Vojta-Therapie bei Babys – eine Kritik (englisch: Reflex Locomotion Therapy)

Wenn Du Dein Baby nach Vojta behandelst, fühlst Du Dich vielleicht selbst nicht gut. Dein Baby schreit sich dabei die Seele aus dem Leib und zeigt damit seine Not an. Es schwitzt dabei. Es kann nicht mehr, aber wird zum Weitermachen gezwungen. Mehrmals täglich. Nach Erfahrung der Vojta-Therapeuten schreit das Baby aufgrund von Anstrengung, nicht aus Schmerz. Doch entscheidend ist der Stress, den das Baby empfindet. Nach den heutigen Erkenntnissen der Säuglings- und Bindungsforschung müsste die Vojta-Therapie als psychologisch hoch traumatisierend angesehen werden. Vielleicht wolltest auch Du anfangs am liebsten die Therapie abbrechen, doch Du fühltest Dich neben der Vojta-Therapeutin hilflos. Vielleicht hatte die Therapeutin fachkundige Argumente und Dir wurde gesagt, die Vojtamethode sei die beste Möglichkeit, Deinem Baby zu helfen. Doch stimmt das?

Der tschechische Kinderneurologe Vaclav Vojta (1917-2000) ist der Begründer der nach ihm benannten physiotherapeutischen Methode, die in den 1950er und 1960er Jahren entstand. Das Wissen in der Kinderneurologie hat sich durch seine Erkenntnisse enorm erweitert.

Verordnet wird die Behandlung bei frühkindlichen Bewegungs- und Koordinationsstörungen sowie bei Teillähmungen (Paresen), die durch Schädigungen des Gehirns verursacht werden. Als Mutter wirst Du angeleitet, Dein Kind in bestimmte Ausgangslagen hinzulegen, in denen es sich nur wenig bewegen kannst. Dann sollst Du Triggerpunkte drücken, um damit gewünschte Bewegungsabläufe anzubahnen (Reflexlokomotion). Zum Beispiel vertieft sich die Atmung Deines Kindes, wenn Du die Brustzone zwischen der 7. und 8. Rippe drückst. Dein Kind fängt an, sich zu drehen. Es wird somit zur Bewegung gezwungen. Es hat keine Wahl.

Vojta-Therapie bei Babys – relativ weit verbreitet

Vojta-Kindertherapeuten gibt es viele. Auch in vielen kleinen Städten Deutschlands sind sie vertreten. In Großstädten wie Düsseldorf, München oder Hamburg sind es jeweils zwischen fünf und zehn. Diese Zahl habe ich über den Deutschen Zentralverband für Physiotherapie/Krankengymnastik (ZVK) ermittelt. Der ZVK zählt 30.000 Mitglieder. Bei der Internationalen Vojta Gesellschaft e.V. (IVG) sind rund 4.000 ausgebildete Vojta-Therapeuten in Deutschland registriert – wieviele davon speziell als Vojta-Kindertherapeuten arbeiten, konnte ich nicht herausfinden.

Gelegentlich habe ich eine Stunde Aufenthalt in einem Kinder-Therapiezentrum. Hier höre ich regelmäßig über 30 Minuten lang das Schreien von Babys und Kleinkindern, die nach Vojta behandelt werden. Die Schreie klingen nach furchtbarer Angst, nach seelischem Schmerz, Fassungslosigkeit und innerer Not. Oft denke ich nach ein paar Minuten, dass ich da eigentlich einschreiten müsste. Alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung. Dieser Film von YouTube zeigt einen Ausschnitt aus einer Vojta-Therapie aus dem Ausland: https://www.youtube.com/embed/6wSFXnZvemQ. Auch in Deutschland wird so behandelt.

Folge Deinem Gefühl

Wenn Du Dein Baby in die Hände der Krankengymnastin gibst, fühlst Du Dich vielleicht hin- und hergerissen. Dein Instinkt sagt Dir vielleicht, dass Du sofort das Leid Deines Kindes beenden möchtest. Aber Du traust Dich nicht. Du denkst, Du müsstest da durch, um ein höheres Ziel zu erreichen: Die Gesundheit Deines Kindes. Auf der ZVK-Website steht zum Beispiel: „Die Therapie sollte so früh wie möglich beginnen. Denn bei Säuglingen ist das zentrale Nervensystem noch sehr formbar.“ So ein Satz klingt natürlich beeindruckend.

Nicht zu vergessen ist jedoch, dass sich unter traumatischem Stress beim Baby auch die Telomere verkürzen können – das sind die Endstücke der Chromosomen, von denen die Lebensdauer abhängt (Xuemei Li et al., 2017, Heidinger BJ et al., 2012). Frühkindlicher Stress wird von vielen Wissenschaftlern als lebensverkürzend angesehen.

„Aber der Arzt hat mir Vojta doch empfohlen!“, sagst Du vielleicht. „Ich möchte mir später keine Vorwürfe machen, wenn mein Kind sich motorisch nicht gut entwickelt!“ Das ist verständlich. Doch wie gesagt – je nachdem, wie traumatisch die Therapie auf Dein Baby wirkt (und das kannst Du hören), könnte sich möglicherweise auch seine Lebenserwartung erniedrigen. Bobath, Bewegungsangebote, natürliche Stimulation und eine entspannte Mutter-Kind-Bindung sind aus meiner Sicht die beste Methode, die Bewegung des Kindes auf gesunde Weise zu unterstützen.

Schwierige Argumente

Nicht selten argumentieren Therapeuten, dass das Kind später im Rollstuhl landen würde. Vojta könne dies verhindern, sagen sie. Doch wer will das sagen? Studien mit Kontrollgruppen, in denen Kinder ohne Vojta-Behandlung im Rollstuhl gelandet wären, gibt es meines Wissens nicht. In bestimmten Grenzen wissen Fachleute, was „gut“ ist für das Kind. Doch zum Einen kommt es auf die Fachrichtung an: Was viele Kinderärzte und Neurologen für richtig halten, halten viele Kinderpsychologen für eine Katastrophe. Dein Kind ist ein beseeltes Wesen und die Bewegung ist immer auch Ausdruck der Psyche. Ein Kind, das sich psychisch wohlfühlt, bewegt sich viel natürlicher als eines, das an psychischen Störungen leidet.

Die wirkliche Expertin/der wirkliche Expertin für Dein Kind bist Du: die Mutter/der Vater.

Hab den Mut, nach anderen Wegen zu suchen (siehe z.B. Krankengymnastik nach Bobath oder auch Feldenkrais). Den begonnenen Weg zu beenden kann sehr schwierig sein, weil Du vielleicht unter Schuldgefühlen leidest. Du hast die Übungen vielleicht schon so oft durchgeführt, dass Du jetzt umso mehr an dem Gedanken festhältst, dass die Therapie gut sein könnte für Dein Kind und aus körperlicher Sicht vielleicht sogar anderen Methoden überlegen ist.

Hinterfragen erlaubt

Hinterfrage ruhig, was Kinderärzte und Therapeuten Dir sagen. Scheue Dich nicht, den Kinderarzt zu wechseln und weitere Meinungen einzuholen. Zögere auch nicht, die Physiotherapeutin zu wechseln – wie auf jedem Gebiet gibt es auch hier einfühlsame und weniger einfühlsame Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen. Vojta ist eine sehr umstrittene Methode. Der seelische Schmerz, der dem Baby gerade im vorsprachlichen Bereich möglicherweise zugefügt wird, ist aus meiner Sicht weitaus größer, als der körperliche Nutzen, den die Therapie bringt. Dies ist jedoch meine persönliche Sichtweise – hierzu gibt es meines Wissens noch keine größeren Studien.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Links:

Dunja Voos
Vojta-Therapie bei Babys – ein Aufschrei.
Hilfe bei einem ganz speziellen Trauma
Selbstverlag, Pulheim, 9.2.2021
amazon.de

Dunn EC, Nishimi K, Powers A, Bradley B (2016):
Is developmental timing of trauma exposure associated with depressive and post-traumatic stress disorder symptoms in adulthood?
J Psychiatr Res. 2017 Jan; 84:119-127
doi: 10.1016/j.jpsychires.2016.09.004. Epub 2016 Sep 13. PMID: 27728852; PMCID: PMC5479490
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5479490/

Xuemei Li et al. (2017):
The association between post-traumatic stress disorder and shorter telomere length: A systematic review and meta-analysis.
Journal of Affective Disorders
Volume 218, 15 August 2017, Pages 322-326
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0165032716317621

Aly, Monika (Pikler-Gesellschaft Berlin):
Mein Kind im ersten Lebensjahr.
Frühgeboren, entwicklungsverzögert, behindert? Oder einfach anders? Antworten für Eltern.
S. 132: „Ungeeignete Therapiemethoden (Vojta, Doman, Kozijawkin, Petö)“
Berlin, Heidelberg, New York. Springer 2002, 2. Auflage
Link zu Amazon

Jacobi, Gert; Riepert, Thomas; Kieslich, Matthias und Bohl, Jürgen (2001):
Todesfall während der Physiotherapie nach Vojta
Fatal outcome during physiotherapy (Vojta’s method) in a 3-month old infant.
Case report and comments on manual therapy in children
Klin Padiatr 2001 Mar-Apr; 213 (2): 76-85
Zeitschrift für Klinische Pädiatrie, Thieme-Verlag 2001; 213 (2): 76-85, DOI: 10.1055/s-2001-12881
www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2001-12881

Ludewig A, Mähler C:
Early Vojta- or Bobath-physiotherapy: what is the effect on mother-child relationship?
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Georg-August-Universität Göttingen
Prax Kinderpsychol Kinderpsychiatr 1999 May-Jun; 48 (5): 326-339

Weber, S.:
Indikation zur krankengymnastischen Behandlung im Säuglingsalter zur Prophylaxe infantiler Zerebralparesen
Indication for Physiotherapy in Infancy in order to Prevent Infantile Cerebral Palsy
Klin Padiatr 1983; 195(5): 347-350
DOI: 10.1055/s-2008-1034395
www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2008-1034395

„Die gebräuchlichsten krankengymnastischen Methoden werden kurz beschrieben und kritisch bewertet auch hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen. Der Beweis einer Überlegenheit der Effektivität im motorischen Bereich einer Methode kann nicht erbracht werden. Es zeigt sich jedoch, daß bei der Methode nach Vojta schädliche Nebenwirkungen psychischer Art nicht ausgeschlossen werden können.“ (Weber, S., 1983)

Schlütter, Jana:
Festhaltetherapien sollen gestörten Kindern helfen. Aber wohlmöglich haben sie schlimme Folgen
Im Griff der Eltern
Berliner Zeitung, 23.9.2004:

