Auch das Abwesende bestimmt unsere Identität
Kaum etwas beschäftigt uns mehr als die Abwesenheit von etwas oder jemandem. Die Abwesenheit der Mutter ist für das kleine Kind das Dasein von furchtbarem Schmerz. Die abwesende Mutter wird zur bösen Mutter. Der Partner, der uns verlässt, wird wichtiger denn je. Das Kind, das wir nie bekommen konnten, betrauern wir jahrelang, vielleicht ein Leben lang. Das, was wir nicht haben oder sind, bestimmt unser Leben genauso wie das, was da ist. „Der Frank – das war doch der, der nie rechnen konnte.“ „Wir sind der Laden, der nie Butter hat. Der Laden, der nie Öl hat, ist da vorne.“ „Ich bin die einzige Autorin, die noch nicht bloggt.“
So schwer die Abwesenheit ist: Manchmal fällt es uns schwer, etwas dazu zu gewinnen. Wir wehren uns gegen die Veränderung unserer Persönlichkeit und so wehren wir uns sogar manchmal dagegen, etwas dazu zu lernen, eine neue Meinung zu bekommen, mehr Geld zu verdienen oder einen neuen Partner zu finden.
„Seit 20 Jahren habe ich meinen Sohn nicht mehr gesehen. Seine Abwesenheit bestimmt mein Leben mehr als alles andere.“
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 4.9.2017
Aktualisiert am 17.10.2023