwei Jahre. (freie Empfehlung, keine Werbung)

Versuche, Deine Umgebung und die Zusammenhänge zu erkunden. Wir haben hier gegenüber die Strasse „Victor Hugo“. Seit ich gelernt habe, dass der Poet Victor Hugo nach dem Tod seiner Tochter 10 Jahre lang vor Kummer und Trauer (le deuil) nichts veröffentlichen konnte, fühle ich mich vertrauter mit der Strasse, mit der Umgebung und so kann ich auch hier Gehörtes leichter und mit mehr Interesse aufnehmen. Überhaupt ist die Sprache des Leidens finde ich sehr gut, um zu lernen, weil sie berührend ist und einen selbst oft betrifft.

Ich finde die Beiträge von André Stern sehr hilfreich, der sagt, dass wir am besten im Spiel lernen

Schön sind die Beiträge zum „Shadowing“ von @ClapFrançais auf Youtube

Nachrichten in einfacher Sprache sind anfangs dennoch oft noch schwer zu verstehen: https://www.tv5monde.com/ (noch schwierigier sind jedoch Unterhaltungen in Alltagssprache)

Wenn Dir jemand gut zuhört, kannst Du leichter sprechen – insbesondere dann, wenn er dir alternative Worte anbietet. Das Lernen und Sprechen in einer gebildeten Umgebung ist oft leichter.

Oft hilft es, zu wissen, woher Worte kommen. Der Accent circonflexe ^ ist beispielsweise oft ein „Grabstein für das s“, Beispiel: „la fenêtre“, kommt vom Lateinischen „fenestra“ und ähnelt unserem „Fenster“. Ebenso hilft es, Vorsilben zu kennen: „re-“ = zurück, „pre-“ = vor usw.

Spitze Deinen Mund und spreche weit vorne. Die Franzosen formen den Mund oft in Richtung Saugbewegung – so ist vieles leichter auszusprechen.

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