„Sie (die Eltern) müssen die Kinder zum Teil in Positionen festhalten, die Schmerzen bereiten“, sagt Dr. Elke Nowotny vom Kinderschutzzentrum Berlin. Sie befürchtet dadurch psychische Schäden: „Kinder verunsichert es, wenn sie die Hände einer engen Bezugsperson mal als sehr drückend und mal als liebevoll erleben.“

Mang, Robert:
Geistig behindert und seelisch gestört:
Leben und Entwicklung unter dem Eindruck von Gewalt und die Verantwortung des Pädagogen
Diplomarbeit 2011
http://bidok.uibk.ac.at/library/mang-gewalt.html

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am: 28.2.2011
Aktualisiert am 2.4.2024

136 thoughts on “Vojta-Therapie bei Babys – eine Kritik (englisch: Reflex Locomotion Therapy)

  1. Michael Zehdnicker sagt:

    Mit grossem Interesse lese ich die zahlreichen, leider sehr emotionellen und dadurch wenig erhellenden Beiträge zur Vojta Gymnastik. Zumindest in unserem Fall hätten wir uns grosse Vorwürfe machen müssen, wenn wir diese nicht angewebdet hätten: Eines meiner Töchter wurde mit Spastik und Sotos-Syndrom 1978 (!!) geboren. Ein grossartiger Kinderarzt hat das richtig diagnostiziert und uns zu Vojta Gymnastik geraten. Zunächst wurde diese im Therapiezentrum angewendet und auch wir Eltern darin unterwiesen. Die Gymnastik wurde ca. 1 Jahr angewendet (3 x täglich ca 45 Minuten), offensichtlich mit Erfolg. Wir hätten uns damals nicht vorstellen können, dass unser Kind jemals Laufen lernen würde. Heute ist sie 35 Jahre alt, fährt Fahrrad, schwimmt sehr gut und hat lediglich gewisse Schwächen in der Feinmotorik. Und ganz offensichtlich hat sie keinerlei psychische Beeinträchtingungen dadurch erlitten. Eher schon die ältere Schwester, der durch die aufwändige Betreuung des „Problemkindes“ damals wesentlich weniger Zuwendung zuteil wurde.
    Lassen Sie sich nicht durch das von wenig Wissen und viel Emotion geprägte Gejammere der Vielen ablenken: Wenn ein guter Kinderarzt Ihnen Vojta-Gymnastik empfliehlt, entscheiden Sie sich dafür!

  2. Dunja Voos sagt:

    Liebe Frau Ammerschuber,
    vielen Dank für Ihren Kommentar. Gut, dass Sie auf Ihre Gefühle und die Signale Ihres Sohnes gehört haben! Ich würde sogar weitergehen: Auch bei einer neurologischen Diagnose finde ich es wichtig, auf die Vojta-Therapie bei Babys zu verzichten. Selbst, wenn sie wirksam ist, ist sie zu quälend um angewendet zu werden, meiner Meinung nach. Ich vergleiche es mit Operationen: Vor noch nicht allzu langer Zeit wurden Babys ohne Narkose operiert, weil man annahm, dass sie keine Schmerzen empfinden könnten. Natürlich ist die Operation wirksam, aber man kann sie eben so nicht durchführen, weil es menschenunwürdig ist. Dasselbe empfinde ich bei der Vojta-Therapie bei Babies auch: Sie ist menschenunwürdig.
    Vojta-Therapeuten sagen immer, die Babys empfänden dabei keinen Schmerz. Aber woher wollen sie das wissen? Babys können noch nicht sprechen und auch Erwachsene haben bei Verpannungen bei manchen Bewegungen Schmerzen, wo andere, Gesunde, eben keinen Schmerz verspüren.
    Außerdem können bei großer Angst dieselben Gehirnregionen aktiviert werden wie beim Schmerz: Angst und Verzweiflung sind nicht weniger schlimm als körperlicher Schmerz.
    Ihnen alles Gute und viel Freude mit Ihrem Sohn!
    Dunja Voos

  3. Elisabeth Ammerschuber sagt:

    Vojta ohne Diagnose nie wieder!
    Mein Sohn wurde zur U4 als hypoton eingestuft und wie musten zur KG. Die Krankengymnastin meinte Vojta sei notwendig. Nach einem Monat ohne Erfolge, meinte die KG ihn so lange zu drangsalieren bis ihm vor Schmerzen dicke Tränen über die Wangen kullerten. Ich brach die Terapie daraufhin ab. Zwei Wochen später erfuhr ich vom KISS Syndrom, eine Woche nach der Behandlung konnte er sich auf den Bauch drehen und spielte so eine Stunde lang mit Freude ohne Qualen. Letzte Woche bei der U5 war die Kinderärztin total überrrascht wie gut er motorisch geworden ist. Sie fragte ob ich ihn jeden Tag trainieren würde und hypoton sind wir auch nicht mehr. Ich sagte natürlich, dass er sich selbst trainiert aber sie wollte auch gar nicht mehr wissen. Leider fremdelt mein Sohn noch sehr stark und das seit dem 4 Monat, da haben wir mit Vojta begonnen. ich hoffe er hat keinen Langzeitschaden genommen. Ich kann nur jedem Raten sein Kind nicht mit Vojta zu quälen wenn nicht mal ein neurologisches Problem diagnostiziert wurde.

  4. noname sagt:

    Liebe Frau Dr. Voos,
    nachdem der Kinderarzt für unsere Tochter (16 Wochen alt) Krankengymnastik nach Vojta verschrieben hatte, bin ich recht unvoreingenommen an die erste Gymnastikeinheit herangegangen. Doch bereits in der zweiten Einheit wurde eine Übung mit ihr durchgeführt, bei der unsere Tochter nicht nur weinte, sondern sie schrie so panisch und ängstlich, dass mir die Tränen die Wangen runterliefen und ich am liebsten sofort eingegriffen hätte. Dann musste ich die Übung mit meiner Tochter wiederholen und es zerriss mir fast das Herz! So ein kleines Wesen so quälen zu müssen! Diese Übung sollte ich mehrmals täglich mit ihr machen. Am gleichen Tag hab ich das dann ein Mal gemacht, mich aber schrecklich gefühlt.
    Überall liest man, dass die Babys erst mal auf dieser Welt ankommen müssen, sich selbst erst mal wahrnehmen lernen müssen, dass sie die ersten Wochen/Monate möglichst ruhig verbringen sollen und dann wird Krankengymnastik nach Vojta verschrieben? Das verstehe ich nicht. Ich hab dann nachts noch lange wach gelegen und ständig an den nächsten Tag und die Übung gedacht…
    Natürlich ist das eine sehr emotionale Herangehensweise und ich denke, dass man auch die Schwere der Diagnose berücksichtigen muss und sicher reagiert auch jedes Kind anders auf diese Art von Krankengymnastik, aber für uns – ich muss dazu sagen, dass unsere Tochter „nur“ eine ganz leichte Abweichung von der Norm hat – kommt Vojta nicht mehr infrage.
    Nachdem ich mich ein bisschen mehr über Vojta informiert habe bin ich der Meinung, dass diese Therapieform sicher auch ihre Wirkung hat und schnelle Erfolge bringen kann. Mütter, mit denen ich gesprochen habe, fanden die Therapie sehr gut und bei ihren Kindern wirksam. Trotzdem muss jeder selbst entscheiden, ob das eigene Kind einen Nutzen daraus ziehen wird oder ob die Behandlung eher schädigend (in welcher Form auch immer) sein wird. Wir haben uns jedenfalls dagegen entschieden und hoffen, dass eine andere Therapie ebenfalls Wirkung zeigen wird.

  5. Mutter von Sarah sagt:

    Liebe Frau Voos!

    Schade, dass Sie anscheinend nicht glauben können, dass Vojta nicht grundsätzlich so schrecklich traumatisierend für Kinder sein muss. Es sei denn Sie glauben, dass auch ein 12 Wochen alter Säugling, so wie Sie es anscheinend von mir annehmen, sich negative Gefühle positiv reden kann. Ich denke nicht…Und auch ich verbitte mir die Annahme, auch wenn Sie es zugegebenermaßen recht allgemein diplomatisch geschrieben haben, dass ich mir meine positiven Gefühle gegenüber der Therapie nur einrede! Dem ist nicht so!
    Ja, Sarah meckert mal während den Übungen, aber das ist kein Vergleich zu dem Gemecker, entschuldigen Sie meine Wortwahl, wenn Madam mal ein Pup quer sitzt! Das Geschrei klingelt in den Ohren! Und sie leidet keine Höllenqualen und wie sie lautlos und/oder mit einem Lächeln Hilferufe aussendet, ist mir auch schleierhaft.
    Mehr möchte ich nicht zu dem Thema sagen, hoffe nur, dass manchen eventuell ein wenig Angst genommen werden kann.
    Denn ein guter Therapeut UND EIN POSITIVES GEFÜHL kann bei dieser Therapie schon sehr helfen.

    Nichts für Ungut, mit besten Grüßen!

  6. Dunja Voos sagt:

    Liebe Mutter von Sarah,

    ich finde es ganz wichtig, dass die Mutter auf ihr ursprüngliches Gefühl hört und nicht versucht, sich positive Gefühle einzureden, die in Wirklichkeit nicht da sind.
    Ich kenne es von Vojta-Therapien nur, dass Babies schreien, vor allem, wenn sie erst 4 Wochen alt sind. Ich würde mir sogar große Sorgen machen, wenn sie in dieser Situation nicht schreien würden. Aber die Schreie sind eindeutige Hilferufe der Babys. Ich kann Müttern weiterhin nur Mut machen, auf ihr urpsrüngliches Gefühl zu hören und die Vojta-Therapie zu beenden, wenn das Gefühl ihnen das sagt. Der Kinderarzt wird sicher dann andere Therapiemöglichkeiten aufzeigen.

  7. Mutter von Sarah sagt:

    Vielleicht sollte man eine Therapiestunde miterleben, um die Anwendung beurteilen zu können. Ich mache die Therapie mit meiner Tochter wegen einer Hüftluxation. Wir haben Vojta angefangen als sie 4 Wochen alt war und sie die Zeit davor mit großem Erfolg eine Pavlik-Bandage tragen musste. Seit der 4. Lebenswoche trägt sie eine Tübinger Beugeschiene und bekommt Vojta, 2x pro Woche bei einer Therapeutin, 2x pro Tag durch mich. Sarah schreit NIE!!! Das Schlimmste für sie ist, dass sie ihren Schnuller kurzzeitig nicht mehr haben kann, da die Reflexe ansonsten nicht so gut ausgelöst werden können. Sarah lacht dabei, macht super mit und selbst wenn sie kurzzeitig ungehalten ist, weil sie die Position nicht mehr mag oder eben ihren Schnuller will, ist sie sofort wieder gut gelaunt, wenn sie bei mir ODER der Therapeutin auf dem Arm ist ODER die Reflexpunkte nicht mehr stimuliert werden.
    Auch Vojta kann spielerisch angewandt werden, mit viel Körperkontakt und Lachen.

