Kontaktabbruch zwischen Kindern und Eltern: „Sie verstehen mich nicht.“

Viele Kinder, die den Kontakt zu ihren Eltern beendet haben, wünschen sich, von den Eltern verstanden zu werden. Sie wünschen sich ihr Einsehen. Doch die emotionalen Sprachen, die gesprochen werden, sind zu unterschiedlich. Die Kinder müssen oft verschmerzen, dass ihre Eltern nicht verstehen können, was sie meinen. Und umgekehrt. Die Psyche hat ebenso psychische Strukturen wie der Körper Körperteile hat. Ein Mensch, der nur eine Hand hat, kann nicht mit beiden Händen nach etwas greifen. Und so ist es psychisch auch: Wer als Kind schwere Zeiten erlebt hat, kann als Erwachsener an vielen Stellen emotional nicht mitschwingen.

Manche Kinder wurden extrem von ihren Eltern gequält. Dann erscheint es offensichtlich, dass sie nichts mehr mit den Eltern zu tun haben wollen. Befragt man die Eltern, können diese oft nicht nachvollziehen, was die Kinder meinen.

Manche Eltern waren richtig schwer psychisch krank, doch die Kinder können dies oft erst im weit fortgeschrittenen Erwachsenenalter so klar erkennen und formulieren – selbst, wenn sie Ärzte und Psychologen sind. Als Kind in der Matrix von psychisch kranken Eltern zu stecken, erscheint eben irgendwie „normal“. Einen guten Artikel hierzu schreibt die Psychotherapeutin Imi Lo: „Setting Boundaries With Parents With Personality Disorders“, Psychology Today, 25.5.2023.

Die Kinder wünschen sich von ihren Eltern häufig eine Entschuldigung oder zumindest emotionales Verständnis für die eigenen Schmerzen in ihrer Kindheit – doch die Eltern können vieles nicht sehen. Zu groß sind (un-)bewusste Scham- und Schuldgefühle sowie Verdrängungsmechanismen. Die Kinder hingegen kämpfen mit der Frage: „Wie schlimm war es nun wirklich?“

Die Kinder kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie verstehen, dass sie sich von den Eltern etwas wünschen, was die Eltern nicht leisten können. Sie begreifen, dass sie vielleicht nie mit den Eltern ins Gespräch über das Geschehene kommen können oder wenn sie es können, dann vielleicht nur auf eine unbefriedigende Art. Die Kinder fühlen sich dabei wie „Opfer“, während die „Täter“ anscheinend ohne Einsicht und Strafe bleiben. Doch das ist die Crux mit Täter-Opfer-Bildern, denn auch die Eltern fühlen sich als „Opfer“ bzw. waren einst Opfer ähnlicher Situationen. Es liegt eigentlich eine Opfer-Opfer-Situation vor – man könnte auch von einer „Lose-lose-Situation“ sprechen.

Wut und Verzweiflung auf Seiten der Kinder

Betroffene Kinder sind maßlos enttäuscht, klagen an, verachten ihre Eltern und sind wütend. Sie leiden oft dramatisch darunter, dass sie aufgrund des Erlebten kein normales Leben führen konnten und können. Sie sind geplagt von psychischen Erkrankungen, möglicherweise von den Folgen massiver Gewalt, von Beziehungslosigkeit und Einsamkeit. Oft gelingt es ihnen nur mit sehr viel Mühe und mithilfe einer Psychotherapie, eine Partnerschaft aufzubauen und selbst Kinder zu bekommen.

Keine Ernte für die Eltern

Die betroffenen Eltern wünschen sich Verständnis von ihren Kindern – sie wünschen sich vor allem Dankbarkeit und Anerkennung ihrer Mühen. Das wiederum ist etwas, was die Kinder oft nicht geben können – zu schmerzlich war es, was sie erlebten. Erst, wenn Einiges in der Psychotherapie aufgearbeitet wurde und wenn es „nachträgliche Zeugen“ gibt, kann stellenweise auch Dankbarkeit entstehen. Die Eltern haben das Gefühl, alles gegeben zu haben und nichts zurückzubekommen. Kinder wie Eltern spüren einen großen Mangel, ein großes Loch. Es ist eine Leere, die scheinbar nicht gefüllt werden kann. Manchen Eltern und Kindern gelingt es nach einigen Jahren und oft unvorstellbar harter Arbeit die psychischen Begrenzungen anzuerkennen.

Und manchmal schlagen dann an diesem alten Beziehungsbaum ganz neue, frische Äste aus, die beide Seiten überraschen und an denen sich beide Seiten noch spät erfreuen können.

Ich möchte an dieser Stelle gerne die Bücher der Kölner Autorin Sabine Bode empfehlen: Während ihr Buch „Kriegskinder“ den Eltern gewidmet ist, kommen in ihrem Buch „Kriegsenkel“ die Kinder zu Wort. Beide Bücher sind sehr feinfühlig geschrieben.

Verwandte Beiträge in diesem Blog:

Dieser Beitrag erschien erstmals im Mai 2011.
Aktualisiert am 23.7.2023

VG-Wort Zählpixel

158 thoughts on “Kontaktabbruch zwischen Kindern und Eltern: „Sie verstehen mich nicht.“

  1. Catharina sagt:

    Hallo Jessica,

    danke für Deinen ausführlichen und vorallem offenen Beitrag.
    Deine Worte geben mir unheimlich viel Kraft. Ich sitze hier und mir fließen Tränen… aber nicht vor Schmerz sondern vor Erleichterung.
    Dein Text könnte von mir sein… mit dem Unterschied, dass du den letzten Schritt bereits gegangen bist und glücklich damit bist.
    Ich bin ebenfalls 30 Jahre und seit langer Zeit wegen Scheidung der Eltern und Missbrauch durch meinen Stiefvater in psychologischer Behandlung. In der Beziehung zu meinen Eltern gibt es immer Höhen und Tiefen. Die Höhen sind aber nur von kurzer Dauer und hauptsächlich von dem Wunsch geprägt, dass die Beziehung zu meinen Eltern doch noch so wird, wie sie sein sollte. Darauf folgt aber immer wieder große Enttäuschung.
    Vor knapp zwei Jahren habe ich einen wundervollen Mann kennen gelernt und es tatsächlich geschafft mir eine Beziehung aufzubauen. Seit einem Jahr leben wir sogar zusammen und eigentlich bin ich glücklich. Sehr! Aber ich muss täglich eine Menge Kraft aufbringen, ihn nicht ungerecht zu behandeln.
    Die Kraft aufzubringen, dem Menschen Liebe zu geben, der sie mir auch gern zurück gibt und der Kampf Liebe von denen zu bekommen, die mir das Leben geschenkt haben hat mir aber unglaublich zugesetzt. Diese Kombination hat mir alle Kraft geraubt mit weiteren Konflikten umzugehen, so dass ich nun seit Ende Januar nicht mehr arbeiten kann.
    Am Anfang habe ich die Ursache auf Konflikte an der Arbeit geschoben aber seit kurzem merke ich, wie sehr ich unter der Situation mit meinen Eltern und auch dem Missbrauch durch meinen Stiefvater noch immer leide.
    Der Kontakt zu meinen Eltern ist schon lang sehr dürftig und zu meiner Mutter habe ich ihn schon mal eine Weile abgebrochen aber ich habe ihn wieder aufgenommen, weil ich dachte ich müsste es. „Sie ist doch meine Mutter und ich will sie nicht länger leiden lassen“
    Ich möchte nun endgültig einen Schlussstrich ziehen und bin deshalb auf deinen Beitrag gestoßen.
    Wenn ich den Schritt nicht gehe, wenn ich meine Eltern nicht hinter mir lasse, werde ich zu meinem Partner, den Kindern, die ich haben möchte, meinen Freunden und ganz besonders zu mir selbst nie besser sein können.
    Ich habe durch dich die Hoffnung, dass ich es auch schaffen kann, endlich mein Leben zu leben und den Menschen, denen ich wirklich wichtig bin, die Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, die sie verdienen
    DANKE!

  2. Mine sagt:

    Hallo,
    ich versuche mal wieder den Kontakt abzubrechen. Ich bin 34 und schwanger. Meine Mutter leidet an einer psychischen Erkrankung seit ich denken kann. Manisch-Depressiv wurde es genannt , ich selber habe Adhs (aber erst mit 28 erkannt).
    Solang wie ich mich zurückerinnern kann hieß es immer wieder: „Wir müssen Rücksicht nehmen, die Mama ist krank.“
    Leider habe ich es nicht geschafft, rechtzeitig den endgültigen Absprung zu schaffen. .. ich bin erst mit 25 ausgezogen und kam mit 28 (für ein paar Monate) und mit 31 (für zwei Jahre) nochmal zurück.

    Ich bin meinen Eltern für vieles dankbar, aber ich leide nun mal auch an den unvorhersehbaren Schwankungen meiner Mutter und dem „Ich bin die Schweiz“-Verhalten meines Vaters.
    Sie darf alles, weil sie krank ist. Wir dürfen nichts, weil sie krank ist. Und mein Vater will mit keinem Streit haben. In Zeiten der Funkstille zwischen meiner Mutter und mir, hat er sich dann immer heimlich gemeldet, wenn sie es nicht mitbekommen hat.

    Ich liebe meine Eltern aber ich merke, dass mir der Kontakt mit Ihnen nicht gut tut.
    Ich renne zur Therapie, wenn ich wieder Leidensdruck habe mit ihnen und versuche Wege heraus zu finden.
    Aber die Kranke Mutter macht keine Therapie, weil die Ärzte, bei denen sie war, unverschämt zu ihr waren?!

    Ich sehe ein, dass es kein Vorsatz ihrerseits ist … dass sie vielleicht nicht anders kann.
    Aber dass alle aus der Familie leiden müssen, weil sie nicht zum Arzt will, sehe ich nicht ein.

    Was soll ich anderes tun, um mich und das ungeborene Leben in mir zu schützen?
    (ich habe große Sorgen selbst eine schlechte Mutter zu werden und behandle auch das in einer Therapie )
    Aber ich habe auch Angst, dass mein Vater, der schon krank ist, stirbt, bevor es einen Lösung des Konfliktes gegeben hat.

    Egal was ich mache, es ist mit Leiden verbunden.

  3. Rosiwita sagt:

    Hallo, liebe traurigen verlassenen Eltern (ich will die Väter auch mit einbeziehen, deshalb sage ich nicht nur Mütter sondern Eltern)
    Ich bin auch eine Kontaktabbrecherin. Wie soll ich die Situation erklären? Ich habe eine Therapie gemacht und betrachte das Erlebte (Geschichten von Streit. Die anderen „Kinder“ verlassener Eltern wissen was ich meine. Heuchelei ………) mit mehr Abstand.

    Ich habe in meinem Kopf so viele Gedanken die ich wirklich sehr, sehr gerne meinen Eltern erklären würde. Meine Eltern halten von mir nichts Gutes. Jedoch gab es in meiner Familie auch Lob. Das widerspricht sich. Deshalb muss ich ein Paar Beispiele nennen.

    A. Das Lob wurde gesagt und in einer anderen Situation geleugnet.
    z.B. Du bist ein ehrliches Kind.
    Die andere Situation: Ich berichte am Kaffeetisch, dass meine Lehrerin beim Dreisatz in Mathe verwirrt ist wenn ein Wert auf der falschen Seite steht. Meine Mutter steht auf und meint „das könnte gelogen sein“
    (über Doppelbindungen darf nicht gesprochen werden sonst sind meine Eltern gekränkt und fühlen sich mit Vorwürfen beladen) Diese Geschichte klingt banal. Aber wenn sich Banalitäten vertausendfachen ist es ein Problem.
    B. Das Lob gibt es nur zusammen mit Schuld oder Vorwürfen
    z.B.Das hast du gut gemacht warum nicht gleich so
    C.Das Lob gibt es nur mit einem Verzogenen Schmollmund oder Ironisch oder ins Lächerliche gezogen…. Die anderen Abbrecher wissen wovon ich spreche..u.s.w?
    D. Das Lob wird in Aussicht gestellt.
    E. Das Lob bahnt sich eine Parallele zu ihnen.
    z.B.Das kann mein Kind so gut, weil ich die grandiose erzieherische Leistung (Idee Arbeit Aufopferung bla bla bla…) Das hab ich meinem Kind gelernt.
    Kurz gesagt es geht bei den Eltern immer darum ein freundliches Gesicht vor Anderen zu haben. Nie und nimmer geht es um die Aufwertung von anderen.
    Bei Abwertung gibt es natürlich keinen Bezug zu ihnen. Bei allem was an mir Ihrer Meinung nach schlecht ist, hat nichts mit ihrem Benehmen zu tun. Meine Eltern, die behaupten mich zu lieben, glauben das ich habgierig, ungeduldig, faul, undiplomatisch….Das steckt so in mir, meinen meine Eltern.
    Ich möchte mit meinen Eltern nicht darüber reden wer Schuld hat am Abbruch.
    Wenn ein Glas runter fällt geht es auch nicht um Schuld, sondern darum die Scherben auf zu heben. BITTE HÖRT AUF DIE SCHERBEN ZU LEUGNEN /VERDREHEN ( seht Im Internet Emozionale Gewallt oder Gaslighting)
    Und es geht nicht darum immer RECHT zu haben oder DEMUT/MACHT
    Wenn wir merken dass ihr authentisch sprecht und mit Respekt dann würden wir uns freuen
    Mir ist es nicht wichtig das ihr euch entschuldigt ich habe euch vergeben.
    Blos die frage an euch liebe Eltern. Ist es möglich, dass ein Beutetier zum Jäger hin geht und ihm sagt das es ihn liebt?
    Wenn meine Eltern meine Sichtweise respektieren, dann ist es nicht wichtig, das ich mich als Opfer sehe und ihnen die Schuld gebe. Es ist mir auch nicht wichtig Recht zu haben oder die Macht über den anderen zu bestimmen.Euch würde das auch nicht gefallen. (Abhängigkeitsbeziehung ADIÖ) ich habe vor dem Abbruch um eure FREUNDSCHAFT geringt. Ich würde mir so gern wünschen dass ich in mir das Gefühl spüren könnte von meinen Eltern gemocht zu werden.
    Das Gefühl nicht geliebt zu sein tut in ihrer Anwesenheit mehr weh als bei Abstand.

    Liebe Eltern freut euch mit mir, ich bin jedes mal Stolz Angstfrei mit dem Bäcker, Nachbar Bekannten…………zu sprechen weil ich euch überwunden habe. Die Liebe ist stärker, und ich hab „nur “ den Kontakt abgebrochen. Ich bin froh dass ich nicht gestorben bin.

  4. sandra sagt:

    Hallo. Ich habe seit Oktober 2013 keinen Kontakt zur meiner Mutter. Ich bin 28 Jahre verheiratet und habe 1 Kind.
    Ich vermisse sie. Kann und will aber keinen Kontakt haben solange sie sich nicht ändert. Und ich denke das wird sie nie tun.

