Unsere Emotionen sind rhythmisch und hängen auch vom vegetativen Nervensystem ab

Wenn wir richtig traurig sind und weinen, dann können wir uns nach einer Weile etwas beruhigen und das Weinen hört auf. Doch dann kommt eine neue Welle und wir müssen wieder schluchzen. Bei Panikattacken ist es ähnlich: Die Panikattacke schwillt an, bleibt auf einem Plateau, lässt nach Minuten etwas nach und beginnt wieder von vorne. Auch bei Übelkeit und Erbrechen können wir diese Wellen spüren. Das vegetative Nervensystem spielt hier eine große Rolle.

Unser emotionales und vegetatives Leben verläuft in Wellen. Es fängt bei der Geburt an: Die Wehen kommen und gehen. Der Schlaf ist in 90-Minuten-Abschnitte eingeteilt, der Menstruationszyklus bringt jeden Monat ähnliche Verläufe der Stimmung mit sich. Auch das Lachen kommt in Wellen – das spürst Du vielleicht besonders, wenn Du es unterdrücken willst.

Ob wir ein Morgen- oder Abendmensch sind, bestimmt mit darüber, wie wir morgens und abends gestimmt sind. Etwa alle eineinhalb Stunden werden wir etwas müder, dann wieder munterer. Unsere Körpertemperatur verändert sich tagesryhthmisch, Hunger, Durst und Verdauung treten rhythmisch auf, die Cortisolkurve in uns verläuft ebenfalls in einem bestimmten Tagesrhythmus. Sexuelles Verlangen verändert sich im Laufe des Monats und in der Dunkelheit des Winters fühlen wir uns müder als im hellen Sommer.

Es ist unmöglich, dass es uns immer gut geht. Wenn wir uns gut beobachten, wenn wir wissen, wann unser Mittagstief kommt und wie wetterabhängig wir sind, wieviel Schlaf wir brauchen und wo wir uns im Monats- und Lebens-Zyklus befinden, dann lässt sich so manch emotionales Tief erklären und besser ertragen. Dann verringert sich vielleicht auch der Druck, gegen schlechte Stimmung ankämpfen zu müssen. Wenn Du Dich von den Wogen ein bisschen tragen lässt, wird manches einfacher.

Der Neurologe Robert Foster Kennedy (1884-1952) veröffentlichte schon 1940 einen Artikel mit dem Titel: „The Hypothalamus – Pacemaker Of Metabolic And Emotional Rhythm (JAMA. 1940; 114(21): 2092-2095. doi:10.1001/jama.1940.02810210024008). Er war einer der ersten, die die Elektrokrampftherapie (ECT) bei Psychosen anwendete. Er beschrieb, dass durch mechanischen Druck auf den dritten Ventrikel im Gehirn Symptome der Manie ausgelöst werden können. Auch durch Stimulation des vorderen Hypothalamus könne manisches Verhalten entstehen, so Foster.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 21.5.2018
Aktualisiert am 15.11.2024

VG-Wort Zählpixel

Schreibe einen Kommentar