    Und die Erfolge sprechen für sich! Obwohl Sarah seitdem sie auf der Welt ist noch nie länger als eine halbe Stunde ohne Bandage strampeln etc konnte, hat sie keinerlei körperliche Defizite! In Bauchlage hält sie ohne Schiene (!) bereits mit 11 Wochen ihren Kopf gerade hoch. Auf dem Arm trage ich sie ohne ihren Kopf stützen zu müssen (nach Absprache mit der Orthopädin zeitgerecht und völlig ok!) und sie schaut aktiv den kopf drehend die Welt an. Sie ist rundum zufrieden, ausgeglichen, schreit sehr wenig, hat feste Schlaf- und Essenszeiten und ach ansonsten bereits ein waches, fröhliches Kind!

    Ich denke, solange die Eltern, oder meist ja die Mutter, positiv hinter den Übungen steht und dem Kind keinerlei Stress spüren läßt, sondern im Gegenteil, viel lobt, lacht, den nackten Körper viel streichelt, kann man diese Übungen durchaus ohne Schreien ausführen!!
    Aber jeder hat seine eigene Meinung und (hoffentlich!) die Erfahrung, um sich ein fundiertes Bild machen zu können, ohne auf schlechte youtube-Videos zurückgreifen zu müssen!
    DAS IST FÜR VOJTA-NEULINGE BESTIMMT NICHT SONDERLICH HILFREICH!!!!

    Ich möchte betonen, dass ich selbst keine Therapeutin bin, sondern einfach nur eine Mutter, die den vielen abschreckenden posts eine mehr als positive hinzufügen möchte!

  8. Roland sagt:

    Liebe Daniela,

    ich bin bisher noch nicht in die Situation gekommen, dass man an meiner Tochter etwas diagnostiziert hätte, was nach Meinung der Ärzte derart drastische Maßnahmen erfordert. Daher kann ich vielleicht nicht direkt mitsprechen. Aber mir ist durch die Artikel von Frau Voos klar, dass ich so etwas mit meinem Kind nicht machen lassen werde. Erst Recht nicht, wenn es andere Methoden gibt.
    Und ich vermute, dass Sie wirklich Recht haben mit der Aussage, dass Psychologie maximal ein Sitefkind der Medizin ist. Damit kann man eben keine Pillen verkaufen. Und irgendwie ist es auch sozial geächtet. Wer gibt denn in Deutschland zu, dass er/sie zu einem Therapeuten geht?

  9. Daniela Fiutak sagt:

    Einfach nur Danke für Ihre Ausführungen. Schon bei dem ersten Termin, der wenigstens nicht ausschliesslich Vojta Methoden beinhaltete stand die Therapeutin zwischen mir und meinem Sohn (4,5 Monate alt) und hinderte mich kurzfristig daran meinen schreienden Sohn wieder auf den Arm zu nehmen. Auch wenn es sich nur um eine sehr kurze Zeit handelte, könnte ich mich immer noch dafür ohrfeigen, dass ich mich auch nur diesen kurzen Moment davon habe abhalten lassen.
    Eigentlich lasse ich mich nicht gerade einfach dazu bringen meinem Gefühl nicht zu folgen, aber hier in dieser Situation habe ich mich doch kurz zurück drängen lassen. Mit ihren Ausführungen zu den Verunsicherungen der Mutter bezüglich der Meinung von Fachleuten haben Sie absolut recht, aber auch wird man sofort als hysterisch oder schwierig bezeichnet, wenn man seinem Gefühl folgt oder gar eine Meinung hinterfragt.
    Ich habe immer wieder das Gefühl, dass die Psychologie ein Stiefkind der Medizin ist. In Krankenhäusern, bei Ärzten und bei vielen Therapeuten hat man das Gefühl nach Schema F durchgeschleust zu werden als besäße der Mensch nicht mal Gefühle.

  10. Dunja Voos sagt:

    Hallo Herr Krahlisch,

    als Alternative zur Vojta-Therapie wird häufig die Bobath-Therapie aufgeführt.
    Leider gibt es meines Wissens keine wissenschaftlichen Arbeiten, die sich kritisch mit den Auswirkungen der Vojta-Therapie auf die Psyche der Babys auseinandersetzen (außer der Arbeit von Maren Thiesen-Hutter, https://www.medizin-im-text.de/2013/19575/vojta-die-psycho-studie/). Ich finde jedoch auch, dass diese Diskussion gar nicht „sachlich-wissenschaftlich“ geführt werden muss, denn die Situationen selbst sind evident genug.
    Die Menschen sollten Filme sehen, die zeigen, was bei der Vojta-Therapie mit den Babys passiert – dann erübrigt sich jede Frage nach einer wissenschaftlichen Evaluation. Das Schreien der Babys ist eindeutig. Die Bindungsforschung weiß heute: Wenn Babys nach Hilfe schreien und keine Hilfe bekommen, wirkt das traumatisierend. Nun muss man nur noch Eins und Eins zusammenzählen: Wenn die Mutter, also die „gute Bezugsperson“, selbst zum Angreifer wird, das Baby festhält und nicht loslässt, obwohl das Baby schreit, dann kann man das sicher als „Misshandlung“ ansehen – auch, wenn das vielen Müttern gar nicht bewusst ist. Ich finde sogar, dass diese Diskussion emotional geführt werden MUSS, damit sich etwas ändert.
    Viele Grüße
    Dunja Voos

  11. Wenn man die Kommentare des Artikels liest sieht man was diesem Beitrag fehlt. Zum einen die Alternativen zu der Votja Therapie. Zum anderen die wissenschaftliche Fundiertheit. Dennoch finde ich es gut, dass sich Frau Voss in ihrem Blog traut auch mal unangenehme Themen zu bringen. Es gibt viel zu viele Ärzte, die einfach nur mitnicken – egal worum es geht. Ich hoffe es kommt noch ein Artikel über die Alternativen, der dann in diesem Artikel verlinkt ist. Dann würde ich diesen Beitrag gern in die Links der Woche aufnehmen, die mein Blog wöchentlich herausgibt. Viele Grüße sendet der trainyabrain Blog.

  12. Dunja Voos sagt:

    Hallo Martin,

    alle meine Vojta-Beiträge auf einen Blick finden Sie hier: https://www.medizin-im-text.de/tag/vojta/

    Ich finde es selbst ganz furchtbar, dass es keine kritisch wissenschaftliche Untersuchung zu Vojta bei Babys gibt. Ich kann Ihnen nur raten: Stellen Sie sich einmal in einen Therapieraum und schauen Sie zu. Dann erübrigt sich Ihre Frage, denn es ist ungefähr so, als würde man Zeuge davon, dass ein Kind geschlagen wird. Es gibt zahlreiche Untersuchungen dazu, dass Kinder, die geschlagen oder misshandelt wurden, später psychische Störungen aufweisen. Nun ist nur noch die Frage, was man als „Misshandlung“ bezeichnet und ob die Vojta-Therapie dazugehört.
    Ich kann hier leider nicht „wissenschaftlich argumentieren“, weil es hierzu meines Wissens einfach nichts Wissenschaftliches gibt – bis auf die Studie von Maren Thiesen-Hutter, die ich hier vorstelle: https://www.medizin-im-text.de/2013/19575/vojta-die-psycho-studie/
    Das Problem bei der Vojta-Diskussion ist, dass Gegnern wie mir Emotionalität vorgeworfen wird und fehlende wissenschaftliche Untermauerung. Dabei kann ich nur immer wiederholen: Man muss wirklich einmal Zeuge dieser Therapie werden und den ursprünglichen Gefühlen, die man dazu hat, trauen.
    Dass Oberärzte den Frühchen Vojta verordnen, liegt sicher auch daran, dass das Fach „Psychologie“ in der pädiatrischen Ausbildung kaum eine Rolle spielt. Sonst würden sie mit Sicherheit sehr viel zurückhaltender sein mit ihren Empfehlungen.

    Viele Grüße
    Dunja Voos

  13. Martin sagt:

    Hallo Frau Voos,

    ich kann mir selbst kein Urteil über Vojta erlauben. Ich muss aber sagen, dass ich als Akademiker eine wissenschaftliche Fundiertheit auf dieser Seite sehr vermisse. Mit Ihrer Aussage (und das gilt auch für viele weitere Stellen in dem Text) stellen Sie Ihre Meinung als allgemein anerkannte Tatsache dar, ohne dies (auch auf Nachfrage) durch Quellen zu belegen: “Doch wenn die Vojta-Therapie Säuglingen verordnet wird, dann kommt das nach den Erkenntnissen der psychologischen Säuglingsforschung einer “Folter” gleich.”

    Diese Position ist aber definitiv nicht allgemein anerkannt. Ich bin Vater eines Extremfrühchens. Alle Oberärzte des südhessischen Pränatalzentrums (das einen sehr guten Ruf genießt) empfehlen Vojta für Extremfrühchen.

    Ohne Zweifel stehen Sie mit Ihrer Kritik an Vojta nicht allein da. Von einer allgemein anerkannten Tatsache ist Ihre Meinung aber weit entfernt.

    MfG, ML

  14. Dunja Voos sagt:

    Hallo Martin,

    es gibt Zusammenhänge, die sind so evident, dass man dafür keine Studie braucht. Man muss sich nur neben einen Säugling stellen und ihn schreien hören, während er nach Vojta behandelt wird, dann ist klar, dass dieses Kind unglaubliche psychische Qualen erleidet.
    Ich möchte außerdem auf die Expertenmeinungen hier im Blog verweisen: https://www.medizin-im-text.de/2011/9582/kritische-experten-stimmen-zur-vojta-therapie/
    In der Bindungsforschung gibt es zahlreiche Beiträge, die aussagen, dass Babys traumatisiert werden, wenn sie mehrmals die Erfahrung machen, dass die Umwelt nicht darauf reagiert, wenn sie ihre innere Not durch Schreien äußern. Bei der Vojta-Therapie geht die „Gefahr“ sogar von der engsten Bezugsperson aus: der Mutter. Denn die Mutter führt ja die Therapie zu Hause durch. Das ist eine psychische Verwirrung und Qual, die ungeheuerlich groß sein muss.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dunja Voos

  15. Martin sagt:

    Hallo Frau Voos,

    „Doch wenn die Vojta-Therapie Säuglingen verordnet wird, dann kommt das nach den Erkenntnissen der psychologischen Säuglingsforschung einer “Folter” gleich.“

    Können Sie diese Aussage bitte durch Quellen belegen? Ich habe schon gesehen, dass Sie mehrere Quellen angegeben haben (die ich noch nicht gelesen habe), aber wo finde ich konkret diese Aussage?