  5. Olsen sagt:

    Ich (männlich 47 Jahre) habe vor 13 Jahren erst den Kontakt zu meiner Schwester völlig abgebrochen, in kleinen Schritten ab diesen Zeitraum schließlich auch zu meinen Eltern. Hätte meine Frau damals nicht auf mich eingewirkt wäre es schon Jahre früher passiert und es wäre für uns auch besser gewesen. Ein völliger Kontaktabbruch zu seiner Ursprungsfamilie ist ein Selbstschutz der nach einer langen Zeit der Missachtung einsetzt, ihren Ursprung schon viel früher hat und meist unweigerlich zum Bruch führt.
    Meine Eltern ließen sich 1979 scheiden, ich zog zu meiner Mutter meine Schwester zu meinem Vater. Meine Mutter hängte mir einen Schlüssel um den Hals, drückte mir 5 DM für Essen in die Hand und machte eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Diesen Zustand der Vernachlässigung ertrug ich 5 Monate und zog zu meinem Vater. Meine Schwester wiederum zog es vor daraufhin zu meiner Mutter zu ziehen. In der Zwischenzeit lernte mein Vater eine neue Frau kennen, alles war zu diesem Zeitpunkt für mich O.K. Mein Vater kümmerte sich um mich und wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, auch der Umgang mit seiner neuen Freundin und ihren 2 Töchtern war gut.
    2 Jahre später zog seine Freundin und spätere Frau mit ihren 2 Kindern sowie meine Schwester bei uns ein und das Drama nahm seinen Anfang. Mein Vater war nur noch dazu fähig die Wünsche seiner Frau zu erfüllen. Es war emotional für mich eine sehr schwere Zeit und ich fühlte mich nicht geliebt und auch nicht ernst genommen, da alles was ich tat immer als sehr negativ dargestellt wurde. Ein Interesse an mir als Mensch konnte ich nicht feststellen. Die Konflikte mit meiner Stiefmutter und meinem Vater häuften sich und gipfelten schließlich darin, dass ich von meinem Vater nach einem Streit mit meiner Stiefmutter telefonisch vor die Tür gesetzt wurde und die Haustürschlösser ausgetauscht wurden. Der Kommentar meiner Schwester hierzu:“ Dann kann ich mal hingehen, da gibt es bestimmt etwas für mich zu holen.“
    Mittlerweile 21 Jahre beschloss ich meine Fachhochschulreife zu erwerben um später zu studieren. Der Kontakt zu meinen Vater bestand darin, dass ich immer meinen Unterhalt persönlich bei ihm abholen musste. Der Kontakt zu meiner Mutter hatte sich fast wieder normalisiert, ihre Egotrips waren in dieser Zeit für mich nicht so spürbar, da auch sie mittlerweile eine neue Beziehung eingegangen war.
    Mein Vater besuchte mich in der Studienzeit ca.4 mal und rief niemals an(Ich wohnte in derselben Stadt)Seine liebste Begrüßung damals war: “Du kommst auch nur wenn Du Geld brauchst.“ In der Zwischenzeit wurde ich Vater und mein Vater guckte sich seine Enkeltochter im Krankenhaus an, meine spätere Frau siezte sich noch mit meinem Vater und seiner Frau, dieses änderte sich erst als meine Frau einen Brief mit der Bitte auf das Du schrieb. Ich musste zu der Zeit noch einige Prüfungen ablegen und das Diplom schreiben. Als meine Frau mit unserer Tochter im Krankenhaus lag fuhr ich Tagsüber Taxi und habe nachts die neue Wohnung renoviert, meine Eltern haben nicht einmal gefragt ob ich Hilfe brauche.
    Die Verletzungen und Missachtungen gingen weiter und ich schrieb meinem Vater einen Brief. Extra getippt damit er genauso steril wie unser Umgang ist mit all meinen Befindlichkeiten. Er gelobte einen neuen Umgang und nichts änderte sich (Der Brief wurde von ihm verbrannt). Am Tag der Einschulung meiner Tochter organisierte meine Schwester eine Gegenveranstaltung und alle gingen hin. Dies war der Tag ab dem ich an keiner Familienveranstaltung mehr Teilnahm und mit meiner Schwester völlig brach. Meine Mutter hatte mehrmals völlige Egoentgleisungen, so dass ich nach mehreren Gesprächen mit meiner Frau den Kontakt beendete. Mein Vater kam zu meinem 41 Geburtstag mit den üblichen Worten:“ Ich habe wenig Zeit.“ Woraufhin ich ihn gar nicht erst rein lies.
    Bei ihm bin ich vorher Jahre nicht gewesen, obwohl wir nur 3 Häuser auseinander wohnen. Vor 2 Wochen ist mein Vater verstorben. Ich habe ihn noch an seinem letzten Geburtstag vor einem Monat mit meiner Familie besucht und bin die letzten Tage täglich bei ihm gewesen. Ich habe es für mich getan um einen Abschluss zu finden und es war auch gut so. Ich werde so damit fertig und es hat mir gut getan nach den ganzen Jahren zu sehen: Ich war nicht Schuld und es war gut so wie es war. Wenn ich meinen Vater in den Vergangen Jahren mal traf fragte er immer: “Warum?“ Ich antwortete immer: „Deine Frage beinhaltet schon die Antwort“ Er hatte nichts von dem verstanden was ich war und bin und würde es auch niemals verstehen. Am Totenbett unseres Vaters habe ich noch einmal mit meiner Schwester gestritten und wir gingen mit einem „Lebwohl“ von ihr auseinander, auf der Beerdigung grüßten wir uns nicht einmal. Der Auftritt meiner Mutter nach 36 Jahren Scheidung war zum Fremdschämen. Ich bereue nichts und will auch nicht mehr, ich habe eigentlich zu viel auf andere Menschen gehört und hätte es schon viel früher machen müssen. Am besten wäre eine andere Stadt ohne Angabe der Andresse gewessen.
    Olsen

  6. Sunny sagt:

    Liebe Jessica,

    nein, nichts wird gut :-(, zu dieser Erkenntnis musste ich auch kommen. Ich habe seit Kurzem wieder Kontakt zu meiner Mutter, nach längerem Kontaktabbruch, aber meine Mutter ist sofort wieder in ihre typischen Verhaltensweisen gefallen und ich muss mich regelrecht davor schützen, dass sie mich nicht wieder komplett vereinnahmt. Entschuldigungen, Einsicht, Reue-Fehlanzeige! Sie will mich aussaugen wie ein Vampir-etwas anderes kann und will sie nicht. Aber ich lasse sie nicht mehr an mich heran. Der ‚Kontakt‘ ist also irgendwie gar kein Kontakt. Du bist auf dem richtigen Weg, indem Du trauerst und irgendwann akzeptierst. Es ist so wichtig, sein eigenes Leben „frei zu geben“! Ich blockiere meinen eigenen Lebensweg jedenfalls nicht mehr mit den ständig kreisenden Gedanken um meine Mutter.

    Alles Liebe, Sunny.

  7. Jessica sagt:

    Danke liebe Sunny,
    deine Worte haben mich sehr berührt und mich sehr gefreut!
    Befinde mich gerade in der aktiven Trauerphase, da Mutter schon deutlich gemacht hat, sie ist zu keiner Entschuldigung bereit. Wenn die Bereitschaft dazu fehlt, dann geht es wirklich nur noch in die Richtung des kompletten Kontaktabbruchs. Kein „vielleicht wird ja doch noch alles gut“ mehr.
    Das sackt gerade erstmal durch.

    Aber ich bleibe weiterhin auch positiv. „wie wertvoll es ist, ganz bewusst Verantwortung zu übernehmen, ganz bewusst einen kleinen Menschen zu wertschätzen und zu lieben und ganz bewusst mein Kind unbelastet groß werden zu lassen.“ – da war ich letztens mit meiner Nichte im Zoo und konnte die ganze Zeit nur denken „wie kann man nicht als Mutter das Lächeln des Kindes erwidern? Wie kann einem nicht das Herz vor Liebe aufgehen, wenn man beobachtet, wie die kleinen die Welt entdecken, mit strahlenden Augen?“ – ich verstehe es nicht. Und es freut mich, dass ich es nicht verstehe, das gibt mir Hoffnung, dass ich meine Kinder anders erleben werde :)

    Dir, und anderen Leidensgenossen, auch alles Liebe

  8. Sunny sagt:

    @ Jessica

    Liebe Jessica, danke für Deine Offenheit! Dein Kommentar hat mich extrem angesprochen und berührt. Du hast Alles so gut auf den Punkt gebracht. Ich fühle mit Dir, denn meine Lebensgeschichte, und die daraus gezogenen Erkenntnisse und Konsequenzen, sind ähnlich. Du bist eine wunderbare, kluge und sensible Frau, die es verdient, geliebt zu werden, Wertschätzung und Anerkennung zu erfahren. All das hast Du, genau so wie ich, durch Deine Eltern nicht erfahren dürfen. Mir wird erst jetzt, mit fast 45, in aller Klarheit bewusst, wie schlecht ich zeitlebens behandelt wurde und wie unberechtigt das war. Ich stimme Dir zu, dass jeder Mensch zu jeder Zeit die Wahl hat, eine Entscheidung zu treffen……..sich dagegen zu entscheiden, Täter zu werden, zu sein oder zu bleiben. Für mich hat das etwas mit Menschlichkeit zu tun. Die Kehrseite davon ist eine Entmenschlichung-so habe ich das Verhalten meiner Eltern oft empfunden. Und ich war immer unendlich traurig darüber, dass sie es selbst zuließen, so zu werden.
    Du wirst ganz sicher eine wundervolle Mutter! Ich habe erst durch mein eigenes Mutter-sein und durch die Beziehung zu meinem Sohn erfahren, wie wertvoll es ist, ganz bewusst Verantwortung zu übernehmen, ganz bewusst einen kleinen Menschen zu wertschätzen und zu lieben und ganz bewusst mein Kind unbelastet groß werden zu lassen.
    Dir alles Liebe……….und bleib so wie Du bist!

  9. Jessica sagt:

    Hallo zusammen,
    da ich gerade in der Situation stecke, meine Mutter und damit auch irgendwie die ganze Familie zu verlassen, möchte ich mich auch gerne zu Wort melden.
    Ich bin es, wie andere hier auch, total leid dass immer von den armen Eltern die Rede ist. Als wären die Kinder böse Menschen, die mal eben aus einem Affekt heraus entscheiden, zu gehen. Niemand geht diesen Weg „einfach so“.

    Es hat mich einen ewig langen Weg und ganz viel Kraft gekostet, überhaupt zu erkennen, was mir in der Kindheit widerfahren ist. Ich habe, wie fast jedes Kind, die Eltern stets in Schutz genommen, die wunden Punkte verdrängt und meine Mutter stets als die Übermutter gesehen, die ihr bestmögliches getan hat und mir alles gegeben hat was ich brauchte. Einzusehen, dass das ein Schutzmechanismus war um den Schmerz nicht fühlen zu müssen, das alleine hat mich schon fast 2 Jahre Kraft und Zeit gekostet. Den Weg der Trennung und Konfrontation zu gehen noch mal fast genauso lange.
    Ich bin nicht einfach gegangen, ich bin nicht zum Täter geworden als ich meine Mutter verlassen habe. Ich habe geleugnet, ich habe getrauert, ich war wütend, ich lag mehrere Wochen in einem Schock-starren Zustand zuhause herum und konnte nichts anderes als fühlen, weinen und versuchen all diese Gefühle auszuhalten, ohne mich selber zu verletzen oder jede Nahrungszufuhr zu erbrechen. Ich war nun 6 Wochen Arbeitsunfähig, weil die Gefühle so heftig waren. Es war ein harter Kampf. Wer würde diesen Kampf beginnen einfach aus Rache, Spaß an der Freude oder weil es einem gerade in den Kram passt?

    In dem versuch, meine Mutter zu beschützen, zu verstehen, ihre Seite zu sehen habe ich mich fast selbst verloren. Und meine Lebensfreude. Ich verstehe meine Mutter. Ich verstehe, warum sie mir kaum emotionale Nähe geben konnte, warum sie mich für ihre eigenen Belange und Emotionen benutzt hat. Ich verstehe, warum sie nichts von den sexuellen Übergriffen mitbekommen hat oder sie verharmlost hat. Ich verstehe, dass Eltern ihre eigenen Erfahrungen (oder auch nicht-erfahrungen) weitergeben, wenn sie diese nicht reflektieren und aufarbeiten. Ich. Verstehe. Das. Aber soll ich deswegen mein leben lang meine eigenen Gefühle unterdrücken und hintenan stellen? Nein, das möchte ich nicht mehr.

    Wie oft habe ich gesagt „aber meine Mutter hat sicher alles getan, was sie konnte“ „Sie hat ja auch ihre guten Seiten gehabt, sie hat sich ja auch schon mal für mich eingesetzt“, „sie hat es halt selber nicht anders gelernt“. Irgendwann sagte mein Therapeut zu mir „Ihre Mutter ist erwachsen, sie hat auch die Möglichkeit eine Therapie zu beginnen, das hat sie aber nicht“ – und er hat so recht. Es geht nicht um Schuld. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen. Ich bin nicht undankbar. Ich bin sehr froh, dass es diese positiven Seiten gab und dass ich nicht immer allein gelassen wurde und ich auch positive Momente mit ihr hatte. Das alles hebt aber die schlechten Erfahrungen nicht auf und deswegen darf ich trotzdem traurig und wütend darüber sein.

    Ich kann meine Mutter nicht zwingen, Verantwortung zu übernehmen. Nach all der Konfrontation ist sie immer noch nicht dazu in der Lage, diese für ihr Handeln zu übernehmen. Ich habe es ganz sanft versucht, ich habe es sehr deutlich versucht, ich habe vieles versucht. Vor kurzem hat sie mir und meiner Schwester angeboten, eine Familientherapie zu machen. Hört sich erstmal nett an. Der Beweggrund dahinter war aber nicht, dass wir wieder zueinander finden, an unserer Beziehung arbeiten. Nein, sie wollte schlicht und ergreifend, dass wir auch endlich mal ihre Seite hören! Da könnte ich schon wieder platzen vor Wut, ich habe mein Leben lang immer nur ihre Seite gehört! Ich existierte in meiner Seite doch gar nicht neben ihr!

    Der ausschlaggebende Punkt für meinen Kontaktabbruch war dann letztlich der Spruch „Du warst ja kein Kuschelkind, wie sollte ich dann wissen, dass du einen emotionalen Mangel hattest?“ – ab dem Moment war mir klar, die Beziehung zu meiner Mutter ist eine Einbahnstraße. Sie wird nicht aufhören, die Verantwortung von sich zu weisen. Schlimmer noch. Sie tut weiterhin das, was sie immer tat. Mir alle Verantwortung auftragen. Im erweiterten Sinne sagt sie damit auch „du hast doch den Missbrauch möglich gemacht… wenn Du nicht …, dann wäre ich nicht….!“ Das war für mich ein Punkt, an dem ich keine Schuldgefühle mehr hatte, kein Mitgefühl und kein Verständnis mehr. Denn das ist abgrundtief ekelhaft. Spätestens ab dem Moment habe ich mein inneres Kind an die Hand genommen und ihm zugeflüstert „komm… wir gehen an einen netteren Ort.“

    Eltern sind nicht perfekt, sie machen wie alle Menschen Fehler. Wenn eine Bereitschaft da ist, sich diese Fehler anzuschauen und zu gucken, was hat das mit den eigenen Kindern gemacht. Dann kann man sicher eine neue Beziehung gestalten. Aber wenn sich die Kindheitstraumatisierungen ständig wiederholen, dann ist es besser zu gehen. In dem Fall geht das Opfer weg vom Täter und niemals andersherum! Denn auch wenn der Täter mal selber Opfer war – Man kann immer die Entscheidung treffen, nicht zum Täter zu werden oder es nicht mehr zu sein.

    Wie an anderer Stelle schon geschrieben, ich hatte alle Lebenslust verloren. Diese tiefe Traurigkeit hat mich manchmal fast aufgefressen. Ich hatte ständige Angstzustände und wusste einfach nicht, woher all das kommen mag. Den Loslösungsprozess zu meiner Mutter anzustoßen war ein hartes Stück Arbeit, ich bin unendliche Tiefen durchwandert. Ich sagte letztens zu meiner Arbeitskollegin „das ist die Hölle, ich wollte sterben“ – das wollte ich nicht, aber es gibt keine heftigere Aussage und irgendwie passte es zu dem Gefühl. Denn irgendwie starb ich auch – aber letztlich nur, um neu zu beginnen. Ich fühle eine Freiheit, eine Stärke und eine neue Lebensfreude, die ich mir nie hätte vorstellen können.

    Ich bin jetzt 30 Jahre alt, ich wünsche mir eigene Kinder. Es ist Zeit Verantwortung zu übernehmen, für mich und nicht für meine Mutter. Verantwortung für mein eigenes Leben und für die Fehler, die ich sicher auch bei meinen Kindern machen werde. Aber ich möchte offen sein, ich möchte weiterhin reflektiert sein und mein Kind in meinen Fehlern die ich machen werde, auffangen und halten. Denn ich weiß, es ist möglich. Aufgewachsen in einem absolut emotionalen Armutsverhältnis indem ich von allen nur benutzt worden bin, habe ich nach und nach gelernt, Nähe nicht nur auszuhalten sondern auch zu genießen. Liebe nicht nur anzunehmen sondern auch zu geben. Nicht nur auszuhalten, getröstet zu werden sondern auch zu trösten. Nicht nur zu verlangen, dass man sich mir zuwendet, sondern mich selber anderen Menschen zuzuwenden. Es ist möglich. Und so sehe ich endlich positiv in die Zukunft und vertraue auf meine neu gewonnenen Stärken.

    Ich möchte Verantwortung übernehmen.

  10. Andrea Müller sagt:

    Auch ich habe meine Eltern verlassen. Ohne auf die Umstände genauer eingehen zu müssen kann ich folgende bereits gelesene Aussagen bestätigen:

    1) Kontaktabbruch ist nicht spontan, sondern eine wohlüberlegte, nach vielen Jahren der Zurückweisung und Schmähung getätigte Handlung des Selbstschutzes.

