die kunst des haderns
„was passiert ist, ist passiert“, hörst du. „es ist wie es ist – du kannst es nicht mehr ändern“, hörst du auch. „es nützt ja nix“, sagst du dir selbst. und doch ist es, als müsstest du einen stein zerbeissen – du hast schuldgefühle, bedauerst, lebst jeden tag mit selbstvorwürfen und den folgen. von nun an krank, oder behindert oder allein. du suchst: „wo hatte ich schuld? was hätte ich anders machen können?“ die folgen spürst du ein leben lang, so deine sorge. morgen wird es nicht wieder gut – ein furchtbares gefühl. „wie hätte es anders laufen können?“, fragst du dich. und du stellst dir vor, wie das leben ohne den bruch, ohne das trauma, ohne die tat verlaufen wäre. du könntest schreien, während andere mit dem schultern zucken und sagen: „ist halt so.“ es hat dich mächtig getroffen. deine identität hat sich verändert.
und mit diesem speziellen schicksal oder dieser speziellen schuld oder behinderung fühlst du dich individueller denn je. du erinnerst dich daran, wie dein erstes lieblingsspielzeug verlorenging oder zerbrach. vielleicht durch deine „schuld“.
es gibt so furchtbare sprüche wie „hätte, hätte, fahrradkette“. es ist, als störten sich andere an Deinem hadern. hadern wirkt so nutzlos. und doch hat es seinen sinn. es ist eine art, die wand abzutasten, um irgendwann die unerbittliche grenze zu verstehen. dann kommt die trauer. sie ist ein neuer weg.
verwandte artikel in diesem blog
links
Handel: Tolomeo
Re d’Egitto HWV 25 / Act 3
Inumano fratel / Aria: Stille amare
youtube, https://youtu.be/JVjwmds2cxI