    MfG, ML

  16. Katharina Maier sagt:

    Sehr geehrte Frau Dr. Voos,

    haben Sie vielen Dank für Ihre umfangreiche Aufklärungsarbeit über die Vojta-Therapie. Sie haben mich in meiner Entscheidung gegen Vojta bestärkt und ich werde die Gründe auch klar unserem Kinderarzt gegenüber zum Ausdruck bringen. Den bereits vereinbarten ersten KG-Termin für meine 5 Monate alte Tochter werde ich umgehend absagen.

    Es ist ein Unding, dass es diese Quälerei weiterhin auf Rezept gibt! In unserem Fall wurde zwischen Tür und Angel ganz nebenbei eine ZKS (Zentrale Koordinatinsstörung) diagnostiziert und mir wortlos eine Verordnung für KG nach Vojta in die Hand gedrückt.Ohne die Möglichkeit, sich u.a. auf Ihrer Webseite zu informieren, hätte ich mein Baby ahnungslos zumindest kurzzeitig dieser sogenannten Therapie ausgesetzt.

    Danke, dass Sie sich im Sinne der Kinder so unermüdlich engagieren!

    Mit freundlichen Grüßen
    Katharina Müller

  17. Dunja Voos sagt:

    Liebe Frau Müller,

    Ihnen auch vielen Dank für Ihren Beitrag. Meiner Erfahrung nach sind leider oft die Mütter betroffen, die einen relativ niedrigen Bildungsstand haben. Sie lassen sich zu leicht von Ärzten und Therapeuten beeindrucken. Besonders beliebt scheint der Satz zu sein: „Ihr Kind landet sonst möglicherweise im Rollstuhl.“ Oder, entsprechend von Müttern: „Mein Kind wäre ohne Vojta im Rollstuhl gelandet.“ Wer will da noch widersprechen, wenn Vojta empfohlen wird? Da muss man schon wirklich sehr viel Mut haben. Nur wer sich mit wissenschaftlichen Studien auskennt, kann dann auch noch sagen: „Was Sie mir da erzählen, ist Quatsch. Es gibt keine Studie, die besagt, dass die Vojta-Therapie beim Baby verhindern könnte, dass das Kind im Rollstuhl landet.“

    Ich finde auch: Man kann da nur aufklären und Mut zusprechen! Auch finde ich Ihre Formulierung sehr treffend: „… komme ich mit Kindern in Kontakt, die in ihrem ersten Lebensjahr eine Vojta-Therapie erlitten haben.“ Ja, da kann man einfach nur von „Erleiden“ sprechen. Ich hoffe sehr, dass die öffentliche Diskussion zur Vojta-Therapie bei Babys bald wieder in die Gänge kommt.

  18. C. Müller sagt:

    Ich danke Ihnen für diesen Beitrag. Durch meine Tätigkeit als Schulsozialarbeiterin an einer Grundschule, komme ich mit Kindern in Kontakt die in ihrem ersten Lebensjahr eine Vojta-Therapie erlitten haben. Die Eltern haben teilweise Schuldgefühle und fragen sich, warum sie sich nicht behauptet haben.

    Auch mir wäre es schwer gefallen mich zu behaupten und deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich Ihren Beitrag gefunden habe. Wir Eltern sollten uns wirklich mehr behaupten und nicht so verunsichern lassen.

  19. Sissi sagt:

    Danke für diese Seite! Ich habe mir gestern aus reiner Neugier die Überweisung des Kinderarztes genauer angesehen und nach Vojta gegoogelt. Ich werde nicht einmal zur ersten Stunde mit meinem 5 wochen alten Kind hingehen und es ausprobieren. Ich bin der Meinung dass man seelische Qualen nicht „ausprobieren“ muss. Auf der Überweisung steht „Vojta/Bobath“. Werde darauf bestehen dass nur Bobath gemacht wird. Mein kleiner ist sowieso schon sehr sensibel und das möhte ich bewahren.

  20. Liebe Frau Voos,

    sehr verdienstvoll, dass sie das Thema so engagiert angesprochen haben. Aus den vielen Beiträgen wird deutlich, wie groß die Ängste der Eltern immer wieder sind. Ununterbrochen werden die Kinder mißtrauisch auf Defekte beobachtet. Und man möchte auf keinen Fall etwas versäumen. Das wird durch die Fachleute dann leider bestätigt (ausgenutzt). Ein schönes Beispiel ist Frau Meurers: mit vier Monaten stützt sich ihr Kind nicht „richtig“ auf (nach welchem Zeitplan?). Kurz darauf waren zwei Kinderärzte beschäftigt, ein Orthopäde renkte das Kind zweimal ein, mehrfache Behandlungen durch einen Osteopathen, dazu Eigentherapie nach Bobath.
    Ein Blick in eines der Bücher der Kinderärztin Emmi Pikler (immerhin habilitiert zur Bewegungsentwicklung des Kindes) hätte dem Kind und der Mutter dies alles und Voita sowieso erspart. Vielleicht könnten Sie einmal einen Blog zum Werk von Emmi Pikler schreiben. Arte brachte einmal einen wunderbaren Film darüber.
    Zum Überversorgen und Turnen noch eine kleine Anekdote: Eine Mutter erzählte mit, das ihr Kinderarzt ihrem Kind Voita verordnet hatte (der Grund ist nebensächlich). Nachdem sie mit ihrem Mann von der Therapeutin eingewiesen und danach ermahnt worden war zu Hause regelmäßig „zu turnen“, weigerte sich ihr Mann sofort, daran teilzunehmen. Mit schlechtem Gewissen „behandelte“ sie ihr Kind dann ein paar Tage, ehe sie vor dem Schreien kapitulierte. Urlaubsbedingt war der Kontrolltermin bei der Physiotherapeutin um ein paar Wochen verschoben. Als die Mutter nach einiger Zeit ihr Kind dort wieder vorzeigte, traute sie sich aus schlechtem Gesissen nicht, zuzugeben, dass sie die ganze Zeit überhaupt keine Voita-Therapie mehr gemacht habe. Sie log die Therapeutin einfach an. Zu ihrem Glück wurde sie von der allerdings sehr gelobt mit dem Hinweis, sie sehe, wie gut die Therapie angeschlagen habe, denn das „Problem“ hatte sich von alleine erledigt. In der Statistik wars ein Voita Erfolg. (Zu den Statisitken übrigens gut die Bücher von Monika Aly, die auch über Pikler informiert und Voita, Petö etc. als ungeeignet qualifiziert)
    Herzliche Grüße
    Hermann K.

  21. Quatschbirne sagt:

    Prima, dass man endlich zum Thema seine Meinung äußern kann!
    Die Diagnose meiner damals 5 monate alten Tochter hieß: WS rechtskonvex, Hypertonus.
    Daraufhin wurde uns Vojta und eigentlich auch Bobath verschrieben, durchgeführt wurde aber nur Vojta.
    Als gelernte Ergotherapeutin bin ich jeglicher Therapieform sehr aufgeschlossen und wahrlich nicht zimperlich. Anfangs schluckte ich natürlich, weil das so garnichts mit normaler Physiotherapie zu tun hatte, wie man sie kennt. Nungut, trotzdem versuchte ich, der Pth zu vertrauen und beturnte meine Tochter regelmäßig, anfangs 1 mal am Tag, dann 2mal und irgendwann sollte ich es 3mal à 20-30min. tun. Den ganzen Tag drehte sich alles nur um Vojta, schließlich muss man ja Essens- und Schlafzeiten berücksichtigen, ein Spaziergängchen…da bringt man die 3x 30 min. kaum unter.
    Und ob ich wollte oder nicht, es belastete mein Mutterherz immer mehr. Meine Tochter schien sich immer mehr dagegen zu sträuben, sie bekam nach einem Monat schon Panik, wenn ich sie nur zum Wickeln hinlegen wollte.
    Ich wollte auch beim Kinderarzt ehrlich sein, sagte, dass ich die Übungen konsequent durchführe, aber immer weniger dahinterstehe und gerne alternative Therapiemethoden durchführen möchte.
    Puh, statt ernst genommen zu werden, wollte sie mir ein seeehr schlechtes Gewissen machen. Zusätzlich machte meine Tochter auch kaum Fortschritte zu der Zeit. Ich durfte mir dann Dinge anhören wie“ Sie wollen doch das Beste für Ihre Tochter….würden Sie die Übungen machen, dann würde man auch Fortschritte sehen.“
    Nach 2 Monaten habe ich beschlossen, den Kinderarzt zu wechseln und mit Vojta aufzuhören. Manchmal ist es wirklich wichtig, nach seinem Mutterinstinkt zu handeln.
    Meine Tochter holte viel auf, konnte mit 10 Monaten krabbeln und mit 16 Monaten sicher laufen. ( in der Physiotherapie hörten wir Sprüche wie “ im Rollstuhl wird sie sicher nicht landen, aber…) Ich machte zu Hause viele lockere spielerische Übungen, aber nichts unter Zwang. Wollte sie an einem Tag nicht, dann war das eben so, am nächsten klappte es dann eben besser. Auch ihre leichte Wirbelsäulenverkrümmung gab sich mit der Zeit und war wenige Monate später weg.
    Doch eine Sache ist mir immer wieder aufgefallen. Ich kann natürlich nicht beweisen, dass es wirklich von der Therapie kommt, aber die ganze Zeit danach hatte meine Tochter große Probleme, sich an- oder festhalten zu lassen. Ich hätte jedes Mal heulen können, wenn ich sie wickeln wollte und sie mit angsterfüllten Augen anfing, panisch zu schreien.
    Heute bin ich seeeeehr froh, dass ich die Therapie abgebrochen habe. Ich bestreite nicht, dass es physisch Erfolge bringen kann und es mag auch wirklich Krankheitsbilder geben, bei denen diese Methode die einzig wirksame ist,….und doch sollte immer das psychische Wohl des Patienten an oberster Stelle stehen.
    Ich habe großen Respekt vor Eltern, die ihre Kinder jahrelang nach Vojta beturnen und die Kinder ebenfalls bereitwillig mitmachen. Solange man Erfolge sieht.
    Aber ich bin strikt dagegen, dass Vojta als das Allheilmittel angesehen wird und die Ängste von Eltern nicht ernstgenommen und mit simplen Erklärungen abgefertigt werden. ( „Das Kind schreit nicht, weil es Schmerzen hat, sondern weil die Übung anstrengend ist“)
    Meine ganz persönliche Meinung ist, dass Vojta bei Säuglingen und Kleinkindern vl. in manchen Fällen hilfreich sein kann, aber meist wohl mehr zerstört, als aufbaut. Es findet ein eindeutiger Willensbruch statt, der die Bindung zwischen Eltern und Kind sehr schwächen kann. Und das muss nicht sein, denn es gibt heutzutage genügend Therapiemethoden, mit denen man (vielleicht nicht so schnell, aber) genauso große Erfolge erzielen kann.