    2) Dieser Selbstschutz eines Erwachsenen beinhaltet: eigenständige Lebensführung OHNE Rechtfertigung gegenüber anderen (hier: die Eltern), keine verbale Agression oder Herabsetzung mehr, daher auch keine Angst mehr vor deren … diese Liste ist eindeutig zu lang ;-)

    3) Kontaktabbruch erfolgt nach der Selbsterkenntnis: Du bist niemandem etwas schuldig.Punkt. (das muss erstmal sickern)

    4) Alle für einen persönlich denkbaren Folgen eines Abbruchs sind im Angesicht der zu erwartenden „Freiheit“ akzeptabel (z.B. monetär).

    5) Die (mit Hilfe von anderen) gewonnene Erkenntis, dass die eigenen Eltern kritikunfähig sind und aller Wahrscheinlichkeit bleiben werden. Mein Leben ist zu wertvoll um es im Streit mit anderen zu verschwenden.

    6) Wie vielleicht bemerkt: Wären die „Eltern“ nur irgendwelche flüchtigen Bekannten, würde ich eine Sekunde länger mit ihnen verbringen wollen? (s.3.)

    7) Der letzte Punkt ist hier bisher untergegangen und wird ebenso tabuisiert: Kontaktabbruch ist in vielen Fällen das geeignete Instrument der „Rache“.
    So banal es klingt, ich fühle mich gut und es erscheint mir als Genugtuung (& Wiederherstellung des kosmischen Gleichgewichts), wenn ich weiß, dass meine „Eltern“ (aus meiner Sicht sinnloser Weise) unbedingt Kontakt wiederherstellen/halten wollen und glauben darunter zu leiden, ich aber nun ENDLICH in der Lage bin, diese bisher einseitige Beziehung radikal zu beenden.

    Deswegen glaube und hoffe ich, dass viele sich nun schützende Kinder nach dem Kontaktabbruch ein ruhigeres, selbstbestimmtes und erfülltes Leben führen werden.

  11. Doreen sagt:

    Hallo,

    keinem Kind der Welt wird es einfach fallen, den Kontakt zu seinen Eltern abzubrechen. So einer großen Entscheidung gehen unendlich viele Situationen und Erkenntnisse voraus. Es ist ein langer und steiniger Weg, aber immer eine Selbsterkenntnis. Kinder gehen mit sich kritisch ins Gericht und suchen den Fehler vorerst bei sich selbst.
    Meine Eltern handeln bis zum heutigen Tag nicht selbstkritisch. Die Schuld liegt ihrer Meinung nach bei den Kindern.

    Mein letzter Schritt des Kontaktabbruches hat nichts mit Verletztheit zu tun, sondern es ist der einzige mögliche Weg, um keine Grauzonen mehr zu schaffen. Keine von beiden Seiten soll noch etwas erwarten!
    Meine Mutter hat nie gelernt mich zu lieben und ich möchte es auch nicht mehr.
    Sie instrumentalisiert ihre Umwelt zu ihren Gunsten und hat es nie geschafft, Probleme im Leben selbst zu lösen. Ich kenne bisher keine egoistischere Person als sie.
    Niemand hält ihr einen Spiegel vor´s Gesicht. Auch ein Psychologe kann das nicht, wenn er ihre Version zu hören bekommt.
    Niemand brauch einen Psychologen wenn er nicht an sich selbst arbeiten möchte.
    Mit sich selbst ins Gericht gehen, können die wenigsten. Meine Eltern gehören dazu.
    Vor allem meine Mutter hat sich die Opferrolle aufgestempelt. Sie nutzt die Opferrolle in jeglicher Argumentation aus. Sie missbraucht für sich klar die Opferrolle um nicht kritisiert zu werden oder den Fehler bei sich zu suchen.
    Selbsterkenntnisse können unendlich weh tun und Fehler die man macht, sind manchmal irreparabell, aber dazu stehen, das muss man, wenn man etwas ändern will.
    Meine Mutter will gar nichts ändern.
    Aber dann soll das so sein.
    Mein Weg bis zum Kontaktabbruch war schwer, laut, verzweifelt, verweint, verhasst, demütigend, unfair und lieblos, aber ich habe meinen Frieden damit gemacht.
    Ich möchte weiter gehen.
    Über all die geprägten Jahre der Unloyalität, Lieblosigkeit und Opferstellung, möchte ich meiner Familie andere Wege aufzeigen.

    Ich kann nur bei mir anfangen, etwas ändern und vor allem ehrlich zu mir selber sein. Wer ehrlich zu sich selbst ist, hat meistens schon gewonnen!

    Ich schau nach vorn und werde sehen was die Zukunft bringt, auch ohne meine Eltern.

    Beste Grüße
    Doreen

  12. eine weitere verlassene Mutter - Ruth sagt:

    Ein bereits älterer Kommentar von einer traurigen Mutter (so ihr Nickname) hat mir Mut gemacht, mich hier selbst zu äußern. Und ich kann mich auch nur ihrem Rat anschließen, den sie verlassenen Müttern zum Schluss erteilte: Sich darum zu kümmern, welche anderen, liebevolleren (als das eigene Kind) Menschen den restlichen Weg ihres Lebens mit ihnen gehen.

    Ich habe meine beiden Kinder nahezu allein erzogen. Natürlich gingen dem auch einige schmerzhafte und für Kinder nicht immer „ideale“ Umstände voraus (wo gibt es die schon?), denn eine Trennung der Mutter von einem trinkenden Mann hinterlässt Spuren beim Kind.. Dennoch… Sie wurden geliebt, es ihnen gezeigt und gesagt, sie nicht misshandelt, hatten keine finanzielle Not zu erleiden und ich habe versucht „auszugleichen“, den fehlenden Vater so gut es ging zu ersetzen und möglichst alles „richtig zu machen“. Viele Jahre hätte ich nie gedacht, was später passieren würde, selbst in deren ersten Erwachsenenjahren nicht. Denn zuerst zog mein Sohn in eine weit entfernte Großstadt, und später verabschiedete er sich, nach einer Menge Briefen meinerseits, mit den Worten, dass er mich lieben würde, ich eine gute Mutter gewesen sei, hat mir dafür sogar Danke gesagt – aber er wolle keinen Kontakt mehr. Die Gründe…. nun, sie blieben im Dunkeln. „Unvereinbarkeit der Meinungen“, so klang es noch heraus. Und zuvor erhielt ich gelegentlich Zeilen (als wir noch „miteinander geredet haben“), dass ihn seine Familie immer weniger interessieren würde. Das gilt auch für seine noch lebende Großmutter, galt für den zwischenzeitlich verstorbenen Großvater und seine Schwester, die einen recht guten Kontakt zu mir besitzt.

    Ich habe versucht, auch mit Hilfe eines Therapeuten, das Warum dessen herauszufinden, was natürlich nicht gelingen konnte, weil ja die die entsprechende „Mithilfe“ dieser einen Seite, die meines Kindes, fehlte. Irgendwann war ich nicht mehr bereit, dass sich alles um IHN dreht. Was war mit mir? Was mit dessen Schwester, seinen Großeltern, die sich ebenfalls nach besten Kräften in seinen Kinder- und Jugendjahren um ihn gekümmert hatten?

    Es gibt sicherlich viele Kinder, die ihre „guten Gründe“ besitzen, sich von den Eltern abzuwenden. Dazu zähle ich Gewalt in jeglicher Form oder sture, uneinsichtige Eltern, die selber einfach nichts klären wollen. Für alles andere existieren Wege, auch Hilfe Dritter dabei (Therapeuten). Aber schlichtes Desinteresse, keine Lust darauf oder „verschiedene Ansichten“ hinsichtlich des einen oder anderen, sind für mich absolut kein Grund, einer Mutter bzw. Eltern in solch einer Form, Art und Weise derart weh zu tun. Und nicht nur das, ihnen jedwede Hilfestellung im Alter zu verweigern.
    Und da setzte bei mir selbst die „Bewältigung“ an. OHNE mir Selbstvorwürfe zu machen. Die machen leichtfertig genug andere, denn „es muss ja immer an den Eltern“ bzw. Erziehung liegen. Heute kann ich ein klares Nein dagegen setzen. Es sind NICHT zwangsläufig die Eltern. Und es gibt auch eine Grenze von Verständnis oder Verstehen bei ihnen. Es machen sich einfach viele Kinder zu leicht, weil es ihnen ja auch leicht gemacht wird. Sie können sich nahezu sicher sein, dass zuerst den Eltern die Schuld zugeschoben wird. Die Kinder sind immer im Recht – bei vielen, und das stimmt einfach nicht. Mütter haben wenig Lobby. Und daran sind sie ein Stück weit sogar selbst verantwortlich, denn sie schämen sich dafür, wenn das Kind den Kontakt abbricht, überhäufen sich mit Selbstvorwürfen, liegt in der Natur der Sache, sie sind Mütter (Väter tun es weniger). Und meines Erachtens bauen manche „Kinder“ sogar darauf, schließlich sind sie es größtenteils gewohnt, dass sich „Mama stets sorgt und Gedanken macht“.

    Und so habe ich mal gerade gerückt. ICH habe allen Grund, mit meinem Sohn nichts mehr zu tun haben zu wollen, denn wie rücksichtslos und gemein hat er sich mir (und uns) gegenüber verhalten. (Das kann man aber nur, wenn man sich selbst zuvor auch mal auf den Prüfstand stellte) Die Tür ist zu, falls er sich nicht ebenso selbstkritisch in seinem Verhalten überprüft.. Ich will kein Opfer mehr sein.
    Lebenszeit ist endlich, aber das ist dann die Sache derer, die ihre Mütter im Stich gelassen haben. Und ich selbst wünsche ihnen nicht mehr nur „das Beste“, wie es die meisten Mütter und auch ich getan habe, sondern das Gleiche. Kinder, um die sie sich sorgten und für sie ihr Möglichstes gaben, und die SIE dann verlassen. Mütter sind nicht nur „gut“, Mütter besitzen auch Gefühle, die verletzt werden können, oder enttäuschte Hoffnungen – weil sie Menschen sind wie jeder andere. Und genau das wird meines Erachtens viel zu oft unbeachtet gelassen. Von ihnen wird erwartet, dass sie selbstlos und alles verkraftend perfekt daherkommen. Und dazu ein klares Nein.

  13. ich sagt:

    falls jemand mein Roman lesen möchte :)
    es erleichtert zu lesen dass es noch andere Menschen gibt die ähnliches erfahren haben. Mein Vater hat mich 3 Tage vor dem 18.Geburtstag vor die Tür gesetzt. Das war meine Rettung zu leben. mit 6 Jahren hat es angefangen. Erst war es nur spielen, mir angst im dunkeln einjagen, mich hetzen, zeigen dass er stärker ist. Sobald irgendwas war bekam ich die Schuld, irgendwann hab ich immer die Schuld auf mich genommen und „eingesehen“ dass ich das Problem bin. Mit der Zeit konnte ich perfekt lügen, man wusste nicht mehr was Wahrheit und lüge war. Wenn er es rausgefunden hat gab es ne Tracht Prügel oder mit dem Riehmen Oder Holzlöffel. Wenn meine Anwesenheit gestört hat wurde ich im dunklen Keller eingesperrt. Dann habe ich angefangen mein Meerschweinchen hungern zu lassen. Selten gab es ein nettes Wort, du nervst, du bist hässlich, zu nichts zu gebrauchen, geh mir aus den Augen oder ich schlag dich kaputt, ich hasse dich, … stand an der Tagesordnung. Irgendwann mit 10 hab ich angefangen zu beten dass ich sterben soll und erlöst werde. Meine Mutter war nicht da immer unterwegs und wenn ich ihr was erzählt hat hat sie mir nicht geglaubt. Man hat mich dann zu zahlreichen Kinderpsychologen geschickt die rausfinden sollten was mit mir nicht stimmt. Dann hiess es wenn du noch irgendeinem was erzählst dann tu ich dir mal richtig weh.
    Mit 14 haben meine Eltern sich getrennt, ging erst zu meiner Mutter. Fing an wegzulaufen und Schule zu schwänzen. Fiel mit 15 in schwere Depressionen, habe 2 mal versucht mir das Leben zu nehmen. Mit 16 kam ich dann zu meinem Vater. War nächtelang weg das schien ihn nicht zu stören. Und wenn ich nach der Schule zu hause hockte da ich keine Freunde hatte schickte er mich raus. Dann fuhr ich mit der Bahn rum oder Trank Alkohol. Geschlagen wurde ich nicht mehr aber psychisch war ich mit 18 ein kaputtes Wrack. Später litt ich monatelang jede Nacht an Alpträume, die grausamste Art wie jedes mal er mich umgebracht hat. Diese Alpträume hatte ich auch als ich mit 16 von meiner Mutter wegging. Seither ist der Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Habe es gelernt zu verdrängen bis letztes Jahr die Polizei anrief er bräuchte meine Hilfe er ist schwer dement. Ich schaffe es allerdings nicht zu ihm zu gehen. Irgendwann einmal hat er mich gefragt wieso ich meiner Mutter verziehen habe Ihm aber nicht!?
    Mittlerweile werd ich dieses Jahr 28 bin Mutter einer 5 jährigen Tochter der ich jeden Tag neue Liebe schenke und ich steh mit 2 Füssen im Leben. Trotzdem leide ich an Bindungsangst und falle regelmässig ins Tief wenn alles wieder hoch kommt.

  14. Rosiwita sagt:

    Hallo, ich bin ein Kontaktabbrecher.
    Mein Problem mit meinen Eltern ist, dass oft das EINE gesagt wird aber das ANDERE gemeint wird.
    Z.B. Ich mag deinen Partner. Aber ich finde ihn schrecklich. ……und so weiter
    Wenn ich mich zum Kränke. Dann sagen sie, Das bilde ich mir nur ein.

  15. Anja Kirchberg sagt:

    Warum steht hier nicht, dass auch eine Mutter sich abgewandt hat? In keinem Kommentar konnte ich das jetzt lesen. Wird DAS gelöscht? Dürfen Kinder sich daneben benehmen und die Eltern dürfen es sich nicht erlauben sich zu wehren? Ist es eine Pflicht, bloß, weil es die Mutter ist, alles hinzunehmen? Ein erwachsenes Kind müsste auch Respekt und Achtung aufbringen. Jede Mutter will nur das Beste für ihr Kind. Aber kennt nicht jeder dieses alte Sprichwort: Eine Mutter hat sechs Kinder, aber sechs Kinder haben keine Mutter?

  16. Lieblingsfarbe bunt sagt:

    ….
    Obwohl es schon einige Zeit her ist, dass auch ich mich von meinen Eltern distanzierte,
    berührt es mich noch immer sehr, über dieses Thema zu lesen.

    Mir fällt auf, wie positiv mich auch hier berührt, dass es Eltern-oder eben Mütter gibt,
    welche sich öffnen, sogar zu einer Therapie bereit wären.

    Ganz im Gegensatz zu meinen Eltern, welche mich vermutlich eher in die Psychatrie bringen und
    meinen Kindern dann mal Zucht und Ordnung beibringen würden.

    Mir sind die genannten Bücher zum Thema Kriegsgeneration und der darauffolgenden bekannt.

    Aber nicht alles würde ich damit erklären, denn ich habe das Glück schon seit Jahren, Jahrzehnten – ich bin 45 – selbst Mama zweier sehr achtsamer, phantasievoller und liebevoller Kinder zu sein. Also ich durfte bei jeglichen Freundschaften, welche ich knüpfte, immer auch deren Eltern kennenlernen und ausnahmslos bei all diesen Freundschaften zu Männern und Frauen, meinen Freunden durfte ich solch eine liebevolle Beziehung auch zu deren Eltern erleben, eine Bejahung meiner Person und meiner Kinder.

    Und auch diese Eltern haben schließlich in den Kriegszeiten ihre Kindheit oder Jugend erlebt.
    Sie sind einfach eher offen, feiner die Differenzierung zu sehen, auch die Umstände wahrzunehmen, heutzutage alleinerziehend berufstätig zu sein…und vieles, vieles mehr.

    Diese Liebe von anderen Eltern erfahren zu dürfen, immer wieder und von unterschiedlichen Seiten, bewirkte, dass mir dann über die Jahre erst klar wurde, dass ich mich bei meinen eigenen Eltern geduldig, verständnisvoll und rücksichtsvoll zeigen konnte, wie auch immer, sie sind einfach unzufrieden.

