Das unerfüllte Bedürfnis
Unerfüllte Bedürfnisse begleiten uns unser Leben lang. In manchen Phasen denken wir nur darüber nach, wie wir unseren Schmerz am besten bewältigen können. Doch wir merken: Es sind Hintergrundschmerzen, die immer bei uns bleiben werden – mal mehr, mal weniger. Das Abwesende, das Nicht-Erlangte tut uns weh. Dabei ist Neid ein unglaublicher Schmerzverstärker. Wir glauben in unserem Schmerz, dass es nur uns so geht, dass die Hintergrundschmerzen der anderen erträglicher seien. Das Vergebliche schmerzt uns zutiefst. Können wir uns jemals damit anfreunden? Oder versöhnen?
Das Unerfüllte nehmen wir mit ins Grab. Es gehört genauso zum Leben wie die Erfüllung.
Gemeinsamkeit lindert den Schmerz
Wohl jeden Menschen begleiten Hintergrundschmerzen. Sie sehen bei jedem anders aus. Wenn wir eines gemeinsam haben, dann ist es das. Der andere, den wir beneiden, er kann nichts dafür. Wir kapseln uns ab. Doch wenn wir Berührungen wieder zulassen, dann spüren wir manchmal, wie wir trotz allem wieder mit der Wohligkeit verschmelzen können. Wenn uns das gelingt, kann sich das Leben doch noch stimmig anfühlen. Der Hintergrund gehört zu uns. Er macht unsere Persönlichkeit aus, er hat uns geformt. Die Stärken und Schwächen, die daraus entstanden sind, können wir nutzen: die Stärken, um uns selbst und anderen Mut zu machen, die Schwächen, um mit anderen mitfühlen zu können.
„Danach begibt sich Mose wieder zu Gott, in die Einsamkeit,
und stirbt an der Grenze zwischen der Wüste und dem verheißenen Land.
Gott selbst begräbt ihn. Daher kennt niemand Moses Grab.“
Christian Nürnberger und Eva Jung: Keine Bibel. 2020, S. 79, www.thienemann-esslinger.de
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 8.1.2017
Aktualisiert am 2.6.2024