  22. Ottmar sagt:

    sie hätten dort mal anklopfen und zusehen sollen, um sich das anzuschauen. Das hätte Ihr Vorurteil wahrscheinlich korrigiert. Ich mach das, wie schon gesagt, regelmäßig und ohne Quälerei.

    Ich finde schon, dass solche Therapie unbequem und mit Sicherheit und ungewohnt für Kinder ist, zumindest am Anfang. Ihre Beschreibung „…auf’s Äußerste …traumatisiert, geschockt, ohnmächtig…“ halte ich für nicht zutreffend, jedenfalls nicht nach Vojta. Die anderen 3 „…erregt, aufgeregt, verängstigt..“ kann man mehr oder minder gelten lassen. Meinem Kind geht es jedenfalls zunehmen besser, es lacht mich oft so wunderbar an.

    Ich will das aber auch nicht verharmlosen. Wichtig ist, eine möglichst realitätsnahe Beschreibung hinzubekommen. Eltern müssen sich schließlich richtig entscheiden.

    Ich kann mir schon vorstellen, dass sie das sehr beansprucht. Kinder brauchen zweifellos ein sehr hohes Maß an Zuwendung. Emotion ist da auf jeden Fall angebracht. Ihre Aussage: „… Die Babys sind …ohnmächtig. Das hört man aus jedem ihrer verzweifelten Schreie.“ spricht Bände. Ich hoffe, dass Sie mir die Bemerkung nicht gleich krumm nehmen.

    Nur so zum Spaß würde ich die Therapie auch nicht machen. Es muss schon etwas Ernstes vorliegen. Bei Medikamenten ist das ja auch so. Antibiotika werfe ich nicht wegen eines Schnupfens ein (erinnert sei sinng. ‚ein Medikament ohne Nebenwirkung hat auch keine Hauptwirkung‘). Da gibt es harte Sachen, wenn ich nur an das Moxifloxacin denke. Die Wahrscheinlichkeit an Leber-, Haut- oder Psychoversagen ;-) das Leben auszuhauchen liegt nach Beipackzettel bei nur unter 1 von 3333.

    Gruß Otti

  23. Dunja Voos sagt:

    Sehr geehrter Ottmar,

    ich finde es ehrlich furchtbar, von „Hysterie'“ zu sprechen, wenn man die Schreie der Babys ernstnimmt. Auch die Begriffe „unbequem“ oder „ungewohnt“ passen meiner Meinung nach hierzu ganz und gar nicht. Die Babys sind auch in deutschen Praxen auf’s Äußerste erregt, aufgeregt, verängstigt, traumatisiert, geschockt, ohnmächtig. Das hört man aus jedem ihrer verzweifelten Schreie.

    Dunja Voos

  24. Ottmar sagt:

    Ich denke, dass hier eine Menge Hysterie betrieben wird.
    Ich habe dass nun auch tun müssen, nein nicht „müssen“. Ich habe mir das angesehen und gemerkt, dass das zwar etwas unbequem bzw. ungewöhnlich für das Kind ist aber letztlich gegenüber den angekündigten Verbesserungen hinnehmbar. Daher habe ich der Behandlung zugestimmt.
    Ich mache die Übungen recht regelmäßig.
    Es kommt dabei einfach darauf an, sich in das Kind einzufühlen, eine angenehme Situation zu schaffen, die richtige Zeit zu wählen. Dabei habe ich die Behandlung auch schon mal verschoben. Wenn das Kind müde ist, Hunger, gerade gegessen oder eine Erkältung hat, Situationen, in denen Kinder sowieso mal anfangen zu weinen, dann ist das eher ungeeignet. Einen regelmäßigen Zeitplan sollte man idealer Weise einhalten und die Therapie an geeigneten Stellen einfügen.
    Dem Kind seien auch Verschnaufpausen gegönnt. Damit führt die Therapie sicher mal zu einem gewissen Stress. An- und Ausziehen bewirken das gelegentlich auch. Trotzem bleiben die Kinder nicht nackt.

    Zum Video:
    Der Herr hat es sicher sub optimum angefangen, hantiert das Kind ohne Pause wild hin und her. Bis er die Position hat, dauert es recht lange. Das Kind schaukelt sich hoch, regt sich immer mehr auf. Dass habe ich nicht erlebt. Wäre es so gewesen, hätt ich auch einen anderen Therapeuten genommen. Nun gut, es ist ein Vorführvideo, er erklärt und ist so nicht ganz beim Kind.

    Noch was, die Therapeutin sagte mir „…nur leicht drücken“.

  25. Andrea Hofacker sagt:

    Liebe Alle.
    Ich bin mit einem schweren Geburtssschaden auf die Welt gekommen, konnte mein rechtes Bein und meinen rechten Arm nur ganz ganz eingeschränkt bewegen. Meine Mutter hat in Absprache mit meinem Kinderarzt und meiner Physiotherapeutin mit mir nach Vojta „geturnt“ und zwar vom Säuglinsalter bis etwa vier Jahre, danach haben wir mit Bobath weitergemacht. Physio aufgrund meiner Behinderung habe ich bis ungefähr zum Alter von 15 Jahren zweimal in der Woche machen müssen.
    Es stimmt, dass es eine schwierige Situation für meine Mutter war, für mich wohl auch. Bei mir sind auch Stresssymptome aufgetreten, wie ein überempfindlicher Dickdarm zum Beispiel.
    Trotzdem möchte ich festhalten, dass der Stress und auch die unangenehme Gymnastik ja nicht vom Himmel gefallen sind, sondern dass die Ursache ja in der Behinderung begründet liegt. Heute habe ich keinerlei Koordinationsprobleme mehr, nur beim Rückenschwimmen kann ich nicht die Spur halten, aber das ist wohl zu verschmerzen. Als ich Mitte 20 war habe ich meine erste Physiotherapeutin einmal besucht, und die hat wirklich geweint, weil man von der Behinderung nichts mehr sehen konnte.
    Für mich persönlich muss ich sagen, habe ich es als sehr hilfreich und sehr wichtig erlebt, dass meine Mutter früh angefangen hat, mit mir darüber zu reden, wie sie sich dabei gefühlt hat, und wie schwierig das vielleicht für mich war. Das war sehr sehr wichtig für unsere Beziehung, denn ob man es bewusst merkt oder ob es im Unbewussten steckenbleibt, es bleiben schon auch Narben zwischen Eltern und Kind zurück. Wichtig ist aber, dass man damit umgeht.
    Vielleicht hilft so ein Betroffenenbericht von der Kinderseite her einmal ein bisschen weiter.
    Herzliche Grüße und allen eine gute Hand und eine für sie richtige Entscheidung im Umgang mit der Problematik.
    Andrea (38 Jahre)

  26. Dombkowski sagt:

    Ich war heute mit meiner Tochter 2 Monate bei der Physiotherapiie. Sie sollte nur ein wenig Sport machen um den Kopf besser drehen zu können. Dann fing die Therapeutin an ,an meinem Kind rumzudrücken und meine Tochter schrie wie am Spieß. Es ging mir duch Mark und Knochen. Ich kannte bisher Vojta nicht und bin entsetzt. Sollte dann die Übung an meiner Tochter zu Hause fortführen.ich habe mich dagegen gesträubt und ihr klar gemacht, dass diese Therapie für uns nicht in Frage kommt und auch nicht notwendig ist. Meine Tochter ist jetzt total unruhig und weint schon den ganzen Nachmittag. Und das soll gut sein. Ich denke nicht!

  27. Das Wort Therapie sollte in Anführungszeichen gesetzt werden. Das ist wahrlich keine Therapie, sondern Misshandlung. Danke für den Artikel.

  28. Dunja Voos sagt:

    Sehr geehrter Herr Gallenkamp,

    viele Eltern „beruhigt“ es, dass ihr Kind bei der Vojta-Therapie nicht aufgrund von Schmerzen schreit. Doch es gibt Qualen, die sind genauso schlimm wie körperliche Schmerzen. Und die seelischen Qualen eines Babys bei der Vojta-Therapie gehören sicher dazu. Bei diesem seelischen Schmerz werden dieselben Hirnareale aktiviert wie bei körperlichem Schmerz.
    Die Vojta-Therapie bei Babys kann nach heutigen entwicklungspsychologischen Erkenntnissen durchaus als eine Form der Misshandlung angesehen werden. Sind die Kinder älter und können sie wenigstens sprechen, kann man nochmals erneut über die Vojta-Therapie diskutieren. Doch die meisten einfühlsamen Eltern sagen eindeutig: Das Schreien des Babys bei der Vojta-Therapie ist das eindeutige Signal, sofort damit aufzuhören. „Regeln und Richtlinien, die dem (Anm.: älteren) Kind nicht gefallen“ sind also noch einmal etwas ganz anderes als eine Misshandlung am Säugling, gegen die er sich nicht wehren kann. Und über „Misshandlung“ ist keine „sachliche Diskussion“ möglich.
    Früher hat man Babys auch ohne Narkose operiert, weil man davon ausging, dass sie noch keine Schmerzen empfinden. Auch, wenn eine Operation notwendig ist, gibt es keine Rechtfertigung dafür, sie ohne Narkose durchzuführen. Also: Auch, wenn die Vojta-Therapie anscheinend wirksam ist, wiegen die seelischen Nachteile, die das Baby hat, mehr.