    Mit:
    meinem Leben,
    meinen Hobbys,
    meiner Art zu wohnen (ich liebe Altbauten, gern auch saniert, aber behutsam, ich arbeite alte Weichholzmöbel auf, meine Wohnungen sind voller Farbenfreude, wir haben eine Katze, ein Klavier…)
    meinen Jobs,
    meiner Wahl der Schule,
    meinem Äußeren,
    meiner Gewichtsschwankung bis zum Dicksein,
    meiner Entscheidung für mein 2.Kind anstatt mich dem Zwang meines Partners zu beugen, es abzutreiben.

    All das finden sie Sch…
    Mein Vater sagte mir all das wortwörtlich in einem fast 3 stündigen Gespräch unserer letzten Begegnung.
    Vorher hatte ich ihm Stunden zugehört, mal wieder wollte ich ihm die Möglichkeit geben,
    dass er über seine Vertreibung eben reden kann und muss.

    Danach war ich mehrere Tage wie betäubt….
    sann nach.
    über auswege.
    und entschied mich,
    mich und auch meine Kinder zu schützen.

    ich habe einen sehr ausführlichen Brief geschrieben.
    sehr achtsam.
    Dennoch auch meine Verletztheit über die Jahre mal benannt.
    Mein Mühen,
    Familie dennoch zu bewahren.
    und dass ich Ihnen dankbar bin,
    auf der Welt zu sein.
    Und mich dennoch freundlich verabschiedet.

    Es kam nichts.
    Nur als ich fast eine 3/4 Jahr später umzog:

    eine total neutrale Weihnachtskarte.
    so wie ich sie von meiner Versicherung und dem Optiker bekomme.

    Vermutlich, um mir zu beweisen,
    auch wenn Du umziehst,
    wir bekommen heraus ,
    wo Du wohnst…

    Meine Mutter hatte schon früher die Angewohnheit,
    bei mir und dem Kindsvater herumzuchleichen,
    zu spionieren,
    das empfand ich nicht nur als grenzüberschreitend,
    sondern regelrecht bedrohlich.

    die Ablösung lässt ich heilen.
    und ich komme zu mir,
    seit ich mich löste.
    endlich.

  17. Sunny sagt:

    Betroffene Eltern sind nicht ‚verlassene‘ Eltern. Es sind entmachtete Eltern.
    Es werden hoffentlich bald Bücher erscheinen, geschrieben von betroffenen Kindern. Das Kind, das verlässt, wird subtil zum Täter gemacht: „Was hat mein Kind getan?!, es hat mich verlassen“. Die Eltern fühlen sich als Opfer! Wenn ein erwachsenes Kind den Kontakt abbricht, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass alles zu spät ist. Aber selbst das können zurück gelassene Eltern nicht akzeptieren. Und sie sehen einfach nicht, dass sie an einem Punkt ihres eigenen Lebensweges gelandet sind, den SIE gegangen sind. Aber die unglaublich hohe Anspruchshaltung an ihr Kind tragen sie noch weiter in sich, obwohl das Kind mit dem Kontaktabbruch das letzte ihm mögliche Mittel gewählt hat um zu zeigen: Ich kann nicht mehr! Ein Kind, das seine Eltern verlässt, fühlte sich schon vorher so unendlich allein (gelassen) und hat dutzende, hunderte, tausende Male versucht, sich verständlich zu machen. Das wollt ihr, verlassene Eltern, niemals bemerkt haben?

  18. Steve sagt:

    Mir wird allmählich klar, daß viele der Eltern , die heute um die 70 oder 80 sind , ihre
    eigene Kindheit in einer harten Zeit , der Nachkriegszeit , durchlebten , einer Zeit, in der
    andere Dinge im Vordergrund standen als liebevoller Umgang mit Kindern .
    Viele unserer Großeltern verdrängten die NS-Zeit , bauten sich eine konservativ – kleinbürgerliche Familienwelt mit Vaterautorität auf und achteten auf traditionelle Werte wie Fleiß , Anstand und Leistung .
    Diesen hatte sich – sozial überwacht – alles andere unterzuordnen .
    Das gaben sie unseren Eltern mit , die zwar seit 1968 teilweise dagegen rebellierten ,
    das Defizit an Liebe aber weiter in sich trugen und es an die junge Generation
    unbewußt weitergaben .
    Erst seit etwa 20-30 Jahren , mit den alternativen Bewegungen , setzte sich – wohl aber
    hauptsächlich in städtischen BIldungsschichten – die Einsicht durch , daß man setwas für sich selbst tun muß , sich selbst Liebe geben muß , um das kindheitsbedingte Defizit an Liebe auszugleichen .
    Therapien , Workshops, spirituelle Medien , Selbsthilfegruppen etc.
    boomten bis heute .
    Heute frage ich mich ob es besser ist , mit den Eltern abzuschließen , ihnen keine Macht mehr zu geben, auch wenn sie versuchen , mich über Erbschaft zu ködern – oder zu erpressen , ja nachdem . Besser man macht sich unabhängig , sucht sich seine Felder der seelischen Regeneration , tut etwas für sich .
    Laßt Licht und Schönheit in eure Seelen ,
    Laßt die Gespenster der Vergangenheit draußen !
    Steve

  19. Arwen sagt:

    Wenn Kinder ihre Eltern verlassen….. Ich habe mich vor ein paar Jahren endgültig von meiner Mutter und Familie losgesagt. Es war ein langer Weg und Prozess mit Tränen, Wut, Zorn und Unverständnis. Ich wurde als Kind in dem Glauben erzogen, daß es wichtig ist, ein braves Mädchen zu sein und es normal ist, Opfer zu sein. Ich wurde gedemütigt, mißhandelt und geprügelt. Meine Mutter war unberechenbar. Heute würde man sie als Borderlinerin benennen. Ich habe mit 12 Jahren daß Erbrechen und Selbstverletzen angefangen. Es hat Niemanden interessiert. Meiner Mutter war wichtig, was die Leute denken. Liebe habe ich nie erfahren. Ich war bei Therapeuten, die angeboten hatten, mit der Familie zu sprechen. Meine Mutter meinte nur, daß sie nur so gehandelt hatten, weil ich böse und schlecht war. Ich war schuld an Allem, hauptsächlich an ihrem Elend. Immer wieder habe ich es versucht, einen anderen Weg zu finden. Teilweise habe ich es erduldet und immer wieder um Liebe gerungen. Als sie dement wurde, fing meine Mutter wieder an, mich zu beschuldigen und schlecht zu behandeln. Da war der Punkt bei mir, daß ich ging. Nochmal mache ich das nicht mit, habe ich beschlossen. Meine Kindheit war schlimm und ich war ausgeliefert. Nun bin ich erwachsen und kann handeln. Sie ist bei meinem Bruder (der ihr Liebling war und ist) gut versorgt, Ich möchte mich befreien und auch meine Schuldgefühle, die ich ein Leben lang habe, loslassen. Ich bin der Meinung, daß jeder Erwachsene Mensch die Möglichkeit hat, sich zu reflektieren und sich zu entwickeln. Nur es gibt Mütter, die sich jeder Entwicklung verweigern.

  20. Sylvia sagt:

    Das Credo meiner Mutter lautet: „Das Kind hat immer den unteren Weg zu gehen.“ Damit ist der Konflikt klar umrissen und unlösbar. In den Auswirkungen auf mich spielt es keine Rolle, ob sie nicht anders kann oder nicht anders will. Für die Entwicklung ihrer Fähigkeiten bin nicht ich verantwortlich, sondern sie. In den (jeweils ca. 2 Jahre dauernden) Zeiten des Kontaktabbruches ging es mir immer hervorragend. Eine Familienberatung hat sie verweigert „Ich hör mir doch nicht an, dass ich Schuld bin!“ Dort bekam ich folgende, für mich unglaublich erhellende Frage mit auf den Weg: „Wo steht geschrieben, dass ihr Wunsch wichtiger ist als deiner?“ Heiligabend wollte ich mit meinem Mann allein verbringen und hatte vorgeschlagen, sie mit Essen unter’m Arm am 1. Weihnachtstag zu besuchen. Das wollte sie nicht. Mittels Fragetechnik Einwand/Vorwand geprüft und es war klar: Es ging nicht darum, ihre Tochter an Weihnachten zu sehen, sondern meine Wohnung zu besichtigen, um später bei wem auch immer damit angeben zu können (nein, wir sind nicht „Millionärs“, sondern popeliger Mittelstand). Als ich ihr das auf den Kopf zusagte bekam ich zur Antwort: „Na und, du bist doch nicht dabei, wenn ich das erzähle?!“ Übrigens ist meine Mutter mit ihren 80 Jahren sowohl in einem Forum als auch bei facebook unterwegs… Will ich also meine Privatsphäre wahren, ist Abschottung die einzige Möglichkeit. Vergangene Woche hat sie mir kurz vor meinem 50. Geburtstag einen „Drohbrief“ in den Briefkasten gesteckt, den mein Mann aber in weiser Voraussicht bis nach meinem Geburtstag zurückhielt. Sie will jetzt ihre Immobilien verkaufen, sich einen Betreuer nehmen und in eine Senioren-Wohnanlage ziehen. Da ich nicht käuflich bin, wird meine Antwort sie nicht erfreuen, denn ich halte es für sehr sinnvoll, in so eine Einrichtung zu ziehen, solange man noch halbwegs fit ist. Zu dem Rest werde ich keine Aussage treffen, die Verantwortung der Entscheidung darf sie selbst tragen. Wenn sie sich dann nicht mehr bei mir meldet (s. Credo oben), dann… geht es mir damit gut :-).

  21. Henneundei sagt:

    Als Tochter, die selbst Abstand zu ihrer Mutter hält, hat mich sehr erstaunt, wie überrascht die Eltern oftmals zu sein scheinen. In meinem Fall gab es viele Klärungsversucht und Briefe. Es gab groteske und traurige Erlebnisse. Es gab Briefe und Telefonate, die alles mögliche bewirken nur keine Klärung und kein Verständnis. Ich will nicht über meine Mutter richten. Ich mag ihr nicht einmal vorwerfen, dass sie so ist wie sie ist. Aber ich musste zu der Erkenntnis kommen, dass eine sinnvolle Kommunikation, eine befriedigende Beziehung einfach nicht möglich ist. Nun hat sich ein Schweigen auf beiden Seiten eingestellt. Wie viele andere Kinder kämpfe ich auch mit dem schlechten Gewissen: Darf ich das? Nur so viel: Wäre sie nicht meine Mutter, hätte ich den Kontakt schon vor vielen Jahren still und leise eingestellt. Nur aus Pflichtgefühl und nicht endender Hoffnung habe ich ihn überhaupt so viele Jahre aufrecht erhalten. Wenn Hilfe nötig ist, werde ich sie ihr geben. Aber von mir aus suche ich keinen Kontakt.

  22. Fips sagt:

    Manchmal im Leben ergibt es sich Menschen zu begegnen, die für einen selbst die Vater/Mutterfigur „einnehmen“ oder die Kindfigur. Die sich väter-/mütterlich um einen „kümmern“ oder um die man sich – aus Sicht von Eltern – „kümmern“ kann.

    „Kümmern“ ist ein blöder Begriff, weil es nicht um Kummer/Sorgen geht, sondern ums Dasein, um Anteilnahme (am Leben des anderen Anteil nehmen, ein Teil davon sein) etc.. So ist es gemeint.

    Solche Beziehungen können erfüllen. Manchmal klappt es eben besser mit Nichtfamiliären, als mit der Familie. Solche Menschen kann man nicht direkt suchen, sie finden sich.

  23. Tochter sagt:

    Manchmal gibt es sehr gute Gründe, den Kontakt zu Eltern, Vater oder Mutter abzubrechen.
    Meine Mutter konnte sich von ihm scheiden lassen.
    Wir Kinder haben die Chance nicht.
    Er sah sich im Recht, mit dem Namen seiner Söhne – die nicht bei ihm lebten – Bestellungen aufzugeben, die er für sich brauchte – aber die Rechnungen nicht bezahlte. ER fühlte sich so sehr im Recht, dass er die Unterschriften seiner Söhne fälschte. Oh! Und es gibt derer Situationen noch mehr.
    Ich mag nicht alles aufschreiben, was ein Mann seinen Kindern antun kann.

    Ich wiederhole: Es ist schade, dass eine begründete Scheidung von den Eltern nicht möglich ist. Wir haben genügend Gründe für eine solche.

  24. Dunja Voos sagt:

    Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schreiberinnen und Schreiber,

    Ihre Beiträge machen ganz deutlich, wie traurig, wütend und hasserfüllt man sich fühlt, wenn der Kontakt zu den Eltern/zu den Kindern gestört ist. Ich stimme Ihnen zu: Dieses Thema wird in der Gesellschaft immer noch nicht genügend beachtet, aber an den Anfragen von Zeitungen und Fernsehen sehe ich, dass es mehr und mehr in die Medien kommt.

    Es ist der tiefste Wunsch aller Kinder, von den Eltern geliebt zu werden. Erleben sie statt Liebe Missachtung und Gewalt, ist es für die Kinder oft so, als hätten sie nie Eltern, nie eine Familie gehabt.

    Umgekehrt ist es so, dass sich jede Mutter wünscht, dass sie ihr Kind lieben kann. Es gibt kaum etwas Schrecklicheres, als ein Kind zu bekommen und dann zu merken, dass man es nicht liebt. Traumata werden in Familien psychologisch weitervererbt. Mütter, die ihre Kinder nicht lieben können, die sie mit Gewalt und Ignoranz bestrafen, tragen selbst meistens schwere Verletzungen in sich.

    Im Kindergarten, in der Schule, in den Medien wird überall davon erzählt, dass Kinder „ein Recht“ auf gewaltfreie Erziehung, auf Liebe und Bildung hätten. Aber dadurch werden die Erwartungen so hoch gehoben. Wie kann man ein „Recht auf Liebe“ haben? Liebe ist doch ein Gefühl, das niemand erzwingen kann. Wenn Kindern die Liebe der Eltern fehlt, ist das dramatisch, tragisch, fürchterlich. Hier wäre es wirklich sinnvoll, schon im Kindergarten und in der Schule solche Kinder zu berücksichtigen, denen diese Liebe fehlt. Es wäre wichtig, diesen Mangel zu thematisieren.

    Es gibt das Gefühl, zu lieben und das Gefühl, geliebt zu werden. Viele Kinder haben das Gefühl, nicht geliebt worden zu sein und sind sich da ganz sicher. Viele betroffene Eltern haben dennoch ihre Kinder geliebt. Der Vorwurf: „Du hast mich nicht geliebt“ hat einerseits seine Berechtigung, weil es sich so anfühlt. Andererseits kann man sich da nicht immer so sicher sein, ob es beim anderen wirklich so war, wie man glaubt.

    Die Eltern-Kind-Beziehung, vor allem aber auch die Mutter-Kind-Beziehung, ist eine lebenswichtige Beziehung, die das eigene Leben stark bestimmt. Nach einer unglücklichen, gewaltvollen Beziehung, hilft manchen nur der Kontaktabbruch. Für manche ist es ein Abbruch auf Zeit, für andere ist es ein dauerhafter Abbruch. Die Schmerzen sind und bleiben groß. Aber manchmal vergehen sie auch. Wunden können heilen, wenn man gute Menschen findet.

  25. Susanne Norwood sagt:

    Vielen Dank für diese tolle Seite. Ich sehe, Kinder haben die Kontakte zu ihren Eltern abgebrochen. Auch ich habe den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. Jahrelang war ich diejenige, die Geburtstagskarten geschrieben hat, die sie besuchte, doch sie haben nie irgendetwas erwidert.
    Ich bin immer auf sie zugegangen, ich habe sie gesucht und ich habe ihnen von mir erzählt.

    Sie haben mir nicht zum Geburtstag gratuliert. Auch jetzt noch Weihnachten erklären sie, sie hätten die Karte an mich vergessen. Es gibt Kinder, die werden von den Eltern verlassen. Selbst die Geburt meiner Kinder war kein Anlass für meine Eltern, mit mir Kontakt aufzunehmen.

    Ich trage diese Trauer jeden Tag in mir. Schon in der Schule haben sie sich nicht dafür interessiert, was ich gemacht habe. Jetzt, im Alter von 51 Jahren, fange ich an, sie dafür zu hassen. Denn sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass ich gewollt bin. Sie hat mich auch nie gefragt, wie’s mir geht.

