Coming Out
Das Kind, es sollte ein Junge werden. Mit seinen kurzen Haaren ist es so süß, das Kind. „Mag der Junge eine Scheibe Wurst?“, fragt die dicke Metzgerin. Das Kind ist traurig. Es wird nicht erkannt. Es ist erleichtert, denn es macht seine Aufgabe gut. Das Kind liebt es, mit dem Vater zu spielen, wenn er nicht betrunken ist. Es ist so aufregend. Von der Mutter bekommt es Schläge. Das Kind reift – und mit ihm die Schuldgefühle. Die anderen Mädchen, sie blühen in voller Pracht. Doch das Kind, es bleibt ein Junge. Heimlich, ganz heimlich zieht es Röcke an und freut sich vor dem Spiegel. Wie eine Ipsi-Sexuelle. Drinnen kann sie ihre Schönheit bewahren. Doch draußen hat sich das Kind zu einem Nichts verwandelt. Grau-in-grau. Die anderen Männer heiraten andere Frauen. Da wurde das Kind noch trauriger. Es rief bei einem Therapeuten an – und machte sich auf einen langen Weg. Dunkel war es, und kalt. Doch ein Frühling kam. Und das Kind fand den Mut: Es zog einen Rock an. Und ging nach draußen. Coming out.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 18.2.2014
Aktualisiert am 26.10.2023