    Dunja Voos

  29. h. Gallenkamp sagt:

    Vojta-Therapie

    Vorausgeschickt werden soll, dass alle Eltern für ihr Kind das Beste wollen.
    So muss man verstehen, wenn Eltern eine Therapie ablehnen, die ihr Kind dazu bringt, laut zu schreien. Das Schreien generell ist jedoch ein Ausdruck des Unwohlseins und nicht notwendigerweise von Schmerzen (Hunger, Windel voll usw.).
    So kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Gymnastik nach Vojta zwingend mit Schmerzen verbunden ist, wohl aber mit einem „Protest“ gegen beengende Maßnahmen.
    Die Erziehung eines Kindes ist immer mit Regeln und Richtlinien verbunden, die dem Kind nicht gefallen. Dem Kind in allen Situationen nachzugeben, wäre falsch. So ist auch die Gymnastik n. Vojta eine Maßnahme, die dem Kind nicht gefällt, und aus eigener Erfahrung mit der Vojta-Therapie bei einer Tochter mit CP weiß ich, wie schwer es ist, diese Therapie konsequent weiter zu führen. Der Erfolg der Behandlung bei meiner Tochter hat uns jedoch Recht gegeben, andere Therapieversuche, z.B. nach Bobath, waren zwar sanfter, haben aber keinen Erfolg gezeigt.
    Die im Internet geäußerten emotionalen Bedenken und Einzelfall-Hinweise helfen dem Kind nicht weiter, und bedenklich finde ich es, wenn damit verbunden auf eigene, zu kaufende Bücher hingewiesen wird. Wer etwas ähnliches sucht, wird es schon finden.
    Weiter helfen in dieser Diskussion Fakten, und die sind leider rar, jedoch vorhanden. Ich verweise dazu auf folgende Arbeit, die sich mit der Vojta-Therapie bei Kindern befasst: T. Kanda, F. S. Pidcock, K. Hayakawa, Y. Yamori, Y. Shikata: Motor outcome differences between two groups of children with spastic diplegia who received different intensities of early onset physiotherapy followed for 5 years, Brain & Development 26 (2004) 118–126 PMID 15036431. Diese Arbeit ist mit einem Evidenz-Grad B versehen, also relativ verlässlich. Im übrigen empfehle ich eine Versachlichung der Diskussion ohne emotionales Für oder Wider.
    Wir haben als Eltern zunächst eine Bobath-Behandlung mit Mutter-Kind-Kurs über 3 Monate und anschließender Therapie zu Hause durchgeführt, jedoch ohne Erfolg. Dadurch bedingt haben wir dann die Vojta-Therapie bei unserer Tochter verspätet intensiv, dann weitere drei Jahre mit geringerer Intensität fortgeführt. Durch den verspäteten Beginn der Therapie begann meine Tochter erst 3 Jahre nach dem Laufbeginn gesunder Kinder zu laufen, später war unsere Tochter soweit gebessert, dass sie frei rennen und mit anderen Kindern spielen konnte. Die Fortschritte waren sichtbar und konnten durch die Untersucher bestätigt werden.
    Auch wenn die Therapie für uns als Eltern emotional belastend war, so hat unsere Tochter heute keine Erinnerung an irgendwelche Schmerzen und psychisch keine Schäden davon getragen, wir haben im Gegenteil ein sehr enges persönliches Verhältnis. Sie ist heute ganztags und erfolgreich voll berufstätig.
    H. Gallenkamp

  30. Dunja Voos sagt:

    Liebe Christina,

    vielen Dank für Ihren Kommentar.
    Meine Kritik bezieht sich speziell auf die Vojta-Therapie bei Säuglingen und kleinen Babys, die sich noch überhaupt nicht äußern können, außer durch Schreien. Für kleine Kinder im Alter von 1 bis 2 Jahren ist die Vojta-Therapie sicherlich ebenfalls noch schlimm (das hört man an der Art des Schreiens), doch wenn die Kinder dann noch älter sind, können sie sich wenigstens noch deutlicher äußern.
    Häufig befürworten auch die Mütter Vojta, die selbst danach behandelt wurden. Dabei darf man nicht vergessen, dass Mütter dazu neigen, Leid, das sie erfahren haben, selbst an ihre Kinder weiterzugeben. Je länger das Leid andauerte, umso schwieriger ist es auch, sich einzugestehen, dass der Weg vielleicht nicht so gut war.
    Was ich auch bedenklich finde, ist die lange Zeit, die Kinder von ihren eigenen Eltern nach Vojta „beturnt“ werden. Dass es nicht schmerzhaft ist, mag ja sein. Aber Schmerz ist eben nicht alles. Es gibt Leid in unzähligen Formen, die manchmal schlimmer sind als körperlicher Schmerz.
    Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass Kinder, die lange von ihren Eltern nach Vojta „beturnt“ wurden, später ganz normale und gesunde Partnerbeziehungen eingehen können.

    Viele Grüße
    Dunja Voos

  31. Christina sagt:

    Ich wurde selbst als Kind vom 2. bis ungefähr 10. Lebensjahr mit Krankengymnastik nach Vojta behandelt. Ich kann mich erinnern, dass es zwar nicht angenehm, aber auch nicht schmerzhaft war.
    Am schwierigsten war das Ganze sicher für meine Eltern, die erst 5 Mal täglich, später als ich zur Schule kam, 3 Mal täglich mit mir Gymnastik gemacht haben. Es war bestimmt sehr schwer für sie, trotz meines Protests und Geschreis diese Therapie durchzuhalten.
    Im Alter von zwei Jahren konnte ich überhaupt nicht laufen. Durch diese konsequente Behandlung sah man aber eine stetige Besserung,die auch meinen Eltern Mut gemacht hat. Ich konnte schließlich mit ca. vier Jahren frei laufen, eine normale Schule besuchen und alles tun, was andere Kinder auch gemacht haben, sogar Fahrrad fahren.
    Ich bin überzeugt, dass ich ohne die Vojta-Therapie nie soweit gekommen wäre. Meine Eltern haben auch andere Therapien versucht, z.B. KG nach Bobath, diese hat aber nur einen geringen Erfolg gezeigt.
    Heute, als Erwachsene, bin ich meinen Eltern sehr dankbar, dass sie diese schwere Zeit durchgehalten und nicht aufgegeben haben.
    Ich habe als Jugendliche mit dieser Therapieform aufgehört und wurde zwischendurch mit anderen Krankengymnastik-Formen behandelt. Als ich 23 war, kam ich aber zu dem Schluß, dass alles andere mir nichts bringt und habe wieder mit der Vojta-Therapie angefangen.
    Ich habe das Gefühl, dass nur diese Krankengymnastik meine Gehfähigkeit erhält.
    Ich würde mit meinem Kind auf jeden Fall Krankengymnastik nach Vojta machen, wenn es diese Therapieform benötigt. Auch wenn es sicher andere Therapieformen gibt, die für Eltern und Kind angenehmer und weniger aufwendig sind.
    Heute arbeite ich als Ärztin im Krankenhaus und bin überzeugt, dass ich durch die Vojta-Therapie keine psychischen Schäden davongetragen habe!!

    Christina

  32. Dunja Voos sagt:

    Immer wieder versuche ich, auf meine „Vojta-Beitragsreihe“ aufmerksam zu machen. Ich wende mich ans Fernsehen, an Kinderärzte und an Berufsverbände, doch ich bin oft erstaunt, wie dieses Thema ignoriert wird. Würde man Vojta bei Tieren anwenden, wären die Tierschützer und die Medien schon längst auf den Barickaden. Ich habe aus einem nahegelegenen Therapiezentrum täglich die Schreie von Kindern gehört, die nach Vojta behandelt wurden. Jedes Mal dachte ich, man müsste hier eigentlich einschreiten. Einmal kam eine Mutter aus dem Behandlungsraum, die sagte, dass sie das seit über 2 Jahren täglich mit ihrem Kind machte. Ich konnte es nicht fassen.
    Auch zu meiner Vojta-Beitragsreihe erhalte ich laufend Post darüber, wie ich der Vojta-Methode bei Babys unrecht tue und dass ich keine Ahnung hätte. Und so wird es mit den Müttern auch gemacht: Ihr natürliches Gefühl, das sagt: „Das ist ja Gewalt, das ist ja furchtbar“, wird von den Vojta-Therapeuten immer wieder ignoriert. Sie „bearbeiten“ die Mütter mit Argumenten und machen ihnen Angst: Das Kind würde im Rollstuhl landen, wenn es kein Vojta erhielte. Das ist Verunsicherung. Hingegen werfen mir die Vojta-Therapeuten vor, ich würde die Mütter verunsichern. Dabei bestärke ich sie nur darin, ihrer gesunden Intuition zu folgen und den Säugling aus dieser gewaltsamen Situation herauszuholen. Wenn man die Schreie nicht hört, vergisst man Vojta. Es müsste mal ein Kamerateam eine solche Behandlung begleiten – oder mehrere, in verschiedenen Praxen. Aber deutsche Filme über Vojta habe ich noch nicht gesehen. Allein der Ausdruck „Das Kind wird nach Vojta beturnt“ spiegelt wider, dass dem Kind etwas angetan wird.
    Manchmal glaube ich: Die Deutschen sind noch nicht so weit. Sie sind noch nicht so weit, zu sehen, was den Babys hierzulande mit Vojta angetan wird (man lese nur Threads wie diese auf Reha-Kids: http://www.rehakids.de/phpBB2/ftopic92526.html). Ich hoffe aber sehr, dass wir bald dorthin kommen.

  33. Dass die Vorgehensweisen eines Vojta helfen sollen, hat noch keiner beweisen können. Eher hat Vojta mit seinem unwissenschaftlichen Vorgehensweisen etwas anderes selbst beweisen können, nämlich dass Menschen die Gräueltaten immer wieder als Normalität annehmen. Bei Vojta geht es nicht nur um schwerwiegende lebenslange seelische Traumata, sondern um reale körperliche Verletzungen, ja!!! bis in den Tod!!! Wer in dieser Welt wird sich jemals kümmern, ob behinderte Kinder be-handelt oder miss-handelt werden? Obama? Merkel? Putin?
    Es gibt schon ganz einfache Argumente aus der Medizin und der Gehirnforschung, damit man die sogenannte Vojta-Methode als eine reine sadistische und schwer strafbare Spinnerei (wie Erdrosselung, Vergewaltigung und Nötigung) einzustufen. Was kann ein neugeborenes Kind, das nicht mal den Raum wahrnehmungsmäßig um sich einordnen kann, aus diesen gewaltigen Druckstellungen lernen? Kann ein Gehirn oder ein Nervensystem in höchster körperlicher und psychischer Not überhaupt etwas lernen???
    Man soll mehr die Vorträge von einem Hirnforscher wie Gerald Hüther auf Youtube hören und das Buch „Denken, lernen, vergessen“ von Frederic Vester lesen, um ganz klar begreifen zu können, dass die Vojta „Methode“ schwerst strafbar ist.