    Heute, wo meine Kinder fast erwachsen sind, begreife ich, was das eigentlich gemacht hat mit mir. Ich finde es traurig, dass ich keine Eltern habe, die sich um meine Kinder kümmern oder mich. Meine Eltern zu verlassen oder sie zu ignorieren ist für mich ein schwerer Schritt und tut mir weh. Vor allen Dingen habe ich keine Haftung dafür, dass sich mit der Zeit das Verhältnis ändert. Ich glaube, die Gemeinde derer, die von ihren Eltern nicht geliebt und kalt ignoriert werden, ist größer, als man denkt. Komischerweise ist das immer noch ein Tabu in dieser Gesellschaft. Denn jeder Mensch wünscht sich, ein geliebtes Kind seiner Eltern zu sein.

    Diese Kommentare sind mich sehr aufschlussreich vielen Dank an alle wieder was geschrieben haben.

  26. Trauriger Gast sagt:

    Ich kann „zorniger Gast“ nur zustimmen. Bei meinem Partner habe ich es erlebt, dass er von einem Elternteil verlassen wurde. Weil er den Forderungen nicht gerecht wurde. Wie auch schon der ältere Bruder, der diesen Forderungen nicht gerecht wurde, von der Familie bzw. von dem Elternteil abgestoßen wurde, passiert es gerade meinem Partner. Auch ich erlebe etwas derartiges. Versuche den Kontakt zu meinen Eltern aufrecht zu erhalten versagen, sie möchten mich einfach nicht mehr und auch keinen Kontakt mehr. Das muss ich wohl oder übel akzeptieren, aber sie sind keine verlassenen Eltern, sondern ich ein verlassenes Kind – wieder mal.

    Aus den Augen, aus dem Sinn – wahrhaftig.

  27. zorniger Gast sagt:

    Immer wieder google ich zum Thema „sich auflösende Familien“ und stoße auf die „verlassenen Eltern“.
    Kinder , die ihre Eltern verlassen, Selbsthilfegruppen für verlassene Eltern…… aber was ist mit erwachsenen Kindern, die von ihren Eltern verlassen werden?
    Kinder, deren Eltern einfach aufgeben, die den Kontakt abbrechen, weil man nicht mehr in ihr Schema F passt. Kinder, die Jahrelang gekämpft haben um den Kontakt aufrecht zu halten, Rücksicht genommen haben und eigene Bedürfnisse hinten an gestellt haben…..

    Ich will niemanden, auf die Füße treten, aber ich kann diesen Begriff “ verlassene Eltern“ echt nicht mehr „hören“. Jedes Kind sehnt sich nach Unterstützung, Auseinandersetzung und Wahrnehmung durch und mit den Eltern. Jedes Kind, dass seine Eltern „verlässt“, ist schon vor langer Zeit selbst verlassen worden….das sollten alle der sogenannten „verlassenen Eltern“ nie vergessen und dies auch gerne mal in ihre Selbsthilfegruppen mitnehmen.

  28. Rosiwita sagt:

    Ich möchte mich auch Lizis Kommentar anschließen. Danke! Du schreibst mir und bestimmt vielen anderen Leidenden aus der Seele. Ich hätte es nicht besser aussprechen können.
    Hoffentlich lesen es viele Eltern, aber dass sie darüber nachdenken, glaube ich nicht. Die Mütter und Väter die das machen, werden ihr eigenes falsches Tun in deinem Schreiben nicht erkennen können. Sie werden bewusst sagen; „das würde ich nie tun.“ Jedoch werden sie ihre Kinder trotzdem unter Druck setzen, vielleicht unbewusst. Unter dem Vorwand, sie seien doch die Eltern und meinen es gut und machen sich Sorgen, versuchen es die Älteren immer wieder. Je mehr man nachgeben würde, desto mehr setzen sie ihre Messlatte höher. Die Jüngeren werden es ihnen nie Recht machen. Einsicht wird es NIE geben von unseren Eltern.

  29. Steve sagt:


    Tag luzy ,
    Danke für diesen Post ! Finde ich gut dargestellt , kann mich dem total anschließen .
    Verstehe jetzt auch besser mein Bedürfnis , in Freiheit und Unabhängigkeit zu leben ,
    ohne beobachtet zu werden .
    Jede Beobachtung durch Eltern war für mich fast gleichbedeutend mit
    Kritik , Rechtfertigungszwang , Erfolgszwang und Angst vor Versagen .
    Zwang zur Offenlegung meines Privat – und Gefühlslebens . Eine seelische Behinderung ohnegleichen .
    Und auch – so paradox es ist :
    Angst davor besser zu sein als die Eltern – denn die hatten es leider beruflich nicht besonders weit gebracht
    Super Forum hier , ich erfahre eine deutliche Minderung der Last ,
    weil ich sehe , daß es vielen Anderen auch so ergeht , und es geht auch darum , eigene Schuldgefühle
    zu erkennen , zu differenzieren in berechtigte und nicht berechtigte ,
    und letztere zu inaktivieren und unschädlich zu machen .
    Schuldgefühle sind wie ein Virus , die können alles lahmlegen .

    Euch allen viele Grüße und positive Energien !
    Steve

  30. luzi sagt:

    Hey, verlassene Eltern müssen nicht zwangsläufig gewaltätig oder anders sein. Die normale Familie ist problematisch. Kinder brauchen je nach Typ der Persönlichkeit unterschiedliche Ansprache. Das ist sicher nicht immer einfach für die Eltern. Jedoch sollte die Anerkennung einer Persönlichkeit nicht auf äußere Rahmenbedingungen erfolgen. Wer Leistung bringt, wird nur dann gesehen, wenn er Leistung bringt. Die ständige Kritik, die ein Kind oder auch ein Erwachsener erhält führt zu Problemen. Warum können Eltern nicht einfach akzeptieren, dass das Kind rot liebt und nicht blau. Es sind die Kleinigkeiten, die eine Beziehung problematisch machen. Wenn mann immerwieder sich rechtfertigen muss. Die Wohnung einfach so einrichtet wie man es sleber möchte und nicht wie es die Eltern wollen und sich auch nicht während eines Besuchs ständig verantworten muss, warum so und nicht anders. Hat das Kind das schon seit seiner Kindheit so durchlebt, kann es irgendwann nicht mehr. Es gibt Menschen, die sagen nun ja, wenn sie kommt, dann hänge die Bilder doch um, wie sie es mag. Oder lass sie einen Teppich kaufen, wenn sie meint da gehört einer hin und lege ihn nur dann hin, wenn sie (die Mutter) kommt. Das ist nicht die Akzeptanz der eigenen vier Wände oder der eigenen Persönlichkeit, die Kinder brauchen. Ständig nach Anerkennung zu suchen bei den Eltern, diese aber nie zu erlangen, kann anstrengend sein. Es ist der Kampf gegen die berühmten Windmühlen. Man versucht zu gefallen und gerät doch immer weiter in eine Abhängigkeit. Ein Therapeut würde sagen, nehmen sie die Verletzungen als Sollbruchstelle hin, sie wissen doch was kommt. Die Belastung hält man aber nicht sein ganzes Leben aus. Irgendwann zweifelt man an sich, man rebelliert, es kommt zu Befindlichkeiten, zum Anschreien und ähnlichem. Hat man dann noch einen Partner, der einem den Rücken stärkt, fühlt die Mutter/Eltern sich angegriffen. Die Folgen kennt jeder, der mal in so einer Situation war. Missverständnisse auf beiden Seiten, Schuldgefühle und nur noch weg vom anderen. Doch sind es nur immer die Kinder, die Komprommisse eingehen und wieder einlenken müssen. Haben nicht auch die Eltern die Pflicht sich zu reflektieren und sich zurück zu nehmen. Müssen immer die gleichen Verhaltensmuster ausgelebt werden oder kann das Elternteil nicht mal zurückstecken und sagen: Ja, ich würde es anders machen, aber ich sag nichts. Geht das nicht auch mal. Bei vielen Konflikten steht diese Frage im Raum – sind immer die Kinder Schuld? Ich denke schuldig ist keiner und alle. Zurücknehmen aber tun sich meistens die Kinder und das kann auf Dauer nicht funktionieren. Liebe verlassene Eltern denkt mal drüber nach…

  31. Steve sagt:


    @ Barbarella
    da wäre mal zu überlegen , ob dieses von Dir beschriebene Ausweichen vor Problemen nicht auch dadurch vermindert werden könnte , indem man die verursachenden Probleme reduziert .
    Aus den uns derzeit in Ost und West geläufigen familiären Lebensformen entstehen im Grunde
    immer nur wieder die althergebrachten Abhängigkeiten .
    Sowohl psychisch wie auch wirtschaftlich .
    Und aus den Abhängigkeiten dann Erwartungen , aus Erwartungen dann Verträge und Verpflichtungen ,
    Wobei Kinder am Zustandekommen der Verträge nicht beteiligt werden . Das erledigen die Erwachsenen .
    Besitzergreifende Sexualität
    ( Frau als Eigentum des Mannes , Kind als Eigentum der Mutter )
    Besitz und ungleich verteilte körperliche Kräfte schaffen Hierarchien .
    Hierarchien mit all ihren Folögen – sind das die unausweichlichen Schicksale jeder meschlichen Existenz ?

    Dies mal zu untersuchen und zu durchbrechen , bzw abzulösen , wäre doch versuchensdenkenswert .
    Ich halte die westlich – bürgerliche Kleinfamilie ( genau wie die östliche patriarchale Großfamilie )
    für eine der freien Entwicklung von Menschen eher hinderliche Struktur .

    Es gab mal Überlegungen , große , promiskuitive Gemeinschaften ohne sexuellen Besitzanspruch und ohne
    Besitzanspruch Erwachsenen gegen über Kindern zu gründen , nach archaischen oder naturvölkerlichen Vorbildern .
    Alternative Kommunen in den 60ern , ( Indien , USA ) griffen diese Ideen auf .
    Mit Drogen , versteht sich .
    Scheiterte damals schon im Modell – am Menschen , dessen kollektives Unbewußte stärker ist als sein
    Bewußtsein .
    Aber vielleicht gibt es ja in Zukunft durch die Segnungen des Internets und der dadurch weltweit
    möglichen , ganz ohne Drogen erreichbaren Bewußtseinserweiterung endlich mal eine Chance ,
    andere Lebensformen zu gründen .

    Zudem ist zu sagen ,
    daß man Liebe an andere Menschen ,
    ob ältere , Partner , Kinder , nur in dem Maße geben kann , wie man sie selbst als Kind erfahren hat .
    Hierbei sollte es kein Rolle spielen , von wem diese real erfahrene , – wohlverstenden eine
    von sexuellen Neigungen und Begehrleichkeiten freie – Herzensliebe kommt – ob vom leiblichen
    Elternteil oder einem Stellvertreter .

    Steve

  32. Steve sagt:


    Hallo zusammen ,
    mit großem Interesse habe ich Eure Texte gelesen ,
    vielleicht kann ich – nach meiner Saga – dann weiter unten etwas beisteuern ,
    ich denke vor einer Trennung muß man sich immer fragen :
    Was kann mir schlimmstenfalls passieren ?
    Wie kann ich mich wappnen ?
    Wo finde ich Hilfe , Verbündete ?
    Zunächst meine Story :

    Eine lieblose Welt produziert immer wieder lieblose Menschen .
    Mein Opa war Nazi , Tyrann und Patriarch wie es derber nicht mehr geht .
    Mein Vater verlor 1945 , mit 4 , Mutter , Krebs , es folgten Kinderheim und Stiefmutter . Hölle hoch drei .
    Ich wurde von meinem Vater systematisch klein genhalten , weil er – biographisch und kriegsbedingt – ein Totalversager war und nicht zulassen konnte daß jemand anders es merkt . Riesiger Minderwertigkeitskom-
    plex , gertarnt mit Arroganz und weit vor sich hergetragenem Bildungsbanner .

    Zudem war ich ihm im Wege . Ich kam zu früh , die Pille kam erst 1965 . Mutter war es recht . Aber
    Vater wollte sich nach seiner Terrorkindheit erst mal entwickeln und noch nicht mit 24 die Riesenverantwortung für eine Familie . Aber wenigstens den Patriarchen spielen , wie vor den 68ern . Das wollte er dann schon . Trotz universtärem Versagen ( Examen vergeigt ) immer den Allwissenden spielen und hoch von seinem Roß auf alle anderen ungebildeten herabdozieren .
    Dazu teure Fernreisen , Safaris , in die Sahara . Nur Männer , versteht sich . Mama blieb mit den Buben daheim .
    Was sie dann in der Zeit mit uns tat , davon weiter unten .
    Vaters politisches Engegement war ihm hölle wichtig .
    Wie bei vielen , die in Beruf und Familie versagen , lockte es auch ihn , die Politik als Bühne ,
    um sich wichtig zu fühlen ( und zu machen ) . Noch dazu … nein , die Partei nenne ich nicht …
    Damit hat er sich seine Legitimation geschaffen , noch weniger für die Familie da zu sein .
    Das alles hat zu wahnsinnigen Spannungen und zur Trennung geführt .

    Mutter hat sich zudem auch seine Freundin nicht bieten lassen und bestand auf Trennung .
    Wir Buben saßen immer zwischen den Stühlen .
    Die Fußballaktivitäten meines Bruders waren für Vater nur die Vorstufe ins Proletariat .
    Mein Bruder hat die ehrliche , direkte , derbe , grobe
    Art seiner – zugegebenermaßen nicht immer überintellektuellen – Fußballerfreunde vorgezogen .
    Das hat der Alte gemerkt und war sauer darüber . mein Bruder hat ihm dann nach dem abgeschlossenem Diplom – Sportlehrer – Studium gesagt , daß es aus ist und er nix mehr von ihm wissen will .
    Wer zuletzt lacht, lacht am besten .

    Wir Buben durften uns Belehrungen anhören , die überheblich und verachtend waren .
    Schläge gab es nur zu besonderen Anlässen , dann aber richtig .
    So daß immer der Alte der psychische und reale pysische Gewinner war . Auf unsere Kosten .
    Jetzt wo er alt und einsam ist , kommt er angekrochen .
    Seit der trennung keine längere Beziehung halten können .
    Klar . Immer die selbe Leier . Die Frauen haben es satt ,
    immer die Geringeren zu spielen , die belehrt werden müssen , damit ER sich groß fühlen kann .
    Und jetzt ?
    Wir sollen ihm jetzt gute Söhne sein und seine Sonne in seinen dunklen Tagen ?
    Unsere Kraft sollen wir ihm geben , unsere Energie , positiven Gedanken , Kreativität , Zeit ?
    Uns seine langweiligen Geschichten anhören ?
    Jeder mag sich seinen Teil selbst denken .

    Ach ja Mutter .
    Bishar dachten wir immer die ewig gute Mama ?
    Sexuell und psychisch mißbraucht hat sie uns . Alle beide . Als niedliches Spielzeug und Partnerersatz .
    Viele denken zuerst , hallo , das können nur Männer , weil sie gleich mit der Tatwaffe geboren werden .
    Weit gefehlt .
    Frauen , Mütter können das auch gut , sogar noch besser , weil es zunächst keine sichtbharen Schmerzen und Spuren hinterläßt . Es bleibt alles so subtil . So zart , so nett .
    Und doch so grausam und verlogen wie die heiligen Kinderficker in machen ( katholischen ) Internaten .
    Daß Jungs später genauso Probleme kriegen , eine Partnerschaft einzugehen , wie mißbrauchte Mädchen
    sickert erst in den letzten Jahren so ganz langsam ins Bewußtsein macher, die es lesen .
    Viele haben überhaupt keine Ahnung und wundern sich über die Verletzbarkeit , Beziehungsunfähigkeit ,
    psychosomatisch bedingte gesundhgeitliche Anfälligkeit etc . von jungen , scheinbar doch so
    gesunden und normalen Männern .
    Anyway, ich habe nun endlich auch den Schritt getan und habe den Kontakt abgebrochen ,
    zu beiden Eltern . War ein schwerer Entschluß und ich bereue nichts .
    Ich stand vor der Frage :
    Was ist der Worst Case im Falle einer totalen Trennung ?
    Daß ich enterbt werde , nehme ich gelassen hin .
    Denn :
    Ich kann nur bis zum Plichtteil enterbt werden . Möglicherweise geht der für das Pflegeheim drauf .
    Man weiß nicht , wie ein pleite gehender Staat reagiert , mit immer neuen Gesetzen , bis der Jugend
    nur noch das Hemd am Leibe bleibt .
    Aber was ich nicht habe , das kann ich auch nicht verlieren .
    Und ich bin nicht erpressbar – und nicht käuflich . Weder von Eltern , noch von Behörden !
    Die Drohung , man werde enterbt , trifft nur den , der Angst davor hat , viel Geld zu verlieren .
    Ich habe aber keine Angst mehr . Ich sorge selbst für mich und irgendwie geht es imemr weiter ,
    Zur Not eben auch nur in bescheidenen Verhältnissen .
    Aber lieber arm als unfrei .
    Soweit zum Ökonomischen .
    Zum Seelischen :
    ich stehe vor einem riesigen Scherbenhaufen , aus dem ich die noch heil gebliebenen
    Erinnerungen an meine glücklicheren Tage mit Freunden , mit der Musik und den gemeinsamen Radtouren hervorsuche , um noch pyschisch zu überleben und einen Sinn im Leben zu finden .
    Ich stehe zu diesem Schicksal und werde es mit Hilfe von Therapeuten versuchen , aufzuarbeiten ,
    obwohl mir klar ist , daß es Jahre dauern wird , bis ich so wie andere Männer ,
    eine Beziehung werde aufbauen können .
    Ich sage allen die hier sind :
    Mut !
    Glaubt an euch selbst !
    Wir werden es schaffen .
    Liebe Grüße an alle – solange wir leben können wir auch an uns selbst glauben und ein neues Leben
    anfangen , ohne Eltern .

