Einsamkeit – am schlimmsten sind die Sonntage
Einsamkeit ist ein fast körperlicher Schmerz. Nicht berührt zu werden, tut unglaublich weh. Das Gefühl des „Nichts“ auf der Haut und in der Seele ist oft kaum auszuhalten und macht unruhig. Oft schämen sich die Einsamen ihrer Einsamkeit. Eine stille Wut auf andere mit Partner und Familie und ein stechender Neid auf alle, die nicht einsam sind, macht sich breit. Wer ein berufliches Ziel erreichen möchte, kann darauf hin arbeiten. Wem es an Geld mangelt, kann versuchen, irgendwie an Geld zu kommen. Doch wem es an Liebe und Beziehung mangelt, der sieht sich oft in einer Art „Unmöglichkeit“ gefangen. Man kann sich zwar in Partnerbörsen anmelden, aber hier zählen keine Zeugnisse, keine Noten, keine Zahlen – hier zählen Selbstkenntnis, Resonanzfähigkeit und die Fähigkeit, im Beisein des anderen allein sein zu können.
Du machst Yoga, Du kleidest Dich gut, liest viel, gehst auf Veranstaltungen, trägst Dich in Online-Börsen ein und reist viel. Und doch lässt das Glück einer befriedigenden Beziehung mitunter extrem lange auf sich warten. Du weißt: Einfach irgendeine Beziehung einzugehen, kann die Einsamkeit vergrößern. Du musst warten, Du brauchst Geduld. Du lebst alleine in Deiner Wohnung. Und Du fragst Dich: „Wie bin ich dahin gekommen, wo ich da gerade bin?“
Eine einzige gute Bindung kann helfen
Deine Einsamkeit kann sich wie eine Mauer zu anderen anfühlen. Die Sehnsucht innerhalb Deiner Mauer wächst ins Unermessliche. Es braucht manchmal fast so etwas wie eine Disziplin – ähnlich der Disziplin, die man braucht, um ein Instrument zu erlernen. Du musst vielleicht immer wieder von vorne anfangen und kannst nur kleine Schritte machen. Vielleicht denkst Du darüber nach, Dir eine Katze ins Haus zu holen. Oder Du überlegst, in ein Mehrgenerationenhaus zu ziehen oder irgendwo hin, wo Du umgeben bist von guten Menschen, wenn Du Deine Türe schließt. Allein das Hören von Stimmen vertrauter Menschen, die nebenan sind, kann das Gefühl des Verlorenseins immer wieder kleiner werden lassen.
Jeder Einsame ist aus anderen Gründen einsam – und doch ähneln sich die Gründe: Vielen fehlt es oft von klein auf an guten Bindungen, vor allem aber fehlt es ihnen an Intimität.
Schon eine einzige gute Bindung kann ausreichen, um das Einsamkeitsgefühl zu lindern oder gar vergehen zu lassen. Dazu kann z.B. die Bindung zu einer Freundin oder zu einem Psychotherapeuten oder Psychoanalytiker gehören. Das Finden einer neuen Beziehung kannst Du gestalten wie ein Projekt. Heute leben wir in einer flexiblen Gesellschaft. Vertraute Menschen ziehen weg oder Du selbst ziehst ständig um und kannst auf keine „Heimat“ zurückschauen. Das heißt: Du bist quasi dazu gezwungen, Dich mit dem Fremden auseinanderzusetzen und Dich mit dem Fremden vertraut zu machen. Das kann zu einer Lebensübung werden.
Ob schüchtern oder gesellig – Verlassenheitsgefühle kennt wohl jeder
Seelische oder körperliche Erkrankungen können genauso zur Einsamkeit führen wie plötzliche Schicksalsschläge. Viele einsame Menschen waren jedoch schon von Kindes Beinen an einsam: Es mangelte ihnen an einfühlsamen Eltern, an Geschwistern oder liebevollen Großeltern. Vielleicht geht es Dir auch so, dass Du schon früh Gewalt erfahren musstest. Vielleicht hattest Du eine depressive Mutter, alkoholkranke Eltern oder Du kommst aus der Armut und lebst in Armut. Vielleicht hast Du schon als Kind eine bodenlose Einsamkeit gespürt. Diese Einsamkeit wird vielleicht immer ein Teil von Dir bleiben. Wenn Du langsam lernst, diese Einsamkeit in Dir als ein Teil Deines inneren Zuhauses zu verstehen, dann wird es Dir in gewisser Weise leichter fallen, eine neue Beziehung einzugehen. Denn auch in der neuen Beziehung oder in neuen Freundschaften wird dieser einsame Teil in Dir vielleicht immer wieder spürbar werden. Du kannst dann vielleicht still werden in Dir und abwarten. Irgendwann wird die Brücke zum anderen wieder zugänglich sein.
