„Er/sie kommt genau dann, wenn du nicht daran denkst“
Wer als Kind schwere Bindungstraumata erlitten hat, der findet häufig nicht so leicht einen Partner – auch, wenn er/sie nicht daran denkt, bleibt der Partner fern. Nach Zärtlichkeit, Nähe und Berührung sehnt sich wohl jeder Mensch. Doch ist die intime Zweierbeziehung nach Erfahrungen von Gewalt und Vernachlässigung in der frühen Kindheit oft schwer erträglich. Vielleicht bemerken wir: Sobald sich eine Partnerschaft anbahnen könnte, werden ungute Gefühle in mir wach, die so diffus, unangenehm und schwer zu beschreiben sind, dass ich mir auf einmal wünsche, wieder allein zu sein und meine Ruhe zu haben. Es folgen die Wut und der Gedanke: „Mist! Irgendwie klappt es schon wieder nicht mit der Anbahnung, mit dem Flirten, mit der Begegnung.“ Doch die Gründe dafür, warum es nicht klappt, bleiben lange im Verborgenen.
Häufig reagieren wir unbewusst auf kaum merkliche unangenehme Körpergefühle, auf körperliche Erinnerungen und emotionale Spannung. So kann die Annäherung an einen neuen Partner auf schwer greifbare Weise nicht gelingen.
Vielleicht kennst Du das Alleinsein sehr gut. Du hast viele Coping-Strategien entwickelt und erlebst auch immer wieder lange Phasen, in denen Du eins mit Dir selbst und vollkommen zufrieden bist. Auch alleinstehende Menschen reisen gerne, genießen Feste, studieren, arbeiten und stehen mitten im Leben. Doch aufgrund eines sehr tiefliegenden Schmerzes, der sich kaum erfassen lässt, kommt eine Partnerschaft oft nicht zustande. Du spürst: Nein, der Freund kommt nicht genau dann, wenn ich nicht daran denke.
Er oder sie kommt manchmal erst nach einer langen Psychoanalyse, nach dem Tod der Eltern, nach dem Abitur der Kinder oder nach dem Ende der angespannten Lebenssituation.
Manche Menschen bleiben gegen ihren Willen ein Leben lang allein. Auch, wenn wir heute alles selbst in der Hand haben wollen, sind wir doch sehr viel mehr Größerem ausgeliefert als wir wollen. Du bist nicht „selbst schuld“ an Deiner Situation. Es ist Dir möglicherweise vieles geschehen, das immer noch nachwirkt und das eine Beziehung nur sehr schwer möglich werden lässt. Doch die gute Nachricht: Auch durch krampfhaftes Suchen ist es möglich, einen Partner zu finden. Empirisch belegt.
Erlerne Yoga und bleibe dran
Das Erlernen und tägliche Üben von Yoga – vielleicht sogar über viele Jahre – kann dazu führen, dass Du Deinen Körper wirklich gut kennenlernst. Du erfährst Dich als mit Dir selbst verbunden und auch als wirksam. Du lernst, Dich selbst in guter Weise zu beobachten. Du spürst eher, wenn Anspannungen und ungute Körpergefühle auftauchen. Du lernst, dieses Ungute in Dir zu tolerieren – oft führt es dazu, dass es dadurch langsam nachlässt. Durch Yoga kannst Du lernen, in Dir etwas aufzubauen, das den Schmerz hält und Du verlierst Dein Ziel nicht aus den Augen.
Im Yogasutra 1.12 von Patanjali heißt es: „Beharrliches Üben und nachhaltiger Gleichmut führen unweigerlich zur Einheit der Gefühle und Gedanken.“ (Patanjali: Das Yogasutra. Einführung, Übersetzung und Erläuterung von R. Sriram. Theseus in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld 2006, S. 42)
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- Hochgebildete Frauen finden nur schwer einen Partner
- Single sein: jahrelang, jahrzehntelang – erschöpfend
- Vom Schmerz des unerfüllten Kinderwunsches, weil der Partner fehlt
- Über das Gefühl, ekelig zu sein
- Immer wenn ich mich verliebe, werde ich psychotisch
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im September 2017
Aktualisiert am 5.8.2023
Zählmarke VG-Wort im zweiten Absatz (6ba4679952e247ddb15761841ae34a98)