Der alternde Körper erschwert sexuelle Phantasien in den Wechseljahren

Wenn wir jung sind, spüren wir unseren jungen, faltenfreien Körper. In sexuellen Phantasien stellen wir uns uns selbst in den erregendsten Szenen vor. Irgendwann merken wir jedoch, wie unser Körper altert. Manchmal fühlen wir uns wie „plötzlich“ alt geworden. Wenn wir dann mit unserem Partner schlafen wollen und uns selbst sehen und fühlen, denken wir vielleicht: „Wenn alte Leute Sex haben, ist das doch nicht mehr erotisch!“ Es fällt uns möglicherweise schwer, erregt zu werden, weil wir uns selbst als ältere Frau erleben.

Dann wieder gibt es Phasen, vielleicht im Sommer, in denen wir sportlich unterwegs sind und uns wohlfühlen. Dann scheint das Alter wieder ein Stück weggerückt zu sein. Und doch kommt es doch irgendwann wieder und schreitet voran. Was tun?

„Ich bin zwar 60, aber ich fühle mich wie Mitte 30“, sagen manche. Ob sie damit Glück haben? „Ich fühle mich jetzt schon wie 80, obwohl ich erst 50 bin“, sagen andere. Gut ist es wahrscheinlich auch hier, die Wahrheit zu lieben und zu suchen. Versuchen wir, uns so wahrzunehmen, wie wir sind. Wir können z.B. durch Körpermeditation erforschen, wie wir uns anfühlen. In Zeiten, in denen wir „gut drauf“ sind, in denen wir uns pflegen, gesund ernähren und viel bewegen können, fühlen wir uns vielleicht wieder jünger und wohler, wenn wir die Augen schließen. Die Falten bleiben dann draußen.

Und doch rüttelt etwas an unseren Phantasien, die doch auch so wichtig sind für die Sexualität. Wie können wir neue Phantasien finden? Können wir überhaupt welche finden? Oder geht es zunehmend besser ohne Phantasien? Es können Phasen kommen, die wir wie eine Befreiung erleben: Das Abschiednehmen von den alten Phantasien kann bedeuten, mehr ins Hier und Jetzt zu kommen. Wir können vielleicht aufhören, so viel steuern zu wollen. Wir können uns selbst und den Partner deutlicher wahrnehmen – so, wie er/sie ist, so, wie wir sind.

Wir lassen die Vorstellungen fallen und das jetzige Gefühl und jetzige Aussehen in den Vordergrund treten. Wir können Gesichtsausdrücke beobachten und unsere Eindrücke auf der Haut wahrnehmen. Sind wir lieber nackt oder von Stoffen umhüllt? Genießen wir die Dunkelheit, weil wir dann unser Alter weniger sehen? Wir können nachdenken über die Zusammenhänge von Aggression und Sexualität. Und wir können spielen mit Vorstellungen über das Getragenwerden.

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Lesetipps:

They show that, contrary to what the first research works in psychoanalysis and projective psychology suggested, aging in itself does not lead to a decrease of the mental processes.“
Benoit Verdon:
Changing While Remaining the Same
Self-Representation Confronted With Aging
Rorschachiana, Jahrgang 33, Heft 2, January 2012,
https://doi.org/10.1027/1192-5604/a000033
https://econtent.hogrefe.com/doi/abs/10.1027/1192-5604/a000033

Ingrid Meuwissen and Ray Over
Multidimensionality of the content of female sexual fantasy
Behaviour Research and Therapy, Vol. 29, Issue 2, 1991: Pages 179-189
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0005796791900466

Jules H. Masserman and Eva R. Balken:
The Psychoanalytic and Psychiatric Significance of Phantasy
The Psychoanalytic Review (1913-1957); New York Bd. 26, (Jan 1, 1939): 343 ff.
https://www.proquest.com/openview/841e16adcfdc855e82e860eea7431327/1

„It would seem, according to this, that Klein’s concept of primary envy and Bion’s of hatred of emotions show us how the impotent patient experiences his penis as a sadism-executing organ …“
Salvador Adroer:
Impotence and Frigidity
Panel Reports, 40th Congress of the International Psychoanalytical Association, Barceolona, 28 July 1997
https://www.proquest.com/openview/179ed430c234b812614a311605cb8b92/1

„Subsequent psychoanalytic thinkers have instead taken the view that the impact of changes will depend upon the individual’s capacity to bear loss and the extent to which losses are experienced predominantly in depressive or paranoid–schizoid states of mind. This will determine the extent to which experience can continue to be engaged with creatively and intimacy, including sexual intimacy, can be sustained.“
Andrew Balfour:
Intimacy and sexuality in later life.
In: Sex, Attachment and Couple Psychotherapy. Routlege 2009
https://www.taylorfrancis.com/chapters/edit/10.4324/9780429479960-12/intimacy-sexuality-later-life-andrew-balfour

Nur bis 29.9.2024:
Ménopauses, quand les femmes en parlent
https://youtu.be/NQk5aumONFE?si=hLk1_1Cv9MtyUGpk

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