Wenn einsame Kinder das Haus verlassen, um zu studieren oder eine Ausbildung zu beginnen, führt sich die gewohnte Einsamkeit oft fort. Von der eigenen Familie nicht gehalten, fehlt es diesen jungen Menschen oft an Mut, die Welt zu erkunden und vertrauensvoll auf andere zuzugehen.
Vielleicht hast Du schon einmal die Diagnose „Abhängige Persönlichkeitsstörung“ gehört. Diese Diagnose bekommen Menschen, die sich stark an andere dranhängen und sich von ihnen so abhängig machen, dass sie nicht einmal mehr wagen, zu fühlen und zu sagen, was sie selbst eigentlich wollen. Die Vorstellung, dass man auch in Ruhe über eigene Bedürfnisse sprechen kann, besteht oft kaum. Es gibt die Sorge, man könnte direkt ganz laut werden, wenn man das Eigene zeigen will. Und so hängst Du Dich vielleicht ängstlich an andere Menschen und verhältst Dich ganz „lieb“, weil Du in der Tat nur wenig andere Menschen kennst, zu denen Du zumindest eine bisschen tiefere Beziehung eingehen kannst. Doch je mehr Du Dich an jemanden „hängst“, umso einsamer fühlst Du Dich vielleicht – das mag daran liegen, dass Du Dich dann selbst verlässt. Du verlierst im Beisein mit dem anderen den Kontakt zu Dir selbst, zu Deinen Wünschen, zu Deinen wahren Gefühlen und Vorstellungen. Das kann zu noch tieferer Einsamkeit führen, als wenn Du ganz allein wärest.
Vielleicht leidest Du darunter, Dich leer zu fühlen, während die anderen erfüllt zu sein scheinen.
Du fürchtest Dich davor, Dich innerlich wirklich zu binden und Dich „abhängig“ zu machen. Vielleicht weckt die Nähe zu einem anderen Menschen die Gefühle, die Du als Baby vielleicht bei Deiner Mutter hattest. Vielleicht war Deine natürliche Hilflosigkeit als Kind verbunden mit unguten Berührungen oder mit Berührungsmangel. Vielleicht warst Du auch schon früh medizinischen Behandlungen ausgesetzt oder Du warst im Krankenhaus lange von Deinen Eltern getrennt. Solche Situationen können der Ausgangspunkt für eine lang anhaltende Einsamkeit sein. Wenn es Dir gelingt, Dich gut mit Deiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, dann kannst Du Dich selbst besser verstehen. Du kannst Deine jetzigen Probleme dann besser verorten. Auch, wenn dadurch zunächst scheinbar nichts besser wird, so kann allein diese innere Arbeit dazu führen, dass sich im Außen etwas verändert.
Vielleicht sieht Du auf einmal, dass es einem anderen Menschen ganz ähnlich geht wie Dir.
Vielleicht hast Du Dich schon gefragt, ob Du überhaupt dazu in der Lage bist, Dich mit anderen Menschen tiefer zu verbinden, oder ob Dir da eine Art „Anhängerkupplung“ in Deiner Seele fehlt. Doch es gibt den schönen Satz: „Jeder Mensch ist bindungsfähig.“ Als Baby suchtest Du den Kontakt zu Deiner Mutter, Du hattest Hunger nach der engen Beziehung.
Dann erlebtest Du vieles, was Dein „Ego“ geformt hat und Du wurdest „unfähiger“ zur Beziehung. Dazu gehört vielleicht auch der beißende Neid auf andere. Dieser Neid kann Dir selbst den Weg zu anderen versperren. Doch im Grunde gibt es einen Kern in Dir, der den Weg zum anderen immer noch möglich macht – und sei es zunächst auch „nur“ über Mechanismen wie „projektiver Identifizierung“. Das bedeutet, dass der andere etwas fühlen und wahrnehmen kann, was eigentlich zu Dir selbst gehört. Vielleicht löst Du im anderen eine Trauer aus, die Du selbst gar nicht mehr spüren kannst. Solche Erfahrungen kannst Du zum Beispiel in einer Psychotherapie machen, insbesondere in einer Analytischen Psychotherapie. Wenn Du solche Mechanismen kennenlernst, wirst Du immer geübter im Thema „Beziehung“. So gelingt auch das Alleinsein zunehmend besser, weil Du Dich mit Dir selbst zunehmend besser auskennst.
