Brüchig
Wie aufgebrochener Asphalt auf der mit dem Schlaghammer aufgebohrten Straße. So liegen die Steine in Fetzen an der Oberfläche neben dem ausgetrockneten Loch. Außen Beschädigung, innen tiefe Erschütterung. Wie in seine Einzelteile zerlegt. Alle Bauklötze umhergeworfen. So fühlt es sich an. Darüber fegt ein Gedankensturm, der fast alle Fensterläden abreißt. Auch innen ist nichts mehr geschlossen. Es herrscht eine Überfüllung aus Abwesenheit. Die Wirkung, die die Mutter hatte, ist verheerend.
Die Stimme wird brüchig, der Boden scheint zu beben, die Welt sieht bedrohlich aus. Niemand da. Zu viele da. Schmerz lässt sich bis zu gewissen Grenzen aushalten. Trauriges lässt sich betrauern, Druck und Spannung tolerieren. Aber das Gefühl des Bröckeligseins erscheint unaushaltbar und kann mit einer namenlosen Angst verbunden sein, die bis tief ins Mark geht und gleichzeitig aus ihm kommt.
Tränen können nicht fließen, da ist nur Staub, da sind nur Lücken, die den Körper betreffen. Tight Junctions im Darm öffnen sich. Durchlässigkeit ist da. Konzentration nicht möglich. Schutzlosigkeit. Wie lässt sich das halten? Wie beruhigen?
Man selbst kann es anfangs vielleicht nicht. Aber ein anderer kann es. Er streicht mit seinem Atem und seinen Worten über die aufgewühlte Seele und macht sie glatt. Und ein bisschen können es auch feuchter Wind, warmes Wasser, Wut, Schlaf, Schokolade und Musik. Übrig bleiben ein paar Schürfwunden, aber sie stören nicht. Sie sind ruhig anzusehen. Sie erinnern an die Katastrophe, aber sie zeigen auch die Heilung an. Die Angst vor der nächsten Erschütterung ist nah, dann wieder fern. Aber die Hoffnung, dass sich die Erschütterung kennenlernen und beruhigen lässt, die bleibt.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 7.7.2017
Aktualisiert am 10.11.2024
One thought on “Brüchig”
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Sehr poetisch, nur auch sehr weltfremd.
Allein de Aussage:“Schmerzen lassen sich ertragen.“
Dazu mag ich dann auch nicht mehr schreiben, es sei denn wird gewünscht.