    Steve

  33. Yvonne sagt:

    Ich war meinen Eltern nie gut genug. Als ich noch klein war, die Pubertät nicht erreichte, war die Welt in Ordnung. Als ich jedoch meinen eigenen Kopf entwickelte, funktionierte ich nicht mehr so, wie es meine Eltern wollten. Hinzu kam ständiger Neid meiner Mutter. Neid, wenn mein Vater mir etwas schenkte, Neid, wenn jemand mich schön fand. Resultat: ich war bis Mitte 20 stark übergewichtig, war in der Welt verloren. Ich solle doch dankbar sein, dass sie mich groß zogen. Grafikdesign wollte ich lernen – brotlose Kunst. Goldschmied war die Alternative – auch brotlose Kunst. Ich lernte einen Beruf, den gefühlt jede zweite Frau ausübt, Sekretärin. Damit ich endlich ausziehe und meine Mutter ihre Ruhe hat. Stink langweilig, ich war unterfordert, zudem reichte die miese Bezahlung kaum zum Leben. Gibt es ja auch wie Sand am Meer. Jetzt bin ich fast fertig mit dem Architekturstudium und sehe meine Mutter vor dem geistigen Auge, wie sie wieder gegen mich wettert und sagt, dass ich allenfalls Bauzeichnerjobs bekommen werde. Und wenn schon, aber ich liebe meinen Beruf. Mies bezahlt wurde ich auch schon vorher. Nächstes Jahr folgt die Promotion. Ein direkter Faustschlag an meine Eltern, die nie an mich glaubten, für die alle Studenten zu faul zum Arbeiten sind und die zu mir sagten, dass ich mich mit dem Wunsch zu studieren mit Mitte 20 lächerlich mache.
    Ich brach den Kontakt ab, weil ich nur dazu da war, Partnerersatz für meine Mutter zu sein, alle Behördengänge für meinen Vater zu erledigen und um den Haushalt zu schmeißen. Meine Mutter war zeitlebens eine neidvolle Person. Nie sollte ich mehr erreichen als sie, nie sollte ich besser aussehen als sie. Verprügelt hat sie mich, wenn sie besoffen war. Und konnte sich danach an nichts erinnern. Und mein Vater? Tja, der hält nur zu ihr. Als ich mir während des Studiums den Fuß mehrfach brach und nicht mehr arbeiten konnte, verlor ich meine Wohnung. Ich stand auf der Straße und was sagte meine Mutter? „Wie kann man nur so blöd sein und so viele Schulden machen“ Keine einzige Frage, was passiert sei, ob man helfen könne. Nein… Es hieß nur:“selbst schuld“ Wäre ich pausenlos shoppen gegangen oder das Geld anderweitig verprasst, hätte ich diese Reaktion nachvollziehen können. Aber ich war deren Kind, kam für mein Studium und Lebensunterhalt komplett allein und ohne BaföG auf und bekam so eine Wut ab. Ich bin nicht freiwillig in der Lage gewesen. Danach brach ich den Kontakt ab. Ich hatte keine Lust mehr auf „Familientribunale“, Rechtfertigungen, auf Auslachen, klein machen, Verständnislosigkeit, Missgunst und das gegenseitige Ausspielen meiner Person. Meine Eltern verpassten und verbauten ihr eigenes Leben und projezierten ihr Scheitern auf mich. Ich lerne erst jetzt, was Normalität bedeutet und wie es ist, in einer normalen Familie zu leben. Mein Schwiegervater und seine Freundin sind unheimlich stolz auf mich. Und ich bin stolz, so eine tolle Familie mit meinem Partner zu haben. Ich möchte nie wieder zurück. Meine Jahre ab 18 bis Mitte 20 waren psychisch als auch physisch die Hölle. Und egal, wie alt mein zukünftiges Kind auch ist und egal, was es anstellt oder werden will – ich werde da sein und es kann immer zurück, wenn es fällt. Dafür ist man einfach Mutter. Und das gehört dazu.

  34. Helmut sagt:

    Hallo,
    meine Eltern haben mir als Kind gesagt sie würden mich totschlagen, sie haben mir gedroht, mich gedemütigt und schlecht behandelt. Sicher gab es auch lichte Momente. Letzendlich hatte ich mit 18 Jahren massive Selbstwertprobleme, ein negatives Selbstbild, kein Selbstvertrauen und war total unsicher und ängstlich.
    Diese Prägung verdanke ich meinen Eltern. Lange Zeit habe ich mir gedacht sie würden sich ändern, das schlagen hat ja mit ca. 16 Lebensjahr aufgehört. Ich wußte aber immer das mit mir etwas nicht stimmt, das ich erst mit ca. 28 Jahren erkannte, das ich mich von diesen Elternhaus trennen musste, meine Mutter klammerte auch und nahm mich als Ersatzpartner in Beschlag, weil mein Vater abwesend war (Sport, Arbeit und Frühschoppen). Mehrere Versuche die Thematik in Therapie anzusprechen brachte nichts. Mein Bruder sage mir ich soll das meinen Eltern nicht antun, und meine Eltern sagten sie wollen soetwas nie wieder. (in ein Elterngespräch in einer Therapieeinrichtung). Vor drei Jahren habe ich entgültig den Kontakt abgebrochen, meine Eltern ändern sich nicht mehr und wollen sich auch nicht ändern. Sie wollen aber das ich so bin wie sie es gerne hätten. Und so will ich nicht sein. Da gibt es keine Verständigung, wenn Eltern meinen mit aller Macht ihren Willen durchzusetzen, und sei es mit Gewalt. Als erwachsenes Kind muss ich mich vor diesen Eltern schützen um gesund zu bleiben!!!

  35. Gaby Weiler sagt:

    Ja, ja, ich wollte es besser machen als meine Eltern. Ich denke ich bin eine fürsorgliche, strenge und liebevolle Mutter. Heute sind mein drei erwachsen und ich und sie sind frei. Letztendlich ist alles im Leben ein geben und nehmen. Jeder muss sich überlegen-was richte mit meinem Handeln bei anderen Menschen am.
    In diesem Sinne.

    Gaby

  36. Eva78 sagt:

    Das bis über den Tod hinaus bestrafen ist hart.
    Weil es dir wichtig gewesen wäre, hat sie es wohl durchgezogen.
    Mir wäre ein friedliches Leben mit meiner Familie wichtig und
    keine öffentlichen Szenen gemacht zu bekommen und so würde ich wiederum von Ruhe bis zum Tod träumen.
    Was hart klingt. Aber ich werde meinen Kindern erklären müssen sich vor einer seltsamen Frau in Acht zu nehmen und nicht zu ihr ins Auto zu steigen oder was auch immer ihr so einfallen könnte.
    Der Hass hält sie am Leben, sag ich immer.
    Meine Mutter wollte Kinder damit sie jemanden hat, der sie auf ewig liebt.
    Das hat sie selbst sogar gesagt. Ohne sich dabei etwas zu denken…
    Und die Mutter meines Mannes wollte wohl jemanden der ewig zu ihr aufblickt und ehrfurchtsvoll „Mutter“ sagt/denkt. Und auf ewig die Nummer eins bleiben.
    Naja, kommt wohl raus wenn Kinder, Kinder kriegen und jede noch so unreife oder weltfremde Frau sofort Kinder Kriegen muss, weils ja jeder so macht oder sich das so gehört.
    Heute kriegen die Frauen zum Glück später Kinder und können sich nicht mehr so gut vor dem realen Leben verstecken. Zwangsläufig müssen die meisten arbeiten gehn und sich der Welt stellen.
    Ich hoffe, die nächsten Generationen sind damit etwas besser vor diesen Kindsfrauen geschützt.

  37. Jule sagt:

    Viele Jahre habe ich mir Gedanken gemacht, wieso Eltern, die 1929 und 1939 geboren sind – also sicher keine behütete und fröhliche Kindheit hatten ihren eigenen Kinder mit so wenig Liebe, Vertrauen und Aufmerksamkeit begegnen? Viele Jahre habe ich mir die Schuld dafür gegeben und geglaubt, dass ich es wohl verdient habe, gedemütigt, geschlagen und psychisch misshandelt zu werden.
    Müssten nicht Eltern die selbst so viel entbehren mussten, bemüht sein, ihren Kindern liebevoll zur Seite zu stehen? Mutter-Aussagen gegenüber den Kindern wie „Für Euch habe ich meine besten Jahre gegeben“ und „Ich hätte besser etwas anderes aus meinem Leben gemacht“ sprechen entweder für eine unglaubliche Dummheit, was sicher keine typische Erscheinung bei Kriegskindern ist – oder aber für eine unglaubliche Hilflosigkeit, Ohnmacht und Resignation gegenüber den eigenen Steuerungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, diese Eltern bleiben weit zurück hinter ihren Möglichkeiten, sehen sich ihr Leben lang als Opfer, die es nicht besser gerlernt haben. Klärende Gespräche über erlittene Qualen im Kindesalter werden rigoros verweigert, Schuldzugeständnisse abgelehnt, die Bitte um Verzeihung – Fehlanzeige.
    Was wird aus solch gestörten Familiensystemen, in denen die Kinder als persönliches Eigentum behandelt werden, ohne Rechte, aber mit vielen Pflichten? Meine Mutter habe ich mehrfach versucht zu einem für mich so wichtigen Gespräch zu bewegen, vergeblich. Ich habe sie die letzten 12 Jahre vor ihrem Tod nicht mehr gesehen und gesprochen. Sie war sich bewusst, dass sie an ihrer Krebserkrankung sterben würde, der Zeitpunkt war abzusehen, aber sie hat es vorgezogen mich in Unwissenheit zu lassen. Ein letztes Mal hat sie auch diesen Schachzug ausgespielt, mir durch ihren Tod ein schlechtes Gewissen zu machen. Ein Schachzug, auf den es keinen Gegenzug geben kann. Sie hat die Regeln und das Ende des Spiels festgelegt. Wieviel Hass muss eine Mutter in sich tragen, um anstatt einer Aussprache und Möglichkeit der Abschiednahme, diesen ganzen Groll mit ins Grab zu nehmen?
    Ich werde es nicht verstehen, ich kann nur akzeptieren und mein Leben offen und ehrlich gerade im Umgang mit meinen Kindern fortführen. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht – nicht mehr.

  38. käsebrot sagt:

    ich habe den kontakt zu mutter zu allen verwandten ca. mitte 20 abgebrochen. es war eine der besten entscheidugen meines lebens, die ich nie auch nur ansatzweise bereut habe.
    ich empfinde keinen mangel und kein bedürfnis, etwas mit jemand anderem als mit mir selbst aufzuarbeiten. das wäre auch nicht möglich, denn die mutter ist inzwischen verstorben. manche dinge kann und muss man nicht ändern. andere mag diese sicht befremden, aber das ist nicht mein problem.

  39. Fips sagt:

    Brach paar Jahre den Kontakt zu den Eltern ab. Die innere unfreie Verbindung wurde damit nicht automatisch beendet. Es war zu eng verflochten, wenn ich die Fäden kappte, ging ganz viel bis „alles“ von „mir“ mit weg. In Vertrau/Verzweiflung, daß das richtig ist, hab ich dennoch durchtrennt und bin weiterhin kein solides Selbst, kein Eigengrund. Als hätte ich kein Gefäß, ich gleite durch mich hindurch, es fehlt an Eigen- und Fremdbezug. Mein Bedürfnis nach Autarkie ist so groß, … kennen Sie das Buch „die unerträgliche Leichtigkeit des Seins?“. Man schafft alles Abhängigbarmachendkönnende innen wie außen fort, in der Hoffnung nicht mehr bestimmt zu werden und landet im Nichts des Bezugslosen.
    Der Kontakt wurde dann wiedergefunden. Man beließ sich gegenseitig, so weit man konnte. Schuld war kein Thema, sondern wie man die Folgen behebt.

  40. Eva78 sagt:

    Das letzte Kommentar ist schon eine Weile her – ich hoffe, es kommen noch viele weitere.

    Ich habe auch den Kontakt zum gesamtem Familiensystem abgebrochen.
    Nachdem ich mein halbes Leben dachte, mit mir würde etwas nicht stimmen
    und eifrigst nach dem Wurm gegraben habe, habe ich im Laufe einer Therapie
    erst entdeckt das meine Mutter unter Borderline leidet.
    Die Antwort auf meine Suche war bitter. Ich war sowas von veränderungsfreudig,
    dass „nichts tun zu können“ das bitterste für mich war.
    Ich lese oft vom Verhalten schwieriger Mütter und ich denke, dass sehr viele von ihnen
    in einer Entwicklungsphase stecken geblieben sind.
    Borderline als klassische Vergewaltigungskrankheit kommt bestimmt häufig vor bei
    einer Generation, die noch schief angesehen wurde wenn sie gewagt hätte, den Onkel,
    Vater oder Nachbarn als Vergewaltiger anzuprangern.
    Ich bin froh, in einer bewussteren Zeit zu leben, in der man weiß, dass man solche
    Erlebnisse nur mit professioneller Hilfe bewältigen kann.

    Heute bin ich verheiratet und Mutter und erwarte mein zweites Kind im November.
    Unsere Kinder werden ohne Großeltern aufwachsen.
    Das mag nicht ideal sein, aber ideal gibt es gar nicht.
    Mein Mann hatte ähnliches erlebt wie ich und uns verbindet eine tiefe
    Freundschaft neben unserer Ehe. Da wir beide wissen, dass es auch ganz anders laufen
    kann, bedeutet uns diese Ehe unglaublich viel.
    Und nachdem ich mich mit dem schlimmsten Alptraum meiner Kindheit
    angelegt hatte und ihn auch noch besiegt habe, macht mir draußen in der Welt nichts
    mehr Angst. Die meisten Menschen sind gut, nur oft auf die eine oder andere
    Art mit sich selbst beschäftigt. Nichts wovor man sich fürchten müsste.

    So sehe ich heute den Gewinn, den ich aus einer schrecklichen Kindheit
    für mich herausholen konnte. Meine Alarmglocken funktionieren einmalig,
    ich bin stolz was ich aus mir gemacht habe und stolz auf meine selbst gegründete
    Familie.
    Und trotzdem werden meine Kinder ohne Großeltern aufwachsen.
    Weil ich in erster Linie Mutter bin und damit mich und meine Gesundheit
    schützen muss um für meine Kinder da sein zu können. Natürlich meine Kinder
    schützen muss. Und dann bin ich auch Ehefrau und muss meinen Mann und
    unser friedliches Leben schützen. Denn nichts ist unangreifbar.
    Und mit dem nötigen Druck, kann alles zu Bruch gehen.
    Meine Rolle und meine Aufgaben als Tochter würde ich erfüllen, wenn sie nicht
    in direktem Konflikt mit meinen bedeutenderen Rollen stehen würden.
    Wie sich meine Mutter um mich „gekümmert“ hat, würde ich aber ohnehin nicht schaffen.
    Sie selbst hat mehrmals gemeint, es wäre besser für uns beide gewesen, sie
    hätte mich abgetrieben. Bringt mich heute nur noch zum Grinsen.
    Für sie vielleicht, nicht für mich.
    Seit ich Mutter bin, beurteile ich meine Kindheit noch wesentlich strenger.
    Was bitte schuldet mir mein Sohn dafür das ich ihn auf die Welt gebracht habe?
    Die neun Monate? Die Geburt???
    Ich war noch nie so glücklich und erfüllt in meinem Leben wie jetzt durch ihn.
    Das ist alles andere als Selbstlosigkeit. Er schuldet mir nichts
    und ich werde ihm beibringen auch uns in Frage zu stellen.
    Ich spüre, dass das gut werden wird und so ist auf einem Misthaufen
    eine schöne Blume erblüht.
    Die Kinder, die es schaffen sich nicht nur kritisch gegen ihre Familie zustellen,
    sondern sogar den Sprung aus dem Aquariumglas schaffen, haben unglaubliche
    Kräfte zur Verfügung. Die meisten schwimmen ewig weiter, glücklich oder nicht, wiederholen
    die Geschichten immer und immer wieder und geben die gleichen Wundenan die
    nächste Generation weiter.
    Nur das Kind mit dem eisernen Kern hat die Kraft alles zu durchbrechen, eine Linie zu
    ziehen und neu zu beginnen.
    Ich bin stolz zu diesen „Kindern“ zu gehören.