Vielleicht kennst Du Sätze wie: „Du musst zuerst Dich selbst lieben.“ Oder: „Du musst Dein Selbstwertgefühl aus dir selbst heraus gewinnen!“ Doch ist es nicht eigentlich auch umgekehrt? Da muss zuerst jemand sein, der Dich liebt, damit Du Dich geliebt fühlst und Deinen Wert erkennst. Wenn da keiner war oder ist, dann ist es schwere Arbeit, aber doch auch möglich. Es gibt viel gute Literatur und wenn Du in Büchern etwas findest, was Dich berührt, kann Dir das zu mehr Selbstliebe verhelfen. Manche Menschen, die niemanden hatten, finden diese Liebe und Berührung auch in der Natur oder im Glauben. In einem Gespräch zwischen den Psychoanalytikern Dr. Gerald Gargiulo und Dr. Amira Simha-Alpern (Youtube, 2012) geht es darum, wie manche Menschen von sich sagen können, dass sie als verlassenes Kind wenigstens das Gefühl hatten, dass es da eine gute Kraft gab, die sie hielt. Manche Menschen sagen allerdings auch, dass sie „nur Dunkelheit“ kennen.
Auf die Suche zu gehen nach einem anderen Menschen oder einer Gemeinschaft, ist ein wichtiger „Programmpunkt“ im Projekt „Wege aus der Einsamkeit“. Wir brauchen ein Gegenüber, das uns annimmt, damit wir uns selbst annehmen können. Manchen Menschen reicht es, einen „Gott“ zu spüren, der sie liebt. Andere fühlen sich von der Natur angenommen. Doch die meisten brauchen wohl auch einen realen, anderen Menschen, der sie annimmt. Unser Tag ist einfach schöner, wenn wir eine nahe Bezugsperson haben, die uns warmherzig anblickt und wertschätzt. Manchmal hilft uns schon der liebevolle Blick einer Verkäuferin über den Tag.
Weder im Alleinsein noch in der Beziehung verzweifeln – das ist die Kunst. Sowohl im Alleinsein als auch in der Beziehung ist es wichtig, nach links und rechts zu schauen. Sich im Alleinsein nicht verloren und in der Beziehung nicht gefangen zu fühlen, ist oft schwierig, aber möglich. Im Fluss des Lebens gibt es meistens links und rechts ein Ufer, an das man schwimmen kann.
Nicht zuletzt spielt die Scham oft eine große Rolle bei der Einsamkeit. Wenn Du vielleicht gerne in einem Kirchen-Chor singen würdest, dann schaffst Du es aber vielleicht nicht, überhaupt Kontakt aufzunehmen, weil Du Dich schämst. Oder Du möchtest ein Instrument lernen und es fällt Dir schwer, mit einem Lehrer in Kontakt zu treten. Vielleicht fehlt Dir auch das Geld und Du schämst Dich deswegen. Setze Dich mit Deiner Scham auseinander – dazu gehört auch, Dich mit Deinem Körper auseinanderzusetzen. Auch das gelingt wieder am leichtesten in einer Beziehung. Vielleicht magst Du ja auf die Suche nach einem/einer Yoga- oder TaiChi-Lehrer*in zu gehen.
Einsamkeit ist ein zutiefst menschliches Gefühl. Es gehört zum Leben.
Innere und äußere Verbindungen hängen zusammen
Wir alle sind Beziehungswesen. Wir wollen zu anderen dazugehören, wir wollen aber auch die „Einzelteile in uns selbst“ verbunden wissen. Wir leben mit „inneren Objekten“ und „Repräsentanzen“, also der Vorstellung von anderen Menschen. Wer mit einer Schwester aufgewachsen ist, der trägt die Schwester – im guten wie im schlechten Sinne – im Herzen, auch wenn sie nicht körperlich anwesend ist. Diese „innere Schwester“, das „gute Objekt“, ist irgendwie da und beeinflusst uns mehr oder weniger bewusst in unserem Selbstgefühl. Gibt es in uns überwiegend „gute innere Objekte“ fühlen wir uns weniger einsam, als wenn in uns die kritischen, strafenden, verbietenden, einschränkenden, beschämenden und trennenden Stimmen überwiegen.
