Kann die Vojta-Therapie bei Babys pervers machen?
Wenn wir schwer traumatisiert sind, dann wollen wir bei unseren eigenen Kindern alles richtig machen. Spüren wir Aggression gegen unsere eigenen Kinder oder befürchten wir, etwas könnte nicht mit ihnen in Ordnung sein, versetzt uns das in Spannung. Vielleicht reagieren wir diese Spannung am eigenen Körper aus. Vielleicht aber beginnen wir unsere Kinder in einer Art zu „therapieren“, die einer Qual gleichkommt. Ohne es zu wollen, quälen wir unser Kind vielleicht mit der Vojtatherapie, um das Ziel der Gesundheit und Normalität zu erreichen. Die Vojta-Therapie ist eine Form der Krankengymnastik, die häufig bei Babys mit motorischen Entwicklungsstörungen angewendet wird. Hier muss die Mutter das Baby in einer Zwangsposition festhalten und dann gesunde Reflexe beim Baby hervorrufen.
Das Baby schreit dabei entsetzlich und empfindet tiefste Not. „Pervers“ wird die Situation vielleicht an der Stelle, an der das Baby ins Ohr geflüstert bekommt, dass dies eine gute Behandlung sei. Als Mutter, die die Vojtatherapie durchführt, werden wir für das Baby zur Angreiferin. Vielleicht lassen wir so unbewusst auch unseren Ärger darüber aus, dass das Baby „nicht gesund“ ist.
Manche Mütter ziehen diese „Behandlung“ gnadenlos sogar über mehrere Jahre durch. Eine Mutter berichtete mir einmal, dass es für sie wie ein Zwang gewesen sei – obwohl Ärzte ihr gesagt hätten, sie könne nun aufhören damit, fand sie kein Ende. Manche Mütter sind stolz darauf, die Therapie „durchgestanden“ zu haben – auch hier könnte man an eine Art Perversion denken. Manche Mütter sind auf eine gewisse Arzt über sich selbst entsetzt – andere wiederum stehen dem Ganzen gleichgültig gegenüber. Dass viele Mütter selbst durch die Durchführung der Vojtatherapie traumatisiert wurden, geht häufig unter. Für sie gibt es kaum Gelegenheit, darüber zu sprechen.
Wo kein Kläger … Behandelte Babys haben später keine bewusste Erinnerung
Das Baby hingegen weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Dem Kind wird noch im vorsprachlichen Bereich die Gewalt in den Körper eingedrückt. Es hat keine Chance, sich später bewusst zu erinnern. Die Vojtatherapie wird so durchgeführt, als sei das Kind eine Maschine: Die Knöpfe werden gedrückt und das Baby bewegt sich in gewünschter Weise. Es ist, als ob es keine Psyche gäbe. Doch aus meiner Sicht wirkt die Vojtatherapie gerade deshalb so schädlich, weil Psyche und Körper in der Babyzeit auf gewisse Weise noch so „Eins“ sind.
Kinder, die länger behandelt werden, haben teilweise bewusste Erinnerungen an die Therapie. Viele haben als Erwachsene sehr schambesetzte Phantasien von Festgehalten- und Gequältwerden, die sie höchst erregen. Auch das Kind und die Mutter in der Vojta-Therapie empfinden nicht selten sexuelle Erregung. Die Qual wird in Erregung verwandelt, um ausgehalten zu werden. So kann es passieren, dass sich Vojta-Opfer als Erwachsene immer wieder in quälende Situationen der Unterdrückung oder des „Gequetscht- und Verdrehtwerdens“ (z.B. durch psychischen Druck) begeben und dadurch sexuell erregt werden. Sie finden aus dem entsetzlichen Teufelskreis nicht heraus aufgrund der sexuellen Erregung, die wie eine Sucht wirken kann und den Menschen an das bindet, was die sexuelle Erregung auslöst – selbst, wenn es schädlich ist.
In vielen Gesprächen mit Betroffenen wurde mir bewusst: Die Vojta-Therapie kann Perversionen auslösen.
Den Wahrheiten ins Auge sehen ist wie ein erholsames Stapfen durchs Moor
Als Betroffene/r hast Du jedoch die Chance, da herauszufinden. Dazu braucht es die Bereitschaft, der Wahrheit ins Auge zu blicken, sie zu spüren und Zusammenhänge herzustellen. Achte darauf, wann Du Dich erregt fühlst und wodurch. Hast Du das Gefühl, dass psychischer Druck oder körperliche Gewalt Dich erregt? Wie fühlst Du Dich, nachdem Du Dir vielleicht Videos über Gewalt angeschaut hast? Vielleicht sogar Videos, in denen Babys durch die Vojtatherapie gequält werden? Vielleicht kennst Du ja diesen Mechanismus, dass Du dem anderen signalisierst: „Komm‘ doch, und quäl‘ mich! Bevor ich wieder überfallen werde, rufe ich das Unglück lieber selbst herbei.“ Diesen Mechanismus kennen wahrscheinlich die meisten Menschen, aber vielleicht liegt es Menschen nach der Vojtatherapie besonders nahe, zu provozieren.
Ein Betroffener, der bis zum 5. Lebensjahr nach Vojta therapiert wurde, sagt: „Diese Vojta-Therapie steckt so tief in mir, dass ich mich manchmal suizidieren möchte. Es wurde in meinen Kinderkörper gedrückt. Ich werde es nicht los. Aber mit den Jahren habe ich gelernt, dass es mich nicht mehr so häufig übermannt.“ Allein durch das Erkennen und die „Aus-einander-Setzung“ mit dem Thema können wir einen inneren Abstand schaffen.
Die Zusammenhänge sind hoch komplex. Wenn Du Dir Videos von Vojta-Therapien bei Babys und Kindern anschaust, wirst Du vielleicht spüren können, wie sexuell aufgeladen diese Therapie sein kann. Es ist eine Wanderung zwischen Qual, Anstrengung, Entsetzen, Verzweiflung, sexueller Erregung, Erniedrigung, Hilflosigkeit und Selbst-Unwirksamkeit – auf das Schreien folgt keine Antwort, die Folter geht weiter.
Für die Betroffenen ist es als Erwachsene häufig enorm schwierig, aus dieser misslichen Lage herauszukommen. Doch es gibt Wege hinaus: Tanz, Bewegung, Auseinandersetzung mit dem Thema, Psychoanalyse, Yoga – all das kann helfen. Es braucht Unmengen von Geduld, viel Offenheit für innere Wahrheiten und sehr gute Psychoanalytiker.
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Selbstveröffentlichung, 9.2.2021
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.11.2019
Aktualisiert am 30.3.2024
2 thoughts on “Kann die Vojta-Therapie bei Babys pervers machen?”
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Lieber Ingmar, vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Meiner Erfahrung nach zeigen sich viele Probleme oft erst bei der Suche nach einem Partner/einer Partnerin. Das muss natürlich nicht sein, aber die Probleme treten dann meiner Erfahrung nach bei relativ vielen Menschen zutage, die als Baby oder Kleinkind nach Vojta behandelt wurden.
Also ich finde nicht das Vojta pervers macht. Ich wurde als Baby damit behandelt, da ich eine Spastik habe, seit meiner Geburt an. 2013 und 2019 habe ich nochmal vojta Bekommen. Und ich kann diese Therapie Form nur Empfehlen.