  41. Barbarella sagt:

    @Samtpfote: Du schreibst: „Doch die Zeiten sind vorbei, die nächste Elterngeneration wird sich dessen hoffentlich bewusster sein (und dafür andere Fehler machen“

    Bewusst oder nicht bewusst – in Beziehungen und in der Kommunikation werden immer Fehler gemacht werden. Man kann noch so bewusst seine Beziehungen gestalten wollen (und sinnvolle Kommunikationsregeln beachten), es wird zu Konflikten kommen. Warum? Unsere individuellen Betrachtungsweisen sind unterschiedlich, unsere Bedürfnisse und Erwartungen sind unterschiedlich – so entstehen zwangsläufig Reibungspunkte zwischen Menschen – und je vertrauter und enger die Menschen sind, umso mehr Reibungspunkte treten zutage. Das ist anstrengend und schmerzlich. Schmerz und Anstrengung lassen sich vermeiden, indem man die Begegnungen mit den betreffenden Menschen (Angehörigen) reduziert oder ganz abbricht. Obwohl ich das aus eigener Erfahrung kenne, bin ich doch etwas zwiegespalten, ob dieses Vermeidungs- und Fluchtverhalten unserem Menschsein wirklich gerecht wird.

    Egal ob Scheidung oder Abbruch der Beziehung zu engen Angehörigen, immer bedeutet dies doch auch, einer (Lebens-)Aufgabe auszuweichen. Und: Führt die Enttabuisierung des radikalen Abbruchs enger Beziehungen im Extremfall zu einer Kultur locker-leichter, oberflächlich-freundlicher und dabei unverbindlicher und austauschbarer Beziehungen wie beispielsweise im Roman „Brave New World“ von Aldous Huxley dargestellt?

  42. Henriette sagt:

    Als erwachsene Frau habe ich nach meinen Erfahrungen mit einer emotional und körperlich missbrauchenden Mutter vor vier Jahren den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Nach vielen, vielen Jahren Therapie (Mischung aus Gesprächs-, Gestalt- und Traumatherapie/Somatic Experiencing) war ich so weit nachgenährt und so selbstbewusst, dass ich diesen für mich sehr wichtigen Schritt gehen konnte. Ich musste mich zuerst äußerlich von meiner Mutter und ihrem Einfluss auf mich befreien, um in dieser kontaktlosen Zeit noch mehr zu mir selbst finden zu können. Während dieser Phase ist mir immer bewusst geworden, um was es eigentlich geht, wenn ich mich auch innerlich befreien will. Ich hatte von meiner Mutter unbewusst ihre Verantwortung für ihr Tun übernommen. Ich hatte verinnerlicht, dass sie mich bedrohte, beschimpfte, erniedrigte und schlug, weil es an mir lag, weil ich nicht liebenswert war. Um wirklich heilen zu können, musste ich ihr die Verantwortung für ihr Verhalten und Handeln zurück geben.

    Nach etwas einem Jahr öffnete ich meine innere Tür und begann ihr zu schreiben, dass mir viel daran läge, unsere Beziehung zu klären. Sie schwieg – zwei Jahre lang -, was alles bedeuten konnte. Eine Klarheit schaffte das nicht und ih nannte ihr ein Ultimatum. Einen Tag vorher erhielt ich einen Brief, in dem sie endlich auf meine vorherigen einging. Sie verstand meine kindliche und nach wie vor in mir wirkende Angst nicht, sie wies meine Erinnerungen ab mit der „Theorie“, dass die Realität sich mit wiederholten Erinnerungen verändere, und sie verwies auf die Unfehlbarkeit von Müttern schlechthin. Erneut spielt sie ihre Verantwortung für Ihr Handeln wieder mir zu. Nun habe ich ihr ganz aktuell einen langen, sehr ausführlichen Brief geschrieben, in dem ich deutlich beschrieb, was sie mit mir als Kind und Jugendliche gemacht hat, wie ich mich dabei gefühlt habe, wonach ich mich damals bei ihr gesehnt hatte und was ihr Verhalten/meine Prägung nachhaltig mit mir gemacht hat. Ich habe sie endlich mit der Wahrheit konfrontiert, die ich viele, viele Jahre ertragen musste….. hinter einer dicken, gutbürgerlichen Fassade. Ich bin nicht mehr bereit, meine Mutter zu schonen und selber eine Lebenslüge weiter aufrecht zu erhalten.

    So authentisch und richtig dieser Schritt für mich ist, es ist mir nicht leicht gefallen, mich auf diese Weise gegen meine Mutter (endlich!) aufzulehnen. In mir steigt eine unsägliche Angst auf, die zu mir als Kind gehört und immer noch wirken kann. Es ist die Angst, dass diese Wahrheit meine Mutter vernichten könnte und alle aus der Familie, Sippe, der weiteren Umwelt mich dafür schuldig sprechen. Mir ist bewusst geworden, dass ich damit erneut beginne, die Verantwortung für IHR Verhalten mir gegenüber übernehme. Wie meine Mutter mit der Wahrheit umgehen wird, liegt in ihrer Verantwortung. Sie hat die Wahl genau so, wie sie damals die Wahl hatte, mich mir liebevoll oder ablehnend zuzuwenden. Ich hatte als Kind und Jugendliche nicht die Wahl, zu bleiben oder zu gehen, mich zu wehren oder unterzuordnen. Sie hatte die Macht. Heute als erwachsene und nachgereifte Frau habe ich die´se Wahl und ich habe mich entschieden: Für MEIN Wohlergehen.

    Ich wollte hier über meinen Weg erzählen, weil ich es wichtig finde für bleibende oder gehende Töchter und Söhne und für sich als hinterblieben fühlende Mütter und Väter zu wissen, dass der Ursprung für den heutigen Beziehungsstand zwischen Eltern und erwachsenem Kind besonders in dem anfänglichen Beziehungs- und Bindungsmuster begründet liegt, wofür die Eltern als die Erwachsenen die Verantwortung trugen noch vor den Personen, die das Kind nach der prägenden Phase der ersten Lebensjahre. Weder diese Prägung löst sich im Menschen, der damals das Kind war, auf, noch diese Verantwortung. Erst wenn sie von den Betroffenen angenommen und die Wahrheit gesehen wird, kann sich diese von Ablehnung und Gewalt geprägte Beziehung verändern, verwandeln und heilen.
    Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen und den Mut zu finden, über die kindliche Angst vor erneuter Ablehnung zu gehen, kann ein vorheriger Kontaktabbruch sehr heilsam sein. Dies bedeutet allerdings nicht, dass eine Beziehungsklärung garantiert ist. In manchen Fällen wiegt die Angst auf der Kind-Seite zu schwer, ist zu übermachtig und auf der Eltern-Seite die Angst davor, in dem vorgehaltenen Spiegel die eigene Fratze zu erkennen.

    Ich wünsche den erwachsenen Kinder, die immer noch unter dem frühen Einfluss der Eltern leiden, Mut, sich für sich selbst entscheiden zu können, und deren Eltern Mut, ihre gewalttätige, machtbesessene Seite endlich annehmen zu können.
    Meines Erachtens ist dieser Weg auf beiden Seiten nur mit professioneller Unterstützung zu bewältigen. Die Wunden sind zu tief, als dass sie alleine versorgt werden können. Es muss nicht die Psychoanalyse sein. Es gibt eine vielfältige Auswahl an Therapieansätzen. Das Wichtigste ist die authentische und empathische Beziehung zwischen Therapeut/Therapeutin und Klient/Klientin. Die Methode spielt eher eine nebensächliche Rolle. Es geht darum, dass ich als Klientin neue, positivere Bezeihungserfahrungen mache, mit denen ich lerne zu erkennen: Ich bin liebenswert.

    Henriette – 47 J.

  43. Dunja Voos sagt:

    Liebe Schreiberinnen und Schreiber,

    vielen Dank für die vielen Rückmeldungen, Anregungen und Kommentare.
    Die vielen Postings zeigen, wie schwierig alles ist und wie schwer betroffen und verletzt beide Seiten sind – sowohl die Eltern, als auch die Kinder.
    Ich glaube, dass solche Probleme nur dann gelöst werden können, wenn das Unbewusste mit beleuchtet wird. Es ist ähnlich wie bei einer Angststörung: Die Ängste sind echt, auch, wenn man bewusst gar keine Erklärung dafür findet. Sobald das Unbewusste zutage tritt und verstanden wird, lassen die Ängste nach. Sie lassen aber sehr oft nicht nach, wenn man versucht, den Gründen nur mit dem Verstand und dem bewussten, „erwachsenen“ Denken auf die Spur zu kommen.
    Unbewusste Wunden und Schmerzen der Eltern haben bei den Kindern oft wiederum zu Verwundungen geführt – oft ist auf den ersten Blick von außen gar nichts sichtbar. Die Eltern schließlich waren selbst einmal Kinder und haben selbst Verletzungen erlitten, die ebenfalls oft verdrängt und unbewusst sind.

    Diese unbewussten Vorgänge spielen sich aber immer wieder zwischen den betroffenen Eltern und den Kindern ab. Bewusst kann man sich gegenseitig Vorwürfe machen, über Verständnis sprechen, über Respekt, Verzeihen, Dankbarkeit und Erwachsensein. Das führt aber niemanden weiter.

    Vielen Kindern ist tatsächlich damit geholfen, für einige Zeit den Kontakt abzubrechen, um mithilfe eines Therapeuten aus der Sackgasse herauszufinden. Für viele Eltern ist das oft ein unglaublicher Schmerz.

    Es dauert oft sehr, sehr lange, bis Kinder und Eltern neue Erfahrungen machen können und bis ihre Wunden einen Platz finden, angeschaut und versorgt werden. Vielen hilft da eine psychoanalytische Therapie oder Psychoanalyse – denn hier kann man sich die Zeit nehmen, die man braucht. Und das Entscheidende: Es geht eben um das Unbewusste, das verstanden wird.

  44. traurige mutter sagt:

    Hallo Samtpfote,

    auf sein inneres Kind sollte man gut acht geben und gut zu ihm sein. Ich wünsche allerdings jedem, dass sein inneres Kind auch reift, nachreift, wenn es sehr verletzt wurde und nicht verharrt in Trauer, Wut und vor allem Enttäuschung etc., denn dann fällt das zuhören – wie ich feststellen musste – leider offenbar auch sehr schwer und es kommt dann immer zu dem Phänomen, dass bei einem Thema ein Stichwort herausgesucht wird und es wird – ausnahmslos – als falsch, oder als n i c h t das Wesentliche, das wirklich Wichtige betreffend beschrieben.
    Schlicht: das gegenüber wird vorgeführt nach dem Motto:
    „Wußte ichs doch – du hast es auch nicht begriffen! Du liegst mit deiner Aussage völlig neben dem Thema – wie meine Eltern. Na, ich lasse mich nochmals herab, dir das zu erklären. wenn dus dann nicht verstehst, wirst du auch als uneinsichtiges, keiner Achtung, keinem Respekt würdiges Wesen von mir abgestempelt, dass es nicht besser verdient hat und nicht berechtigt ist, zu trauern und auch mal zu jammern – das steht ohnehin nur uns Kindern zu.“

    So macht – für mich – ein Austausch keinen Sinn.

    Nach fast 3 Jahren, in denen ich mich mit diesem Thema als betroffene Mutter beschäftige, die selbst sicher mehr als genügend Gründe für einen Kontaktabbruch zu den eigenen Eltern hätte und genau weiß, was seelischer Missbrauch ist, habe selbst ich die Kommunikationsmuster und Mechanismen, die hier von den „Abbrechern“ bedient werden, verstanden. Da wird Verständnis eingefordert und Toleranz, Nachsicht und Einsicht – vor allem darin, dass die Eltern die Täter sein müssen.

    Und das alles mit einem erhobenen moralischen Zeigefinger!

    Und genau da war mein Ansatz: moralischer Zeigefinger und dann solch menschenverachtende Aussagen (und ich habe noch viel, viel schlimmere gelesen von Menschen, die nicht geschlagen, nicht sexuell missbraucht wurden, nicht in Verwahrlosung aufwuchsen, wie sie selbst zugaben)

    Nein, Zentrales Thema ist bei dem Kontaktabbruch n i c h t die Pflege im Alter/ Krankheit o.ä.

    und

    Doch, natürlich geht es in der kleinsten Zelle der Gesellschaft a u c h … um Versorgung. Nur, weil wir nicht mehr in Großfamilien leben und der Staat Steuern und Abgaben für die Pflegeversicherung geregelt hat, wird dieses nicht mehr gesehen – schon gar nicht von Menschen, die (noch) ohne Kinder sind.

    In einer Familie werden die Kinder von den Eltern versorgt und – heutzutage fast nur noch auf dem Land – die Eltern versorgen auch noch die Alten, wenn sie nicht mehr können. Die „bedanken sich“ – wenn sies können – mit Finanzspritzen für die nachfolgenden Generationen oder Betreuung der Enkel, Unterstützung im Haushalt o.ä.
    Nur in einer Gesellschaft, in der das nicht mehr gelebt wird, ergeht es uns dann so: die Alten werden nur noch notdürftig versorgt, keiner kümmert sich und sie sterben elend, einsam, ohne menschliche Zuwendung.

    Alle sollten allerdings daran denken, dass sie selbst auch einmal alt sein werden und ich sehe wenig Hoffnung, dass die, die jetzt noch zu den Jungen zählen, dann besser dran sind, solange sich hier keiner mehr politisch und gesellschaftlich engagiert und nur die eigene kleine Welt zählt und der Horizont für viele sehr früh endet, nämlich an den eigenen Zehen.

  45. Samtpfote sagt:

    Liebe traurige Mutter,

    ich kann verstehen, dass Dich mein Satz vom „gesellschafltichen Wandel“ erschüttert hat, er war vielleicht auch etwas povokativ formuliert und aus meiner persönlichen Situation heraus geprägt. Ich sehe mich überhaupt nicht als „Konsum- und Wegwerf-Mensch“, im Gegenteil. Gerne würde ich die „alten“ Werte der Familie bewahren… wenn ich sie denn erlebt hätte. Natürlich habe ich in mir drin auch den Wunsch nach dem familiären Rückhalt, aber es ist leider nur ein Wunsch, die Realität sieht anders aus. Ich denke, man muss in der Beurteilung solcher Aussagen immer sehr vorsichtig sein. Die Keimzelle unserer Gesellschaft ist leider manchmal auch die Keimzelle von viel „Bösem“. Diese hochzuhalten als wichtigstes Gut ist in diesen (zum Glück ja nur EInzelfällen!!) bestimmt nicht der richtige Weg. Und das war es, was ich sagen wollte: Es gibt Fälle, in denen ein Beziehungsabbruch richtig ist. Und diese Fälle sollten gesellschaftlich respektiert werden. Und eben nicht als „Wegwerfmentalität“ angesehen werden.Denn manchmal kann man nicht von „Nachteilen“ sprechen, die eine Familie mit sich bringt, sondern da sind es schon handfeste „Vergehen“.