War es lange verpönt, Samstags abends zu Hause zu sein, so zeigt sich in Netzwerken wie X und Co., dass es viele Menschen gibt, die am Wochenende alleine sind.
Wenn wir einsam sind, wissen wir: So schnell lässt sich die einsame Situation vielleicht nicht verändern. Es ist eine lebenslange Aufgabe, neue Beziehungen zu knüpfen, unser Selbst(wert)gefühl zu pflegen, eine Ausbildung zu beenden, seine Liebe oder auch einfach sich selbst zu finden. Wem es gelingt, gut zu sich selbst zu sein, der fühlt sich oft weniger einsam. Sich selbst liebevoll – ja fast wie eine Wunde – zu behandeln, sich Beziehung zu gönnen und zu sich selbst zu stehen, sind oft erste Schritte aus der Einsamkeit. Vielen hilft auch ein Haustier – ein tierischer Begleiter ist von unschätzbarem Wert. Auch das Internet kann in Maßen über einsame Zeiten hinweghelfen. Unter dem Hashtag #notjustsad finden sich auf X (ehemals Twitter) viele Menschen, die in ihrer Depression einsam sind.
Bewusst Kontakte knüpfen
Der persönliche Brief schafft mehr Kontakt als die E-Mail. Telefonieren kann befriedigender sein als Mailen. Am wertvollsten sind regelmäßige persönliche Kontakte. Wer den Frust akzeptieren kann, den jeder Abschied mit sich bringt, hat schon viel erreicht. Auch in Gruppen gibt es viel Frust und häufig Einsamkeitsgefühle. Jedes Orchester, jeder Sportverein, jede Lesegruppe und jede Gemeinde besteht aus Menschen mit Fehlern. Wer sich selbst eigene Fehler besser eingestehen kann, der ist auch weniger streng mit anderen. Enttäuschungen gehören immer zum geselligen Leben dazu – doch der dauerhafte Rückzug bringt oft mehr Schmerz mit sich als das Überwinden der Enttäuschungen.
Über die Einsamkeit sprechen
Wenn Du Dich einsam fühlst, bist Du in bester Gesellschaft. So schreibt es auch die Autorin Katharina Zimmer in ihrem Buch „Die Kunst, allein zu leben“. Bücher über die Einsamkeit können helfen, zu erkennen, dass man längst nicht alleine dasteht. Auch das Buch von Helga Levend, „Einsamkeit – Die Stille nach innen“, enthält viele Anregungen für Menschen, die sich einsam fühlen.
Besonders einsam kannst Du Dich natürlich in einer Krankheit fühlen – körperliche, psychische und finanzielle Einschränkungen lassen vieles unmöglich werden. Oft erscheint es unmöglich, überhaupt noch etwas verändern zu können und wieder zu einem Leben mit guten Menschen um sich herum zu finden. Vielleicht schwankst Du zwischen Resignation und Hoffnung und manchmal gibt Dir nur der Lauf der Zeit Antworten. Dir bleibt vielleicht manchmal nichts anderes, als zu warten und Deinen Geist zu schulen. (Lesetipp: Sriram: Wünsche Dir alles, erwarte nichts und werde reich beschenkt. medimops)
Im Fernsehen oder im Radio Menschen zuzuhören, die genauso denken wie man selbst, kann das Gefühl von Einsamkeit lindern. Wenn Du mit anderen über Deine Einsamkeit sprichst, wirst Du möglicherweise feststellen, dass auch andere sich trauen werden, darüber zu sprechen. Die gute alte telefonseelsorge.de anzurufen, kann in manch einsamer und eingekesselter Situation entlasten.
Sind Männer und Frauen anders einsam?