    Um zu sehen, ob ein Kleinkind spastisch ist oder nicht, braucht man das Kind nicht, wie es bei Vojta-Untersuchungen gemacht wird, an einem Bein ganz rasch aus der Bauchlage in die Luft – wie ein Vieh vor dem Schlachten – zu heben, um angeblich bestimmte pathologische oder nicht-pathologische Reaktionen festzumachen, sondern es genügt, mit geringstem Kraftaufwand die Bereitschaft eines Kindes, sich zu drehen oder seine Gelenke zu beugen, mit sanftesten Griffen zu testen, auch so leicht, dass das Kind überhaupt nichts von der Untersuchung merkt, denn wenn der Widerstand der Muskulatur sich nur sehr geringfügig erhöht anfühlt, bedeutet das schon ein Mangel der Kontrolle des Nervensystems über den Körper. Nichts und wieder nichts kann in Wirklichkeit untersucht und festgestellt werden, wenn ein Kind auf gröbste Art und Weise aus irgendwelchem Körperglied durch die Luft geschleudert wird. Es ist einfach unglaublich!!!!!!! wie viele „Fachleute“ mit der Ignoranz der betroffenen Eltern einfach spielen. Genauso wie in den Nazizeiten, auch heute niemand mit einer wichtigeren Position den Mut hat, etwas zu sagen, aus dem Kreis zu springen, um dadurch keinen „Ärger“ zu bekommen und brotlos zu bleiben. Ohne Zweifel ist die Vojta-Methode ein Kollektivverbrechen in der Medizin in Deutschland und in allen osteuropäischen Ländern. Ein Buch würde nicht reichen und auch nicht zehn Bücher, um den ganzen medizinischen Gräuel der Vojta Methode unter die Lupe zu nehmen.

    http://www.youtube.com/watch?v=XqHAqvUCR0I&feature=related

    http://www.youtube.com/watch?v=06DjE0-Dedk

    http://www.youtube.com/watch?v=SpSFGpzQjEE&feature=relmfu

  34. Es muss keine Quälerei sein.
    Ich habe meinen Söhne auch nach Vojta beturnt.
    Bei meinem ersten Sohn war es erst einmal ca. 3 Jahre große Quälerei, aber mehr für’s Umfeld als für ihn, dass weiß ich heute ganz sicher.
    Habe im Kinderzentrum München mit psychologischer Hilfe gelernt, wie man die Therapie ohne Geschrei anwenden kann. Es hat super geklappt und mein Sohn hat super gute Fortschritte gemacht, ganz ohne Geschrei.
    Mein zweites Kind musste dann auch beturnt werden. Für mich war es klar es gibt keine bessere Therapie als diese begleitend mit Manualtherapie. Habe mit der Therapie begonnen, meine dazu gelernten Erfahrungen haben es möglich gemacht, ihn ganz ohne Geschrei zu beturnen.
    Ganz sicher ist es für die Kinder anstrengend aber den Kindern tut nichts weh!!!!
    Es war eine sehr gute Erfahrung für mich. Kann nur jedem das Kinderzentrum München empfehlen.
    LG Andrea

  35. Miriam F. sagt:

    Liebe Dunja,

    da ich selber ursprünglich Physiotherapeutin bin, finde ich dieses Thema sehr interessant. Während meiner Ausbildung habe ich viele Kinder gesehen, die auf der Neuropädiatrie mit Vojta behandelt wurden. Ja, das Geschrei war schlimm und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das gut sein soll. Allerdings: Die Fortschritte der Kinder im Vergleich zu beispielsweise Bobath waren in dieser Klinik deutlich überlegen. Dennoch bin ich kein Befürworter von Vojta – eher weiß ich selber nicht, ob es wirklich so toll ist.
    In der Ausbildung wurde es an uns selber durchgeführt, damit wir erleben, wie es ist und uns überzeugen können, dass es nicht mit körperlichen Schmerzen verbunden ist. Niemand wird in eine Position gezwungen, die er physisch nicht ausführen kann. Aber man wird in einer Position fixiert – und dieses Fixieren empfand ich als äußerst unangenehm und anstrengend. Die Muskeln arbeiten, man möchte raus und kann nicht. Einem Erwachsenen kann man das erklären, das unangenehme Gefühl einer Zwangsfixierung bleibt dennoch. Einem Baby kann man es leider nicht erklären, was wohl das eigentliche Problem an der Sache ist.
    Ich kann mir vorstellen, dass es mit Vertrauensverlust etc. einhergeht. Deshalb würde ich persönlich diese Methode ausschließlich von einem fremden Therapeuten durchführen lassen und nicht mein eigenes Kind behandeln. Dann jedoch ist es realistisch gesehen zu wenig Therapie. Meiner Meinung nach gibt es heute genug sanfte Alternativen.
    Ein schwieriges Thema, aber toll, dass Du Dich ranwagst.

  36. Kathrin sagt:

    Ich bin sehr froh auf diese Seite gestoßen zu sein, und dass die Vojtatherapie endlich kritisch hinterfragt wird.
    Seit 15 Jahren durchforste ich immer wieder das Netz, um herauszufinden, ob die Therapie bei Betroffenen Spätfolgen verursachen kann. Ich selbst wurde im Säuglingsalter nach Vojta beturnt und ich habe für mich sehr wohl Folgen feststellen können, die sich durch meine Art zu leben und mein ganzes Selbst ziehen. Ich würde mir wünschen, in Zukunft mehr von anderen Betroffenen zu lesen.

  37. melanie sagt:

    hallo ich habe eine tochter 3 monate alt. und sie kam mit einem Flossenfuss bzw sichelfuss zur welt im krankenhaus hat dan ein ortophäde geschaut und hat ihr einen gips verpasst ca wochen lang er wollte noch ne andere meinung hören deshalb schickte er mich nach karlsruhe vincent klinik der meinte dann das er gar kein gibs gemacht hätte und es eigentlich von alleine weg gehe was ich nicht ganz verstehe er hat mir dann votja verschireben gleich 3-4 mal pro woche das erste mal als ich votja bei meiner tochter gesehen habe und gemerkt habe wie sie gweint hat habe ich gleich mitt geweint. ich weiss nicht so recht was ich davon halten soll das machen wir jetzt ca 2 monate schon besser geworden weiss nicht der fuss reagiert zwar bei der votja behandlung aber ich habe mitterlweile das gefühl das sie jetzt schon angst zustände hat das merke ich wen ich sie für sieumindestens aabruppt hoch nehme was ich ja eigenltich nicht tue dan fängt sie an zu schreien und ist kaum noch berugigen mein kinderarzt meinte ich solle es lassen es würde von alleine wegg gehen aber ich weis nicht wie soll der fuss ganz alleine wieder gerade werden schlüssig finde ich das schon das mit votja aber ich habe angst das dan irgendwann zwar eine geraden fuss hat aber ängste ich weiss einfach nicht was ich machen soll vorallem der schlimmere fuss ist ein flossenfuss worüber ich im www nichts finde ich nun nicht weiss was ich machen soll aber ich glaube das so ein baby doch irgendetwas von so einer votja behandlung zurück bleibt

  38. Dunja Voos sagt:

    Liebe Frau Meurers,

    haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihren wertvollen Kommentar! Es ist erschreckend, wieviele Kinderärzte wohl immer noch glauben, Vojta sei das einzig Wahre. Mir sagte einmal ein Kinderarzt, dass ihm gar nicht klar war, wie sehr die Babys in der Vojta-Therapie gequält werden. Nachdem er meine Beiträge gesehen hatte, beschloss er, nie wieder Vojta zu verschreiben. Ich fand das ganz wunderbar – ich schätze diesen Kinderarzt sehr. Ich wünsche mir wirklich, dass sich auch unter Kinderärzten weiter herumspricht, dass nach heutigem psychologischem Kenntnisstand die Vojta-Therapie bei Babys nicht mehr zu verantworten ist. Vor allem deshalb, weil es meines Wissens keine Studie gibt, die gezeigt hätte, dass Vojta mehr bewirkt als andere Methoden (z.B. Bobath, Feldenkrais) auch.
    Vielen Dank also für Ihren wertvollen Kommentar, der vielleicht auch anderen Müttern Mut macht. Ich finde es klasse, dass Sie Ihrem Gefühl gefolgt sind, obwohl zwei Ärzte anderer Meinung waren!

  39. Kathrin Meurers sagt:

    Hallo,
    Ich bin so froh, dass ich diese Webseite gefunden habe, denn sie hat mich in meinem Willen bestätigt, die Vojta Therapie, die meiner Tochter verordnet wurde, abzulehnen und sie alternativ behandeln zu lassen!

    Zum Hintergrund: Bei der U4 (4 Monate alt) wurde bei meiner Tochter ein ventraler Aufrichtungsmangel festgestellt (ich hatte sie zu wenig auf den Bauch gelegt und sie konnte sich nicht abstützen in Bauchlage). Die Kinderärztin sagte, die einzige Methode, die helfen würde, wäre Vojta und ich müsse das sehr konsequent durchziehen, auch zu Hause, damit es hilt, ansonsten drohe Entwicklungsverzögerung usw. Nachdem ich dann im Internet hersusgefunden hatte, um was es sich dabei handelt, hat mir sofort mein Bauchgefühl gesagt, dass ich diese Therapie auf keinen Fall möchte (bzw auch psychisch nicht durchstehe, wenn mein Baby so gequält wird). Also bin ich zu einer zweiten Kinderärztin gegangen, um mir ein Rezept für eine normale Krankengymnastik zu holen. Aber auch sie war der Ansicht, meinr Tochter könne nur Vojta helfen?! Nach langem Hin und Her hat sie mich zu einem guten Kinder-Orthopäden (und Osteopathen) an die Bochumer Uni-Klinik überwiesen, bei dem wir aber erst 1 1/2 Monate später einen Termin bekamen. So lange wollte ich aber nicht rumsitzen und nichts tun, also bin ich zur Krankengymnastin gegangen und habe mein Rezept vorgezeigt und gesagt, dass ich das auf keinen Fall machen möchte, und sie möge mir bitte ein paar sanftere Bobath Übungen zeigen für zu Hause. Die haben wir auch konsequent durchgezogen. Sie haben meiner Tochter zwar nicht immer Spaß gemacht, aber wehgetan haben sie nicht. Wir haben einfach sehr viel Bauchlage trainiert. Der Orthopäde hat sie dann noch eingerenkt an zwei Stellen (und ich war auch 4-mal bei einer Osteopathin).
    Endergebnis nach drei Monaten bei der nächsten U Untersuchung: alles wunderbar! Sie konnte sich rollen, abstützen und robben, mit 9 monaten krabbeln und sich hochziehen usw.
    Ich bin so froh, dass sich alles so gut entwickelt hat und das ohne Vojta, obwohl mir zwei Ärztinnen gesagt hattten, es würde außer Vojta nichts helfen! Mein Mutter-Bauchgefühl hatte also recht!
    Ich finde es schlimm, dass so schnell Vojta verschrieben wird, und den Eltern Angst gemacht wird, ihr Kind entwickele sich vielleicht nicht korrekt wenn man die Therapie ablehnt!!