    Was ich schlimm finde, dass hier gerade das Thema sehr in Richtung „Versorgungsalspekt“ geht. Wer zahlt die Pflege, wer kümmert sich im Alter. Kann das wirklich das einzig entscheidende Thema bei der ganzen Diskussion sein? Das finde ich erschreckend, ehrlich gesagt… die kleinste Keimzelle der Gesellschaft ist keine Versorgungsinstitution, für beide Seiten nicht. Und wenn dieser Aspekt überwiegt, läuft in meinen Augen grundsätzlich was falsch. Ich hätte z.B. überhaupt kein Problem damit, wenn meine Eltern mich enterben würden. Es ist ihr Geld, ihre Entscheidung, was sie damit machen. Worum es mir geht, ist die emotionale Seite, die verletzen Gefühle, die Enttäuschung, die Wut, die Trauer. Die Unfähigkeit, sich in Menschen hineinzuversetzten und deren Standpunkt zu verstehen. Kinder haben eben nicht die „Pflicht“ lebenslang dankbar zu sein dafür, das sie geboren wurden, denn damit ist es nicht getan.

  46. traurige mutter sagt:

    Hallo Gast,

    ich verstehe nicht ganz, weshalb Sie sich durch meinen Kommentar auf den berühmten Schlips getreten fühlen.

    Auch ich werde mir Pflege nicht leisten können und schon gar nicht ein „gutes Alters-/ Pflegeheim“ ( was bzw. wann ist ein Pflegeheim gut?) Pflege ist in unserem Land viel zu teuer, jedenfalls für wohl 90% der Bevölkerung in unserem Land.

    Obwohl ich wohl zum eigentlich nicht mehr vorhandenen Mittelstand zähle ( und da ganz unten eingeordnet werde), sieht bei mir, die immer gearbeitet hat, die Prognose so aus, dass ich in 15 Jahren eine Rente bekomme, die dann u.a. durch die steigenden Energiekosten dem Sozialhilfesatz entsprechen wird.

    Hier im Blog geht es um Kontaktabbruch. Ich habe eine Tochter, die sich abgewandt hat. Wie schön für Sie – und das meine ich so, denn ich würde mir nichts mehr wünschen, als eine guten Kontakt zu meiner Tochter – dass Sie mit Ihren Kindern darüber reden können. Ich kann das nicht und stehe allein da. Dennoch käme ich nicht im Traum auf die Idee ( wie es manche Eltern tun ) meine Tochter „enterben“ zu wollen – selbst, wenn es da was zu erben gäbe. Solche gedanken sind für mich geprägt von Rachsucht und Verbitterung. Wie können Eltern behaupten, ihre Kinder ( die sich abgewandt haben) zu lieben und gleichzeitig so etwas erwägen?

    Aber ich war auch schlichtweg entsetzt und bin es noch, dass Kinder, die den Kontakt abgebrochen haben, derart hasserfüllte Ratschläge erteilen, wie die Eltern – wenn man sich schon der gesetzlichen Unterhaltspflicht nicht entziehen kann – in irgendein billiges Pflegeheim abzuschieben.

    Dass man sich als Familie ! gemeinsam Gedanken macht, wie die Kinder vor diesen finanziellen Verpflichtungen verschont werden können, ist für mich völlig normal. Wer will schon, dass die Kinder sich einschränken müssen, um die Pflege der Eltern zu finanzieren?

    Aber derartige Äußerungen von den Kindern, die den Kontakt abgebrochen haben, das hat für mich etwas von menschenverachtenden Tendenzen.

    Niemand von uns – nicht die Eltern und nicht die Kinder – möchte erleben, dass er pflegebedürftig wird. Schon das ist eine schreckliche Vorstellung – jedenfalls für mich – selbst wenn die Pflege optimal und menschenwürdig gewährleistet wäre. Die Pflegesituation in Deutschland ist aber – trotz immens hoher Kosten – mit wenigen Ausnahmen alles andere als menschenwürdig. Wer einmal genau hingesehen hat, weiß das. Wie man da so etwas äußern kann, kann und werde ich niemals verstehen.

    Meine Eltern haben mir nicht wenig angetan und ich kämpfe auch im Alter von 50 plus noch mit den Auswirkungen meiner Erziehung, aber selbst meinem ärgsten Feind würde ich nicht eine Abschiebung in irgendein billiges Pflegeheim im Ausland ( in dem der Pflegebedürftige nicht einmal die Sprache spricht und noch mehr entwurzelt fern ab von allem Vertrauten vor sich hinvegetiert – ohne jegliche Kontrolle, ob er auch gut behandelt wird) wünschen. So etwas meinen eigenen Eltern zuzumuten, um meiner finanziellen Vorteile Willen – das fiele mir niemals ein.

    Übrigens: die gegenseitige Unterhaltspflicht, die es schon immer gab und die früher auch ohne das Bemühen von Juristen einfach gelebt wurde, hat ganz klare Grenzen. Niemand muss sich bei uns verschulden, weil die Pflege der Eltern so teuer ist.

    Wie sagte meine verstorbene Schwiegermutter mir einmal ( ist ein abgewandeltes Zitat von Martin Held ? – glaube ich) alle wollen alt werden, aber keiner will es sein – und zahlen will dafür auch keiner.

    @ Samtpfote:

    Zum Glück werde ich – hoffentlich – nicht mehr erleben, dass unsere Gesellschaft es als völlig normal empfindet, dass die kleinste gesellschaftliche Zelle, die Familie, sich so auflöst, dass selbst die Kappung dieser Bindungen als normal angesehen werden. Sollte diese Entwicklung jedoch doch schneller gehen, werde ich sicherlich das Weite suchen, denn es gibt noch Gesellschaften auf dieser Erde, in denen es die traditionelle Familie noch gibt mit all den Vorteilen, Nachteilen, Reibereien, die as leben so mit sich bringt.
    Nur eine Konsum- und Wegwerfgesellschaft kann es meines Erachtens erstrebenswert finden, diese gesellschaftlichen Strukturen als überholt anzusehen wie früher die Auflösung einer Ehe durch Scheidung.

  47. Samtpfote sagt:

    Hallo!

    Seit Kurzem bin ich selbst eine „alleinstehende“ Tochter und bin noch nicht so ganz klar in der Einordnung meiner Gefühle. Ich weiß nur, dass es richtig war, diesen Schritt zu gehen, denn seitdem fühle ich mich endlich befreit. Ich will jetzt auch gar nicht von Schuld sprechen, wer welche Fehler gemacht hat und warum. Jeder Mensch hat seine Geschichte und seinen Rucksack auf dem Rücken, mit dem er durchs Leben geht. Mein Vater ist psychisch krank und ich war seiner ständigen psychischen Gewalt ausgesetzt, meine Mutter war nicht in der Lage, sich schützend vor mich zu stellen, wie man es von einer Mutter erwarten würde. Lange habe ich versucht, zu verstehen, zu entschuldigen, zu akzeptieren und zu verzeihen, aber da bis heute immer wieder aufs Neue Übergriffe passieren, ist es mir leider nicht möglich, mich dem weiterhin auszusetzen.

    Aus meinem Umfeld höre ich jetzt auch viel von „moralischer Verpflichtung“ meinen Eltern gegenüber, „das kannst Du nicht machen“, usw. Ich möchte all diesen Menschen sagen, dass es auch umgekehrt eine moralische Verpflichtung gibt, kein „Kind“ fällt diese Entscheidung lechtfertig.

    Grundsätzlich denke ich, das wir uns gerade in einem Wandel befinden. Vor gar nicht allzu langer Zeit war es moralisch absolut verwerflich, sich scheiden zu lassen. Heute ist das gesellschaftlich anerkannt, jeder weiß, wenn eine Beziehung nicht mehr funktioniert, ist es besser, sich zu trennen. Im Moment ist es immer noch „verpöhnt“, sich von seinen Eltern loszusagen, doch ich bin mir sicher, das auch hier ein Umdenken stattfinden wird. Denn auch hier gilt, eine ungesunde Beziehung kann man nicht krampfhaft aufrecht erhalten. Das tut keinem gut! Für die Generation meiner Eltern (ich bin Mitte 40) ist das natürlich hart, sie sind selbst noch mit diesem moralischen Damoklesschwert groß geworden und haben vielleicht auch mit einer gewissen Sicherheit ihre eigenen Unzulängilchkeiten ausgelebt. Nach dem Motto: Die kann eh nicht weg, kann und darf sich nicht wehren. Doch die Zeiten sind vorbei, die nächste Elterngeneration wird sich dessen hoffentlich bewusster sein (und dafür andere Fehler machen :-).

  48. Gast sagt:

    Hallo traurige Mutter,

    das Problem ist: Das billigste Altersheim kostet auch 3500 Euro und auch die Pflege im Ausland ist nicht unter 3000 Euro jeden Monat zu haben.

    Ich kenne etliche Menschen, und zähle selbst auch dazu, die dies nicht jeden Monat an Rente zur Verfügung haben.
    Wenn Sie sich das leisten können, haben Sie die freie Wahl. Wenn nicht, dann liegt es in Ihrer Verantwortung, eine Lösung zu finden, die Sie sich leisten können.

    Ich kann nichts dafür, dass ich heute nicht so viel verdiene, dass ich mir später ein gutes Pflegeheim leisten kann. Meine Kinder können aber auch nichts dafür und deshalb kann ich nicht verlangen, dass sie das Geld für mich verdienen oder sie sich verschulden, damit ich mir das billigste Pflegeheim leisten kann.

    Vielleicht gehe ich freiwillig ins Ausland. Ich muss mir das ausrechnen, was ich mir wirklich selbst leisten kann und dann bespreche ich das mit meinen Kindern.

    Zum Erbe kann ich nur sagen – und das wissen meine Kinder – wenn nach der Pflege und der Beerdigung noch etwas übrig sein sollte, dann bekommen sie das. Aber wie soll etwas übrig bleiben, wenn die Kosten der Pflege nicht gedeckt sind?

  49. traurige mutter sagt:

    Sehr geehrte Frau Voss,

    wie sehr habe ich gehofft, dass meine Tochter sich Hilfe sucht, therapeutische Hilfe. Angekündigt hat sie es des öfteren, aber passiert ist diesbezgl. nichts, obwohl ich mit dem sog. “ gutem Beispiel “ voran gegangen bin. Immer war mein Verständnis von therapeutischer Hilfe, Hilfe für sich selbst – bestimmt nicht, um andere zu verstehen.

    Leider weisen auch viele Eltern die Notwendigkeit dieser Hilfe weit von sich oder geben gar den Therapeuten die Schuld am Kontaktabbruch.

    Auffällig finde ich, dass sich aber gerade auch in den Kinderforen eine – für mich überraschend – große Zahl von Personen äußert, die entweder den Therapiebedarf nur bei den Eltern sehen, oder in einer Therapiespirale gelandet sind ( von einer zur nächsten ) und jegliche Arten versuchen etc. oder Therapieabbrüche zu verzeichnen haben, wie ansonsten zahlenmäßig Kontaktabbrüche – nicht nur in Bezug auf die Eltern.

    Nach Monaten, in denen ich mich als betroffene Mutter in diesem Thema durchs www gelesen habe, hat sich bei mir die Meinung verfestigt, dass es für mich keine Versöhnung mehr gibt, wenn dieser Schritt eingeschlagen wurde. Meine Tochter hat ihre Entscheidung getroffen. Sie wird damit leben müssen, wie auch ich. Nach einer unendlich scheinenden Zeit des Wartens, Hoffens, der Entschuldigungen meinerseits und der Trauer habe ich meine Herzenstür fest verschlossen – als Schutz, aber anders kann ich nicht weiterleben.

    Vertrauen, dass ich nie in mich hatte, was auch niemanden bei meiner Kindheit wundert, habe ich mir mühsam versucht anzueignen bis eine wunderbare Therapeutin mich den aufrechten Gang lehrte, einen, der allerdings geprägt ist von Verständnis und Mitgefühl für andere und deren Fehler und Unzulängkichkeiten.

    Leider zeigt sich in vielen Foren und erschreckender Weise auch in denen der Kinder ( vgl. den Link: Beziehungswaisen ), dass Wut, Hass und Verbitterung überwiegen. Da werden Juristen bemüht bzw. die Juristerei, um – auf Elternseite zu erreichen, dass die Kinder nichts erben ( vgl. die seite der verlassenen Eltern )oder auf Kinderseite Ratschläge erteilt, bei Unterhaltsverpflichtungen, wenn man sich denn nicht entziehen kann, das billigste Heim für Eltern auszusuchen oder die pflegebedürftigen alten Eltern in die Ukraine zu verschieben, weil da die Pflege billig sein soll.

    Mir fehlen da die Worte und da dann auch jegliches Verständnis.

    In einer Zeit zu leben, in der Menschen derartiges äußern, ohne jegliche Scham, das ist wahrlich kein Vergnügen. Es scheint salonfähig zu sein, wie das Fehlen jeglicher Moral bei den “ Finanzbuchhaltern“ dieser Welt.

    Den verlassenen Eltern, die wirklich Liebe für ihre verlorenen Kinder empfinden, und nicht Wut und Verbitterung und Selbstmitleid, möchte ich auf den Weg geben:

    Behaltet eure Erinnerungen an ein paar schöne Jahre mit den Kindern und vergesst den Rest! Es ist Zeitverschwendung! Kümmert euch darum, wer mit euch gemeinsam den restlichen Weg eures Lebens gehen wird und euch begleitet. Es sollten Menschen sein, die euch mit Liebe und Zuneigung begegnen und das sind nun mal nicht ( mehr ) eure Kinder..

  50. Dunja Voos sagt:

    LiebeBlog- Leserinnen und Leser, liebe Schreiberinnen und Schreiber,
    liebe verlassen(d)e Kinder und Eltern,
    anhand der vielen Kommentare, die mich immer wieder erreichen, zeigt sich, wieviele Menschen von diesem Thema „Kontaktabbruch zwischen Kindern und Eltern“ betroffen sind. Viele Kommentare kann ich hier gar nicht veröffentlichen, weil sie viel zu persönlich sind und voller (verständlicher) Wut. Das Leid ist auf beiden Seiten ungeheuer groß. Es erinnert mich machmal an die Forschungsergebnisse über die Kriegsenkel, von denen es heißt: Die Kinder der Opfer und die Kinder der Täter leiden an denselben seelischen Problemen. Sowohl auf Seiten der Eltern als auch auf Seiten der Kinder gibt es sehr großes Leid.

    Manchmal ist Versöhnung gar nicht möglich, gerade, wenn körperliche und psychische Gewalt in der Vergangenheit stattfand. Manchmal ist der Kontaktabbruch für viele die einzige Lösung, um das Vergangene verarbeiten zu können und um nicht immer wieder neu irritiert und verletzt zu werden. Beide Seiten können sich nicht verstehen. Beide Seiten sprechen emotional unterschiedliche Sprachen, zwischen denen es manchmal (noch) keine Brücke gibt.

    Wir denken von unserer Psyche so oft: Wir könnten, wenn wir nur wollten. Aber unsere Seele hat genauso ihre Grenzen wie unser Körper auch. Fehlt der Seele auf einem Gebiet quasi der Arm „Selbstreflektion“, „Erkenntnis“ oder „Wiedergutmachung“, dann lässt sich das so einfach auch nicht herstellen. Sehr oft ist ein Dritter, also ein Psychotherapeut, nötig, um zunächst die eigenen Verletzungen aufzufangen. Manchmal wird es auch erst in einer Psychotherapie möglich, über die eigenen „Taten“ und die eigenen Schuldgefühle zu sprechen. Oft kann die Seele dann wachsen, aber immer nur innerhalb bestimmter Grenzen.

    Die Ohnmachtsgefühle, die Wut, das Unverständnis und die Leere sind für viele kaum erträglich. Auch das Gefühl und die Tatsache, dass einem selbst in der Kindheit oder als Eltern Schreckliches angetan wurde und dass es dafür keine Zeugen, keinen Ausgleich, keine Entschuldigung gab, ist für viele furchtbar. In einer guten Psychotherapie, in welcher der Therapeut zum nachträglichen Zeugen wird, finden die Betroffenen langsam ihr Gleichgewicht wieder. In initensiveren Therapien, z.B. in einer psychoanalytischen Therapie oder Psychoanalyse, können auch Situationen entstehen, in denen recht plötzlich Verständis für die andere Seite entsteht. Das geht oft aber nur, wenn das eigene Leid genug Raum bekommen hat. Dann sind vorsichtige Kontakte oft wieder möglich. Das sind Prozesse, die oft viele Jahre dauern. Der Psychoanalytiker Tilmann Moser hat im Sommer 2012 im Radiosender SWR2 sehr viele interessante Sätze zu diesem für alle schwierigen Thema gesagt: „Thema: Müssen wir uns mit unseren Eltern versöhnen?“ Nachzuhören hier: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/tandem/-/id=8986864/nid=8986864/did=9831182/1nr4tyu/index.html

Schreibe einen Kommentar