„Männer sind nach einer Trennung schnell wieder liiert. Frauen, besonders wenn sie Kinder haben, sind oft jahrelang allein“, hörte ich von Familienforschern im Fernsehen (Remo Largo und Pasqualina Perrig-Chiello in „Familienbande“, auf 3SAT vor einigen Jahren). Frauen sind am Ende ihres Lebens oft länger allein als Männer – allein aufgrund der höheren Lebenserwartung. Manchmal ist da der Gang ins Kloster keine schlechte Idee: Dort lebt man nach festen Regeln mit anderen gebildeten Frauen zusammen. Frauen sind oft allein, während sie ihre Kinder groß ziehen. Sie kennen das Alleinsein gut. Und natürlich gibt es unzählige Männer, die jahrelang allein sind. Das Einsamkeitsgefühl an sich wird wohl bei beiden Geschlechtern sehr ähnlich sein. Doch Männer handeln vielleicht schneller und gehen intensiver „auf die Jagd“.
Einsamkeit in Gesellschaft
Vielleicht fühlst Du Dich auch einsam, obwohl Du mit einem Partner zusammenlebst, obwohl Du Freunde hast und Du aus einer großen Familie stammst. Häufig entsteht Einsamkeit dadurch, dass niemand ehrlich ist. Wenn Du nicht ehrlich zu Dir selbst bist und Dich nach außen anders darstellst, als Du bist, kann niemand wirklich auf Dein Inneres reagieren. Wenn der andere ebenso verfährt, kann man Tage und Jahre zusammen verbringen und sich niemals wirklich treffen. Wie wertvoll sind da doch die Momente, in denen sich jeder zeigen kann, wie er ist. Natürlich nicht völlig ungeschützt. Es ist schon wichtig, nicht so viel von sich preiszugeben, dass man sich hinterher wie „nackt“ fühlt. Aber manchmal können schon wenige vorsichtige Worte, echtes Interesse und ehrliches Schweigen zu mehr Gemeinsamkeit führen als Worthülsen, mit denen wir viel und doch nichts sagen. Die innere Wahrheit zu suchen und immer wieder neu zu finden, ist eine wichtige Bewegung, die Dir dabei helfen kann, nicht mehr so weit weg von Dir und anderen zu sein. Die äußeren Umstände können sich dann gleichzeitig in vielen kleinen Mini-Schritten mitverändern.
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- „Er/sie kommt genau dann, wenn Du nicht daran denkst!“
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Links:
Robert S. Weiss:
Loneliness: The Experience of Emotional and Social Isolation
The MIT Press Classics
Jeannette Fischer (2023):
„Was ich begehre, ist in mir“
Narziss und Narzissmus
Vittorio Klostermann
https://jeannettefischer.ch/de/narzissmus/
Nach der Studie von Julianne Holt-Lunstad und Kollegen „sind mangelnde soziale Bindungen genauso ungesund wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag und doppelt so schädlich wie Fettleibigkeit. Ein weit gespanntes soziales Netz dagegen verringerte die Sterberate im jeweiligen Untersuchungszeitraum um die Hälfte.“
Julianne Holt-Lunstad et al. (July 27, 2010):
Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review
PLoS Med 7(7): e1000316. doi:10.1371/journal.pmed.1000316
Soziale Kontakte verlängern das Leben
Tagesspiegel Wissen, 28.7.2010:
Fromm-Reichmann, Frieda (1959):
Loneliness
(Contemporary Psychoanalysis, 1990 (26): 305-329
(PDF)
Jörg Wiesse (Hrsg., 2000):
Identität und Einsamkeit – Zur Psychoanalyse von Narzissmus und Beziehung
Vandenhoeck und Ruprecht, amazon
Lear, Martha (1987):
The Pain of Loneliness
New York Times, 20. Dezember 1987
Ophir, Orna (2015):
„Loneliness and the Sense of Belonging„
Thoughts about Immigration, Loneliness and Communities of Those Who Do Not Belong
The Candidate 6/2015
Danielle Knafo:
Alone in a crowded mind: When psychosis masks loneliness.
Psychoanalytic Psychology , Volume 37 (2): 9 – Apr 19, 2020
https://www.deepdyve.com/lp/american-psychological-association/alone-in-a-crowded-mind-when-psychosis-masks-loneliness-M5BJh0UPAy
Zimmer, Katharina:
Die Kunst, allein zu leben
https://www.lovelybooks.de/autor/Katharina-Zimmer/Die-Kunst-allein-zu-leben-142275860-w/
Loneliness and Attachment
„Indeed, individuals with a considerable history of insecure attachments have been found to have persistent loneliness (Hojat & Borenstein, 1990; Rokach, 2000; Shaver & Hazan, 1989; Van Buskirk & Duke, 1991). Getting such individuals to change their current situation may require considerable and prolonged effort.“
Seepersad, Sean S.:
Understanding Loneliness Using Attachment And Systems Theories And Developing
An Applied Intervention.
