Libido und Lebenstrieb: die Triebenergie, die uns am Leben hält

Libido ist das lateinische Wort für „Begierde, Lust“. Sigmund Freud bezeichnete die Libido als „Triebenergie“ – als den Motor, der uns am Leben hält. Später nannte er die Libido auch Eros (siehe Jenseits des Lustprinzips, 1920, Projekt Gutenberg). Die Libido ist der Lebenstrieb, der Trieb, der nach Aufbau, Wachstum und Bewahren strebt. Je nachdem, wohin sich die Libido ausrichtet, spricht Freud von Ich-Libido oder Objekt-Libido. Zur Ich-Libido gehört nach Freud der Drang, sich selbst mit dem eigenen Körper Lust zu verschaffen. Zur Ojekt-Libido zählt der Drang, sich einem anderen Menschen (= Objekt) sexuell anzunähern. Freud stellt in seiner Libidotheorie von 1905 (Projekt Gutenberg) die These auf, dass es auch eine kindliche Sexualität gibt, die sich von der Sexualität des Erwachsenen unterscheidet.

Das Kind empfindet Lust am Körper – besonders am Saugen, Nuckeln und Beißen in der oralen Phase (lateinisch „os“ = Mund), am bewussten Abgeben und Zurückhalten in der analen Phase und am Entdecken des eigenen Geschlechts in der phallischen Phase (phallus = Penis). Unter anderem in diesem sexuellen Sinn gebraucht Freud das Wort Libido.

Jeder Mensch hat libidinöse Wünsche und Phantasien. Er möchte sich selbst als lebendig erleben und sich auch anderen Menschen lustvoll annähern. Als „libidinöse Bindung“ wird auch die liebevolle und zärtliche Bindung verstanden, nicht unbedingt nur die sexuelle – wobei Zärtlichkeit als der Beginn des breiten Bandes angesehen werden kann, das sich Sexualität nennt.

Dem Lebenstrieb, der Libido, steht der Todestrieb, der Zerstörungstrieb, gegenüber.

Der fanzösische Philosoph Henri Bergson (1859-1941) (Literaturnobelpreis 1927) sprach über den Lebensdrang (Elan vital). Bergson verstand den Lebensdrang als eine Naturkraft. (Dank an @toralfberlin, X.com)

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Links:

Sigmund Freud:
Jenseits des Lustprinzips
Das Unbewusste (1920)
Projekt Gutenberg

„Ich nannte die Energie der Sexualtriebe – und nur diese – Libido.“
Sigmund Freud: III. Fundamentale Lehren der Psychoanalyse:
Infantile Sexualität, Ödipuskomplex, Libido.
In: „Selbstdarstellung“ (1925)
www.textlog.de/freud-psychoanalyse-fundamentale-lehren-libido-infantile.html

Henri Bergson:
Materie und Gedächtnis
Matière et Mémoire (französisches Original: 1896)
Eine Abhandlung über die Beziehung zwischen Körper und Geist
Meiner, Philosophische Bibliothek,2015

Dieser Beitrag erschien erstmals am 9.4.2007
Aktualisiert am 24.8.2024

One thought on “Libido und Lebenstrieb: die Triebenergie, die uns am Leben hält

  1. Melande sagt:

    Lieben-wollen, im allgemeinen, altruistischen Sinn: Sein Potenzial aus Führsorglichkeit/Kompetenzen/“Funktionslust“/Gestaltungskraft/gerne helfen/sich verantwortungsvoll kümmern, usw., auf „Objekte“, also andere Menschen, Tiere, Dinge richten.
    In der heutigen Zeit gibt es viele vereinsamte Menschen, denen solche „Objekte“ fehlen, und diese auch nur schwer finden, z.B. nach Beziehungsabbrüchen, Umzügen, Verlusten aus den verschiedensten Gründen heraus.

    Melande

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