  40. Dunja Voos sagt:

    Liebe Nicole,

    erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Mut! Sie haben genau das Richtige getan – Sie haben Ihrem Kind aus seiner Not herausgeholfen.
    Natürlich gibt es Hilfe.
    Sie können einfach nochmal einen zweiten Kinderarzt um Rat fragen und ihn bitten, auf keinen Fall Vojta zu verschreiben. Die Bobath-Methode beispielsweise ist sanft und laut Studien mindestens genauso wirksam wie Vojta. Bei vielen kleineren „Störungen“ hilft auch einfach Abwarten, denn heute wird generell schnell Krankengymnastik verschrieben, obwohl das bei Weitem nicht immer nötig ist. Fragen Sie also ruhig noch einmal bei Ihrem Kinderarzt nach oder holen Sie sich bei einem zweiten Kinderarzt eine zweite Meinung ein. Viele Kinderärzte wissen auch gar nicht, wie brutal Vojta für Babys ist – wenn Sie Vertrauen zu Ihrem Kinderarzt haben, können Sie ihm auch genau schildern, was Sie erlebt haben. Vojta sieht eindrucksvoll aus und die Therapeuten behaupten oft, die Wirkung sei allen anderen Therapieformen überlegen. Doch es gibt meines Wissens keine Studie, die diese Aussage belegt.

    Viele Grüße
    Dunja Voos

  41. Nicole sagt:

    Hallo, ich war nun das 3.mal mit meiner kleinen bei der Vojta Therapie, sie ist 3 Monate alt, beim letzten Mal hätte ich die kleine am liebsten während dieser „Qual“ an mir gerissen, war gehemmt und geschockt was mit ihr gemacht wurde, sie hat so geschrien, das sie später vor Erschöpfung nicht mehr konnte und nur noch ein japsen kam. Ich für mich möchte die Therapie beenden da ich diese Bilder nicht ertragen kann, welche Alternativen gibt es? Meine Freundin meinte ich solle einen Termin bei nem Ostheopaten machen? ist das besser und nicht so „brutal“ ?
    Bitte um Hilfe!! Lieben Dank!! Nicole

  42. Dunja Voos sagt:

    Nochmals ein allgemeiner Kommentar:
    Natürlich soll man Kindern mit motorischen Störungen und Zerebralparesen helfen. Doch zu Vojta gibt es ganz klar Alternativen wie z.B. die Bobath-Therapie. Natürlich möchte jede Mutter Spätschäden verhindern. Aber Vojta bei Säuglingen und Babys sollte nicht zum Therapieprogramm gehören – es gibt keine Studie, die einen eindeutigen Vorteil durch die Vojta-Therapie belegen würde. Einige Patienten sagen: „Ohne Vojta wäre ich im Rollstuhl gelandet.“ Das sind subjektive Aussagen, für die es keine wissenschaftliche Belege gibt. Es gibt sicher ebenso viele Patienten, die keine Vojta-Therapie als Baby erhalten haben und die dennoch sagen: „Ich bin nicht im Rollstuhl gelandet, obwohl die Ärzte das eigentlich vorausgesagt haben.“

  43. Britta sagt:

    Ich habe diese Therapie bei meiner Tochter erlebt, als sie Baby war, und sofort abgebrochen, weil ich sie nicht ertragen habe. Dennoch erschien mir die dazugehörige Erklärung der Bahnung bestimmter Nervenreize schlüssig.
    Wir haben es Jahre später, als meine Tochter sich selbst äußern konnte, noch einmal ausprobiert: Da fand sie es anstrengend, aber nicht unerträglich. Dennoch haben wir es dann sein lassen, da ihr die Therapeutin nicht gefiel.

    Es gibt m.E. alternative und weniger qualvolle Methoden, mit denen man ein vergleichbares Ergebnis erzielt. Immer beachten muss man sicher auch den Leidensdruck, wenn eine Krankheit oder Fehlfunktion nicht therapiert wird. Es ist z.B. kein Spaß, wenn ein Kind (oder später Erwachsener) kein normales Fallmuster hat, also langgestreckt nach hinten oder vorne fällt, anstatt abzurollen oder sich abzustützen. Ich kann daher verstehen, wenn man zu Methoden wie Vojta greift. Das heißt ja nicht, dass man in anderen Lebensbereichen durchweg Willen bricht – dazu gehört ja ein komplettes Lebenskonzept.

    Im Fall meiner Tochter halte ich es jedoch nach wie vor für richtig, die Vojta-Therapie abgebrochen zu haben.

  44. Biggy sagt:

    Wenn solch eine Therapie doch relativ „häufig“ praktiziert wird, wundert es mich schon ein wenig, dass noch keine aussagekräftigen Studien dazu gemacht werden. Leider ist dies nicht ein Einzelfall, der Medizin fällen einfach häufig die Gelder für aufwendige Langzeitstudien – dieser Umstand sollte hier auch beachtet werden.
    Grüße Biggy

  45. Julia Brüggen sagt:

    Hi,
    Ich selbst wurde als Kind über einen längeren Zeitraum(Vom 1.- 5. Lebenjahr) mit dieser Methode therapiert.
    Persönliche Erinnerungen habe ich daran nicht.Ich kann mich daher leider nur auf das Erzählte von meiner Mutter verlassen, die damals die Therapie abgebrochen hatte,da sie selbst zu sehr darunter leiden musste.
    Im Nachhinein kann ich nur sagen,dass das Positive an Vojta ist,das ich nicht im Rollstihl gelandet bin.Die Therapie war in diesem Sinne also ein Erfolg. Allerdings glaube ich,das diese Erfahrung auch ein ganzes Stück zu meinen seelischen Problemen beigetragen hat. Von Geburt an galt für mich nur zu überleben.Elterliche oder allgemein menschliche Zärtlichkeit und Zuneigung konnte ich durch die vielen Krankenhausaufenthalte und daher getrennten Zeiträume von meinen Eltern, nicht wirklich lernen.Und dann kam eben noch diese Behandlung hinzu.Ich glaube ich habe anstatt zu lernen,das Menschen einen Halt und Sicherheit geben,gelernt da man alleine gelassen und verletzt wird. Natürlich ist das nur eine Theorie die ich aufgestellt habe..ob meine heutige Problematik wirklich an diesen Krankenhausaufenthalten und an der Vojta-Therapie liegt,bleibt wie so oft eine Frage auf die man nur schwer eine ‚richtige‘ und 100%tige Antwort findet.

    Es würde mich sehr interessieren,was sie darüber denken.

    LG
    Julia

  46. Sandra M. sagt:

    Sehr geehrte Frau Voos,

    Ihre Berichterstattung finde ich sehr einseitig und wenig differenziert.

    Jedes Elternpaar kann heutzutage wählen, ob es Vojta-Therapie mit ihrem Kind machen lassen möchte, oder ob es andere KG-Methoden wie Bobath wählen möchte. Die Zeiten, in denen Vojta als Allheilmittel gesehen wurde, oder in denen Eltern von ihren Behandlern fast unter Druck gesetzt wurden, dass nur Vojta helfen könnte, sind gottlob schon lange vorbei.

    Ich selbst wurde 1977 mit einer cerebralen Bewegungsstörung, also einer Spastik der Arme und Beine, geboren und bin laut Ihrer Darstellung ein vermeintliches „Opfer“ der Vojta-Therapie.

    Meine Eltern haben damals alles Menschenmögliche getan, um mich vor einem „Schicksal“ im Rollstuhl zu bewahren. Damals galt Vojta als Mittel der Wahl, um cerebrale Bewegungsstörungen zu behandeln. Daher wurde auch ich einer Vojta-Therapie „unterzogen“, übrigens mit großem Erfolg. Ich kann mich heute, trotz noch vorhandener leichter Spastik, normal bewegen, ich kann laufen und einer normalen Tätigkeit als Sozialarbeiterin nachgehen.

    Natürlich war die Vojta-Therapie nicht angenehm, sowohl für mich, als auch für meine Eltern. Ich denke auch nicht gerne daran zurück, aber ich verteufele diese Therapie nicht.

    Ich bin auch kein dadurch schwerst traumatisierter Mensch, wie Sie es in ihrem Blog darstellen. Natürlich sind Erinnerungen an die medizinischen Behandlungen als Kind in meinem Nervensystem gespeichert und mit eher negativen Gefühlen verbunden. aber ich kann damit sehr gut umgehen.

    Heute ziehe ich andere Verfahren vor: KG nach Bobath, oder auch die Feldenkrais-Methode.

    Mit freundlichen Grüßen
    Sandra M.

  47. Dunja Voos sagt:

    Meines Wissens gibt es leider keine Studien oder Umfragen zu psychischen Langzeitfolgen bei ehemals mit Vojta behandelten Kindern.

  48. K. sagt:

    Danke für diese kritische Beiträge zu Vojta-Therape. Wissen Sie, ob es aktuelle Umfragen etc. zum Thema Langzeitfolgen bei den damals betroffenen Kindern gibt?

  49. Silke Jäger sagt:

    Ich konnte mir das Video nicht bis zum Ende anschauen. Nicht, dass ich schreiende Babys nicht ertragen würde, aber ich kenne genügend Beispiele für Therapieformen, in denen auf so einen Umgang mit Kindern verzichtet werden kann und die Therapie trotzdem oder gerade deshalb sehr erfolgreich ist. Dehalb empfinde ich das wirklich als Gewalt.

  50. Ja, das klingt nach Quälerei und sieht auch ganz danach aus. Mein erster Gedanke bei diesem Video: Dieses kleine Menschlein wird hier behandelt wie ein lebloses Ding. Herumgedreht wie ein mechanisches Gerät, das repariert werden soll. Kein Wunder, dass es schreit und weint. Es hat nämlich neben seinem mechanisch funktionierenden Körper auch noch eine zarte verletzliche Seele. Ob das Baby dabei körperliche oder seelische Schmerzen erleidet, ist gar nicht wichtig. Es leidet eindeutig.
    Ich kann nachempfinden, wie man als Mutter hin- und hergerissen ist zwischen der Meinung von Fachleuten und dem eigenen Bauchgefühl. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich nur sagen: Das Bauchgefühl hatte IMMER recht. – Auch wenn ich leider nicht immer darauf gehört habe.
    Hilfe suchen und annehmen ist gut. Aber das Bauchgefühl entscheidet, welche die passende Hilfe ist.

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