PDF: S. 5
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im Dezember 2012.
Aktualisiert am 4.11.2023
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10 thoughts on “Einsamkeit – am schlimmsten sind die Sonntage”
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Liebe Cosima,
das klingt schrecklich traurig! Ja, manchmal sieht man (über Jahre/Jahrzehnte) kein Licht, kein Ende des Tunnels. Vielleicht mögen Sie ja irgendwann nochmal im Kommentarfeld hinterlassen, wie es Ihnen nach einer Zeit der Psychoanalyse geht. Ich würde mich freuen.
Herzliche Grüße
Dunja Voos
Sehr geehrte Frau Voos, Ihren Artikel zu lesen tut sehr gut, weil ich mich endlich verstanden fühle. Ich (48 Jahre) fühle mich sehr einsam, ich habe mich schon als Kind einsam gefühlt. Mein Problem ist, dass ich mir mit Schokolade viel Kummerspeck angefuttert habe. Ich denke, dass ich, solange ich so dick bin, keinen Partner finde werde, aber abnehmen schaffe ich auch auch nicht, weil ich den Trost der Schokolade dringend brauche. Also bleibe ich weiter einsam, esse weiter Schokolade usw. Ein Teufelskreis, aus dem ich nicht raus komme. Ich mache seit kurzem eine Psychoanalyse bei einem Mann, aber gehalten fühle ich mich dadurch nicht. Das Problem meiner Einsamkeit sieht er nicht.Jetzt ist er im Urlaub und ich bin deshalb noch verzweifelter, weil ich ihn so vermisse. Ich bin manchmal zutiefst verzweifelt und weiss nicht, was ich machen soll. Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels. Liebe Grüsse Cosima
Danke für diesen Artikel – ich fühle mich gerade ganz tief verstanden. Bei den Kommentaren hatte ich bei Peters Beitrag ein ganz intensives „Aha-Erlebnis“.(Zitat: Viel Schlimmer als die einsamen Wochenenden fand ich es damals mich in einer Gruppe einsam zu fühlen. Schnell kam das Gefühl und der Gedanke hoch: „Ich werde einsam und alleine sterben.“ Das erzählen darüber brachte Aussagen wie: „Das ist Quatsch, wir sind doch alle für dich da“ zutage. Wenig hilfreich und noch mehr Einsamkeit fördernd, denn schließlich musste ich ja allem Anschein nach verkehrt fühlen). Das erlebe ich momentan ganz oft, dass mir versichert wird: du bist nicht allein, wir sind für dich da, du hast doch ein super leben…. und unbewusst war vermutlich meine denkende Reaktion: hey, du bist diejenige, die zuviel grübelt, die nicht wertschätzt, die FALSCH ist.
Und jetzt beginnt sich gerade in mir ein wenig zu lösen, eine ich-darf-mich-so-fühlen Emotion kommt hoch und das ist ein unglaublich befreiendes Gefühl. Ich weiß das löst die Themen nicht auf, aber es nimmt den Druck. DANKE nochmals….. was für ein Geschenk ist dieser Blog!
Liebe Claudia,
Ihnen auch herzlichen Dank für Ihre Antwort – ja, manche fühlen sich durch die sozialen Medien fast noch mehr alleingelassen. Ihre Website über die Kriseninterventions-Teams finde ich sehr gelungen: http://www.einsatzkraefte.at/category/krisenintervention
Danke für diesen spannenden Artikel! Ich selbst arbeite ehrenamtlich bei der Rettung und habe leider schon oft Menschen gesehen, die aufgrund der Folgen von Einsamkeit drastische Maßnahmen setzen. Natürlich sind auch oftmals andere Hintergründe der Auslöser, aber das Gefühl des In-Stich-gelassen-seins, des Allein-Seins scheint häufig eine große Rolle zu spielen. Auch wenn die sozialen Medien eine vielfältige Möglichkeit zum Kontakte knüpfen bieten, sind sie meiner Erfahrung nach doch mit Vorsicht zu genießen. Den nicht jeder Kontakt ist positiv zu bewerten, mancher ist für den Kontaktsuchenden eher ein Risiko als ein Glück.
LIeber Peter,
das freut mich sehr – dank Dir auch für Deinen offenen und hilfreichen Kommentar!
Hallo Dunja,
ein toller Artikel, vielen Dank dafür! Es ist ein so wichtiges Thema, das mit vielen Tabus belegt ist. Ich muss das nochmal schreiben: „Der Artikel ist so klasse!“
Ich kenne das Gefühl der „Einsamkeit“ sehr gut. Alle meine Freunde haben Familien und ich wurschtele so alleine vor mich hin. Dann gab es die Zeit der „kleinen Kinder“ in denen ich kaum Platz hatte. Viel Schlimmer als die einsamen Wochenenden fand ich es damals mich in einer Gruppe einsam zu fühlen. Schnell kam das Gefühl und der Gedanke hoch: „Ich werde einsam und alleine sterben.“ Das erzählen darüber brachte Aussagen wie: „Das ist Quatsch, wir sind doch alle für dich da“ zutage. Wenig hilfreich und noch mehr Einsamkeit fördernd, denn schließlich musste ich ja allem Anschein nach verkehrt fühlen. Glücklicher Weise ist das alles (meist) eine Erfahrung der Vergangenheit.
Für mich war auch der erste Schritt, wie du so gut schreibst, ehrlich mit mir selbst zu sein. Der Weg durch meine Ängste und das schauen auf meine wunden Punkte war nicht einfach! Meine Erfahrung hieraus ist jedoch: „Je mehr ich versuche, das was ist, zu verdrängen, umso stärker bleibe ich darin gefangen.“ Die Frage, die für mich auch dahinter steckt ist: „Wie zeige ich mich, so dass mich die anderen (auch mit meinen Gefühlen) sehen können?“
Mein zweiter Schritt, gerade für die Wochenenden und die Urlaubszeiten war die Suche nach Aktivitäten. Ich habe gezielt danach geschaut welche Unternehmungen, die mir Freude bereiten, Museumsbesuche, Fotografieren, ein gutes Buch lesen …. kann ich nachgehen, wenn ich alleine mit mir bin.
Der dritte Schritt waren Unternehmungen in Gruppen. Das waren zum teil Weiterbildungen, da musste ich ja nicht sagen, dass ich nach neuen Kontakten suche. Alles rein beruflich, versteht sich.
Mein persönlicher Durchbruch war eine „Schauspielausbildung“ dort konnte ich meine Gefühle offen leben. Zu ihr gehörte auch der krönende Abschluss eine Vorstellung vor 400 Menschen.
Ich wünsche allen die sich (noch) einsam fühlen ähnliche Erfahrungen, wie ich sie gemacht habe um so mehr Zwei- oder Mehrsamkeit in ihr Leben zu holen!
Ich weiß, ich wiederhole mich: „Vielen Dank für den tollen Artikel.“
Peter
also was sollen wir konkret tun? kollektives Selbstmord oder was?
nur wenn man den tiefsitzenden Schmerz als Kind fühlt, hört die Einsamkeit schlagartig auf, da man sich in Gott sicher und wertgeschätzt fühlen kann, das ist der einzige Weg um aus der Einsamkeit herauszukommen. Die Verabredungen im außen und die Natur helfen dabei nicht, das dient nur zur Entspannung!! Viele Psychologen wissen das nicht!!!!!Das ist keine Wertung-nur eine Tatsache!!
Ich befasse mich schon viele Jahre mit diesem Thema und kann von mir behaupten, dass das die Wahrheit ist.
Alles Liebe auf dem Weg zu sich Selbst !!
Ich kann Ihre Ausführungen zum Thema Einsamkeit nur bestätigen. Einsamkeit macht einsam. Eine Spirale, die sich immer weiter in die Unauflöslichkeit hinein schraubt. Wir fühlen uns einsam und aus Scham vor uns selbst und Enttäuschung von der Welt ziehen wir uns immer weiter zurück. Ich bin an Depressionen erkrankt und lebe inzwischen wieder allein. Ich fühle mich oft einsam, sehe mich aber nicht imstande, noch einmal Vertrauen zu einem Menschen aufzubauen. Die Angst, erneut verletzt zu werden ist größer als die Überzeugung, dass es nur den einen Weg gibt: Ich muss, um der Einsamkeit entkommen zu können, wieder auf Menschen zu zu gehen lernen.
Frank
http://was-ist-depression.net